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62.
Wer Lust verspürt, daß er hofiere Den Hof machen, Ständchen bringen.
Nachts auf der Gasse vor der Türe,
Den treibts, daß wachend er erfriere.

Von nächtlichem Hofieren

Jetzt wär schier aus der Narrentanz,
Aber das Spiel doch noch nicht ganz,
Wenn nicht hier wären auch die Löffel, Liebhaber, Laffen.
Die Gassentreter und die Göffel, Gaffer (die nur Augen für die Weiber haben).
Die in der Nacht nicht ruhen können,
Wenn sie nicht auf die Gasse rennen
Und schlagen Laute vor der Tür,
Ob nicht das Mädchen schau herfür.
Nichts andres von der Straß sie bringt,
Bis man mit Kammerlaug' sie zwingt
Oder bewirft mit einem Stein.
Es ist die Freud in Wahrheit klein:
In Winternächten zu erfrieren,
Wenn sie der Gäuchin so hofieren
Mit Saitenspiel, mit Pfeifen, Singen,
Am Holzmarkt über die Blöcke springen.
Das tun Studenten, Pfaffen, Laien,
Die pfeifen zu dem Narrenreihen,
Und jeder schreit, jauchzt, brüllt und plärrt,
Als würd zur Schlachtbank er gezerrt.
Ein Narr es da dem andern kündet,
Wo man ihn hinbeschieden findet,
Dort muß man ihm ein Hofrecht machen. D. h., dort müssen die Musikanten und Sänger auf seinen Befehl ein Ständchen bringen.
So heimlich hält er seine Sachen,
Daß jedermann davon muß sagen,
Die Fischer es auf Kübeln schlagen.
Gar mancher läßt die Frau im Bette,
Die lieber Kurzweil mit ihm hätte,
Und tanzt dafür am Narrenseil.
Wenn das gut endet, braucht es Heil! darff es heyl, d. h. wäre ein besonders glücklicher Zufall nötig.
Ich schweige derer, die es freut,
Daß sie stolziern im Narrenkleid;
Doch wenn man Narren jene hieße,
Gar mancher sich am Namen stieße.


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