Jean Paul
Auswahl aus des Teufels Papieren
Jean Paul

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VI.

Ein Avertissement und eine Preisaufgabe

Da die Leser eben so viel Recht als wir Autoren haben, darauf loszuarbeiten, daß sie ihren Namen gedruckt und verewigt erblicken: so will ich meine Kräfte, die mir der Himmel zur Ausarbeitung eines Buchs verliehen, blos an eines strecken, das nicht sowol mich verewigt (wie etwan meine andern) als die sämtlichen Käufer. Ich weis recht wol, es fehlt schon iezt hie und da nicht an Werken, die ein oder ein paar Bögen haben, welche viele Namen der Pränumeranten vorweisen und konserviren: allein was sind die gegen eines wie das meinige, das vom Anfange bis zum Ende durchaus kein anderes Wort enthalten soll als bloße Namen der Pränumeranten darauf? Und wenn das Publikum doch offenbar Werke unterstüzte, die höchstens einige Seiten seinen Namen weihten: was kann nicht der erwarten, der eines mit vieler Mühe ediren will, dessen Seiten insgesamt nichts unwitziges oder tolles oder unverständliches, sondern blos Namen enthalten? die Größe und die Zahl seiner Theile hiengen alsdann ganz von der Unterstützung des Publikums ab, und ich könnte an einem Werke, das gewis iedem Pränumeranten ein reines Vergnügen gewährte, so lange fortschreiben als ich eine Hand an mir hätte. Ja wär' es nicht dabei ein Addreskalender, eine Musterrolle, ein Hofkalender von tausend pränumerirenden Menschen? – Es wäre solches auch ein klassisches Buch, weils ieder läse: denn klassische Bücher nenn ich nicht so sehr solche, die das Genie einhaucht, als solche, die ieder Teufel durchlieset, so wie nach Semler kanonische Bücher der Bibel nicht solche bedeuten, die der H. Geist inspiriret als solche, die man in der ersten Kirche öffentlich vorlas. –

Die hiesige Akademie setzet heuer wie gewöhnlich einen beschnittenen Schwanz Dukaten auf die beste Beantwortung der Preisfrage: Welches sind die nützlichsten Preisfragen, die die Akademie für das künftige Jahr aufzuwerfen hat? –


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