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110.
Ein Narr beklatscht wohl jedermann
Und hängt der Katz die Schelle an,
Und nimmt sich dessen doch nicht an.

Verleumdung des Guten

Gar manchem war es Herzenslabe,
Daß ich viel Narrn gesammelt habe;
Er nimmt daraus sich gute Lehre,
Wie er sich von der Narrheit kehre.
Dagegen ist es manchem Leid,
Der meint, ich sagte ihm Bescheid,
Und wagt doch laut zu reden nicht,
Drum schilt er nur auf das Gedicht
Und hängt der Katze an die Schellen,
Die ihm an beiden Ohren gellen.
Ein räudig Roß hält nicht lang still,
Wenn man es sauber striegeln will;
Wirft unter Hunde man ein Bein,
Schreit der Getroffene allein.
Ich bin mir dessen wohl bewußt,
Daß Narren schelten mich mit Lust
Und meinen, es ständ mir nicht zu,
Daß ich die Narrn nicht laß in Ruh
Und manchem zeige, was ihn plagt.
Ein jeder spricht, was ihm behagt,
Und klaget, wo ihn drückt der Schuh.
Sagt dir dies Narrenbuch nicht zu,
So laß es doch nur ruhig laufen,
Ich bitte keinen, es zu kaufen,
Er wolle denn klug werden draus
Und ziehen selbst die Kappe aus,
An der ich lang gezogen hab
Und zog sie ihm doch nicht ganz ab.
Wer tadelt, was er nicht versteht,
Der kauf dies Buch, eh es zu spät,
Da doch zu dem, was er verstand,
Noch jeder Lieb und Neigung fand.
Der ist ein Narr, wer sein will klug
Und tut der Wahrheit Widerspruch. Im Original: Wer worheit wider sprechen gtar / Und wis will syn / der ist eyn narr.


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