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15. Kapitel.
Vorspiele zur Schlacht am Volturno.
(1. Oktober 1860)

Genötigt, das Heer am Volturno Der Volturno mündet nördlich von Neapel; an seinem Unterlauf liegt Capua; eine Strecke oberhalb (nordöstlich) davon Caiazzo. zu verlassen und mich nach Palermo zu begeben, hatte ich dem General Sirtori, dem würdigen Chef des Generalstabes, empfohlen, Abteilungen der Unsrigen auf die Rückzugslinie des Feindes zu werfen. Das geschah, aber, wie es scheint, fand derjenige, der die Ausführung leitete, es für zweckmäßig, etwas Ernsthafteres vorzunehmen. Er zweifelte nicht, daß mit dem Prestige, das die bisherigen Erfolge unseren hochgemuten Soldaten verliehen, für sie kein Unternehmen undurchführbar sein werde. – Es wurde also beschlossen, Caiazzo zu besetzen, ein Dorf östlich von Capua am rechten Ufer des Volturno. Diese leidlich verteidigungsfähige Stellung war jedoch von dem Gros des bourbonischen Heeres, das westlich von Capua lag und 40 000 Mann zählte, auch täglich sich noch vergrößerte, nur wenige Miglien entfernt. – Um Caiazzo besetzen zu können, wurde eine Demonstration auf dem linken Volturno-Ufer unternommen, bei der wir, hauptsächlich durch die Überlegenheit der feindlichen Flinten sowie deshalb, weil die Unsrigen ungedeckt waren, einige vortreffliche Streiter verloren. Am 19. September hatte die Unternehmung statt. Caiazzo wurde eingenommen, und am gleichen Tage traf ich aus Palermo wieder ein, um Zeuge des traurigen Schauspiels der Hinopferung unserer Leute zu werden, die nach der Gewohnheit der Freiwilligen mit Ungestüm gegen das Flußufer vorgedrungen, aber, da sie dort gegen den Hagel der feindlichen Geschosse keinen Schutz fanden, genötigt worden waren zurückzugehen und einen verlustvollen, ungeordneten Rückzug anzutreten. Das war das Ergebnis der Demonstration am Fluß; die Aufmerksamkeit des Feindes wurde auf uns gerichtet, andererseits Caiazzo besetzt. Aber schon am folgenden Tage wurde Caiazzo von überlegenen bourbonischen Streitkräften angegriffen und unsere kleine Schar gezwungen, den Ort zu räumen und sich eilends über den Volturno zurückzuziehen, wo wir wiederum eine ganze Anzahl Leute verloren, die teils von den feindlichen Geschossen niedergestreckt wurden, teils beim Überschreiten des Flusses ertranken.

Die Operation gegen Caiazzo war mehr als eine Unvorsichtigkeit, es lag auf selten des Leiters ein Mangel an militärischem Takt vor. Unter den Gefallenen auf unserer Seite zählten wir den hochgemuten Oberst Tito Cattabene, der von Wunden bedeckt in die Gefangenschaft fiel, und den tapferen Bosi, Sohn des Majors Paolo Bosi, ebenfalls verwundet und gefangen. Der übrigen entsinne ich mich nicht mehr.

Mittlerweile hatten diese unglückliche Unternehmung von Caiazzo sowie eine andere Schlappe bei Isernia, Nordöstlich von Montecassino. ferner das Erwachen der priesterlichen Hydra in den Landschaften nördlich vom Volturno – die im direkten Verhältnis zur Zusammenziehung und Vermehrung des bourbonischen Heeres bei Capua mehr und mehr sich bemerkbar machte – und endlich auch in nicht geringem Maße die schlauen Umtriebe der Cavourianer, die mit ganzer Kraft darauf hinarbeiteten, uns zu diskreditieren, bis zu einem gewissen Grade unsere Sache geschädigt und auf der andern Seite die Zuversicht der Bourbonischen gehoben, denen dies alles als glückverheißende Einleitung zu der entscheidenden Schlacht erscheinen mochte, die kurz darauf, am 1. und 2. Oktober, stattfand.

Das bourbonische Heer, das in Sizilien, in Calabrien und in Neapel durch so große Verluste erschüttert worden war, hatte sich hinter den Volturno zurückgezogen und sich um Capua, das in Verteidigungszustand versetzt ward, konzentriert. Die ersten Kolonnen der Südarmee wurden, kaum in die Nähe von Neapel gelangt, nach Avellino und Ariano Östlich und nordöstlich von Neapel. gesandt, um einige rückschrittliche Bewegungen zu unterdrücken, die dort von Priestern und Anhängern der Bourbonen erregt worden waren. Mit dieser Aufgabe war General Türr betraut worden, der sie vollständig löste. Als die Unruhen von Avellino beigelegt waren, erhielt Türr Befehl, mit seiner Division Caserta und Santa Maria Santa Maria wenig nördlich von Neapel, Caserta östlich davon, beide Orte südlich vom Volturno. zu besetzen, und die übrigen Abteilungen wurden nach und nach, wie sie in Neapel ankamen, nach der nämlichen Richtung gesandt, indem man sie so kurze Zeit wie möglich in der Hauptstadt verweilen ließ. Die Division Bixio besetzte Maddaloni und deckte die Hauptstraße nach Campobasso Maddaloni wenig südöstlich von Caserta, Campobasso nördlich inmitten des Landes. und den Abruzzen; sie bildete den rechten Flügel unseres kleinen Heeres. Die Division Medici besetzte den Monte Sant' Angelo, der Capua und den Volturno beherrscht, und wurde hernach durch einige neugebildete Abteilungen, die General Avezzana befehligte, verstärkt. Eine Brigade der Division Medici unter General Sacchi besetzte den nördlichen Abhang des Monte Tifata, der die Ebene von Capua überragt und zum Volturno abfällt. Alle diese Streitkräfte bildeten unser Mitteltreffen. Die Division Türr besetzte Santa Maria und bildete den linken Flügel. Die Reserven endlich, unter dem Kommando des Chefs des Generalstabs, General Sirtori, standen in Caserta.


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