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2. Kapitel.
Der 5. Mai 1860

O Nacht des 5. Mai, durch das Feuer von tausend Lichtern erhellt, mit denen der Allmächtige den unbegrenzten Himmelsraum besät hatte! ... Schöne ruhige, feierliche Nacht, erfüllt von jener hehren Feierlichkeit, die die Großherzigen, die sich der Befreiung der Geknechteten weihen, ergreift und antreibt. Solcher Art aber waren auch die Tausend. – An der Küste des östlichen Liguriens fanden sich die Tausend zusammen, in einzelnen Gruppen, von der Größe der Unternehmung durchdrungen, aber stolz, daß ihnen dies Los gefallen, mochten auch Gefahren und Martyrium drohen. – Schön warest du, Nacht des Beginns des großen Vornehmens. Du durchdrangest die Herzen jener Stolzen mit jener erhabenen Harmonie, die die Erlesenen, die im unbegrenzten Raume das Walten des Allmächtigen empfinden, beseligt. Ich habe diese Harmonie in allen den Nächten empfunden, die der Nacht von Quarto ähnelten: in den Nächten von Reggio, von Palermo, von Volturno. Und wer darf am Siege zweifeln, wenn er auf den Flügeln der Pflicht und des Gewissens einherzieht und den Gefahren und dem Tod wie dem beseligenden Kuß der Geliebten entgegeneilt!

Die Tausend stoßen das Gewehr auf den Fels, wie der edle Hengst, der Schlacht harrend, den Boden stampft. Und wohin ziehen sie zu kämpfen, sie, die wenigen, gegen zahlreiche, kriegsgewohnte Scharen? Haben sie etwa den Befehl eines Monarchen erhalten, ein armes unglückliches Volk zu bekriegen und zu überwältigen, das, durch die Auflagen der herrschenden Verschwender ruiniert, die Zahlung verweigert hat? Nein, sie eilen nach Trinakrien, wo die Picciotti das Joch eines Tyrannen nicht länger tragen wollen und sich aufgelehnt und geschworen haben, lieber zu sterben als Sklaven zu bleiben. Und wer sind die Picciotti? Unter diesem bescheidenen Namen verbirgt sich nichts geringeres als die Nachkommen des erlauchten Geschlechts der Vesper, das in einer einzigen Stunde ein ganzes Heer von Schergen austilgte, ohne einen einzigen übrig zu lassen.

Die beiden Dampfschiffe legten an der Reede von Quarto an, wo die Einschiffung der Tausend schnell erfolgte, nachdem die erforderlichen Boote im voraus beschafft und vorbereitet worden waren.


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