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70.
Du mußt im Sommer die Heugabel drehn,
Willst du im Winter nicht hungrig gehn
Und oft den Bären tanzen sehn. D.h. vor Hunger an den Fingern saugen wie die Bären, von denen man erzählte, daß sie sich im Winter in ihren Höhlen das Fett aus den Pfoten saugten.

Nicht beizeiten vorsorgen

Man findet hier gar manchen Toren,
Der ist ins Trödeln so verloren, eyn wättertrentsch, d.h. einer, der jedesmal das geeignete Wetter, die rechte Zeit vertrödelt.
Daß er sich nie recht schicken kann
Zu allem, was er je fängt an.
Kein Ding beizeiten er bestellt,
Nichts über Nacht hin er behält,
Als daß er so gleichgültig ist
Und nicht bedenkt, was ihm gebrist,
Und was er haben muß zur Not.
Selbst wenn ihm diese es gebot,
Denkt er nicht weiter alle Stund
Als von der Nase bis zum Mund.
Nur wer im Sommer sammelt mit Fleiß,
Daß er im Winter zu leben weiß,
Den nenn ich einen weisen Mann. Vgl. Sprüche Salomonis 10, 5.
Doch wer im Sommer ruhen kann
Und schlafen allzeit an der Sonnen,
Muß haben Güter schon gewonnen,
Oder muß durch den Winter sich
Behelfen schlecht und kümmerlich,
Muß saugen an den eignen Pfoten,
Bis er dem Hunger Halt geboten.
Wer nicht im Sommer machet Heu,
Der läuft im Winter mit Geschrei,
Hat wohl zusammengebunden das Seil
Und ruft, daß man ihm Heu geb' feil.
Der Träge im Winter ungern pflügt,
Im Sommer er am Bettel liegt Vgl. Sprüche Sal. 20, 4; daher treffen die Verse eigentlich nur für das Klima Palästinas zu und widersprechen den vorhergehenden.
Und muß manch böse Zeit ertragen,
Viel heischen, wenig nur erjagen.
Geh hin zur Ameis, Narr, und lern!
Bei guter Zeit versorg dich gern,
Daß du nicht müssest Mangel leiden,
Wenn andre nachgehn ihren Freuden. Vgl. Sprüche Sal. 6, 6–8.


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