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18.
Der setzt zwei Hasen sich zum Ziel
Wer zweien Herren dienen will
Und ladet auf sich allzuviel.

Vom Dienst zweier Herren

Der ist ein Narr, dem es gefällt,
Daß Gott er diene und der Welt;
Denn wo zween Herren hat ein Knecht,
Kann ihnen dienen er nimmer recht. Dem Sprichwort liegt Matthäus 6, 24 zugrunde.
Gar oft verdirbt ein Handwerksmann,
Der viel Gewerb und Künste kann.
Wer jagen will und zu einer Stund
Zween Hasen fangen mit einem Hund,
Dem wird kaum einer wohl zuteil
Und oft gar nichts – trotz aller Eil.
Wer mit viel Bogen schießen will,
Der trifft wohl kaum einmal das Ziel;
Und wer auf sich viel Ämter nimmt,
Der kann nicht tun, was jedem Jedem Amt. ziemt;
Wer hier muß sein und doch auch dort,
Ist weder hier noch dort am Ort;
Wer's recht tun will nach jedermanns Nasen,
Muß warmen und kalten Atem blasen, Beliebtes Bild der menschlichen Unzuverlässigkeit und Doppelzüngigkeit, dem eine alte, von Ulrich Boner, Hans Sachs, Burchard Waldis u. a. aufgenommene Fabel zugrunde liegt: man bläst seinen Atem aus, einmal, um die kalten Hände zu wärmen, dann wieder, um die heiße Suppe zu kühlen; dein zung ist wankelmütig.
Und schlucken viel, was ihm nicht schmecke,
Und strecken sich nach jeder Decke,
Der möge Pfühle unterschieben
Dem Arme jedes nach Belieben,
Und salben jedem wohl die Stirne
Und schauen, daß ihm keiner zürne.
Aber viel Ämter schmecken gut,
Man wärmt sich bald bei großer Glut,
Doch wer der Weine viel erprobt,
Darum noch nicht jedweden lobt.
Ein schlicht Geschmeid ist bald bereit,
Der Weise lobt Einfältigkeit; eynfaltikeyt, d. h. Einfachheit.
Wer einem dient und tut dem recht,
Den hält man für den treusten Knecht.
Der Esel starb und ward nie satt,
Der täglich neue Herren hatt'. Anspielung auf eine bekannte Fabel vom unzufriedenen Esel.


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