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Achtes Kapitel.

Meine Tischgenossen zeigen mir die Thorheit des Schuldenmachens und führen mich auf eine feine Weise zur Pflicht zurück. – Ich werde mit einigen Gentlemen von dem Ministerium des Innern bekannt. Die Geschichte von Sholto M'Foy.

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Als ich ungefähr einen Monat an Bord war, fand ich mein Leben gar nicht unangenehm. Ich roch das Pech und den Teer nicht mehr, und konnte mich in meine Hängematte schwingen, ohne auf der andern Seite wieder heraus zu purzeln. Meine Tischgenossen waren gutmütige Leute, obschon sie sehr viel über mich lachten; allein ich muß gestehen, in ihren Begriffen von Ehre nahmen sie es nicht so genau. Sie schienen der Ansicht, einen zu foppen, sei ein Kapitalspaß, und weil sie lachten, während sie betrogen, so sei es durchaus kein Betrug. Ich kann nicht anders denken, als daß Betrug eben Betrug ist, und daß eine Person um kein bischen mehr ehrlich ist, weil sie einen noch obendrein auslacht. Einige Tage, nachdem ich an Bord gekommen war, kaufte ich von der Proviantbootfrau einige Törtchen; ich wollte sie bezahlen, allein sie konnte nicht wechseln, und sagte mir sehr höflich, sie wolle mir borgen. Hierauf zog sie ein kleines Buch hervor und sagte, sie wolle für mich eine Rechnung anlegen, ich könne sie bezahlen, wenn es mir passe. Gegen diesen Vorschlag hatte ich keine Einwendung, und ließ mir allerlei Sachen kommen, bis ich glaubte, meine Rechnung müsse sich nun auf elf oder zwölf Schillinge belaufen. Weil ich meinem Vater versprochen hatte, ich wolle mich nie in Schulden stürzen, dachte ich, es wäre nun Zeit, die Rechnung zu berichtigen. Als ich danach fragte, wie staunte ich, daß dieselbe zwei Pfund vierzehn Schilling und sechs Pence betrug. Ich erklärte, es sei unmöglich, und verlangte, sie solle mich die einzelnen Posten durchsetzen lassen; da fand ich denn, daß wenigstens drei oder vier Dutzend Törtchen täglich für mich mehr ins Buch eingetragen waren, welche von den jungen Gentlemen bestellt worden waren mit dem Bemerken: »es sei auf Herrn Simpels Rechnung zu schreiben.« Ich ärgerte mich sehr, nicht allein über die Summe Geldes, welche ich zu zahlen hatte, sondern auch über den Mangel an Ehrlichkeit bei meinen Tischgenossen; allein als ich mich in der Kajütte darüber beklagte, lachten sie mich alle aus. Zuletzt sagte einer: »Peter, sprich die Wahrheit; hat Dich Dein Vater nicht vor dem Schuldenmachen gewarnt?«

»Ja, allerdings.«

»Ich weiß das ganz gut,« versetzte jener; »alle Väter machen es so beim Abschied ihrer Söhne. Dies ist eine ganz natürliche Sache. Nun merke auf, Peter, nur aus Rücksicht für Dich haben deine Kameraden auf Deine Kosten Törtchen gegessen. Du vernachlässigtest Deines Vaters Ermahnungen, bevor Du einen Monat von Hause abwesend warst, und um Dir eine Lektion zu geben, welche Dir fürs künftige Leben nützlich sein kann, hielten sie es für Pflicht, die Törtchen zu bestellen. Ich hoffe, sie wird an Dich nicht weggeworfen sein. Geh zu der Frau, zahle ihr die Rechnung und laß Dich auf keine andere mehr ein!«

»Gewiß nicht,« versetzte ich. Da ich aber nicht beweisen konnte, wer die Törtchen bestellte, und es nicht für schön hielt, daß die Frau ihr Geld verlieren sollte, so ging ich hinauf und bezahlte die Schuld mit dem festen Entschlusse, bei niemand mehr etwas auf Rechnung zu nehmen. Dadurch wurden meine Taschen ganz leer; ich schrieb deshalb an meinen Vater, berichtete ihm den ganzen Hergang und den daraus folgenden Zustand meiner Finanzen. Mein Vater bemerkte in seiner Antwort, daß meine Kameraden als Freunde an mir gehandelt hätten, was immer ihre Beweggründe gewesen sein möchten, und ich hätte mein Geld durch eigene Fahrlässigkeit verloren, ich dürfe nicht erwarten, daß er mir mehr Taschengeld bewillige. Aber meine Mutter, welche diesem Briefe ein Postscriptum beifügte, schloß eine Fünfpfundnote ein, ich glaube fast mit meines Vaters Genehmigung, obwohl er sich sehr ungehalten zeigte, daß ich seine Lehren vergessen habe. Diese zeitgemäße Unterstützung machte mich wieder ganz flott. Wie erfreulich ist es, von einem seiner Verwandten aus der Fremde einen Brief zu erhalten, besonders wenn Geld darin ist.

Einige Tage vorher befahl mir Mr. Falkon, der erste Leutnant, mein Seitengewehr anzulegen und Dienst zu thun. Ich erwiderte, ich habe weder Degen noch Hut, obschon ich sie verlangt hätte. Er lachte über meine Geschichte und schickte mich mit dem Schiffsmeister ans Land, welcher diese Stücke kaufte; der erste Leutnant aber sandte die Rechnung an meinen Vater, der sie bezahlte und ihm schriftlich für seine Bemühung dankte. Am selben Morgen sagte der erste Leutnant zu mir: »Nun, Herr Simpel, wir wollen Ihrem Hut und Degen den Glanz nehmen. Sie werden mit Mr. O'Brien ins Boot steigen, und darauf acht haben, daß keiner von der Mannschaft sich davon entferne und in den Tavernen sich betrinke.«

Dies war das erstemal, daß ich mit einem Auftrage beordert wurde, und ich war stolz darauf, ein Offizier im Dienste zu sein. Ich legte meine volle Uniform an und stand schon eine Viertelstunde vorher im Gange bereit, ehe man den Matrosen mit der Pfeife das Zeichen gab. Wir wurden zu der Schiffswerft befohlen, um Vorrat einzunehmen. Als wir hier ankamen, war ich sehr erstaunt über die Haufen Schiffsbauholz, die Reihen von Lagerhäusern und die ungeheuren Anker, welche auf der Werft lagen. Es herrschte hier eine solche Regsamkeit, jedermann schien so beschäftigt, daß ich nicht alles auf einmal übersehen konnte. Nahe an der Stelle, wo das Boot landete, holte man eine große Fregatte aus dem sogenannten Bassin; der Anblick interessierte mich so sehr, daß ich leider sagen muß, ich vergaß ganz die Bootsmannschaft und meine Befehle, nach ihr zu schauen. Was mich am meisten überraschte, war, daß, obschon die beschäftigten Leute Matrosen schienen, ihre Sprache sehr von derjenigen abstach, an welche ich mich seit kurzem an Bord der Fregatte gewöhnt hatte. Anstatt zu fluchen und zu schwören, war jedermann sehr höflich:

»Wollen Sie dem Steuerbordbugtau gefälligst einen Zug geben, Mr. Jones.«

»Lösen Sie das Backbordtau, Mr. Jenkins, wenn Sie so gütig sein wollen.«

»Auf die Seite, Gentlemen, auf die Seite mit dem Bug.«

»Meine Empfehlung an Herrn Tomkins, und er möchte hinten den Aufhalt fahren lassen.«

»Auf die Seite, Gentlemen, auf die Seite mit der Fregatte, wenn's gefällig ist.«

»Ihr in dem Boote da, rudert zu Mr. Simmons; ich lasse ihn bitten, mir den Gefallen zu thun, sie aufzuhalten, wenn sie sich schwingt. Was giebts, Mr. Johnson?«

»Ei da hat einer von den Midshipmaten eine glühend heiße Kartoffel durch die Sternluke geworfen, und unsern Offizier ins Auge getroffen.«

»Melden Sie ihn dem Kommissär, Mr. Wiggins, und haben Sie die Güte, die Ankertaue in Ordnung zu bringen. Sagen Sie dem Mr. Simpkins mein Kompliment, und er möchte am Deckvorsprung fortwickeln. Auf die Seite mit dem Schiff! Gentlemen, auf die Seite, wenn's beliebt.«

Ich fragte einen der Umstehenden, wer diese Leute wären, und er sagte mir, es seien Seemagazin-Gehilfen. Es schien mir in der That ebenso leicht zu sagen: »Wenn es ihnen gefällig ist«, als »der Teufel soll euch holen«; und jenes klang mir viel angenehmer. Während ich auf das Herausholen der Fregatte schaute, schlichen sich zwei Leute von der Bootsmannschaft hinweg, und waren bei meiner Zurückkunft nicht mehr zu sehen. Ich geriet in große Angst, denn ich sah ein, daß ich meine Pflicht vernachlässigt hatte, und zwar bei der ersten Gelegenheit, wo ich im Dienste verantwortlich war. Ich wußte nicht, was ich thun sollte. Ich rannte überall im Hafenmagazin auf und nieder, bis ich ganz außer Atem war, und fragte jedermann, dem ich begegnete, ob sie meine zwei Mann nicht gesehen hätten. Einige von ihnen sagten, sie hätten eine Masse Matrosen gesehen, aber kannten die meinigen nicht recht, einige lachten und hießen mich einen Gelbschnabel. Endlich traf ich einen Seekadetten, welcher mir sagte, er habe zwei meiner Beschreibung entsprechende Leute auf dem Dache der Londoner Postkutsche gesehen, und ich solle mich tummeln, wenn ich sie einholen wolle; aber auf weitere Fragen wollte er keine Antwort geben. Ich setzte meinen Gang durch den Hof fort, bis ich zwanzig oder dreißig Leute in grauen Jacken und Hosen antraf, an welche ich mich um Aufschluß wandte; sie sagten mir, sie hätten zwei Matrosen sich hinter Haufen von Schiffsbauholz verstecken sehen. Sie drängten sich um mich und schienen sehr besorgt, mir beizustehen, bis sie aufgefordert wurden, ein Kabeltau hinwegzutragen.

Ich bemerkte, daß sie alle Nummern an ihren Jacken und einen oder zwei breite eiserne Ringe an ihren Beinen hatten. Obschon ich große Eile hatte, konnte ich doch nicht umhin, zu fragen, warum sie die Ringe trügen. Einer derselben erwiderte, dies seien Verdienstorden, welche sie wegen ihres guten Verhaltens bekommen hätten. Ich ging sehr trostlos weiter, als ich beim Umbiegen um eine Ecke zu meiner großen Freude meinen zwei Leuten begegnete, welche an ihre Hüte langten und sagten, sie hätten nach mir geschaut. Ich glaubte nicht, daß sie die Wahrheit sprachen, allein ich war so froh, sie wieder zu finden, daß ich sie nicht schmälte, sondern mit ihnen in das Boot hinabging, welches schon einige Zeit auf uns wartete. O'Brien, des Schiffsmeisters Gehilfe, hieß mich einen jungen Hauklotz, ein Wort, welches ich nie vorher gehört hatte.

Nachdem wir an Bord gekommen waren, fragte der erste Leutnant O'Brien, warum er so lange ausgeblieben sei?

Er antwortete: »Zwei von den Leuten hätten das Boot verlassen, und ich hätte sie wieder gefunden.«

Der erste Leutnant schien mit mir zufrieden, und bemerkte, er habe schon vorher gesagt, daß ich kein Dummkopf sei; ich aber ging sehr vergnügt über mein gutes Glück hinunter, und fühlte mich O'Brien sehr verbunden, weil er nicht die volle Wahrheit gesagt hatte. Als ich meinen Hut und Degen abgelegt hatte, langte ich nach meinem Taschentuch, fand es aber nicht mehr in meiner Tasche, indem die Leute in den grauen Jacken es wahrscheinlich herausgenommen hatten, welche, wie ich im Gespräche mit meinen Kameraden erfuhr, wegen Diebstahls und Taschenfegens zu harter Arbeit verurteilte Verbrecher waren. Ein paar Tage nachher bekamen wir einen neuen Tischgenossen, Namens M'Foy. Ich befand mich eben auf dem Hinterdeck, als er an Bord kam und dem Kapitän einen Brief überreichte, wobei er zuerst fragte, ob er Kapitän Savage heiße. Er war ein blühend schöner, junger Mann, fast sechs Fuß hoch, mit rötlichen Haaren und von sehr gutem Aussehen. Da seine Laufbahn im Dienste sehr kurz war, so will ich auf einmal erzählen, was ich erst einige Zeit nachher erfuhr. Der Kapitän hatte ihn angenommen, aus Gefälligkeit gegen einen Kameraden, welcher sich aus dem Dienste zurückgezogen hatte und im schottischen Hochlande lebte. Die erste Nachricht, welche der Kapitän von der Ankunft des Herrn M'Foy erhielt, war aus einem Briefe, den des jungen Mannes Oheim an ihn schrieb. Derselbe belustigte ihn so sehr, daß er ihn dem ersten Leutnant zu lesen gab. Er lautete wie folgt:

 

»Sir!

Da unser sehr geschätzter gegenseitiger Freund, Kapitän M'Albine, mir durch einen Brief, datiert vom vierzehnten laufenden Monats, Ihre freundlichen Absichten in betreff meines Neffen Sholto M'Foy (für welche ich meinen besten Dank abstatte), mitgeteilt hat, so schreibe ich Ihnen, um Sie zu benachrichtigen, daß er nun auf dem Wege nach Ihrem Schiff »Diomede« ist, und, so Gott will, sechsundzwanzig Stunden nach Empfang dieses Briefes eintreffen wird.

Weil ich von Leuten, welche einige Bekanntschaft mit dem königlichen Dienst besitzen, erfahren habe, daß seine Ausrüstung als Offizier etwas kostspielig sein wird, so habe ich es für angemessen erachtet, Sie in dieser Beziehung von jeder Angelegenheit zu befreien, und deshalb eine halbe englische Banknote zu zehn Pfund Sterling, Nummer dreitausendsiebenhundertzweiundvierzig eingeschlossen; die andere Hälfte derselben wird pflichtgemäß in einem frankierten Briefe folgen, welcher mir bis übermorgen versprochen ist. Ich bitte Sie, die nötigen Einkäufe zu machen, und den Überschuß, sollte welcher da sein, zu seiner Tischrechnung oder anderen Ausgaben zu verwenden, welche Sie für angemessen oder gerechtfertigt halten mögen.

Ich muß Sie zugleich benachrichtigen, daß Sholto bei seinem Abgange von Glasgow zehn Schilling in der Tasche hatte: ich zweifle nicht, Sie werden nach der befriedigenden Verwendung derselben forschen, da es eine bedeutende Summe ist, welche dem Gutdünken eines jungen Menschen überlassen wurde, der nur vierzehn Jahre und fünf Monate zählt. Ich erwähne sein Alter, weil Sholto so groß ist, daß Sie durch sein Äußeres leicht getäuscht und verleitet werden könnten, seiner Klugheit in Sachen von ernster Natur zu viel zuzutrauen. Sollte er einmal neben seinem Solde, welcher, wie man mir sagt, bei den königlichen Offizieren eine sehr hübsche Summe ausmacht, einer weiteren Nachhilfe bedürfen, so bitte ich Sie, zu bemerken, daß ein Wechsel von Ihnen auf zehn Tage Sicht, in dem Betrage von fünf Sterling englisch, von der Firma Monteith M'Killop und Kompagnie zu Glasgow pflichtgemäß honoriert werden wird. Nebst vielem Danke für Ihre Freundlichkeit und in aller Achtung verbleibe ich, Sir,

Ihr gehorsamster
Walter Monteith.«

 

Der Brief, welchen M'Foy an Bord brachte, sollte seine Identität beweisen. Während der Kapitän ihn las, stierte M'Foy um sich wie ein wilder Hirsch. Der Kapitän bewillkommte ihn auf dem Schiffe, richtete ein paar Fragen an ihn, stellte ihn dem ersten Leutnant vor, und ging dann ans Land. Der erste Leutnant hatte mich zum Mittagessen in die Konstabelkammer eingeladen; ich vermutete, er sei mit mir wohl zufrieden, weil ich die Leute gefunden hätte. Als der Kapitän ans Land ruderte, lud er auch Herrn M'Foy ein, wobei folgende Unterhaltung begann:

»Nun, Herr M'Foy! Sie haben eine lange Reise gehabt; vermutlich Ihre erste?«

»Allerdings, Sir!« versetzte M'Foy, »und ich bin schrecklich geplagt worden. Hätte ich auf alles Rücksicht genommen, was man mir ins Ohr flüsterte, so wie ich weiter kam, ich hätte müssen von Geld gemacht sein, – sechs Pence hier – sechs Pence dort – sechs Pence nach allen Seiten. Solche Quälerei hätte ich mir nicht vorgestellt.«

»Wie kamen Sie denn von Glasgow hierher?«

»Mit dem Räderboot oder Dampfboot, wie sie es nennen, nach London. Hier nahmen sie mir sechs Pence ab für das Tragen meines Gepäcks ans Land. – Ein kleines Kistchen, nicht höher als Ihr aufgestülpter Hut da. Ich wollte es gerne selbst tragen, allein sie ließen es nicht zu.«

»Wohin gingen Sie denn, als sie in London ankamen?«

»Nach einem Platze, der Chichester Rents genannt wurde, zu dem Warenhauslager Storm und Mainwaring; da mußte ich wieder sechs Pence bezahlen fürs Wegzeigen. Ich wartete hier eine halbe Stunde im Komptor, bis sie mich zu einem Platze führten, den man Bull und Maul »Pall Mall« ist gemeint. hieß. Sie setzten mich hier in eine Kutsche und zahlten den ganzen Fuhrlohn für mich. Dessenungeachtet gingen sie den ganzen Weg hierher mich um Geld an. Da war zuerst der Kondukteur, und dann der Kutscher, dann wieder ein Kondukteur und wieder ein Kutscher. Doch ich gab ihnen kein Gehör, deshalb brummten sie und schimpften auf mich.«

»Wann kamen Sie an?«

»Gestern Nacht; ich hatte nur ein Bett und Frühstück in dem Zweiblauenpfeiler-Hause. Dafür forderten sie mir drei Schilling und sechs Pence ab, so wahr ich hier sitze. Dann war noch das Stubenmensch da und der Kellnerbengel und sagten, ich solle sie nicht vergessen, sie wollten auch Silber haben; allein ich sagte ihnen, was ich zu dem Kondukteur und dem Kutscher gesagt hatte, daß ich keines für sie habe.«

»Wie viel ist Ihnen denn von Ihren zehn Schillingen geblieben?« fragte der erste Leutnant lächelnd.

»Ei, Herr Leutnant, wie kommen Sie dazu, dies zu wissen? Ah! ah! 's ist von meinem Onkel Monteith in Glasgow. Ja, so wahr ich hier sitze, ich habe nur noch drei Schillinge und einen Penny übrig. Aber hier ist so ein Geruch, den ich nicht vertragen kann; ich will wieder in die frische Luft hinausgehen.«

Als Herr M'Foy die Konstabelkammer verließ, brachen alle in ein helles Gelächter aus. Nachdem er eine kurze Zeit auf dem Verdecke gewesen war, ging er in die Kajütte der Seekadetten hinunter, aber machte sich hier sehr unbeliebt, weil er mit jedermann zankte und Händel hatte. Es dauerte jedoch nicht sehr lange, denn er wollte den Befehlen, welche man ihm gab, nicht gehorchen. Am dritten Tage verließ er das Schiff, ohne den ersten Leutnant um Erlaubnis zu fragen; als er den folgenden Tag an Bord zurückkehrte, setzte ihn derselbe in Arrest und gab ihn der Schildwache an der Kajüttenthür in Verwahrung.

Während des Nachmittags befand ich mich unter dem Halbdeck und bemerkte, daß er ein langes Schnappmesser auf der Munitionskiste der Kanone schärfte. Ich ging auf ihn zu und fragte ihn, was er da mache, worauf er mit flammenden Augen erwiderte, er wolle den Schimpf rächen, welcher dem Blute der M'Foy widerfahren sei. Sein Blick sagte mir, daß es sein Ernst war.

»Was haben Sie denn im Sinne?« fragte ich weiter.

»Ich will,« erwiderte er, indem er an der Schneide des Messers mit dem Finger hinfuhr und die Schärfe prüfte, »ich will es in den Leib des Mannes mit der goldenen Troddel auf der Schulter stoßen, welcher es wagte mich hierher zu setzen.«

Ich geriet darüber in große Unruhe und hielt es für meine Pflicht, seine mörderischen Absichten anzuzeigen, damit nicht etwas Schlimmeres erfolge; ich ging daher auf das Verdeck und sagte dem ersten Leutnant, was M'Foy im Sinne habe, und wie sein Leben in Gefahr schwebe.

Herr Falkon lachte und begab sich kurz nachher auf das Hauptverdeck. M'Foy's Augen leuchteten; er schritt vorwärts an die Stelle, wo der erste Leutnant stand, allein die Schildwache, welche von mir gewarnt worden war, hielt ihn mit dem Bajonette zurück. Der erste Leutnant, welcher sich umwandte und gewahrte, was vorging, befahl der Schildwache, zu sehen, ob Herr M'Foy ein Messer in seiner Hand habe. Dies war wirklich der Fall. Er hielt es offen hinter seinem Rücken. Man entwaffnete ihn und der Leutnant, welcher bemerkte, daß der Bursche auf Unheil sinne, meldete dem Kapitän bei seiner Ankunft an Bord sein Betragen.

Der Kapitän ließ M'Foy holen, welcher sich sehr halsstarrig benahm, und als man ihn um seine Absicht fragte, leugnete er es nicht nur nicht, sondern versprach nicht einmal, es in Zukunft zu unterlassen; daher wurde er auf der Stelle ans Land geschafft und kehrte zu seinen Freunden ins Hochland zurück.

Wir sahen nichts mehr von ihm, allein ich hörte, er habe eine Anstellung in der Armee erhalten und sei drei Monate, nachdem er bei seinem Regimente eingetroffen, in einem Duelle gefallen, durch welches er irgend eine eingebildete Beschimpfung des Blutes der M'Foy rächen wollte.

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