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61.
Das Best' am Tanzen ist, daß man
Nicht immerdar nur geht voran,
Sondern beizeit umkehren kann.

Vom Tanzen

Die hielt ich fast für Narren ganz,
Die Lust und Freude haben am Tanz
Und springen herum grad wie die Tollen,
Im Staub sich müde Füße zu holen.
Aber wenn ich bedenke dabei,
Wie Tanz mit Sünde entsprungen sei, Daß der Tanz teuflischen Ursprungs sei, weil er mit dem Tanz um das Goldene Kalb seinen Anfang nahm, war schon im Mittelalter eine verbreitete Auffassung; vgl, 2. Mose 32.
So kann ich merken und betrachte,
Daß ihn der Teufel wohl aufbrachte,
Als er das Goldne Kalb erdachte,
Und schuf, daß man Gott ganz verachte.
Noch viel damit zuweg er bringt;
Aus Tanzen Unheil oft entspringt:
Da ist Hoffart und Üppigkeit
Und Vorlauf für louff, was zuerst aus dem Faß läuft, hier mit Anspielung aufs Vortanzen. der Unlauterkeit,
Da schleift man Venus bei den Händen,
Da tut all Ehrbarkeit sich enden.
Drum weiß ich auf dem Erdenreich
Keinen Scherz, der so dem Ernst sei gleich,
Als daß man Tanzen hat erdacht,
Auf Kirchweih und Primiz Die erste Messe eines Geistlichen, lat. prima missa, wird noch heute besonders gefeiert. gebracht:
Da tanzen Pfaffen, Mönch' und Laien,
Die Kutte muß sich hinten reihen;
Da läuft man, wirft umher wohl eine,
Daß man hoch sieht die bloßen Beine;
Ich will der andern Schande schweigen.
Der Tanz schmeckt süßer da als Feigen.
Wenn Kunz mit Greten tanzen kann,
Ficht Hunger ihn nicht lange an,
Bald sind sie einig um den Preis, Inn hungert nit eyn gantzen dag / So werden sie des kouffes eyns, d. h., es dauert keinen Tag, dann werden sie schon handelseins.
Wie man den Bock geb um die Geiß.
Soll das nun Kurzweil sein genannt,
So hab ich Narrheit viel erkannt.
Viel warten lange auf den Tanz,
Die doch der Tanz nie sättigt ganz.


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