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58.
Wer löschen will eines andern Feuer
Und brennen läßt die eigne Scheuer,
Der ist gut auf der Narrenleier.

Seiner selbst vergessen

Wer große Müh und Ungemach
Hat, um zu fördern fremde Sach',
Sucht, wie er andern Nutzen schaffe,
Der ist mehr als ein andrer – Affe,
Wenn er nicht in der eignen Sache
Schaut, daß er fleißig sei und wache.
Der Narren Büchlein billig liest,
Wer klug ist und sein selbst vergißt.
Wer rechte Liebe will gewinnen,
Der soll bei sich zuerst beginnen,
Wie auch Terentius Andria IV, 1, 12. ermahnt:
»Ich bin mir allernächst verwandt!«
Ein jeder schau auf seine Schanze, Was er im Spiel geworfen hat; hier schon der heutigen Bedeutung von Chance angenähert.
Bevor er sorg', wie ein andrer tanze.
Der will verderben, sobald es geht,
Wer andern schneidet und sich nicht sät
Und wer eines andern Kleid gern putzt
Mit Fleiß und seins derweil beschmutzt.
Wer löschen will eines andern Haus,
Wenn ihm die Flamm schlägt oben aus
Und seines brennt mit aller Macht,
Hat seines Nutzens wenig acht.
Wer vorwärts bringt eines andern Karren
Und hindert sich, der wird zum Narren.
Will einer fremde Sachen laden
Und sich versäumen, der hab' Schaden.
Wer darin Überredung leidet,
Was Schaden ihm und Spott bereitet,
Der kann die Länge sich nicht wehren:
Der Narr erwischt ihn bei den Geren, Bei den Rockschößen.
Wird Weisheit ihn mit Schaden lehren.
Den kommt der Tod am härtsten an,
Den sonst erkannte jedermann
Und der, an seines Lebens End,
Stirbt, ohne daß er selbst sich kennt. Die kaum übertragbaren Verse Brants lauten im Original: Dem lydt syn dott am hertsten an / Den sunst erkennet yederman I Und er styrbt und syn leben endt / Das er sich selbst nit hatt erkent.


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