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Dreiundzwanzigstes Kapitel.

Peter betrachtet seinen Verlust als eine Art Gewinn. – Er geht an Bord der Klapperschlange, um seine Sachen zusammenzupacken, und man heißt ihn selbst, sich zu packen. – Höflicher Abschied zwischen Verwandten. – Frau Trotter wird immer besser. – Peter geht nach London und gerät in alle Arten von Unglück, durch die Hände von Räubern, sowie durch die seines eigenen Oheims.

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Ich wußte kaum, ob ich mich über diesen Spruch freuen oder betrüben sollte. Auf der einen Seite versetzte er allerdings meiner zukünftigen Beförderung oder Anstellung im Dienste beinahe den Todesstoß, auf der andern dagegen wurde er durch die angehängte Empfehlung wesentlich gemildert, und ich war ganz glücklich, von Kapitän Hawkins loszukommen und zu meiner armen Schwester eilen zu können. Ich verbeugte mich ehrfurchtsvoll vor dem Gerichte, das sich natürlich sofort auflöste. Kapitän Hawkins folgte den andern Offizieren auf das Hinterdeck, aber keiner mochte mit ihm sprechen, so vieles war während der Untersuchung zu seinem Nachteile an den Tag gekommen.

Nach etwa zehn Minuten ließ mich einer der ältesten Kapitäne von dem Kriegsgericht in die Kajütte rufen. »Herr Simpel«, sagte er, »wir bedauern Sie alle herzlich. Unser Spruch konnte unter den obwaltenden Umständen nicht gelinder ausfallen: das Gespräch mit dem Feuerwerker am Hackbord hat Sie gestürzt. Es muß Ihnen zur Warnung dienen, in Zukunft vorsichtiger zu sein, wenn Sie irgend jemand erlauben, auf dem Hinterdeck über das Benehmen Ihrer Vorgesetzten zu sprechen. Ich bin vom Präsidenten beauftragt. Ihnen mitzuteilen, daß wir entschlossen sind, uns sehr nachdrücklich für Sie beim Admiral zu verwenden, und zwar so, daß Sie, wenn irgend ein anderer Kapitän Sie verlangt, keine Schwierigkeit haben sollen, auf ein anderes Schiff ernannt zu werden; was aber das Verlassen Ihres gegenwärtigen Schiffes betrifft, so möchte ich es unter so bewandten Umständen eher als einen Umstand, wozu man Ihnen Glück wünschen darf, betrachten.«

Ich sagte ihm herzlichen Dank und begab mich bald darauf vom Wachschiffe auf die Brigg, um meine Kleider zusammenzupacken und von meinen Kameraden Abschied zu nehmen. Bei meiner Ankunft sah ich, daß Kapitän Hawkins mir zuvorgekommen war; denn er stand bereits auf dem Verdeck, als ich an der Seite hinaufging. Ich eilte in die Konstabelkammer hinab, wo ich die Beileidsbezeugungen meiner Gefährten empfing.

»Simpel, ich wünsch' Ihnen Glück«, schrie Thompson laut genug, daß es der Kapitän auf dem Verdeck hören konnte; »wollte Gott, es ginge mir eben so gut; ich wünschte nur, daß mich ein Gewisser auch vor ein Kriegsgericht stellte.«

»So wie es ausgefallen ist«, erwiderte ich mit lauter Stimme, »und nach der Mitteilung, welche mir die besitzenden Kapitäne in Betracht dessen machten, was sie der Admiralität vorzustellen gedenken, stimme ich mit Ihnen überein, Thompson, daß es eine sehr gütige Handlung von seiten des Kapitän Hawkins war, und ich fühle mich ihm auch ganz dankbar.«

»Steward – Gläser her!« schrie Thompson; »laßt uns auf Herrn Simpels gutes Glück trinken.«

Alles dies ärgerte den Kapitän Hawkins, der jedes Wort hörte, nicht wenig. Als unsere Gläser gefüllt waren, sagte Thompson: »Simpel, Ihr gutes Wohl, und möge ich mit einem so wackern Kameraden wieder zusammentreffen.«

In diesem Augenblicke streckte der Marinesergeant seinen Kopf zur Thür herein, und sagte in einem höchst unverschämten Tone, daß ich augenblicklich das Schiff verlassen solle. Ich wurde so zornig, daß ich ihm mein Glas Grog ins Gesicht schüttete, woraus er sogleich zum Kapitän eilte, um zu klagen: aber ich gehörte nicht mehr zum Schiffe, und selbst wenn das der Fall gewesen wäre, würde ich eine solche Roheit nicht ungestraft gelassen haben.

Kapitän Hawkins war ganz wütend und würde, glaube ich, ein neues Kriegsgericht verlangt haben, wenn er nicht am ersten genug gehabt hätte. Er fragte den Sergeanten ganz genau, ob er mir gesagt habe, ich solle augenblicklich das Schiff verlassen, oder aber, daß Kapitän Hawkins verlange, ich solle augenblicklich fortgehen, und da er fand, daß er den Auftrag nicht in der letzteren Weise ausgerichtet habe (was ich wohl bedachte, denn sonst hätte ich mir ein solches Verfahren nicht erlauben dürfen), schickte er wiederum, diesmal aber einen der Seekadetten, herab, und ließ mir sagen, ich solle augenblicklich das Schiff verlassen. Ich antwortete ihm, es habe gar keinen Anstand, ich werde seine Befehle gewiß mit dem größten Vergnügen befolgen. Ich beeilte mich, meine Kleider zusammenzupacken, und meldete mich dem zweiten Leutnant als fertig, worauf dieser um die Erlaubnis bat, ein Boot bemannen zu dürfen; dies wurde jedoch von Kapitän Hawkins abgeschlagen, indem er sagte, ich könne in einem Küstenboote ans Land gehen. Ich rief nun eines derselben herbei, nahm von allen meinen Kameraden Abschied, und als ich mit Swinburne und einigen der wackersten Leute aufs Hinterdeck trat, stand Kapitän Hawkins, berstend vor Wut, am Kompaßhäuschen. Während ich über die Scherplatte ging, lüpfte ich den Hut vor ihm, und wünschte ihm ganz ehrerbietig einen guten Morgen, wobei ich noch hinzusetzte: »Wenn Sie etwas an meinen Oheim zu bestellen haben, Kapitän Hawkins, so werde ich mir ein Vergnügen daraus machen, es zu besorgen.«

Diese Bemerkung, die ihm zeigte, daß ich die zwischen ihnen bestehende Verbindung und Korrespondenz kannte, machte ihn vor Zorn eigentlich schnaubend:

»Verlassen Sie das Schiff, Sir, oder bei Gott, ich lasse Sie wegen Meuterei in Ketten legen!« schrie er.

Ich lüpfte wiederum meinen Hut, ging an der Seite hinunter und fuhr ab.

Sobald ich einige Ellen von der Brigg entfernt war, sprangen die Leute auf die Karronaden und ließen ein Hurrah ertönen; ich sah, wie sie Kapitän Hawkins herunter kommen hieß, und ehe ich eine Kabellänge weg war, schrillte die Pfeife das Signal: »alle Mannschaft zum Abstrafen«. Ich vermute, daß manche der armen Burschen wegen Insubordination in Darlegung ihrer guten Gesinnungen gegen mich gezüchtigt wurden. Ich gebe gern zu, daß ich das Schiff auf eine würdigere Weise hätte verlassen können, und daß mein Benehmen nicht ganz dienstgerecht war, aber ich erzähle eben, was ich wirklich that, und glaube, daß man meinen Gefühlen etwas zugute halten wird. So viel ist gewiß, daß mein Benehmen nach dem Kriegsgericht eher eine Bestrafung verdiente, als das von vorher; ich befand mich übrigens in einem Zustande fieberhafter Aufregung und wußte kaum, was ich that.

Als ich in Sally Port eintraf, ließ ich meine Effekten nach den Blauen Pfosten bringen, nahm das, was ich am nötigsten bedurfte, heraus, legte meine Uniform ab und war nun auf einmal ein Privatmann für lange Zeit. Ich bestellte mir für heute Abend einen Platz, schickte ein Danksagungsschreiben mit einigen Banknoten an meinen Advokaten und schrieb endlich einen langen Brief an O'Brien, worin ich ihn mit allen den eingetretenen Ereignissen bekannt machte.

Ich war eben damit zu Ende und hatte den Brief gerade gesiegelt, als Frau Trotter hereinkam.

»O mein lieber Herr Simpel! mein Herz ist betrübt, und ich bin gekommen, Sie zu trösten, 's geht nichts über die Frauen, falls die Männer Kummer haben, wie der arme Trotter zu sagen Pflegte, wenn er sein Haupt in meinen Schoß legte. Wann reisen Sie nach London?«

»Diesen Abend, Frau Trotter.«

»Ich hoffe, auch fernerhin das Schiff versorgen zu dürfen?«

»Ich gleichfalls, Frau Trotter, und zweifle nicht daran.«

»Nun, Herr Simpel, wie sieht's mit dem Gelbe bei Ihnen aus? Brauchen Sie nicht etwas? Sie können's mir ja nach und nach heimzahlen. Genieren Sie sich nicht; ich bin nicht mehr so ganz arm wie damals, als Sie an Bord kamen, um mit Herrn Trotter und mir zu speisen, wo Sie mir ein Dutzend Paar Strümpfe schenkten. Ich weiß, was es heißt, kein Geld und keine Freunde zu haben.«

»Tausend Dank, Frau Trotter«, erwiderte ich, »aber ich habe genug, um nach Hause zu kommen, und dort kann ich dann mehr erheben.«

»Schön, das freut mich, aber ich hab's Ihnen in allem Ernste angeboten. Leben Sie wohl, Gott segne Sie! Kommen Sie, Herr Simpel, geben Sie mir einen Kuß; es wäre ja nicht das erste Mal.«

Ich küßte sie, denn ich fühlte mich ihr verpflichtet für ihre Güte, worauf sie schmunzelnd und liebäugelnd das Zimmer verließ. Als sie fort war, konnte ich nicht umhin, darüber nachzudenken, wie wenig wir die Herzen anderer kennen. Wenn man mich gefragt hätte, ob Frau Trotter die Person dazu sei, eine freigebige Handlung zu begehen, so würde ich nach dem, was ich früher von ihr gesehen hatte, eine entschieden verneinende Antwort gegeben haben. Bei diesem Anerbieten nun war sie ganz uneigennützig, denn sie kannte den Dienst genug, um zu wissen, wie wenig Aussicht ich hatte, wieder erster Leutnant zu werden und ihr einen Dienst zu erzeigen. Wie oft dagegen kommt es vor, daß diejenigen, welche aus Dankbarkeit oder vieljähriger Freundschaft alles, was sie nur können, zu unserer Hilfe thun sollten, sich in der Not von uns abwenden und sich falsch und verräterisch erweisen. Gott allein kennt die Herzen!

Den Brief an O'Brien schickte ich auf das Admiralitätsbureau, setzte mich dann zu einem Essen nieder, von dem ich keinen Bissen anrühren konnte, und fuhr um sieben Uhr mit der Post ab. Ich war ernstlich unwohl; ich hatte hitziges Fieber und fürchterlichen Kopfschmerz, aber ich dachte an meine Schwester.

Bei meinem Eintreffen in London war ich schon viel kränker, hielt mich jedoch kaum eine Stunde auf. Ich nahm einen Platz in einer Kutsche, die zwar nicht nach dem unserer Wohnung nächstgelegenen Orte abging, weil ich gehört hatte, daß die dorthin fahrende bereits besetzt sei, und doch nicht bis zum andern Tage warten mochte. Die Kutsche, die ich bestieg, ging nach einer vierzig Meilen von dem elterlichen Pfarrhause entlegenen Stadt, von wo aus ich Post zu nehmen gedachte. Am folgenden Abend kam ich auf dem Abgangspunkte an, nahm meinen Nachtsack, ließ eine Chaise kommen und fuhr dahin ab, wo einst meine Heimat gewesen war. Ich war so krank, daß ich kaum meinen Kopf aufrecht halten konnte, und lag wie im Traume in einer Ecke der Chaise, ohne jedoch vor schrecklichen Kopfschmerzen schlafen zu können.

Es war etwa neun Uhr abends, wir befanden uns auf einem schrecklich holprigen Wege und die Stöße des Fahrens verursachten mir die peinlichsten Schmerzen, als die Kutsche von zwei Männern angehalten wurde, die mich herausrissen und auf den Boden warfen. Einer derselben lehnte sich über mich hin, während der andere die Kutsche ausplünderte. Der Postbursche, der mit unter der Decke zu stecken schien, blieb ganz ruhig auf seinem Pferde, und sobald sich die Räuber meiner Sachen bemächtigt hatten, kehrte er um und fuhr davon. Nun ging's auch über meine Person her; sie nahmen mir alles, was ich besaß, und ließen mir nichts als meine Beinkleider und mein Hemd. Nach einer kurzen Beratung befahlen sie mir, nach der Richtung, in der ich hatte fahren wollen, fortzulaufen, und zwar so schnell als möglich, sonst würden sie mir eine Kugel durch den Kopf jagen. Ich that, was sie verlangten, und schätzte mich noch glücklich, so gut davon gekommen zu sein. Ich wußte zwar wohl, daß es wenigstens noch dreißig Meilen bis zum Pfarrhause war; aber so unwohl ich mich auch befand, hoffte ich dennoch, dasselbe zu Fuß erreichen zu können. Ich lief die ganze Nacht hindurch, kam aber nur langsam vorwärts. Ich schwankte von einer Seite der Straße zur andern und setzte mich bisweilen nieder, um auszuruhen; als der Morgen graute, gewahrte ich in der Nähe Häuser und eilte darauf zu.

Das Fieber wütete nun in mir; mein Kopf wollte vor Schmerz zerspringen und ich schwankte nach einer Bank, die nahe bei einem kleinen hübschen Hause an der Straße stand. Ich kann mich noch dunkel erinnern, wie jemand zu mir herkam und mich bei der Hand faßte, aber weiter auch nichts; und erst nach Verlauf vieler Monate wurde ich mit den Umständen bekannt, die ich jetzt erzählen werde.

Es scheint, daß der Besitzer jenes Landhauses ein Leutnant aus der Landarmee war, den man wegen seiner Wunden auf halben Sold gesetzt hatte. Er nahm mich aus Menschenfreundlichkeit in sein Haus auf und ließ sogleich einen Arzt kommen. Ich hatte alle Besinnung verloren, und es war mir ganz unmöglich zu fragen, wo ich sei. Da ich keinerlei Gepäck besaß, konnte man nur aus dem Zeichen meines Hemdes ersehen, daß ich Simpel hieß. Drei Wochen lang verblieb ich abwechslungsweise in einem Zustande der Betäubung oder des Fieberwahnsinns. Wenn der letztere eintrat, sprach ich von Lord Privilege, O'Brien und Celeste. Herr Selwin, der Offizier, der mir so freundschaftlich beistand, wußte, daß Simpel der Familienname des Lord Privilege war; er schrieb deshalb Seiner Herrlichkeit, daß ein junger Mann, namens Simpel, der von ihm und Kapitän O'Brien im Fieberwahnsinn spreche, sehr gefährlich krank in seinem Hause liege, und da er vermute, daß dieser junge Mann ein Verwandter des Lords sei, so halte er es für seine Pflicht, ihn davon zu benachrichtigen.

Mein Onkel, der wohl wußte, daß ich es sein müsse, hielt diese Gelegenheit für zu günstig, um mich nicht, falls ich davon käme, in seine Gewalt zu nehmen. Er schrieb, daß er spätestens in zwei Tagen eintreffen werde, dankte zugleich Herrn Selwin für die gütige Verpflegung seines armen Neffen und bat ihn, keinerlei Kosten zu sparen. Als mein Onkel, und zwar in seinem eigenen Wagen, ankam, war die Fieberkrisis schon vorbei, aber ich befand mich, infolge der außerordentlichen Schwäche, noch fortwährend in einem Zustande der Betäubung. Er sagte Herrn Selwin vielen Dank für seine Pflege, die jedoch, wie er befürchte, wenig nützen würde, weil meine Geistesverwirrung mit jedem Jahre zunehme, und sprach dann die Befürchtung aus, daß es mit chronischem Wahnsinn bei mir enden würde. »Sein armer Vater«, setzte er hinzu, wie tief betrübt mit der Hand über die Stirn fahrend, »starb in demselben Zustande. Ich habe meinen Arzt mitgebracht, um zu untersuchen, ob er fortgebracht werden kann. Ich werde nicht ruhig sein, bis ich ihn Tag und Nacht bei mir habe.«

Der Arzt (der meines Oheims Kammerdiener war) nahm meine Hand, fühlte meinen Puls, untersuchte meine Augen und sagte dann, ich könne ohne Anstand fortgebracht werden und würde jedenfalls in einem größeren Gemache schneller genesen. Herr Selwin erhob natürlich keinerlei Einwendung, sondern überließ alles der Sorgfalt meines Oheims; und während ich in einem Zustande der Besinnungslosigkeit dalag, wurde ich angekleidet und in den Wagen gebracht. Es ist sehr zu verwundern, daß ich, der ich in einem solchen Zustande aus meinem Bette herausgerissen wurde, nicht starb, aber es lag in dem Ratschlusse des Himmels, daß es anders sein sollte. Wenn ich gestorben wäre, so würde das wahrscheinlich meinen Oheim mehr gefreut haben, als mein Davonkommen. Als ich, unterstützt von dem Pseudo-Arzte, mich im Wagen befand, wiederholte mein Onkel seine Danksagung gegen Herrn Selwin, bat ihn, über seinen ganzen Einfluß zu befehlen, belohnte den Wundarzt, der mich behandelt hatte, sehr anständig, stieg dann gleichfalls ein, und fuhr mit mir in meinem bewußtlosen Zustande fort – das heißt, ich war nicht ganz bewußtlos; ich glaube, ich fühlte, wie ich fortgebracht wurde, und hörte auch das Rasseln der Räder; aber mein Geist war so verstört und ich überhaupt so schwach, daß ich nicht eine Minute lang ein deutliches, klares Gefühl davon haben konnte.

Über die Reise selbst entsinne ich mich durchaus nicht des mindesten mehr, und erst einige Tage später befand ich mich mit festgebundenen Armen in dem Bette eines dunklen Zimmers. Ich sammelte meine Sinne, und nach und nach konnte ich mich an alles das erinnern, was vorgefallen war, bis zu der Zeit, als ich auf der Straße niedersank. Wo befand ich mich? Das Zimmer war verfinstert und ich konnte nichts erkennen; ich nahm nun für ausgemacht an, das ich mir selbst etwas habe zu Leide thun wollen, denn sonst würde man doch meine Arme nicht zusammengebunden haben. Ich glaubte, im Fieber und Wahnsinn dagelegen und jetzt wieder genesen zu sein. Etwas mehr als eine Stunde mochte ich mich solchen Gedanken hingegeben haben, immer verwundert, warum ich allein gelassen worden sei. als die Thür des Zimmers aufging. »Wer ist da?« fragte ich.

»Ah, Sie kommen wieder zu sich«, sagte eine mürrische Stimme, »dann will ich Ihnen ein wenig Tageslicht geben.«

Er öffnete einen Laden, der das ganze Fenster verdeckt hatte, und das Licht strömte so stark herein, daß es mich förmlich blendete. Ich schloß meine Augen und gewöhnte mich allmählich wieder an das Licht, bis ich es ertragen konnte. Ich sah mich im Zimmer um, die Wände waren kahl und weiß übertüncht. Ich lag auf einem Rollbette. Ich blickte nach dem Fenster – es war mit eisernen Stangen verwahrt. »Mein Gott! wo bin ich denn?« fragte ich ängstlich.

»Wo Sie sind?« antwortete er, »nun ja, in Bedlam!«

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