Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Das Kameel.

            Nach seines Mentors heisrer Pfeife
Und einer Trommel hohlem Ton
Zog ein Kameel, mit einem Schweife
Von Buben, einst durch Lissabon.

Die Pforten und die Fenster sprangen,
Wohin das Thier den Fuß nur hob,
Und hundert Recensenten sangen,
O Wunder! gleich entzückt sein Lob.

Ey seht doch, rief der Hohepriester,
Wie sittsam es die Kniee beugt!
Dabey, versetzte der Minister,
Trägt es so schwer man will, und schweigt.

Wie stolz hebt es die hohe Stirne
Und seinen Schwanenhals empor!
Kräht eine hochgeborne Dirne,
Und wirft die freche Brust hervor.

Schweig, eitles Ding, und laß dir sagen,
Brummt ihre karge Großmama,
Daß man es oft zu ganzen Tagen
Wie ein Kartheuser fasten sah.

Ein Hauptstück habt ihr übersehen,
Sprach itzt ein Bucklichter zu ihr,
Der Höcker ist, ihr müßts gestehen,
Das schönste noch am ganzen Thier.

So ist der Menschen Lob beschaffen:
Ein jeder preist nur, was ihm nützt,
Nur seinen Freund, nur seinen Affen,
Nur das Talent, das er besitzt.


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