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Fabeln
Der zu tapfere Esel
Der Esel zog einmal wieder die Löwenhaut an: »aber sagte er, in Rücksicht der Ohren will ich mich wenig von einem tapfern Löwen unterscheiden und Menschen und EselDenn der Einfältige verlässet sich darauf, daß man keine andere Wege habe, ihn oder andere auszuholen als seine eigne, womit er auslistet: diese nun verbauet er blos. sollen mich ganz damit verwechseln.« Auch zündete eine Karavane Reisende (wie ich weitläuftiger beweisen könnte) wirklich Feuer an, um damit diesen König der Thiere wegzubringen, weil der Löwe wie mehrere Könige allemal vor dem Feuer davon läuft. Allein, der angebliche thats nicht, sondern schritt aufgeblasen mit einem Muthe, der dem wirklichen Löwen stets gebricht, auf die Flamme los. »Das ist, sagten die Reisenden, sicher wieder nur der Esel, der abermals die Haut des Löwen übergeworfen; er kann offenbar das Feuer leiden.« Man lies ihn so nahe treten, bis man ihn erlaufen und das sämtliche Gepäck auf ihn thürmen konnte... Der Esel wurde entlarvt, weil er aus Eitelkeit oder Dummheit nur die Vollkommenheiten, aber nicht die Schwachheiten des Löwen nachgeäffet hatte: aber die Moral daraus ist wider die Moral.
Der Szepterfähige Bär
Als die Thiere für den erledigten Thron des Löwen (wiewol ich wünschte, sie führten statt der Wahl die Erbfolge ein, die sich für unvernünftige Thiere besser schickt) einen König suchten: so schlugen einige gute Köpfe den Bären dazu vor, »das ist so gut, sagte der Fuchs, als erschlagen wir den armen Pez mit einem harten Räucherstecken: denn sein gebrechlicher KopfDer Bär hat bekanntlich den schwächsten Kopf und die stärksten Tatzen. sänke unter der Krone am ersten Tage ein, er kann gar keine halten.« – »Kann ich auch, (sagte der aufgereizte Bär und quetschte den Hals des denkenden Fuchses zwischen den Tazen) keinen Szepter halten?« der Bär wurde Thronfolger und die Krone sas als schirmender Helm auf seinem zerbrechlichen Haupte.
Der schöne Affe und schöne Aesop
Ein misgestalter Affe gukte auf den eben so misgestalten Aesop, ins Vergnügen über ihre Aehnlichkeit vertieft, lange vom Baume herunter, bis er so ausbrach: »Ich seh' es ganz gut, daß deine Aussenseite vielleicht eben so schöne als meine ist: allein es ist die Frage, ist auch deine Seele eben so schön als die meinige und erfüllet sie das, was ihr Körper verheisset? Denn nichts bethöret so oft als Lavaters physiognomische Fragmente.« – »Du hast, versezte Aesop gerade eine Fabel gemacht, wie sie sich für deine durch den Körper vorausgesagte Seele schikt: ich aber mache völlig eben so gute Fabeln.«
Das Schauessen
Der Vogel Straus fiel einmal nach dem Fraße eines Schaugerichts von Porzellain, das eine Jagd und ihn selber vorstellte – denn er schlucket Kupfer, Steine etc. hinab – wieder seine Erwartung in drei Irrthümer auf einmal. Denn er sagte, »die Großen, die Weiber und die Geitzigen haben die besten Mägen. Die Großen schmausen Gerichte von Glas, Wachs und gepulvertem Alabaster ganz leicht, und schauen die weichlichen und gekochten Schaugerichte von Ragouts nur an. Die Weiber fressen, sie mögen immerhin an Säure und an Schwangerschaft darnieder liegen, noch unzugerichtete Kreide und Kalk. Die Geitzigen wollen fast gar keine Fleischspeisen auf der Tafel sehen, sondern letzen sich an Gold und Silber, das in runde Scheibgen wie Oblaten trenchirt ist, statt daß ich schlechtes Kupfer fressen muß... Und solche Speisen machen, indem sie dem Magen ein Vergnügen zutheilen, doch auch den Augen eines neben her.«
Möchte diese Fabel, die gar keinen rechten Lehrsatz gewährt, doch eine sein!