Hermann Kurz
Der Sonnenwirt
Hermann Kurz

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»Es hat wohl eine Zeit gegeben«, sagte ihr Begleiter, »wo mir dieses verachtete Handwerk gut genug gewesen wäre; aber jetzt bin ich freilich dazu verdorben. Du hast keinen Begriff, von was ich mich losreißen muß. Du sagst selbst, du seiest von Kindesbeinen an hinausgestoßen gewesen und habest dich gegen die Welt wehren müssen. Aber denk dir einmal, du seiest der Sohn des vermöglichen Sonnenwirts in Ebersbach, der nicht zu rauben braucht, weil er Geld genug hat, und seiest von einer liebevollen, sorgsamen Mutter, die alle Tage zu dir sagt: ›Mein Kind, fliehe die Sünde!‹ zu Frömmigkeit und Rechtschaffenheit erzogen dann wird's dir nicht so leicht werden, den Rock völlig zu wenden, und wenn du auch schon lang eingesehen hättest, daß Frömmigkeit und Rechtschaffenheit in dieser Welt nur Lug und Trug sind. Ihr unterscheidet ja selbst zwischen den Deutschen und den – anderen.«

»Ich bin auch zur Hälfte deutsch«, erwiderte sie. »Mein Vater Schettinger, den die deutschen Mordhunde vor zwanzig Jahren in Weingarten umgebracht haben, ist so gut ein Deutscher gewesen wie sie und wie du.«

»Nun, vielleicht ist's ihm auch eine Zeitlang nachgegangen«, versetzte er.

»Du kennst deine eigenen Landsleute nicht«, sagte sie. »Komm, ich will dir sie zeigen. Wir haben noch Zeit genug, zu den anderen zu stoßen.«

Sie winkte ihm und flog zur Linken den Berg hinunter. Er eilte ihr nach. Als sie im raschen Laufe unten angekommen waren, sagte sie, weitereilend: »Du mußt dir's aber gefallen lassen, daß ich dich für meinen Mann ausgebe, sonst findest du da, wo ich dich hinführe, keinen Kredit.«

»Das will ich gern annehmen!« rief er lustig, ihr nacheilend. »Du und keine andere müßtest mein Weib sein, wenn ich nicht schon eins hätte. Aber flieg nicht so, damit ich mein Recht auch ausüben kann.«

»Laß das!« sagte sie, da er den Arm um sie zu schlingen suchte: »Dazu ist jetzt keine Zeit. Den Arm kannst du mir geben, so, damit wir wie ein Ehepaar aussehen. Verheiratete Leute sind bekanntlich nicht so zärtlich miteinander, du scheinst mir das bereits aus eigener Erfahrung zu wissen.«

Nachdem sie eine Strecke im Walde zugeschritten, erreichten sie einen der vielen dort hin und her zerstreuten Höfe. Derselbe war ihm nicht unbekannt, denn er hatte ihm bei seinem Wilderersberufe mehr als einmal günstige Aufnahme gewährt. Wie erstaunte er aber über die Freudenbezeugungen, mit welchen seine Begleiterin von der ganzen Familie aufgenommen wurde! Wie horchte er hoch auf, als er hier, weit unverblümter denn in ihrem eigenen Kreise, von dem Gewerbe seiner neuen Freunde reden hörte! Die Leute drückten ihre Freude aus, seine Begleiterin wieder verheiratet zu sehen, und bestürmten sie mit Fragen, ob ihr neuer Mann auch so viel Geschick zeige als der vorige. Sie prangte mit ihm und seinen Taten und bezeigte sich so glücklich in seinem Besitz, daß ihm das Herz flammte, während zugleich die letzten Reste bürgerlicher Ehrbarkeit sich in ihm empörten, ohne in dem verwandten bürgerlichen Kreise, der ihn umgab, eine gleichartige Stimme zu finden. Im Gegenteil sah er bald ein, daß er, was er früher nie geahnt, hier erst in die rechte Gaunergegend gekommen sei, denn die Frau des Hauses zählte ihm geläufig eine Menge berüchtigter Namen her, die zu verschiedenen Zeiten das Jahr über in dieser von vielen Herrschaften und Kondominaten zerschnittenen Landschaft ihre Heimat fanden. Solange er ein bloßer Wilddieb gewesen, hatte er hier kein Vertrauen gefunden; jetzt erst sprach sich der Haß gegen die Obrigkeit und gegen die von Glück und Gunst getragene Minderzahl der Mitbürger offen vor ihm aus, und seiner unbelehrten Seele drängte sich mehr oder minder klar die Wahrnehmung auf, daß das Volk so weit gekommen sei, den Druck der Herrschaften und der höheren Bürgerklassen durch Raub, Diebstahl und Diebeshehlerei zu bekämpfen! Das angebliche Ehepaar verließ den Hof, ungestüm von den Leuten aufgefordert, ihnen auch wieder einmal für billiges Essen und billige Kleidung zu sorgen.

»Nun?« fragte sie auf dem Rückwege.

»Es ist mir, als ob neben der Welt, die ich bisher gekannt habe, noch eine andere Welt herginge und als ob diese Welt die wahre wäre«, antwortete er.

»Du kannst in dem Tal da«, erwiderte sie, »von Hof zu Hof, von Ort zu Ort hinuntergehen, du triffst vertraute Leute genug, lauter Deutsche und keine Vagabunden, lauter seßhafte Leute.«

Er sprach lange kein Wort. Was er gehört und gesehen, hatte sich ihm offenbar tief eingeprägt, und sie hütete sich wohl, die stille Arbeit dieses Eindrucks zu stören.

»Du hast also schon einen Mann gehabt?« fragte er nach einem langen Stillschweigen.

»Ich hab ihm den Laufpaß gegeben«, antwortete sie, »weil's ihm an Kopf und Herz gefehlt hat; nachher hat er sich in ungeschickte Diebereien eingelassen, die ihn an den Galgen gebracht haben. Wenn mir je wieder einer gefiele, so würd ich ihn vor einem solchen Schicksal zu bewahren wissen.«

Er schwieg. Die Entdeckung, daß sie Witwe sei, war ihm nicht sehr nach seinem Sinn, und doch mußte er sich gestehen, daß dieses Weib einen mächtigen Zauber auf ihn auszuüben beginne.

»So, jetzt bist du aus dem Ehejoch entlassen!« sagte sie, als sie den Fuß des Berges wieder erreicht hatten, und flog lachend hinan, da sie sah, daß er sich Mühe gab, sie einzuholen.

»Mir ist's nicht so eilig mit der Scheidung!« rief er hinter ihr drein und gab sich alle Mühe, an ihre Seite zu kommen, aber sie war immer einige Schritte voraus.

»Und mir pressiert's nicht mit dem Heiraten!« rief sie, als sie die Höhe erreicht hatte, lustig gegen ihn hinab, und ihre Stimme spielte dabei so leicht und ruhig, als ob die Anstrengung ihren Atem gar nicht bewegt hätte; aber ein sprühender Blick aus ihren schwarzbraunen Augen strafte ihre Worte Lügen.

Mit einem heftigen Ansatz hatte Friedrich die letzte Höhe vollends erstiegen und wurde dort von einem derben Gelächter männlicher Stimmen empfangen. Bettelmelcher und Schwamenjackel lagen auf dem Boden und erwachten soeben aus einem Schlafe, den sie sich zur Erholung von der überstandenen Nachtwache gegönnt hatten.

»Es scheint, Freund Schwan hat eine neue Hochzeitsreise gemacht!« rief Bettelmelcher.

»Und gleichfalls mit einer Christine«, antwortete er lachend, »aber mit einer schwarzen.«

»So, sie hat dir ihren Namen gestanden?« rief Schwamenjackel. »Da muß es mit der Vertraulichkeit schon ziemlich weit gekommen sein.«

»In der Tat«, sagte die Zigeunerin Christine, »wir sind Mann und Weib miteinander gewesen, aber nur vor den Leuten.«

»Wo ist denn mein Weib?« fragte Schwan.

»Auf und davon!« antwortete Bettelmelcher. »Der Eifersuchtsteufel hat sie ergriffen. Obgleich ich mein Äußerstes aufgeboten habe, sie zu unterhalten, hat sie sich doch nicht fesseln lassen. Sie hat mir nicht einmal bekannt, wo sie zu finden sei. Ich geh da hin, wo ich herkommen bin, hat sie gesagt, und weg war sie. Vermutlich denkt sie, du werdest wissen, wo du sie suchen müssest.«

»Dummes Zeug!« sagte er ärgerlich.

»Neuigkeiten!« rief eine bekannte Stimme von weitem, und der scheele Christianus kam, den anderen wohl nicht unerwartet, von der entgegengesetzten Seite herbeigeeilt. »Es hat eine Soldatenmeuterei gegeben im Lager bei Geislingen, der Herzog von Württemberg ist heut früh selbst hinaufgefahren und hat achtzehn erschießen lassen.«

»Eine Meuterei!« rief der Bürgerssohn von Ebersbach, »das ist ja was Unerhörtes im württembergischen Militär.«

»Du hast eben in den letzten Wochen nicht viel erfahren, was im Lande vorgeht«, sagte der Zigeuner. »Es ist ja schon neulich ein Aufruhr in der Kaserne zu Stuttgart ausgebrochen und mit Mühe gedämpft worden. Dein Herzog hat seine Soldaten an die Krone Frankreich verkauft, gegen den König von Preußen, und nun wollen sie nicht ziehen. Man ist den Leuten nachts in die Häuser eingebrochen und hat sie aus dem Bett gerissen, um die Regimenter voll zu machen, aber in Stuttgart sind sie alle wieder auseinandergelaufen. Darauf hat ein General, ich weiß nicht, wie er heißt, einen Generalpardon ausgeschrieben, und auf diesen haben sich eine Menge Ausreißer gestellt; aber der Herzog ist auf die Nachricht aus dem Feld zurückgeeilt, hat den Pardon nicht gehalten und viele von ihnen henken lassen. Jetzt ist der Teufel bei Geislingen wieder losgegangen, und da hat er heut vor den Toren anderthalb Dutzend erschießen lassen. Es ist ein Schrei der Wut im Lande.«

»So hält man Wort! So geht man mit den Leuten um!« rief Schwamenjackel.

»Das geschieht in deinem gepriesenen Württemberg«, sagte seine Führerin.

»Und uns heißt man Spitzbuben!« setzte Bettelmelcher hinzu.

»Ich besorge nur, die Gegend könnte für uns unsicher werden«, bemerkte Christianus. »Gewiß haben sich viele Deserteurs in die Waldungen da herum geworfen, und nach diesen wird jetzt vom Militär gestreift werden.«

»Ich glaube nicht, daß uns das in Verlegenheit bringen wird«, versetzte Christine. »Der Herzog muß eilen, sein Volk außer Lands zu bringen, denn wenn er mit ihnen liegenbleibt, so laufen sie ihm wie Quecksilber davon. Auf alle Fälle ist es aber gut, wenn wir auch nicht lange mehr dableiben; es sind ohnehin bloß noch ein paar Tage bis zum Schorndorfer Markt!«

»Also nur nichts aufgeschoben!« sagte der Zigeuner.

»Ja, ich möchte gleich über das nächste Nest da herfallen und ihnen die Hundeseelen austreiben!« rief Schwamenjackel, seinen kurzen dicken Stock gegen das an dem Bergkegel vor ihnen liegende Dorf schwingend.

»Das laß du bleiben!« lachte Bettelmelcher. »Das ist das Dorf Hohenstaufen, wo sie seit alter Zeit große Freiheiten haben und wie Männer zusammenstehen. Wenn du einen angreifst, so hast du gleich den ganzen Schwarm auf dem Hals. Das ist in den edelmännischen Ortschaften anders: dort wohnt meist Bettelvolk, das sich die Haut voll lacht, wenn einem vermöglichen Nachbar ein Malheur passiert.«

»In den alten Schlössern mag man doch sicherer gewohnt haben«, bemerkte der Zigeuner, nachdenklich auf die Steintrümmer blickend, die den naheliegenden Gipfel des Berges bedeckten und die Abendsonne durch ihre Risse und Lücken scheinen ließen. »Das mag wohl auch schon lang her sein. Wer hat wohl vorzeiten hier gehauset?«

Diese Frage war jedoch selbst dem gelehrten Bettelmelcher zu hoch. »Ich weiß es nicht«, sagte er, »vermutlich Räuber, die, wie es in den alten Zeiten Mode war, von ihrem Berg ins Tal hinunterspähten und die vorbeiziehenden Kaufleute überfielen.«

»Blitz! Das war kein übles Geschäft!« rief Schwamenjackel, »da kann man auf einen Zug einen guten Fang tun. Möcht wohl auch einmal dabeisein.«

»Gelt, wenn die reichen Augsburger und Ulmer auf die Frankfurter Messe ziehen?« fragte Bettelmelcher.

»Oho!« lachte der Ebersbacher Bürgerssohn. »Da laß dir nur die Lust vergehen. Ich hab's oft mit angesehen, wie die mit ihrem Geleite das Filstal herunterziehen. Von Ulm werden sie an Württemberg überliefert und von einer stattlichen, wohlbewaffneten Mannschaft in die Mitte genommen. Da könntest du dir die Zähne ausbeißen.«

»Ja, ja, so ist es immer!« bemerkte der Zigeuner. »Den großen Dieben ist nicht beizukommen.«

»Es gibt auch mittlere«, versetzte Bettelmelcher. »Komm«, sagte er, den neuen Freund bei der Hand nehmend, und führte ihn auf die andere Seite des Berges. Die übrigen folgten und sammelten sich um sie. »Du siehst das Dorf da drunten, links über Wäschenbeuren hinaus?«

»Wohl, das ist Börtlingen.«

»Dort«, fuhr Bettelmelcher fort, »wohnt ein Schultheiß, den du in dein Gebet einschließest, sooft du über die Falschheit der Welt fluchst. Er ist ein Heuchler, ein Kopfhänger, ein Wucherer, und das ist die beste Seite an ihm, denn er hat brav Geld. Von seiner Lieblosigkeit gegen seine Nebenmenschen kann ich selbst Zeugnis ablegen, denn ich hab einmal bei ihm gebettelt, was die beste Gelegenheit zum Auskundschaften ist, und bin von ihm mit dem Bescheid weggewiesen worden, ich sei ein fauler Tagdieb, solle sehen, daß ich was zu arbeiten bekomme. Bist du dabei, wenn wir ihm heut nacht einen Besuch machen?«

»Ich halte mein Wort«, erklärte Friedrich mit entschiedenem Ton, die Stirn zusammenziehend.

»Das Haus steht in den Gärten, es sind nur drei Personen drin, er, seine Frau und seine Magd. Wenn man alert drauf losgeht, so ist wohl beizukommen. An Händen fehlt es nicht, für den Fall, daß im Dorf Lärm entstehen sollte. Wir sind unsrer sieben Genossen, und einige Vornehme darunter, die du noch nicht kennst. Ich darf dir nur einen verraten, das ist der Amtmann von Adelberg –«

»Was?« rief der Angeworbene lustig lachend. »Den Börtlingern bricht ihr eigener Amtmann ein? Das geht ja noch über den Pfarrer von Dinkeltheim. Geh, es wird auch wieder ein abgedankter sein.«

»Es ist der abgekommene Amtmann Hallwachs von Adelberg, den man wegen eines Rests oder so was abgesetzt hat. Du wirst ihn mit eigenen Augen sehen.«

»Gleichviel, ich hab's einmal versprochen und bin dabei, wenn auch der Amtmann von Ebersbach selber dazukäme.«

»Um zehn Uhr heut nacht wollen wir im Walde beim Wäschenschlößchen zusammenkommen und von dort den Zug antreten«, sagte Bettelmelcher zu den anderen. »Ist's euch recht?«

Alle drei riefen: »Ja!«, der scheele Christianus zog den Hut über das blinde Auge herab und machte sich zum Aufbruch fertig. »Ich will vorher noch ein wenig schlafen«, sagte er. Bettelmelcher und Schwamenjackel sprachen die gleiche Absicht aus und redeten ihrem dritten Genossen zu, der Ruhe mit ihnen zu pflegen. Dieser aber erwiderte, er habe noch einen Gang zu tun.

»Denk doch dran, daß du die ganze Nacht auf gewesen bist«, sagte die schwarze Christine zu ihm. »Gönn dir doch ein wenig Schlaf.«

Bettelmelcher witzelte über diesen Zuspruch.

»Oh, ich weiß wohl, wo er hingeht!« rief sie.

»Die Liebe brennt heiß«, sagte Bettelmelcher, »aber das Feuer der Eifersucht ist noch weit größer.«

»Ich eifersüchtig?« rief sie und war mit einem Sprung verschwunden. Man hörte sie den Berg hinunter lachen.

»Um zehn Uhr stoß ich zu euch«, sagte er zu den drei Männern, welche hierauf gleichfalls den Weg hinabstiegen.

Er wählte einen Fußweg, der, ohne das unter dem Gipfel liegende Dorf zu berühren, am Hohenstaufen hinführte und nach dem Walde hinablief. Unterwegs mußte er von Zeit zu Zeit unwillkürlich stehenbleiben und nach dem Orte hinblicken, der diese Nacht der Schauplatz einer Tat werden sollte, welche sich, das fühlte er wohl, von allen seinen bisherigen Übertretungen stark unterschied. Das bedrohte Dorf lag, von Obstbäumen umgeben, wie im Schoße des Friedens zwischen waldigen Anhöhen, und der Rauch aus den Schornsteinen stieg nach dem blauen Abendhimmel empor. Es war ein Bild vertrauensvoller Ruhe, die nicht ahnte, daß ein Ungewitter der grausamsten Art, von Menschen gegen Menschen entladen, im Anzuge war.

Er eilte am Berge hinab, durchmaß rasch den Wald und befand sich mit Anbruch der Nacht auf dem Hofe, wo er die blonde Christine, jetzt nicht mehr die einzige Christine, wußte. An dem langen Weg, den er heute, ohne der Rast zu bedürfen, gemacht, konnte er am besten die innere Unruhe ermessen, die ihn trieb.

Man war eben im Begriff, zu Bett zu gehen, als er eintrat. Christine war da, wie er vorausgesetzt hatte. Er zahlte das schuldige Kostgeld, welches mit freundlichen Augen angenommen wurde. Die Gegenwart der Familie ließ keine vertrauliche Unterredung aufkommen. Christine war heiter, aber ihre Laune schien ihm erzwungen zu sein.

»Komm mit mir«, sagte er, »ich bin da, um dich zu holen.«

Sie entschuldigte sich mit Müdigkeit.

»Dann muß ich allein wieder fort«, entgegnete er.

»Gehst zu deiner Zigeunerin?« fragte sie.

»Versteht sich«, antwortete er.

»Bist ein Kerle wie ein Pfund Lumpen!« rief sie in ihrer volkstümlichen Scherzweise und bemühte sich zu lachen.

»Wenn's so steht«, sagte er endlich, »so muß ich mich deiner doch versichern.« Unversehens hatte er ihre Mütze, Halstuch und Schürze weggenommen, die sie neben sich auf die Bank gelegt. Sie schrie und griff danach, aber er war schon entsprungen. »Gute Nacht!« rief er unter der Türe. »Wenn du deine Sachen wieder willst, so weißt du, wo du sie finden kannst und mich dazu.«


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