Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Der Leichnam.

                  Ein zweyter Don Quixott, in dessen Kopf
Es mächtig spuckte, kam einst auf die Grille,
Er wäre todt. Schon lag der arme Tropf
Zween Tage lang in feyerlicher Stille
Auf seinem Kanape. Man fasset ihn beym Schopf,
Er sinket welk zurück; man schreyt ihm in die Ohren;
Man kneipt ihn in das Kinn; man spritz ihm ins Gesicht;
Umsonst, er hört und fühlte nicht.
Hier, sprach zuletzt der Arzt, ist meine Kunst verlohren;
Man scharre nur den armen Junker ein;
Die Todten kann ich nicht erwecken.
Der Tischler bringt den schwarzgebeitzten Schrein,
Er wird hineingelegt und keine Spur von Schrecken
Drückt sich in seinen Zügen aus.
Ein Bauer, der ihm Zinse bringen wollte,
Kam ungewarnt ins Sterbehaus:
Er kniete vor den Sarg; das Paternoster rollte
Durch seine braune Hand; nun dreht er das Gesicht:
Gott hab ihn seelig, sprach er zum Husaren,
Der Marschallsdienste that, groß ist der Schade nicht,
Denn ach! seit mehr als sieben Jahren
War ja der gute Herr ein Narr.
Itzt regt der Leichnam sich, die blauen Lippen beben
Ha, Schurke! rief er aus, (der Kerl ward bleich und starr,)
Wär ich nicht todt, bey meinem Leben,
Ich ließe dir fünfhundert Prügel geben.

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