Karl Immermann
Münchhausen
Karl Immermann

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VII.

Grobschmidt oder Magister? – Eine Frage an Euch, Ihr himmlischen Mächte

Drei Tage vergingen, ohne daß wir vom Magischen etwas anderes hörten, als was uns Leute zubrachten, die hin und wieder von ungefähr in das Etablissement kamen. Sie erzählten uns, daß er in alle Löcher und Spelunken krieche, nach kurzem Verweilen aber daraus wieder hervorkomme und zuweilen murre: »Es sitzt nichts drin.«

Am vierten Tage war er aus Weinsberg verschwunden und zufolge der Aussage eines Ehinger Spitzenkrämers, der durch die Stadt hausieren ging, nach dem Gebirg wandernd gesehen worden. Wir mußten nun dem Himmel das Weitere anheimstellen, und ich schlenderte häufig durch die Gassen des Städtleins, da ich bei erloschenem Geisterwesen sonst dort nichts zu beginnen wußte.

Auf einem dieser Gänge fiel es mir auf, daß die engbrüstige Nähterin nicht mehr vor ihrem Hause saß. »Ist die Jungfer Schnotterbaum krank?« fragte ich einen Nachbarn. »O nein«, versetzte der Mann, »aber sie muß Betrübnis haben, denn wir hören sie den ganzen Tag über in ihrer Stube seufzen und mit sich selbst reden.« – »Ei«, sagte ich, »da will ich zu ihr gehen und sie trösten.« – »'s geht nicht«, erwiderte der Nachbar, »sie hält sich eingeschlossen und hat sogar das Schlüsselloch verstopft.«

In diesem Augenblicke fuhr die Nähterin von innen an ihr Fenster, sah nach uns mit unheimlichen Augen und schoß dann wieder in die hinterste Ecke ihres Zimmers. – »Der Person fehlt etwas«, sagte ich, »man muß doch suchen, ihr zu helfen.« – Ich ging ins Haus. – »Jungfer Schnotterbaum, tun Sie auf«, sagte ich, nachdem ich vergebens an der Türe geklinkt hatte. »Nein!« rief sie, »er kommt sonst mit und setzt sich auf mich.« – »Wer denn?« fragte ich. – »Mein Vater, der Magister«, versetzte sie. »Jetzt kann er nicht hereindringen, denn Fenster und Türen sind verschlossen, und im Schlüsselloche stickt ein Pfropfen. Aber sobald ich nur ein weniges öffne, kreucht er ein.« – »Haben Sie ihn denn gesehen?« fragte ich. – »Nein«, rief sie, »aber der Dürr hat ihn gesehen. Der garstige Balg tat, so oft er dieser Tage hier vorbeikam, nach mir ein greulich Blicken, daß es mir durch die Seele fuhr, und gestern brüllt' er mich an: ›Dir steht's nah'! Wahr dich!‹ – Das, und meine Angst zuvor – es ist gewiß, er geht um und wird sich auf mich setzen, und dann können die Geheimnisse an den Tag kommen, die mich zeitlebens unglücklich machen werden! O du arme Anna Katharina Schnotterbaum, womit hast du das verschuldet?«

Da alle meine Versuche, Einlaß zu bekommen, umsonst waren, wandte ich mich zu dem Nachbarn zurück, und bat ihn um Aufklärung über diese dunklen Reden. Er versetzte, er wisse nicht, was der Schneider mit der Nähterin vorgenommen habe, übrigens könne der magische Kerl, wie er ihn nannte, den Menschen anschauen, daß ihm Hören und Sehen vergehe. »Es ist ein Unglück«, fuhr dieser Mann fort, »daß der Polterkram sich hier etabliert hat. Man ist gar nicht mehr sicher, daß man nicht auch einen Geist in der Familie besitzt, der bei Gelegenheit Sachen ausschwätzt, die nicht vors Publikum gehören. Ist man einmal begraben, so muß die Sach' für hienieden vorbei sein, wenn aber darnach alte Geschichten herfürgeplappert werden, so gibt's nichts als Prozeß' und Unruh' und Verfeindungen. Als zum Beispiel, ich bin Spezereihändler, habe in meinem Geschäft den erlaubten kaufmännischen Vorteil genommen. Nun fahren mir aber da drüben Skrupel in den Sinn, weil man jenseits nichts zu tun hat, fange an, zu rumoren im Gewölb und im Laden, werfe die Kästen durcheinander, stoße die Läden am Magazin auf, daß das Salz vom Einregnen feucht wird, errege meinen Erben Beschwer und Gewissenszweifel – was kommt dabei heraus? Ich wünschte wahrhaftig, daß die Regierung ein Einsehen täte, und daß durch Höchste Entschließung das gesamte Zwischenreich Landes verwiesen würde.«

Mir waren diese aus der einseitigen Tätigkeit des Zerebralsystems entspringenden Plaudereien sehr langweilig, ich drang daher in den Nachbar, mehr von der Schnotterbaum, ihrem Vater und ihren Geheimnissen mir zu sagen, auf welche sie auch schon bei früheren Gesprächen mit mir angespielt hatte. – »Ihr Vater«, sagte er, »war ein Magister, der noch seine fuchsrote Perücke trug, sie ist, daß ich es Ihnen nur entdecke, ein Jungfernkind; der Alte hatte sich mit der Aufwärterin eingelassen, da er Präzeptor im Stift war. Ein verwetterter, leichtfertiger Kamerad, der seine Schraubereien über alles hatte und selbst Gotteswort nicht verschonte, weshalb ihn die Leute für einen Atheisten hielten und ihn mieden. Er wurde auch seiner Präzeptorschaft entsetzt wegen des Ärgernisses mit der Aufwärterin und wegen der gottlosen Reden. Nach dem strich er viel umher, hatte die Nas' hier und andererorten in jedem Kohl und suchte sich von seinen Schreibereien kümmerlich zu ernähren. An der Anna Katharina hat er aber doch rechtschaffen gehandelt, er nahm sie auf seine alten Tage zu sich, daß sie ihm wasche und koche. Da sie aber von Jugend auf sehr fromm gewesen, so mögen ihr die lästerlichen Reden, die der Alt' auch noch in seinen letzten Jahren nicht lassen konnte, eine große Trübsal erschaffen haben, und dazu kommt, daß er einige Zeit vor seinem Ende in eine große Unruhe verfallen ist, wie diese sich immer bei den bösen Christen zu begeben pflegt, wenn der Tod anfängt, die Sens' zu schleifen. Er ist ohne Nachtmahl verstorben. Das alles hat sich die Anna Katharina, seine Tochter, zu Gemüt geführt, und meinte sie gleich nach seinem Abscheiden, er könne nicht selig geworden sein. Überdies hat er sie mit einem Geheimnis belastet, und das ist's, worauf die Schnotterbaum zielt. Was es ist, weiß niemand aus ihr herauszuholen, sie sagt nur, es sei derart, daß kein Mensch sich dessen versehe, und ganz Schwabenland erstaunen werde, wenn es an den Tag komme. Ihr Vater habe den einen Teil seiner Entdeckung auf einer seiner Streifereien, den andern aber hier zu Weinsperg im Kernbeißerschen Etablissement gemacht. Das Geheimnis sei auch von ihm niedergeschrieben worden in einer versiegelten Schrift, die er sein Testament genannt, und die hinterlegt worden, wo? will sie oder kann sie nicht sagen. Gegen uns war sie überhaupt in der letzten Zeit schweigsam geworden, vermutlich weil sie die vielen Fragen ängstigten.«

Hier wurden unsere Unterredungen von einem dritten Manne unterbrochen, der vom Tore herkam und uns eifrig zurief: »Wißt's was Neues? Wißt's was Neues? Ja, wann die Ehinger nicht wären, Ihr erführt Euer Lebtage hier nichts Neues. Der Dürr ist droben in der Teufelsschmied' und hämmert, als sollten heut' noch zwölf Paar Hufeisen fertig werden. Und dazwischen fährt er grimmig auf den Geist ein, den er auf dem Ambosse hat.« – »Was ist das, und was bedeutet die Teufelsschmiede?« fragte ich. – »Eine alte verfallene Schmiedewerkstatt«, versetzte der Nachbar, »die schon seit hundert Jahren wüst lag, weil niemand drin arbeiten mochte. Sie sagen, diese Werkstatt habe einem Grobschmidt zugehört, der in Untaten hingefahren sei. Der letzte, welcher sich an die Gespräche nicht kehren wollte und das Gemäuer bezog, soll einen solchen Schrecken darin bekommen haben, daß er selbst sein Schmiedewerkzeug im Stich und darin ließ.«

»Nun, dem Himmel sei Dank«, rief ich, »jetzt wird der Magische wohl Rat geschafft haben! Wollt Ihr mich, meine Freunde, hinauf in die Teufelsschmiede begleiten?« – Der Ehinger schützte Verhinderung in Spitzengeschäften vor, der Nachbar aber erklärte sich zum Mitgehen bereit. So machten wir uns auf die Wanderung. Unterwegs schlossen sich, als sie hörten, wovon die Rede war, noch sechs bis sieben Straßenjungen uns an.

Wir stiegen bergauf, kamen, nachdem die Rebhügel in unserem Rücken lagen, in eine wilde, einsame Gegend, wo sich nach einem beschwerlichen Klimmen über Fels und Steingeröll ein Trupp ärmlicher Hütten zeigte, der ein Dorf hieß. Etwas abseitig wies mir mein Begleiter einen Kamp von Schwarztannen und sagte, darunter liege die Teufelsschmiede. Unter den Bäumen war es sehr finster, ein dunkler Tümpel stehenden Wassers, der in der Mitte des Platzes zwischen hochaufgewehten Haufen gelber Tannennadeln stockte, spiegelte nichts zurück, hinter demselben sah ich die vier Brandmauern eines Gebäudes ragen, aus welchen der Hals des Schlotes wie ein Zeigefinger emporwies; denn das Dach war eingestürzt. In diesen Trümmern hörten wir heftige Schläge auf den Amboß. Wir traten hinein und sahen den Magischen in voller Arbeit. Er hatte den Rock abgeworfen, die Hemdärmel zurückgestreift und schlug mit einem rostigen Hammer unaufhörlich auf den Amboß. Sein Gesicht war von Ruß, der sich hier herum noch stellenweise an den Wänden erhalten hatte, geschwärzt, aus dieser Finsternis brannten seine roten Augen, die weit aufgerissen, ihm wild im Kopfe rollten, die dürren Glieder flogen während des Hämmerns wie die Teile des Kinderspielzeuges, welches Hampelmann genannt wird. Unsere Begleiter, die Jungen, lachten, als sie ihn sahen, der Nachbar nannte den Anblick scheußlich, ich fand ihn erhaben.

Zwischen dem Hämmern rief er jezuweilen: »Bist endlich mürb, du Mordgeist?« – Anfangs sah er uns, in seine Arbeit vertieft, gar nicht, als er uns aber erblickte, ließ er den Hammer sinken und sagte: »Nun hastu genug, nun bistu zahm! Wie sehr im Irrtum waret Ihr, Herr von Münchhausen, mir von meiner gewohnten Lebensweise abzuraten! In jener elendigen Nüchternheit konnten meine abgeschwächten Kräfte durchaus keinen Geist entdecken, sobald ich mich aber, wie gestern abend geschah, einmal wieder tapfer anfüllte, war auch meine Begabung in ihrem vollen Flor wieder beisammen. Ich weiß nicht, wie ich in diese wüste Gegend, und zwischen diese Trümmer geraten bin, außer, daß es mir wahrscheinlich ist, durch übernatürliche Führung hinein befördert zu sein. Heute in der Frühe nun, sobald ich die Augen aufschlug, stand er vor mir dort an der Esse, rußig, das Schurzfell vorgebunden, wollte grob sein, fragte, was ich in seiner Schmiede tät', ich sollte mich 'naus scheren –«

»Wer?« fragten wir alle.

»Wer? Wer sonst, als der Grobschmidt, der hier umgehen tut? – Aber ich nahm ihn wacker zusammen, sagt', ob er nicht wiß', daß ich der Dürr sei? schmiß ihn auf seinen eigenen Amboß, und arbeitet' ihm mit dem Hammer so lange auf die luftigen Knochen los, bis er klein beigab, zu winseln begann, mir seine verborgene Missetat bekannte und auch schon einige Lust, erlöset zu werden, spüren läßt. Nur sei hier der rechte Ort nicht, den Heilsweg zu betreten, es sei hier oben zu einsam, er müsse mehr unter Menschen, sagte er.«

»Wo ist er?« fragten die Straßenjungen. »Ich will ihn Euch zeigen«, rief der Magische, packte den größten Jungen bei den Haaren, stieß ihn mit der Nase auf den Amboß und rief: »Siehst ihn nun?«

»Ja, ja«, schrie der Knabe, dem das Blut aus der Nase drang, »ich sehe ihn.« Die andern Jungen versicherten zitternd, sie sähen ihn ebenfalls, ich hatte ihn von Anfang an gesehen, sobald der Magische ihn nur genannt hatte, ob der Nachbar ihn gesehen, weiß ich nicht. – »Mit der Nas' muß man diese ahitophelschen, antichristlichen Zeiten auf die Geister stoßen, sonst sind sie blind bei sehenden Augen!« rief der Magische.

Er horchte nach dem Ambosse hin, rief dann: »Willst wandern und dir Quartier suchen? Wohl, voran! Sa sa, nur voran! Immer voran! Darin muß man Euch freie Hand lassen.« – Er schritt, die Glieder ekstatisch reckend und schüttelnd, zur Trümmerschmiede hinaus, mit starren Blicken dem Grobschmidt folgend, der durch die Lüfte voranflog. Es war so dunkel geworden, daß man keine Hand vor Augen sehen konnte, dennoch erblickte ich ihn ganz deutlich, als ich mit der Stirn gegen einen Baum fuhr, denn da sprühten die hellen Schmiedefunken mir vor dem Gesicht umher.

Es ging immer bergunter nach Weinsberg zu, die Jungen waren vorangesprungen, die ersten der Gläubigen. Wegen der Finsternis waren zum Glück nicht viele Leute mehr auf den Straßen, sonst hätte es gewiß einen Auflauf gegeben. Unweit des Hauses der Nähterin rief der magische Schneider überlaut: »Aha! Schlupfst da hinein?« sprang in das Haus, sprengte mit einem heftigen Fußtritte die Türe und war schon in Zeichen und Wundern mitten inne, als ich etwas später die Stube betrat. Der Nachbar hatte sich voll Furcht und Zittern entfernt.

Die Schnotterbaum lag an der Erde, verdrehte ihren Körper, ächzte und stöhnte. Der Magische kniete über ihr, hielt ihr die Faust geballt vor den Mund und polterte: »Hab' ich's Euch nicht angesagt? Ist er nicht eben in Euch hineingefahren?« – »Ach wohl«, winselte die Nähterin, »es mußte ja so kommen! Als Ihr die Türe sprengtet, fuhr er mir wie ein kühler Wind in den offenen Mund. Tut mir die Gnade, und befreiet mich von ihm, er stößt mir fast das Herz ab.«

»Das werde ich wohl bleiben lassen«, versetzte der Magische, »es ist mir sauer genug geworden, den Hund für die beiden Herren zu erwischen, nun soll er sich erst in Euch zum Glauben bekehren.«

»Das tue ich mein Tage nicht«, rief der Dämon aus der Schnotterbaum, »ich bin ein gottloser Magister, und ein solcher will ich leben und sterben!«

Diese Antwort setzte mich in das größte Erstaunen. »Meister«, sagte ich zum Schneider, »ist uns denn etwa der Grobschmidt unterwegs abhanden gekommen? Diese Jungfer Schnotterbaum scheint anstatt seiner ihren verstorbenen Herrn Vater zur Einquartierung empfangen zu haben.«

»Nichts als Winkelzüg'!« rief der Magische. »Solche Höllenbrut wechselt in einem Augenblicke sechszigmal die Farb', um nur ein Schnippchen zu schlagen. Ein Grobschmidt und kein Magister sitzet und wohnet in der Schnotterbaum, und zwar'n der Grobschmidt oben aus der Teufelsschmiede, der seinen Knecht mit dem Hammer erschlagen und dann in den grundlosen Tümpel gestürzt hat, allwo seine Knochen noch tief unter Schlamm und Moder liegen.«

Weinend und schluchzend sagte die Nähterin: »O Gott, muß ich einen so furchtbarlichen Geist in mir beherbergen? Ich glaubte zum wenigsten, mit meinem seligen Herrn Vater davonzukommen.« – »Ja, Jungfer«, sprach der Schneider und half ihr vom Boden auf, »dawider hilft nun nichts. Wem ein Dämon beschieden ist, der bekommt ihn. Übrigens werdet Ihr wohl einsehen, daß fortan Eure Stelle nur in dem Etablissement der Herren Doktoren Kernbeißer und Eschenmichel sein kann.«

Traurig und erschöpft antwortete die Schnotterbaum: »Dem ist so. Die Schickungen müssen nun ihren Gang gehen.« – Sie packte ein Bündelchen Wäsche zusammen und gab ihrem Hänfling Futter auf acht Tage. Dann legte sie ihre Nähsachen in saubergefaltete Pakete, reichte diese einem Jungen und hieß ihm, sie den Leuten zurückzubringen, mit der Bestellung, sie könne nicht mehr arbeiten, denn sie habe einen Dämon im Leibe.

Während dieser kleinen Beschäftigungen kamen Kernbeißer und Eschenmichel, denen schon etwas angesagt worden war. Dürr, welcher, als die beiden Doktoren eintraten, mitten in der Stube stand, sagte groß und ruhig, wie Falstaff, als er den Percy bringt: »Da habt Ihr den Dämon!«

Wir führten die Schnotterbaum im Triumph nach dem Etablissement und gaben ihr ein kleines Familienfest aus dem Stegereif. Dürr ging oder taumelte vielmehr bald nach seinem Stalle, worin er ein für allemal seine Wohnung aufgeschlagen hatte, der außerordentliche Mensch. Kernbeißer ließ zur Ehre der Magie den Stall mit bunten Lampen erleuchten.

Sehr glücklich sanken wir alle auf unser Lager. Wir glaubten über alle Berge zu sein. Eschenmichel stand nur in Zweifel, ob er den Dämon katholisch oder evangelisch machen solle. Die Schnotterbaum lag die Nacht durch in wütenden Krämpfen, was uns weiter nichts anging, denn wir hatten es nicht mit ihr, sondern mit ihrem Mietsmanne.

Die folgenden Tage und Wochen waren freilich stürmisch, und wir sahen, daß wir noch nicht einmal die Vorhügel des Berges, geschweige den Berg erstiegen hatten. Der magische Schneider blieb dabei, daß der Grobschmidt aus der Teufelsschmiede in die Schnotterbaum gefahren sei, und kämpfte wie ein Held für diese Wahrheit, die er, so oft er nüchtern war, dem Dämon unter fürchterlichen Bedräuungen in das Antlitz sagte, oder vielmehr in den Mund der Besessenen hinein. Dagegen versicherte der Dämon, er sei kein Grobschmidt, sondern ein Magister, habe keinen Knecht mit dem Hammer erschlagen, sondern nur über dies und das frei gedacht.

Es war wohl das erste Mal, daß das Zwischenreich so mit sich selbst in Konflikt geriet. Denn einer von beiden konnte doch nur recht haben, der Seher Dürr, oder der Dämon. Die Schnotterbaum verhielt sich dabei leidend. Sie pflegte zu sagen: »Ich bin dermaßen herunter, daß mir's gleich ist, wen ich in mir trage, den Grobschmidt oder den Magister, meinen Vater. Ist's der letztere, dann haben sich die Herren eine Rute gebunden, als sie mich ins Haus nahmen, denn der Magister wird eine Bosheit auslaufen lassen, von welcher ihnen nichts träumet.«


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