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Victor Hugo

Victor Hugo's sämmtliche poetische Werke. Zweiter Band

Dreiundzwanzigste Ode.

Was Dir bescheren mag des Traumes holdes Bild,
Der Dir im Dunkel jetzt mit Licht die Seele füllt,
  Glück bringt er, wie Dein Herz auch zage.
Dem Arm des Gatten fern, der Bräutigam noch heißt,
  Schlaf sanft, o Schwester, Dich umschweb' ein guter Geist
  Die letzte Nacht vor'm Hochzeittage.

Schlaf sanft! Wir beten bis zum Morgen für Dein Glück,
Du solltest unser sein, so will es Dein Geschick,
  Der Himmel trennt nicht das Verwandte.
Ja, meine Schwester nennt Dich bald ein heil'ger Klang,
  Das Echo meiner Brust nur ist es, die schon lang
  Mich Deinen lieben Bruder nannte.

Schlaf ruhig diese Nacht, süß sei Dein Schlaf und rein!
Der Morgen kommt heran, und Schwüre, Schmeichelei'n,
  Und Festgeläut' und bunte Schleifen.
Dein Busen schwillt, Du seufzst, es glüht in rosigem Brand
  Dir Stirn' und Wange, wird vom Haupt Dir eine Hand
  Die grüne Myrtenkrone streifen.

Mag heitrer Sonnenschein des Glücks von Morgen an
Stets liegen, schöner als Du träumst, auf Deiner Bahn,
  Ein lichter Glanz, ein ungetrübter.
Zum Himmel schaun wir auf, dort schimmert Stern an Stern.
  Schlaf ruhig diese Nacht, wir beide wachen gern,
  Dein Sänger, ich, und Dein Geliebter.

December, 1827.