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54.
Wem Sackpfeifen Freud und Kurzweil macht,
Daß Harf und Laut' er drob verlacht,
Der wird auf den Narrenschlitten gebracht.

Tadel nicht dulden wollen

Daß Narrheit sich im Herzen regt,
Zeigt dies: ein Narr es nie erträgt
Noch mit Geduld es leiden kann,
Spricht über weise Dinge man.
Ein Weiser gern von Weisheit hört,
Wodurch ihm Weisheit wird gemehrt.
Die Sackpfeif' ist des Narren Spiel,
Der Harfen achtet er nicht viel.
Kein Gut dem Narren in der Welt
Mehr als sein Kolben und Pfeif' gefällt.
Kaum läßt sich tadeln, wer verkehrt;
Der Narren Zahl ohn End sich mehrt.
O Narr, bedenk zu aller Frist,
Daß du ein Mensch und sterblich bist
Und nichts als Lehm, Asch, Erd und Mist.
Denn unter aller Kreatur,
Die hat Vernunft in der Natur,
Bist die geringste du, ein Schaum,
Ein Hefensack truosensack, entsprechend etwa unserm Madensack. Die eindringlichen Verse Brants lauten im Original: O narr gedenck zuo aller fryst / Das du eyn mensch und tötlich bist / Und nüt dann leym äsch erd und myst / Und under aller creatur / So hat vernunfft jn der natur / Bist du das mynst und eyn byschlack / Eyn abschum und eyn truosensack. und Bastard kaum.
Was rühmst du doch an dir Gewalt
Und Adel, Jugend, Geld, Gestalt,
Da alles unter der Sonne ist
Unnütz, wenn Weisheit ihm gebrist.
Besser, daß dich ein Weiser straf,
Als daß dich anlach' ein närrisch Schaf;
Denn wie eine brennende Distel kracht,
So ist ein Narr auch, wenn er lacht. Prediger Sal. 7, 6. 7.
Drum selig der Mensch, der in sich hat
Die Furcht des Herrn an jeder Statt.
Des Weisen Herz auch Trauer betrachtet,
Ein Narr allein auf Pfeifen achtet. Prediger Sal. 7, 5.
Man sing und sag mit Bitten und Flehn,
Er solle von seinen elf Augen abgehn: D. h. von seiner Hartnäckigkeit ablassen; vgl. Anm. 4 zu Kap. 30.
Er wird nicht Lehre noch Tadel verstehn.


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