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75.
Willst schießen du, so ziel und triff!
Denn tust du nicht den rechten Griff,
So schießt du in das Narrenschiff.

Von schlechten Schützen

Wollt es die Schützen nicht verdrießen,
Ich stellt' auch an ein Narrenschießen,
Macht' einen Schießplatz am Gestade,
Wer den verfehlte, dem wärs schade.
Dazu wärn Preise auch bestellt:
Der nächst dem Ziel kam, sie erhält,
Zumindest könnts ein Stechen verstechen, ein Stichkampf zwischen gleichwertigen Schützen. werden.
Drum hüt er sich, halt nicht zur Erden
Noch in die Höh, vielmehr aufs Ziel,
Wenn er den Zweck Den Stift im Mittelpunkt der Zielscheibe. berühren will,
Und tu den Anschlag nicht zu eilig!
Viele schießen zu hoch, sich zum Verdruß,
Dem bricht der Bogen, die Sehn oder Nuß, Der Drücker an der Armbrust.
Der tut beim Anschlag manchen Schlipf, Die Sehne gleitet ihm beim Spannen ab.
Dem wird verrückt Stuhl oder Schipf, Das Gestell und der Pflock, auf denen die Armbrust beim Anlegen ruht.
Des Armbrust geht los, wenn er sie nur rührt,
Das macht, die Sehne ist geschmiert;
Dem steckt das Ziel Das Ziel hat sich scheinbar verlagert. nicht so wie eh'r,
Den Merkpunkt findet er nicht mehr,
Der hat gemacht der Schüsse viel,
Doch sind sie alle weit vom Ziel,
So daß er wohl die Sau Als Trostpreis für den schlechtesten Schützen war häufig eine Sau ausgesetzt. gewinnt,
Wenn man das Stechen dann beginnt.
Kein Schütze auf der weiten Welt,
Der nicht stets wüßte, was ihm fehlt,
Bald dies, bald jenes, damit er hätte
Ein Wehrwort, Eine Ausrede. Nach einem alten Gedicht gab es 142 solcher Schützenausreden. das die Ehre rette,
Und hätte er nicht gefehlt darin,
Dann freilich wäre der Preis sein Gewinn.
Sodann weiß ich noch Schützen mehr,
Die hören, daß fern ein Schießen wär,
Zu dem von allen Landen Leut
Hinziehen zur bestimmten Zeit,
Die besten, die man finden kann,
Von denen keiner den Preis gewann,
Es sei denn, jeder Schuß ging ins Ziel –
Nun kenn ich doch der Gecken viel,
Die wissen, daß sie nichts gewinnen
Und ziehen dennoch kühn von hinnen,
Dort zu versuchen auch ihr Heil:
Ich nehm sein Zehrgeld, nicht sein Teil, des gelts jnn doppel, das eingezahlte Geld, das jeder Schütze entrichten mußte, um überhaupt zum Wettbewerb zugelassen zu werden.
Vom Einsatz des gelts jnn doppel, das eingezahlte Geld, das jeder Schütze entrichten mußte, um überhaupt zum Wettbewerb zugelassen zu werden. will ganz still ich sein:
Die Sau wird ihm im Ärmel schrein!
Manche wählen sich Weisheit als Ziel,
Doch getroffen haben es nicht viel,
Das macht, man zielt nicht recht aufs Feld,
Zu niedrig oder zu hoch man hält,
Der läßt sich bringen aus dem Visier
Und dem zerbricht der Anschlag v schier,
Der tut wie Jonathan einen Schuß D. h. über das Ziel hinaus; vgl. 1. Samuel 20, 36.
Und dem fährt ganz heraus die Nuß.
Wer Weisheit richtig treffen will,
Bedarf wohl solcher Pfeile viel,
Mit denen Herkules des gelts jnn doppel, das eingezahlte Geld, das jeder Schütze entrichten mußte, um überhaupt zum Wettbewerb zugelassen zu werden. sich bewehrte
Und alles traf, was er begehrte,
Und was er traf, fiel tot zur Erde.
Wer recht auf Weisheit schießen will,
Der schau, daß er halt Maß und Ziel,
Denn fehlt er oder hält nicht drauf,
So muß er zu der Narren Hauf.
Wer schießen will und fehlt den Rain, des gelts jnn doppel, das eingezahlte Geld, das jeder Schütze entrichten mußte, um überhaupt zum Wettbewerb zugelassen zu werden.
Der trägt die Sau im Ärmel heim;
Wer jagen, stechen, schießen will,
Hat wenig Nutzen und Kosten viel.


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