Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Der Tempel zu Memphis.

                        Ein Magier, der nicht ein Wort
Vom Apis der Ägypter wußte,
Und einst nach Memphis reisen mußte,
Betrat den weltberühmten Ort,
Mit forschbegierigem Vergnügen.
Kaum geht er hundert Schritte fort,
So sieht er einen Tempel vor sich liegen,
Der dem geblendeten Gesicht
Ein achtes Wunderwerk verspricht.
Er gafft und staunt, und um noch mehr zu sehen,
Beschließt er ganz hinein zu gehen.
Doch kaum setzt er den Fuß hinein,
So bleibt er angeheftet stehen.
Sein Auge will, wie kann es anders seyn?
Zu gleicher Zeit, an jedem Vorwurf kleben,
Den hohe Kunst und unschätzbare Pracht
Der ersten Gottheit würdig macht.
Erz, Marmor, Elfenbein, und Bilder voller Leben,
Sind überall mit Weisheit angebracht.
Den starren Wandersmann ergreift ein heilig Beben.
Er nähert sich den Herrn so vieler Herrlichkeit,
Den dicke Weihrauchwolken rund umgeben,
Mit tiefer Unterwürfigkeit,
In stummen Hymnen zu verehren.
Allein, wie stutzt er nicht als er den Gott erblickt!
Ein goldner Ochse wars, mit Perlen ausgeschmückt;
Kaum kann er sich des Lachens noch erwehren,
Ein großes Glück für ihn! Wird diesen fremden Gast
Ein guter Wind einst nach Europa wehen,
So kann er, ohne weit zu gehen,
In manchem glänzenden Pallast
Dergleichen Götter täglich sehen.

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