Victor Hugo
Victor Hugo's sämmtliche poetische Werke. Zweiter Band
Victor Hugo

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Dir und wieder Dir.

Ahora y siempre.

Devise der Pomfret.

Zwölfte Ode.

Nur Dir! Und immer Dir! Wem könnt' ich sonst wohl singen?
Für Dich ein Liebeslied! Ein Brautlied Dir, nur Dir!
Bei welchem Namen sonst wird meine Leier klingen?
Weiß ich ein Lied denn sonst? Wo blüht mir schönre Zier?

Zum Tage wird die Nacht in Deiner lichten Nähe,
Und schlaf' ich ein, so blickt Dein Bild in meine Ruh',
Du führst mich an der Hand, wenn ich im Dunkel gehe,
Aus Deinen Augen lacht des Himmels Glanz mir zu.

Dein frommes Flehn bewahrt vor Kummer mich und Leiden,
Entschläft mein Engel, Dein Gebet beschirmt mein Haus.
Klingt Deine Stimme mir, so stolz und so bescheiden,
Zum Kampfe fordr' ich dann das Schicksal selbst heraus.

Ruft nicht Dich heim ein Laut aus einer Engelskehle?
Ein fremdes Blümchen bist Du doch im irdschen Thal;
Der Engel Schwester bist Du, Seele meiner Seele,
Ein Echo ihres Lieds, von ihrer Glut ein Strahl.

Rauscht Dein Gewand vorbei, berührt mich Deine Schleife,
Seh ich Dein Auge, schwarz und hold, wie mir es lacht,
Ist mir, als ob ich leis des Tempels Vorhang streife,
Und, wie Tobias, seh' ich Engel in der Nacht.

Sprichst Du zu mir, ist schnell mir Schmerz und Leid zerronnen.
Ich fühl' es, wie zu Dir ein Zauber hin mich zieht,
Dem frommen Hirten gleich, der reisemüd zum Bronnen
Die Jungfrau mit dem Krug am Abend wandeln sieht.

Ich liebe Dich, als wärst vom Himmel Du gesendet,
Wie eine weise Frau, ehrwürdig, fromm verklärt,
Wie eine Schwester, die mir Trost und Labung spendet,
Als wie ein jüngstes Kind, dem Alter spät bescheert.

So innig lieb' ich Dich, daß schon Dein Name Zähren
Mir lockt ins Auge, Du bist meines Lebens Licht.
Nein, durch die Wüste kann der Zug nicht ewig währen:
Der Baum, der Schatten uns verleiht, – hier grünt er nicht.

Verleih ihr, Herr, daß sie sich sanfter Tage freue,
Gönn' ihr den Frieden, die Dich über Alles liebt.
Du wirst sie segnen, denn ihr Herz voll Lieb' und Treue
Wünscht nur ein stilles Glück, wie es die Tugend gibt.

1823.


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