Anastasius Grün
Gedichte
Anastasius Grün

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Junggesellentod.

                      Der unbeweibte Ritter liegt
Im Sterbepfühl voll Gram,
Kein Weib sich weinend an ihn schmiegt,
Kein Sohn um Segen kam.

Im Vorgemach der Mägde Schar
Flicht mit Gesang den Kranz,
Zu schmücken seine Totenbahr'
Mit reiner Lilien Glanz.

Da faßt den Ritter herbes Weh:
»O, daß ich hier allein,
Der letzte meines Stamms, vergeh'
Und sink' ins Nichts hinein!

Es sproßt der Baum, vermodert schon,
In Sam' und Wurzeln fort!
Die flücht'ge Wolke ist der Sohn
Des Stroms, im Sand verdorrt!«

Da reicht der Schloßkaplan zum Kuß
Ein Demantkreuz ihm dar:
»»Dies Kreuz schickt Hedwig Euch zum Gruß,
Die meine Mutter war.««

»Und wenn dir Hedwig Mutter heißt,
Nenn' ich lieb Söhnlein dich!
Es senke tief in deinen Geist
Der Segen Gottes sich!

Dies Schloß mit Burgkapell' und Wart',
Als Erbteil fall's dir zu:
Nicht mit Gebet und Mess' gespart
Für meiner Seele Ruh'!«

Ein Röslein von Rubinen rein
Beut ihm des Gärtners Hand:
»»Frau Adelheid, mein Mütterlein,
Entsendet Euch dies Pfand!«

»Ist Adelheid dein Mütterlein,
Mir an die Brust, mein Kind!
Ins Herz und auf die Blumen dein
Fleuß' Gottes Segen lind!

Dir schenk' ich Garten, Wies' und Hain
Und dort das Winzerhaus;
Du sorgst wohl, daß auf meinem Stein
Nie gehn die Blumen aus.«

Es trat sein Page drauf vor ihn
Mit einem Ring von Gold:
»»Dies schickt Euch Mutter Melusin',
Ob Ihr's erkennen wollt?««

»O Melusinens Sohn, sei mir
Mein liebstes Kind genannt!
Gott's Segen stähle für und für
Dir Brust und Mark und Hand!

Das schönste Rößlein, das mich trug,
Mein bestes Schwert sei dein:
Das trägt noch meinen Namenszug,
Führ's würdig dein und mein.«

Da rauschen Schritte vor dem Schloß,
Da hört er Kinderschrei:
»O Gott, dein Segen ist zu groß!«
Da bricht sein Herz entzwei.

Dem Glockenklang, dem Sarge nach
Viel Volk man wallen sah,
Des Ritters Wappenschild zerbrach
Des Kaisers Herold da.

Am Sarg der Junggesellenkranz,
Bevor er sinkt zur Gruft,
Grüßt in gar wunderseltnem Glanz
Noch Berg und Tal und Luft.


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