Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Der Pfau.

        Der Juno stolzer Vogel bat
Den Jupiter im Götterrath,
Ihn zum Monarchen zu erheben:
Ein Pfau, sprach er, was meinest du,
Schickt noch so gut, bey meinem Leben,
Als jener Adler sich dazu;
Selbst die Natur hat mich erkohren,
Von Gold und Purpur und Saphyr
Glänzt mein Gewand, und – sieh nur hier,
Ein Krönchen ist mir angebohren.
Wohlan, sprach Zevs, der oft die Thoren
Zum Spaß erhört, magst König seyn.
Er sprachs. Mit rauschendem Gefieder
Fuhr plötzlich in den Cedernhayn
Der neue Großsultan hernieder
Und nahm den Thron des Adlers ein.
Der Gimpel und der Staar hofieret
Ihm in gereimten Schmeicheleyn.
Minervens Kautz philosophieret
Ob der Verwandlung. Aber schnell
Erhascht der Geyer ihn beym Fell
Und schleudert ihn von seinem Throne
In einen Sumpf. Der plumpe Straus
Kömmt auch und reißt aus seiner Krone
Ein ganzes Büschel Federn aus.
Respect, ihr Schurken, rief erbittert
Der Opernschach, vernehmts und zittert:
Ich bin . . . »Ein eitler Narr bist du«
Der König Pfau von Gottes Gnaden.
»Ho, ho, wer machte dich dazu?«
Chronion . . . . Possen! Gaskonaden!
Versetzt die wilde Schaar und lacht:
Es ist schon lange nicht mehr Mode,
Daß Jupiter Monarchen macht . . .
Und hackt nun vollends ihn zu tode.

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