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109.
Der ist ein Narr, der nicht versteht,
Wenn Unheil ihm zu Handen geht,
Daß er sich weislich schicke drein:
Unglück will nicht mißachtet sein.

Mißachtung des Unheils

Manchem ist nicht bei Unglück wohl,
Der doch stets darnach sucht wie toll,
Drum soll er es nicht haben Wunder,
Wenn ihm das Schiff zuletzt geht unter:
Denn ist das Unglück noch so klein,
So kommt es selten doch allein,
Weil nach der Alten Spruch und Sage
Unglück und Haar wächst alle Tage.
Darum den Anfang man abwende,
Man weiß nicht, wohin neigt das Ende.
Wer auf das Meer sich wagen tut,
Der braucht wohl Glück und Wetter gut;
Denn hinter sich fährt der geschwind,
Wer schiffen will mit Widerwind;
Ein Weiser mit Fahrwind segeln lehrt,
Ein Narr gar bald sein Schiff umkehrt.
Der Weise hält in seiner Hand
Das Ruder und fährt leicht zu Land;
Ein Narr versteht sich nicht aufs Lenken,
Drum wird er leicht das Schiff versenken. Im Original: Eyn narr verstat sich nit uff fuor / Dar umb er offt nymbt eyn grunt ruor.
Ein Weiser sich und andre führt,
Ein Narr verdirbt, eh er es spürt.
Hätt nicht gefügt in weise Lehre
Sich Alexander auf hohem Meere,
Das ihm sein Schiff warf auf die Seit',
Und sich gerichtet nach der Zeit:
Er würd im Meer ertrunken sein
Und nicht gestorben an Gift im Wein.
Pompejus hatte Ruhm und Ehre,
Als er gereiniget die Meere
Und die Seeräuber all vertrieben,
Und ist doch in Ägypten blieben.
Wer Weisheit sowie Tugend fand,
Der schwimmet nackend wohl D.h. reich und wohlbehalten. zum Land:
So spricht Sebastianus Brant. Die Nennung des Namens deutet darauf hin, daß in der Originalausgabe von 1494 mit diesem Abschnitt ursprünglich die Schilderung der Narren abgeschlossen werden sollte. Das folgende Kap. sowie Kap. 111 und 112 handeln vom Dichter und vom Weisen, bilden also eine Art Epilog.


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