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XLVII.
Be- und Entzauberung.

Der Ehrenwerte Horace Larkin und seine Gattin saßen in ihrem großen Wohnzimmer im ersten Stock und besprachen das lästige Problem, wo und wie man den Sommer verbringen solle.

Ihr Haus, gebaut aus weißem Sandstein im Pseudokirchenstil, einer Art häuslicher Gotik, war nicht nur in Torryville das feinste, sondern auch eines der feinsten im gesamten Westteil des Bundesstaates. Es gestattete einen herrlichen Blick über den See und das Tal und ergab mit seinen hohen Giebeln eine starke Silhouette vor dem dunklen Kiefernwald und den grünen Wiesen, die mit Hibiskus, Ulmen und Strauchwerk bepflanzt waren. Vor der Villa war der gesamte Hang zum See hinab sorgfältig begradigt und mit Blumenbeeten, Kieswegen und schön geschnittenen Hecken verziert. Eine breite Fahrstraße, eingefasst von jungen Bäumen und geweißten Rollsteinen, wand sich von der Chaussee in eleganten Kurven zu einem breiten, nachhallenden Torbogen vor dem Haupteingang.

Das Haus selbst war, wenn eine gewagte Metapher gestattet ist, ein ästhetisches Fest in drei Akten und etwa fünfundzwanzig Szenen. Der Salon, in Weiß und Gold gehalten, stellte lediglich eine Abwandlung von dem der Van-Schaak-Villa in Gramercy Park dar. Das Wohnzimmer indes bildete eine unabhängige Schöpfung von Kate, auf die sie sehr stolz war. Es besaß eine prachtvolle Geräumigkeit und machte mit seiner hohen Decke und den weißen Türen einen fast palastartigen Eindruck. Die exquisiten Holschnitzereien, der große Flügel im Directoire-Stil, die reich und harmonisch gemischte Draperie der Türen und Fenster, die japanischen Vitrinen, gefüllt mit kostspieligem Nippes, verrieten einen anspruchsvollen Geschmack und kunstreiches Geschick bis ins geringste Detail.

Mit Rücksicht auf die Wünsche seiner Frau verbrachte Horace die Stunde nach dem Essen in ihrer Gesellschaft in diesem luxuriösen Apartment. Er fühlte sich dort nie heimisch, sondern hatte immer das Gefühl, als besuche er Kate lediglich. Er hatte Angst, sich auf einen der Stühle zu setzen, weil er sie vielleicht beschmutzen oder beschädigen könnte. Sie waren anscheinend gar nicht dazu bestimmt, ihrem eigentlichen Zweck zu dienen; und wie sie da in anmutigen Menuettstellungen standen, strahlten sie auf ihn eine Fremdheit aus, der durch Gewohnheit nicht beizukommen war. Er sehnte sich nach seinem großen, hässlichen Bürostuhl mit der abgenutzten Lederpolsterung, dem eine Laufrolle fehlte, während eine andere im Zustand chronischer Altersschwäche dahin siechte. Es war außerdem eine Plage, für die er die Großartigkeit des Raumes verantwortlich machte, dass er in ihm nicht rauchen durfte. Seine nachmahlzeitliche Zigarre schien ihm aus langer Gewohnheit für sein Wohlbefinden absolut wesentlich; aber Kate hatte mit solch verwerflichen Gewohnheiten kein Mitleid; und am Ende musste er sich ihren Wünschen fügen.

Seltsamer Weise war sie, obwohl sie ihn derart missbilligte, von seiner Gesellschaft ausgesprochen abhängig. Ohne zu schimpfen oder kratzbürstig zu werden, verstand sie es, ihre Autorität zur Geltung zu bringen; und aus Mangel an anderen Zielpersonen machte es ihr wahrscheinlich Spaß, sie über ihn auszuüben.

Er hatte sich bereits entschlossen, seine eigenen Vorlieben bei dieser Frage der Sommerresidenz zu opfern, weil die Erfahrung ihn gelehrt hatte, dass es sich nie auszahlte, einen Triumph über Kate zu erringen. Ein Sieg über sie war immer nur eine befristete Angelegenheit, die sich im Laufe der Zeit als verkappte Niederlage herausstellte. Wenn er einen Ort wählte, den sie nicht mochte, würde der Sommer für ihn zu einem anhaltenden Martyrium werden. Um so mehr war es zu bedauern, dass sie so weit in dem auseinander lagen, was die wünschenswerten Eigenschaften eines Sommeraufenthalts betraf. Newport erschien Kate perfekt, aber für Horace war es ein Synonym für alles, was er verabscheute. Bar Harbor fand er kaum weniger widerwärtig, und es mag ein soupçon von Wahrheit in Kates Behauptung gelegen haben, dass er am liebsten geblieben wäre, wo er war, um seines eigenen langweiligen Vergnügens willen.

Einige mögen es vielleicht bemerkt haben: in Kates Laune hatte sich allmählich eine verborgene Schärfe entwickelt; und wenn sie sich auch gelassen und würdevoll wie immer verhielt, kamen ihre Worte oft wie Skorpionstiche. Wenn sie verärgert war, konnte sie ihm mit jeder ihrer Äußerungen nette, kleine, damenhafte Dolchstöße versetzen.

Als das Eintreffen der Abendpost der häuslichen Debatte ein Ende setzte, kochte Horace vor unterdrückter Gereiztheit. Dennoch sagte er nichts, das seinen Gefühlszustand verraten hätte, denn Ehefrauen sind bei ehelichen Disputen dadurch im Vorteil, dass ihnen die Konsequenzen egal sind, während Ehemänner diese in der Regel berücksichtigen. So sehr Kate seine Selbstachtung verletzten mochte, er würde ihre im Gegenzug niemals verletzen. Ich fürchte, sie verachtete ihn genau deshalb ein bisschen, weil sie seine Ritterlichkeit mit Mangel an Fähigkeit verwechselte.

Es schien ihr oft unbegreiflich, wie er bei seinen mäßigen Gaben zu dem erreichten Ansehen gekommen war; und sie konnte es sich nur durch die Annahme erklären, dass Männer insgesamt eben den Frauen völlig unterlegen waren. Sie selbst jedenfalls war durchaus bereit, jedem von ihnen den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Und nach Auffassung ihres Ehegatten war es unbestreitbar, dass ihre unbezwingliche Überzeugung ihrer eigenen Überlegenheit, ganz abgesehen von anderen Bedenken, sie zu einer respektablen Gegnerin machte.

Die Post war an diesem Abend sehr umfangreich, und unter den zwanzig oder dreißig Briefen gab es einen großen, der einen imposanten amtlichen Eindruck machte. Kate konnte ihr Interesse an diesem Brief nicht ganz verbergen, auch nicht ihren Ärger, als ihr Gatte, einem instinktiven Impuls, ihr Einhalt zu gebieten, folgend, ihn mit ostentativer Gleichgültigkeit auf die Seite legte. Er riss dann Umschlag nach Umschlag auf, grinste, knurrte, zog an seinem Schnurrbart, vergaß seine schlechte Laune und lachte gerade heraus.

Als gewähltes Mitglied des Kongresses, als potentielle Macht im Bundesstaat, besaß er ein Gefühl seiner Bedeutung. Die unglaublichsten Petitionen regneten auf ihn nieder. Er wurde hofiert und umschmeichelt von allen möglichen Ansprüchen, die von legislativer Gunst abhängig waren. Die menschliche Natur enthüllte ihm einige ihrer verächtlichsten Seiten.

Horace hatte rasch ein halbes Dutzend Petitionen und ein oder zwei verschleierte Bestechungsofferten durchgesehen, als er seine Hand in gebührender Reihenfolge auf den amtlichen Umschlag legte. Er erbrach das Siegel, welches das des Außenministeriums der Vereinigten Staaten war; und als er auf das Blatt hinab schaute, leuchteten seine Züge in plötzlicher Belebung auf.

»Kate,« sagte er, seinen Groll vergessend, »hier gibt es etwas, das dich freuen wird.«

»Was ist es?« fragte sie, von ihrer Zeitung mit gut vorgetäuschter Zertreutheit aufschauend.

»Wie gefällt dir der russische Zar?«

»Ein Mann nach meinem Herzen,« sagte Kate; »ein wenig heilsamer Despotismus: das ist genau das, was wir bei unserer demokratischen Seuche brauchen.«

»Das sagst du ihm besser selbst.«

»Wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.«

»Nun, die Möglichkeit könntest du bekommen; hier ist ein Brief, in dem ich gefragt werde, ob ich die Berufung zum Gesandten am Hof von St. Petersburg annehmen würde.«

»Ach, wie schön! Ich hoffe, du nimmst an.«

»Ich weiß nicht.«

Hier folgte eine weitere Debatte, aber eine weitaus freundschaftlichere. Horace hatte im Herzen längst seine Entscheidung getroffen. Die unverlangt kommende Ehre war zu groß, als dass sie hätte abgelehnt werden können. Es gab hundert Gründe, weshalb er sie nicht ausschlagen konnte. Aber in dem Verlangen, sich Kate zu verpflichten, gab er ihrer Argumentation nur Stück für Stück nach und stimmte scheinbar nur widerwillig ihren Schlussfolgerungen zu. Die Stellung eines Diplomaten erschien ihm längst nicht mehr so verächtlich wie damals, als er sich um die Legislative beworben hatte. Er konnte sich sogar vorstellen, um die Herrscher verweichlichter Monarchien ohne demokratische Gewissensbisse herumzuscharwenzeln.

Fast unbewusst änderte sich sein Verhalten, als er Kates subtiler Schmeichelei lauschte (denn diese kam ihren Absichten genau jetzt gelegen) und mit seinen Schritten den Raum durchmaß, wobei er den Kopf mit diplomatischer Miene hoch zu recken versuchte. Außerordentlicher Gesandter und generalbevollmächtigter Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika! Ein Mann konnte einiges opfern für eine solche Würde.

Die Annahme seiner Berufung wurde umgehend nach Washington telegraphiert und am nächsten Tag von allen Zeitungen der Union kommentiert. Das verdrießliche Sommerproblem war damit glücklich gelöst. Anstatt nach Newport oder Bar Harbor, war Kate ohne Überredung damit einverstanden, nach St. Petersburg zu gehen.

Ihr Gemahl jedoch, der Botschafter, ahnte nicht im Entferntesten die Tiefe ihres Jubels und Triumphes in ihrem Innern, als er ihr das imposante amtliche Dokument seiner Legitimation und die Tickets nach Liverpool auf der »Servia« der Reederei Cunard Die Cunard-Reederei, gegründet von Samuel Cunard (1787-1865), betrieb Ocean-Passagierdampfer; die erwähnte »Servia« war von J. & G. Thomson in Glasgow 1881 gebaut worden und stellte eine Art » Ocean Greyhound« in jenen Jahren dar. zeigte. Denn Kate war zu klug zu prahlen; sie hatte geduldig und schweigend viele Jahre an diesem Projekt gearbeitet, und nun stand das Werk ihres Ehrgeizes vollständig vor ihr.

An dem Abend, bevor die Servia in See stach, gaben Mr. und Mrs. Adrian Van Schaak, Sr., eine Abendgesellschaft an ihrem Wohnsitz in Gramercy Park zu Ehren ihres Schwiegersohnes, des Ehrenwerten Horace Larkin, und seiner Gattin. Es war ein glänzendes Dinner, und viele erlesene Persönlichkeiten waren anwesend. Der jüngst berufene Botschafter saß zur Rechten seiner Schwiegermutter, die ihn nun nicht mehr mit ihrem Blick lähmte, sondern ihn mit mütterlichem Stolz bewundernd anstrahlte. Auf der anderen Seite des Gesandten saß, umgeben von einer Wolke exquisiten, verlockenden Parfüms, seine Schwägerin, Mrs. Adrian, Jr., unerhört decolletée, bezaubernd naïve, indiskret und vor lauter Schalk übersprudelnd.

»Horace,« sagte sie zu dem Ehrengast, »wissen Sie, dass ich 'mal gedacht habe, sie wären der klügste Mann, dem ich je begegnet bin?«

»Das war sehr nett von Ihnen,« entgegnete er; »aber darf ich fragen, wie ich mir den Verlust Ihrer guten Meinung zugezogen habe?«

»Oh, nun, nein – es lohnt eigentlich nicht … ich würde nur sagen … jetzt glaube ich, dass Ihre Gattin die klügste Frau ist, der ich je begegnet bin.«

»Dem kann ich nur von Herzen zustimmen.«

»Ach, jaja, das sollten Sie besser auch, oder ich möcht' nicht in Ihren Schuhen stecken,« rief die Dame lachend.

»Ps-ss-ss-t, meine Liebe!« warnte Horace, seine Verärgerung verbergend; »denken Sie daran, dass die Leute hier Ohren haben.«

»Und was für lange Ohren die haben!« lachte Mrs. Adrian mit ihrer fröhlichen, verantwortungslosen Miene; »schauen Sie sich zum Beispiel Adrian an; dem kann man alles erzählen, und alles ist bei ihm sicher; er kriegt nämlich nichts richtig mit, deshalb kann man ihm auch immer widersprechen, und er wird nie wütend, weil er weiß, dass das nichts nützt.«

»Nun, ich wünschte, seine Gattin wäre so diskret wie er.«

»Tatsächlich? Nun, da tun Sie mir jetzt Unrecht. Heute abend bin ich die Seele der Diskretion; ich sterbe fast, um Ihnen etwas mitzuteilen, und ich hatte Mama gebeten, mich neben Sie zu setzen, um die Möglichkeit dazu zu bekommen. Aber ich habe Ihnen keine Silbe davon zugeflüstert, weil ich Ihnen einfach nicht Ihr Abendessen verderben wollte.«

»Ich weiß Ihre Freundlichkeit zu schätzen; ich hoffe, Ihre gute Entscheidung wird bis zum Kaffee erhalten bleiben.«

»Also, Horace, das ist einfach widerlich. Ich werde Sie dafür bestrafen; ich werde es Ihnen jetzt sagen und Sie seekrank machen, bevor Sie mit Ihrem filet fertig sind.«

Es war sinnlos, dass er sich entschloss, ihren Andeutungen keine Aufmerksamkeit zu zollen. Dass sie eine unerfreuliche Enthüllung für ihn auf Lager hatte, war unverkennbar. Auch konnte er nicht hoffen, dass sie ihn schonen würde; denn sie verabscheute Kate mit all dem Hass, zu dem ihre kätzchenhafte, inkonsequente Natur fähig war. Und sie grollte Kates Ehemann, weil er deren Stolz genährt hatte, indem er ihr Glück beförderte.

»Nun,« fuhr sie nach einer Pause fort, die einer Bries- paté gewidmet war, »im Grunde hat Kate Sie zum Diplomaten gemacht.«

»Ich weiß nicht, wieso Kate das gewesen sein soll,« sagte Horace erleichtert, denn er stand unter dem Eindruck, dass dies ein ganz neues Thema war; »die Berufung kam unverlangt vom Präsidenten an mich. Und danach bewerte ich sie hauptsächlich.«

»Unverlangt, oho!« rief sein hübscher Quälgeist mit vor Schalkhaftigkeit tanzenden Augen; »und so bewerten Sie das! Also, mein lieber Schwager, wenn Sie es mir nicht über nehmen: darf ich Ihnen eine Frage stellen? Sind Sie etwa noch ein Grünschnabel?«

Horace verfärbte sich bis in die Haarwurzeln. Dies ging gewiss über die Grenze erlaubten Scherzes hinaus. Und dennoch, wenn da etwas jenseits ihres Bedürfnisses nach Neckerei hinter ihren Worten steckte, sollte er es besser erfahren, sogar auf Kosten seines Stolzes.

Um nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, verwickelte er kunstvoll Mrs. Adrian in ein Gespräch mit dem russischen Botschafter aus Washington und sich selbst in einige beschwingte Platitüden, mit denen er um die Gunst Dero Ladyschaft mit den schönen Schultern und den herrlichen Diamanten warb, der Gattin des Botschafters.

Als das Dinner dann aber zu Ende war und die Gesellschaft sich in kleinen Gruppen auf Sesseln und chaises longues im großen salon verteilt hatte, näherte er sich seiner Schwägerin noch einmal und bat sie, ihre delphischen Das Orakel zu Delphi, das wichtigste im antiken Griechenland, wurde bei allen bedeutenden Anlässen befragt; die Auskünfte erfolgten jedoch zumeist in einer gewissen Rätselhaftigkeit. Äußerungen zu erklären.

»Ich möchte, dass Sie mir ohne Vorbehalt mitteilen,« sagte er ernst, »ob jemand, so weit Sie wissen, diese Berufung für mich erbeten hat?«

»Ich weiß nicht,« antwortete sie.

»Was meinten Sie dann mit Ihrer Andeutung?«

»Ich meinte,« versetzte sie, wobei sich eine gewisse Kälte in ihrem Verhalten bemerklich machte, »dass Mr. Van Schaak 20 000 $ von Kates Geld und 25 000 $ von seinem eigenen an die republikanische Wahlkampfkasse gezahlt hat, unter der Bedingung, dass Sie diese Berufung erhalten.«

Sie war von der Wirkung ihrer Worte überrascht. Horace wurde vollständig bleich und starrte mit einem Ausdruck heftiger Verbitterung auf seine Frau, die in einem Lehnstuhl sitzend die Huldigungen des russischen Gesandten entgegen nahm. Blitzartig erkannte er die ganze Intrige, mit ihren geschickten halben Enthüllungen und Tarnungen, und den unübertrefflichen Scharfsinn und die Geduld, mit der sie gefördert und von Stufe zu Stufe entwickelt worden war. Was für ein Trottel, was für eine Marionette war er in den Händen seiner Frau gewesen? Sie zog die Fäden, er spielte nur eine Rolle und beanspruchte dazu den Anschein von Unabhängigkeit.

Doch inmitten dieser Verbitterung erwachte in ihm ein Gefühl tiefer Achtung und Bewunderung für die unvergleichlich kaltblütige und wagemutige Frau, die umfangreiche Pläne gefasst und sie so rücksichtslos ausgeführt hatte.

»Noch etwas, Annie,« sagte er zu seiner Schwägerin, als sie Anstalten traf, ihn zu verlassen, »sind Sie absolut sicher, dass Sie mir die Wahrheit gesagt haben – ich meine: dass Sie sich nicht getäuscht haben?«

»Ich kann Ihnen einen Brief von Q… zeigen, der Sie überzeugen wird.«

»Und Sie meinten, dass diese Abmachung mit dem Präsidenten getroffen wurde?«

»Nein, nicht mit dem Präsidenten, sondern mit einem, der ihm sehr nahe steht und ihm zureden wollte.«

»Ich danke Ihnen. Und nun, Annie, tun Sie mir bitte den Gefallen und sagen Sie Kate nicht, dass ich davon weiß. Ich werde es Ihnen zu danken wissen. Bitten Sie mich um alles, was Sie wollen, in Russland, und Sie sollen es haben, wenn es in meiner Macht steht.«

»Einverstanden. Ich werde nächstes Jahr mit Adrian 'rüber kommen, um mich bei Hofe in einem Kleid vorstellen zu lassen, das Kate krank machen wird. Das soll mein Lohn sein.«

 

Als am nächsten Morgen die Servia gezeitengerecht in See stach, sah man einen großen Herrn, äußerst comme il faut in seinem Aufzug, über das Deck wandeln, wobei er sein Kinn ziemlich hoch hielt und sich mit einer gewissen diplomatischen Reserviertheit benahm. Sein Haar wies einen Mittelscheitel auf und sein Schnurrbart einen kunstvollen Schwung, der auf den Gebrauch von Bartwichse schließen ließ. Zu seiner Seite ging eine hübsche Lady mit zufriedener Miene; ihr Aussehen und Benehmen ließen die grande dame erkennen. Sie unterhielten sich heiter und unaufdringlich, ohne sich offenbar des Aufsehens bewusst zu sein, das sie verursachten.

An die Bollwerke der Steuerbordseite gelehnt, stand ein aufstrebender Romanautor in Gesellschaft eines hübschen jungen Mädchens, das gestern seine Frau geworden war.

»Weißt du, wer das ist?« fragte er, mit dem Kopf auf den vornehmen Spaziergänger deutend.

»Nein,« antwortete sie; »wer ist es?«

»Das ist Mr. Larkin, der neu berufene Botschafter in Russland.«

»Er ist nicht hübsch.«

»Nein, aber gut gekleidet.«

»Und so distingué

»Ja, er hat den Gang eines generalbevollmächtigten Botschafters und außerordentlichen Gesandten.«

»Wie stolz muss seine Frau auf ihn sein!«

»Ja, und er auf sie.«

 

ENDE.

 


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