Ernst von Wildenbruch
Schwester-Seele
Ernst von Wildenbruch

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Dreizehntes Kapitel

Ob es daher kam, daß draußen die Kälte umgeschlagen war und sich in dunstiges Tauwetter verwandelt hatte – jedenfalls herrschte am Sonnabend, welcher diese Woche beschloß, eine dumpfe Schwüle im Nöhringschen Hause.

Freda ging den ganzen Tag wie ein Gewittergewölk umher; Percival hatte seine Versuche, ihre düstere Stimmung durch leichten Spott aufzuhellen, schließlich aufgegeben; schweigend saß man sich bei Tische gegenüber. Papa Nöhring schüttelte den Kopf.

Eine so harmlose Sache wie die, daß heute abend ein poetisch angehauchter kleiner Referendar ein Drama bei ihnen vorlesen wollte, wurde geradezu zu einem Familienereignis – zu einem tragischen noch dazu.

Er mußte sich gestehen, daß Freda es war, die dem Vorgange den ungemütlichen Charakter verlieh, und obschon er es nicht laut werden ließ – denn im Grunde bewunderte er seine Tochter –, machte er sich Sorgen um sie. Wie wollte sie denn durch das Leben kommen, wenn sie bei so geringfügigem Anlaß alle Register der Leidenschaft spielen ließ?

Noch war er ja da – aber einmal würde die Zeit doch kommen, wenn er nicht mehr da war. Was dann?

Daß die Männer an Freda vorübergingen, hatte er ja auch wohl bemerkt; aber es hatte ihn nicht weiter gegrämt; so behielt er seine beiden Kinder um sich, er wünschte sich nichts Besseres. Aber später – wenn er nicht mehr da sein würde? –

Als man sich von Tische erhob, war sein für gewöhnlich so heiteres Gesicht getrübt; eine Falte zeichnete sich in seine Stirn, und mit einer gewissen Sorge zog er die Tochter an sich, als sie ihm gesegnete Mahlzeit bot.

Alles das sah Freda und empfand es, und alles das bestätigte ja nur, was sie vom ersten Augenblick an gefühlt hatte, als sie erfuhr, daß Percival den Menschen ins Haus rufen wollte. Er war der Friedensstörer; es war der Anfang vom Ende ihrer bisherigen glücklichen Harmonie.

Darum, als der Vater sie jetzt so besorgt in die Arme schloß, brach sie unwillkürlich in Tränen aus. Als er sie aber, ganz erschrocken, nach dem Grunde ihres Kummers befragte, konnte sie nur schweigend das Haupt schütteln; das, was sie auf dem Herzen trug, wie sollte sie das mit einem Worte aussprechen? Ihr war, als stände das Schicksal draußen vor der Tür; und wenn der Mensch dessen dumpfen Schritt vernimmt, verstummt er, und groß angelegte Naturen schweigen tiefer als kleine. Stumm ging sie hinaus und ließ den Papa und den Bruder einigermaßen verblüfft zurück.

So verging der Nachmittag, so kam der Abend heran, und als die siebente Stunde vorüber war, brannten im Salon und im Speisezimmer, das sich an den Salon anschloß, die großen Hängelampen. Haus Nöhring war zum Empfange bereit. In Anbetracht des kleinen Zuhörerkreises hatte Papa Nöhring beschlossen, daß in seinem, im oberen Stock gelegenen Zimmer gelesen werden sollte. Nach der Vorlesung wollte man zum Abendbrot hinuntergehen.

Freda war mit der Zurichtung der Abendtafel beschäftigt; Percival hielt sich vorn im Salon. Er war jetzt auch in eine gelinde Aufregung geraten. Gewissermaßen fühlte er sich für den Ausgang der Sache verantwortlich, und indem er daran dachte, wie trostlos Schottenbauer neulich sein Gedicht gelesen hatte, fragte er sich nicht ohne Besorgnis, wie es heute abend werden würde, wenn er sein Stück vortrug.

Er ahnte etwas von einer Blamage, und das wäre ihm nicht angenehm gewesen, schon Fredas wegen, deren Spott er denn acht Tage lang zu tragen gehabt haben würde.

Jetzt schlug es halb acht, und im nämlichen Augenblick ertönte die Hausklingel.

Man hörte ihr an, daß sie mit schüchterner Hand gezogen worden war. Es war wie eine zagende Frage: »Darf ich herein?«

»Du – Freda,« rief Percival, »er kommt!«

»Also führ ihn nur hinauf!« gab sie vom Speisezimmer her zur Antwort, »ich komme dann schon nach.«

Gleichmütig klapperte sie mit Tellern und Schüsseln fort.

Percival trat hinaus. Auf dem Flur draußen stand der Gast in seinem Winterüberzieher, den Zylinderhut in der einen, eine Papierrolle in der andern Hand.

Es war gar keine Möglichkeit, ihm die Hand zu reichen; er machte einen ganz unbehilflichen Eindruck.

»Vertrauen Sie mir Ihr Manuskript an,« sagte Percival freundlich, »und bitte, legen Sie ab! Mein Vater erwartet uns oben in seinem Zimmer; es wird Ihnen, denk' ich, recht sein, wenn Sie lieber in einem kleineren Raum lesen?«

Während Schottenbauer sich des Überziehers entledigte, hielt Percival die Rolle in der Hand. Sie hatte den Umfang eines mäßigen Kanonenrohres und war mit einem Bindfaden – man hätte es eigentlich eine Strippe nennen können – zusammengebunden.

»Tüchtiges Kaliber«, sagte Percival lachend, indem er die Rolle in der Hand wog.

»O – ich lese rasch«, gab Schottenbauer zur Antwort. »Ich hoffe – es wird Sie nicht zu lange aufhalten.«

Übermäßiges Selbstbewußtsein sprach aus seinen Worten nicht.

Sie stiegen die Treppe hinauf. Die Tür an Papa Nöhrings Zimmer war nur angelehnt, und jetzt erschien dieser selbst auf der Schwelle.

»Na, seien Sie willkommen und treten Sie ein!« sagte er, indem er dem Ankömmling gutmütig die Hand reichte. »Mein Sohn hat mir erzählt, daß Sie uns ein Stück vorlesen wollen – Trauerspiel?«

»Ja, ein Trauerspiel«, erwiderte Schottenbauer.

Papa Nöhring nickte, als wollte er sagen: »Natürlich.«

Er betrachtete Schottenbauer, der noch immer, den Hut in der Hand, dastand, dann sah er auf die Papierrolle, die Percival auf dem Tisch niederlegte.

»Fast so lang wie er selbst«, dachte er für sich.

»Geben Sie mir doch Ihren Hut«, sagte Percival; und er bemächtigte sich des Zylinders, um ihn hinunterzutragen.

Schottenbauer zog die Handschuhe von den Händen. Während er das tat, schaute er schweigend mit staunenden Augen umher.

Es war ein kleiner, warmer, mit dunkelgrüner Tapete und dunkelgrünen Türvorhängen ausgestatteter Raum, ein wahres Nest von Gemütlichkeit und Behaglichkeit.

Auf dem runden Tisch vor dem Sofa stand eine große, mit grünem Schirm versehene Glockenlampe; an den Wänden, soweit sie nicht von Bücherschränken eingenommen waren, hingen Kupferstiche in alten, schwarzen Ebenholzrahmen.

»Na – meinen Sie, daß Sie hier Stimmung zum Lesen haben werden?« fragte lächelnd Papa Nöhring, indem er den Blicken seines schweigsamen Gastes folgte, »gefällt es Ihnen?«

»Ja – außerordentlich,« gab Schottenbauer zur Antwort, »wirklich, ganz außerordentlich.«

Es war mehr als eine höfliche Phrase, das hörte man dem Ton der Worte an.

Der heimliche, schöngeschmückte Raum – der freundliche alte Herr, von dessen Munde das »Willkommen« vorhin so liebenswürdig geklungen hatte – es überkam ihn wie eine tiefe, ruhevolle Wonne – der einsame, heimatlose Mensch hatte ein Gefühl, als täte sich eine Heimat vor ihm auf.

Percival kehrte zurück, und nun versuchte man, ein Gespräch in Gang zu bringen; Freda kam und kam noch immer nicht.

»Mein Sohn sagte mir, daß Sie schon mehrere geschrieben haben«, meinte Papa Nöhring, indem er auf die Rolle deutete; »alle so – stark?«

Schottenbauer lachte verlegen. »So ziemlich.«

Er wollte noch etwas hinzusetzen, aber plötzlich verstummte er. Seine Augen richteten sich nach der Tür; auf dem Flur draußen hatte er das Rauschen eines Frauenkleides gehört – im nächsten Augenblick stand eine hohe Gestalt unter dem Türvorhang – Freda Nöhring.

Ihm war, als legte sich eine Hand auf seinen Kopf und drückte ihn hinunter – gleichzeitig aber, als käme von drunten eine andre Hand und faßte ihn und höbe ihn hinauf bis in den Himmel – das ungeheure, unaussprechliche Gefühl, das den Menschen beim Anblick des geliebten Menschen ergreift, war in ihm und um ihn und machte ihn besinnungslos und hellsehend zugleich; er wußte kaum mehr, wo er war, wer um ihn war; und während alles übrige wie ein Nebel um ihn zerfloß, sah er das Weib dort stehen und wußte, daß so, wie er sie jetzt dort sah, ihr Bild vor seiner Seele stehen würde jahre-, jahre- und jahrelang, immer und ewig, sein Leben lang!

Percivals Stimme weckte ihn aus seiner Betäubung.

»Darf ich Sie meiner Schwester vorstellen? Herr Referendar Schottenbauer.«

Fredas Augen hatten auf ihm geruht, mit dem Ausdruck, mit dem sie ihn damals auf der Brücke angesehen hatte, aber noch bohrender vielleicht, doch unerklärlicher. In ihrem starren Antlitz war kein Lächeln, auch nicht eine Spur der leisesten Freundlichkeit. Bleich, streng, beinahe feindselig stand sie da – und das alles, indem er es sah und fühlte und begriff, warf ihn zu ihren Füßen.

Ein Weib, das nicht lächelte, wenn es wollte, sondern nur, wenn es mußte; eine Natur, für die es die laue Zimmer- und Ofenluft der Freundlichkeit, der Liebenswürdigkeit und Höflichkeit nicht gab, sondern nur elementare Kälte – oder elementare Glut.

Glut? Ob es auch die in ihr gab? Vorläufig empfand er nur die Kälte. Aber zu denken, daß es in solchem Weibe einmal warm werden könnte – Himmel und Erde mußten sich dem Manne zu Füßen legen, an dessen Brust dieses Weib zusammenbrach.

Mit einer kaum wahrnehmbaren Neigung des Nackens hatte Freda Schottenbauers Verbeugung erwidert, dann trat sie herein.

»Wollen wir anfangen?« Sie wandte sich nach einer Ecke des Gemachs, um dort Platz zu nehmen. Es war das erstemal, daß er ihre Stimme hörte, und er beugte unwillkürlich das Haupt vor, als wollte er den Ton auffangen. Wunderbar, wie diese tiefe, gleichgültige Stimme dem Leibe ähnelte, aus dem sie kam! Percival, der nicht anders glaubte, als daß Fredas abweisende Art ihn stutzig machte und verletzte, beeilte sich, Schottenbauer mit verdoppelter Liebenswürdigkeit zu begütigen.

Er schob einen Stuhl an den runden Tisch und rückte die Lampe zurecht. »Werden Sie so sehen können?«

»O ja – danke!«

Schottenbauer setzte sich und band das Manuskript auf. Errötend steckte er die »Strippe« in die Tasche – es war ihm gewesen, als hätte Freda mit stummem Staunen, beinahe spöttisch, darauf hingesehen. Daß er auch so ungeschickt gewesen war, sein Manuskript nicht ein bißchen manierlicher vorzuführen!

Dazu kam, daß er das gerollte Papier erst mit Gewalt wieder glätten mußte, und daß der Stuhl, den Percival ihm herangeschoben hatte, für seine Körperbeschaffenheit zu niedrig war. Alles ein ungünstiger Anfang.

Verlegen erhob er sich von seinem Sitze. Freda saß wie eine Statue, ohne ein Glied zu rühren, möglichst weit von ihm entfernt. Papa Nöhring merkte, um was es sich handelte. »Ist Ihnen zu niedrig?« sagte er gutmütig, »wollen wir abhelfen – so.«

Von dem Armsessel, der vor seinem Schreibtisch stand, nahm er ein Kissen und legte es auf Schottenbauers Stuhl.

»Wird's nun recht sein?«

Nun war es recht, und nun begann er.

Bei den ersten Tönen, die er anschlug, richtete Percival den Kopf in die Höhe. Was war denn das? Die Stimme von neulich erkannte er ja wieder, aber nur den Klang, nicht den Charakter. Neulich eine öde, monotone Leierei – heute ein kraftvoll zusammengeraffter, gebieterischer Ton.

Das Stück war in Jamben geschrieben. Wie eine springende Flut rollten die Verse dahin, schäumend in jugendlicher Kraft, ohne sich doch zu überhasten und zu überschlagen, in allen Lauten der Menschenseele wechselnd, in Freude und Klage, in Liebe, Leidenschaft und Zorn.

Szene reihte sich an Szene; mit stürmender Gewalt schritt die Handlung fort, eine merkwürdige, auf einem alten geschichtlichen Stoff mit kühner Phantasie aufgebaute Handlung.

Der erste Akt war zu Ende; ohne abzusetzen ging es in den zweiten hinein. Der Vorlesende hatte nicht einmal aufgeschaut, nicht einmal nach den Gesichtern der Zuhörenden gespäht; er brauchte den ermunternden Zuruf der Menschen nicht; aus seiner Seele wurde, indem er las, sein Werk aufs neue geboren, und aus seinem Werk strömte ihm die Kraft.

Wie ein Pfeil vom Bogen, mit sausendem Gefieder, flog das Stück seinem Ziel entgegen, von der straff gespannten Exposition wie von einer Bogensehne vorwärts geschnellt. Die Gestalten traten markig gegliedert hervor; aus dem Wogenschlag von Handlung und Wort stieg der berauschende, aus Märchen und Wirklichkeit gemischte Duft empor, den man Poesie nennt, und indem von dem Platz da am runden Tisch der unablässige Sturm daherschoß, verstummte jedes andere Geräusch, jedes Lebenszeichen in dem kleinen Gemach. Die Zuhörer saßen lautlos, regungslos, wie Menschen tun, wenn jählings etwas Unerwartetes, etwas Großes vor sie hintritt, wenn plötzlich, dem Odysseus gleich, der die Bettlerlumpen von sich streift, die Majestät des Genius sich vor ihnen enthüllt.

Was in der Ecke drüben vorgehen mochte, wo das Weib saß, wo Freda sich tief und immer tiefer in den Schatten zurückzog – es ließ sich nicht sagen.

Percival, der sich dem Vorlesenden gegenüber an dem runden Tisch befand, hing mit unverwandten Blicken an ihm; seine für gewöhnlich etwas zugekniffenen Augen waren ganz rund und groß geworden. Das Licht der Lampe floß auf das gelbe Foliopapier; Seite auf Seite flog herum, und hinter den gelben Bogen, darüber gebeugt wie ein Alchimist, der in der Retorte rührt, saß der kleine Kerl mit dem dicken Kopf, mit den plumpen Gliedern, und unter seinen Händen verwandelten sich die schwarzen, krausen Schriftzeichen, die das Papier bedeckten, in einen bunten, farbenglühenden Teppich, das mechanische Knistern des Papiers wurde zum organischen Laute des Lebens, und der ganze merkwürdige Mensch erschien ihm wie ein Gefäß, gefüllt mit einer rätselhaften ungeheuren Kraft, wie ein Vulkan, aus dem statt der Lava Gold entströmte, Gold in schwerer, heißer, alles umstrickender, alles betäubender Welle.

Die lautloseste Stille aber und das tiefste Staunen herrschte da, wo halb hinter Schottenbauer, von diesem nicht gesehen, der Herr des Hauses, Herr Regierungsrat Nöhring, an seinem Schreibtische saß.

Was er sein Leben lang erträumt und ersehnt hatte, daß ihm die Wunderblume, die blaue Blume der Romantik, einmal aufgehen möchte, sichtbar vor seinen Augen, greifbar für seine Hände – da hatte er's, da war es da. Gedanken, die er längst nicht mehr gedacht, all die Hoffnungen seiner jungen Tage, die Pläne und Entwürfe, an die er klopfenden Herzens vorzeiten herangegangen war, und die er dann kopfschüttelnd, weil's eben nichts werden wollte, von sich geschoben und beiseitegelegt hatte – jetzt war's, als wachte das alles wieder auf, als würde das alles wieder lebendig, als wäre eine andere, eine fremde, eine riesenstarke Hand darübergekommen und hätte all diese Bruchstücke, diese Trümmer, dieses Gedankengeröll zusammengerafft mit unbegreiflicher Gewalt, zusammengedrückt und zusammengeschweißt zu einem einheitlich gewaltigen Gebilde, zu einer Statue, deren Augen ihn ansahen mit dem süßen Blick der ersten jungen Liebe.

Wer war dieser Mensch?

Immerfort zuckte es ihm in den Gliedern, immerfort war ihm, als sollte er aufspringen und den Vorlesenden unterbrechen: »Mensch, woher wissen Sie das? Das alles hab' ich ja mein Leben lang sagen wollen und hab's nur nicht gekonnt! Woher haben Sie das? Wer hat Ihnen das alles gesagt?«

Aber der rollende Strom ließ sich nicht unterbrechen, und Papa Nöhring wollte ihn auch gar nicht unterbrechen, denn indem er über ihn hinwegging, tat sich ja der grüne Wald vor ihm auf, der ewig ersehnte grüne, geheimnisvolle Wald der Sage und Romantik; er sah den weißen Hirsch dahinschlüpfen und hörte das Rüdengekläff und das Horn der Jäger von König Artus' Tafelrunde, und die Romantik war da, die Poesie war da; mitten in seinem gesegneten Hause schoß die blaue Blume empor und faltete sich auseinander in breiten, duftenden, wunderbaren Blättern!

Und dieses alles brachte ihm der Fremde dort?

War's denn aber ein Fremder? Konnte es denn einer sein, dieser Mensch, der seines Herzens innersten Gedanken Sprache verlieh wie der Erwachsene dem Kinde? Und wenn er ein Fremder gewesen war, so war er's von jetzt an nicht mehr, von heute, von dieser Stunde an nicht mehr.

Ein Gefühl, wie das des Vaters zum Sohn, ein tiefes, warmes Liebesgefühl quoll in dem alten Mann empor, und als nun, nach einer Vorlesung von drei Stunden, Schottenbauer geendigt und den letzten Bogen aus der Hand gelegt hatte, als alles für einige Augenblicke in dem Schweigen verharrte, das während der Zeit wie eine körperliche Last auf allen gelegen hatte, trat Papa Nöhring einen Schritt auf Schottenbauer zu.

»Junger Mann,« sagte er, indem er diesen, der vom Stuhl aufgestanden war und gesenkten Hauptes hinter seinem Manuskript stand, an beiden Händen ergriff, »junger Mann –« seine Lippen bewegten sich, als würden sie mit dem nicht fertig, was sein Herz ihnen auftrug; seine Augen feuchteten sich; plötzlich ließ er Schottenbauers Hände fahren und preßte dessen Gesicht zwischen seine beiden flachen Hände – »junger Mann« – und nun riß er ihn an sich, umarmte ihn und küßte ihn auf Stirn, Mund und Augen.

»Das war herrlich! Das wird bleiben! Das – ich danke Ihnen! Ich danke Ihnen!«

Mit sanfter Gewalt machte Schottenbauer sich aus seiner Umarmung los, dann ergriff er seinerseits die Hände des Regierungsrats, und nun standen sich der alte und der junge Mann gegenüber, schweigenden Blicks, die Augen ineinandergesenkt.

Jedes Wort würde gestört haben.

Percival verhielt sich mäuschenstill; nach einiger Zeit indes trat er heran, und sein ganzes hübsches Gesicht lachte vor Vergnügen. »Darf man Ihnen denn nun auch einmal die Hand geben«, sagte er, »und Ihnen sagen, daß es famos war? Ganz famos von Anfang bis zu Ende?«

Er hielt Schottenbauer beide Hände hin, und tief aufatmend kam dieser aus seiner Ergriffenheit zurück.

Percivals jovialer Ton zog ihn wieder zur Erde; jetzt erst konnte er vergnügt werden.

»Hat's Ihnen gefallen? Ja?« Damit schlug er in die dargebotenen Hände ein.

»Gefallen«, erwiderte Percival, »ist gar nicht das richtige Wort; begeistert hat's mich, begeistert!«

Strahlend sah Schottenbauer ihm ins Gesicht, dann ließ er, wie suchend, die Augen umhergehen. Es waren doch drei Zuhörer gewesen – und jetzt waren nur noch zwei da.

Freda war verschwunden. Niemand hatte ihr Fortgehen bemerkt; offenbar war sie ganz geräuschlos entwichen; in der ersten Aufregung hatte niemand weiter acht auf sie gegeben.

Bevor aber noch die Ahnung einer Mißstimmung aufkommen konnte, ergriff Papa Nöhring das Wort.

»Jetzt wollen wir Abendbrot essen,« sagte er, »Freda, seh' ich, ist schon voraus, um anrichten zu lassen – und ein Glas Wein daraufsetzen. Percival« – er wandte sich an diesen –, »du könntest hinunterspringen und einen Tropfen besorgen.«

»Eine Pulle Sekt?« fragte Percival.

»Nein,« entgegnete Papa Nöhring, »ein so deutsches Stück muß man mit deutschem Wein begießen.«

»Verstehe«, sagte Percival. »Markobrunner oder Scharlachberger?« wandte er sich an Schottenbauer, »was ziehen Sie vor?«

Schottenbauer lächelte wie jemand, der den Unterschied nicht kennt.

»Scharlachberger,« sagte er zögernd – »das klingt ja ganz poetisch.«

»Also Scharlachberger«, rief Percival, indem er ihn auf die Schulter schlug. Dann schoß er hinaus. Als er durch das Speisezimmer kam, fand er Freda, die sinnend um den gedeckten Tisch herumging.

Die Tafel war vollkommen zugerüstet; es war offenbar ganz überflüssig gewesen, daß sie vorausgegangen war.

»Heute abend wird Rheinwein getrunken«, rief er sie an, indem er sie mit den Augen anblitzte. »Papa hat's befohlen. Gib mir den Kellerschlüssel!«

Langsam holte sie das Schlüsselbund aus der Tasche.

»Rheinwein? Des Abends? Das ist ja aber ganz unvernünftig.«

»Wenn ich dir sage, daß Papa es befohlen hat«, erwiderte er, indem er ihr die Schlüssel beinahe aus der Hand riß.

»Aber das bekommt ihm doch nicht!«

»Aber wenn's ihm doch nun einmal solches Vergnügen macht!«

Er stand dicht vor ihr; er sah ihr in die Augen; mit ruhiger Kühle erwiderte sie seinen Blick.

»Also werdet ihr beide morgen Katzenjammer haben.«

Ihre Lippen verzogen sich spöttisch.

Percival machte kurz kehrt. Er war beinahe wütend. Von der Tür kam er noch einmal zurück.

»Aber Freda, willst du Papa denn mit Gewalt den Abend verderben?«

Freda spielte die Überraschte.

»Wie–so denn?«

»Wieso! Wieso!« Er stampfte mit dem Fuß.

»Den ganzen Abend bist du schon so gewesen – ich begreife dich wirklich gar nicht – kaum guten Abend hast du ihm gesagt – und jetzt stellst du dich an – und dabei bist du ja gar nicht gleichgültig – das merk' ich ja ganz gut – und es ist ja auch gar nicht möglich, daß du gleichgültig bist – dazu bist du schließlich denn doch zu klug.«

Er sah ganz verzweifelt aus, ungefähr wie ein Hühnerhund, der vor einem zusammengerollten Igel steht und außer sich gerät, weil er dem stachligen Gesellen nicht an den Leib kann.

Freda strich ihm mütterlich begütigend über die Stirn. »Rege dich doch nicht so auf, Junge; was willst du denn eigentlich?«

»Nur, daß du ihm ein Wort sagst, ein einziges Wort.«

»Eurem – Shakespeare? Eurem neugebackenen?«

Sie lachte auf; gleich darauf aber, als sie den Bruder wieder auffahren sah, hielt sie ihn an den Schultern fest.

»Na, laß nur gut sein, ich will ja artig sein; geh nur, sie kommen schon.«

Als Percival bald darauf, mehrere verstaubte Flaschen Rheinwein unter den Armen, aus dem Keller zurückkehrte, trat gerade Papa Nöhring mit Schottenbauer ins Speisezimmer ein.

Papa Nöhring hatte den Arm um des jungen Mannes Schultern gelegt; es sah aus, als könnte er sich keinen Augenblick mehr von ihm trennen. Vom andern Ende des langen Zimmers kam Freda ihnen entgegen.

»Ich habe noch gar nicht Gelegenheit gehabt, Ihnen zu danken«, sagte sie. »Es war sehr interessant!«

Schottenbauer machte eine Verbeugung und erwiderte nichts. Ein Schatten ging über sein Gesicht.

Dieser gleichgültige Ton! Und dieses Wort!

»Sehr interessant« – von allen Worten, die dem Menschen zu Gebote stehen, um den Eindruck einer Dichtung wiederzugeben, das ödeste und schnödeste. Ein Wort wie eine kahle Wand, die scheinbar ein ganzes Arsenal von Urteil und Verständnis verbirgt und hinter der in Wahrheit nichts weiter steckt als die Unfähigkeit, Poesie zu empfinden.

Er hatte gar nicht verlangt, daß sie überhaupt etwas sagte – aber diese kalte gesellschaftliche Phrase –

War dieses Weib taub für die Stimme der Poesie?

Und mitten unter all diesen drängenden, quälenden Gedanken ging es wie ein elektrischer Strom durch seinen Körper – Freda hatte ihm, indem sie ihre Worte an ihn richtete, die Hand gereicht.

Alles war vergessen – er fühlte sie – zum erstenmal durfte er sie berühren. In seiner Hand lag die marmorweiße, marmorkalte Hand, ohne Regung und Bewegung, beinahe wie tot. Aber tot war sie nicht, das fühlte er. Der Puls des Lebens war da; nur daß er nicht herauf wollte an die fühlbare Oberfläche, daß er sich in der Tiefe verbarg wie ein trotziges Geheimnis.

Unwillkürlich hielt er ihre Hand fest, als wollte er die Tiefe ergründen, in der sich dieses erstarrte Leben verbarg.

Freda fühlte, wie die heiße trockene Hand an ihren kalten Fingern herumtastete; das, was diese stumme Hand da sprach, war dasselbe, was der Blick gesagt hatte, der schweigende, leidenschaftliche, der damals über die Straße hin zu ihr hineingeflogen war.

Delila!

Das ganze männliche Haus Nöhring kroch ihm zu Füßen – und er verschmachtete nach einem Worte von ihrem Munde. Der Bärenkopf! Wie sie im Geiste darauf herumtrat!

Sie hatte, während sie sprach und ihm die Hand bot, ihm mit boshafter Freundlichkeit in die Augen gesehen – jetzt entzog sie ihm die Hand und wandte sich ab.

»Ich muß es nur gestehen,« sagte sie mit leichtem Auflachen, »ich hatte Ihnen so etwas gar nicht zugetraut.«

Percival stand wie angedonnert, als er diese Ungezogenheit vernahm; Papa Nöhring ließ ein erschrecktes »Na – aber das muß ich sagen!« hören; der einzige, den das Wort geradezu entzückte, war Schottenbauer selbst. Alle Finsterkeit war von seinem Gesichte verschwunden; er lachte aus vollem Halse.

»Das glaube ich Ihnen,« sagte er, »das glaube ich Ihnen gern.«

Nöhring Vater und Sohn sahen ihn ganz verdutzt an. War das Komödie, um seinen Ärger zu verbergen? Aber seine Heiterkeit schien ihm wirklich von Herzen zu kommen; und es war auch so.

Weil er nicht eitel war, besaß er Humor; und weil er Humor besaß, konnte er über sich selbst lachen. Und darum hatte ihn das naseweise Wort so entzückt.

Das war ja ein Blitz gewesen, der ihm das ganze Weib da durchleuchtet und verständlich gemacht hatte, das gedankentrotzige Weib, das sich nicht gab, sondern bezwungen sein wollte. Das war die Natur, die er brauchte!

Mit geradezu anbetenden Augen schaute er hinter ihr drein, als sie jetzt zum Tische ging und mit einer leichten Handbewegung einlud, Platz zu nehmen.

Indem sie bei Percival vorüberschritt, sah sie ihn mit kurzem, herausforderndem Blick an. »Na – was willst du nun noch?« Im stillen stellte sie bei sich fest, daß dieser Mensch so vom Dünkel der Sieghaftigkeit erfüllt sei, daß ihm alles, auch der Spott, zur Schmeichelei würde. »Na warte du nur – wir können dir auch noch anders dienen.«

Und indem sie mit heiterster Miene am Tische Platz nahm, dachte sie nach, was für Waffen es geben möchte, um dem da weh zu tun; so daß er's fühlte, weh bis aufs Blut!

»Junger Freund,« begann der Regierungsrat Nöhring, indem er den gefüllten Römer erhob, »Sie haben uns einen großen Genuß und eine wahre Herzensfreude bereitet. Heute sind es nur wenige gewesen, die Ihnen gelauscht haben, aber die Menschenherzen sehen sich schließlich doch im allgemeinen ähnlich; was die wenigen Herzen heute ganz bezwungen hat, wird auch an den übrigen nicht wirkungslos vorübergehn – unser aller Dank kann ich Ihnen nicht besser ausdrücken als mit dem Wunsche: möchte Ihr herrliches Werk hinausgehen in die Welt, Ihnen Freunde erwerben bei den Menschen, und Ehre, Glück und Ruhm!«

Er hatte mit seinem Glase an Schottenbauers Glas angestoßen. Percival sprang vom Stuhle auf.

»Prost! Prost! Prost! Es kommt ihnen ein Ganzes auf Ihr allerspeziellstes Wohl!«

Mit einem Zuge stürzte er den Inhalt seines Glases hinunter. Schottenbauer hatte sich dankend erhoben. Freda hatte das Glas zur Hand genommen, war aber nicht aufgestanden. Ob er zu ihr gehen und mit ihr anstoßen sollte? Jetzt aber reckte sie den Arm Über den Tisch, so daß er über den Tisch hin sein Glas an das ihrige bringen konnte. Ihr Gesicht zeigte den immer gleichen, lächelnden, etwas boshaften Ausdruck.

»Jedenfalls beweisen Sie großen Mut«, sagte sie.

»Mut?« fragte er, einigermaßen erstaunt, »wieso?«

»Ein historisches Stück – heutzutage – noch dazu in Versen –«

»Ach, was das heißen soll!« unterbrach sie Papa Nöhring ärgerlich, »mit solchen Redensarten schlägt man ja alle Poesie tot!«

Percival war ganz rot im Gesicht geworden. Er ergriff die Flasche und schenkte Schottenbauer von neuem ein.

»Meine Schwester«, sagte er, »ist nämlich ein großer Kritikus vor dem Herrn, müssen Sie wissen.«

Fredas Züge waren unverändert lächelnd geblieben. Daß der Papa und Percival sich ärgern würden, hatte sie ja gewußt – aber was sagte denn er?

Schottenbauer zog das Glas, das Percival ihm gefüllt hatte, an sich und nickte diesem dankend zu.

»Aber ich bitte Sie,« sagte er, »was das gnädige Fräulein sagt, ist ja vollkommen richtig; ich kann's aus Erfahrung bestätigen, daß sie recht hat – leider.« Er lachte kurz auf. »Aber das ändert ja nichts an der Sache. Anders schreiben werde ich darum doch nicht – könnte ich ja gar nicht.«

»Bravo!« unterbrach Papa Nöhring.

»Drum kann ich auch das Kompliment nicht annehmen,« fuhr er fort, indem er sich leise und diesmal auch seinerseits mit einem etwas spöttischen Lächeln gegen Freda verneigte, »daß ich besondern Mut bewiese; das, was einen zum Schaffen treibt, ist doch nicht die Richtung einer Zeit, sondern die eigene Natur.«

»Wenn man nämlich ein Dichter ist,« unterbrach Papa Nöhring von neuem, »ein wirklicher und wahrer Dichter!«

»Und wenn meine Natur mich zum historischen Drama und zum Verse treibt, na – so ist das eben mein Unglück – Verdienst ist das gewiß nicht – ein Unrecht aber auch nicht.«

Schottenbauer hatte ruhig vor sich hin gesprochen, bei den letzten Worten aber Freda angesehen, und dabei war etwas in seinen Augen erschienen, was sie noch nicht darin gesehen hatte, eine kurz auflodernde Flamme.

»Bravo und nochmals Bravo!« rief Papa Nöhring.

Freda nippte lächelnd von ihrem Weine und schwieg. Sie kochte vor Ärger.

Dieser maßlos eingebildete Mensch! Diese Siegesgewißheit, die sich ihrer mitleidsvoll gegen Vater und Bruder annahm, um ihr nachher mit schulmeisterlicher Ruhe zu sagen: »Du hast Unsinn geredet, mein Kind, und die Zeit wird schon kommen, wo du dich auch bekehren wirst.«

Nun – wir werden ja sehen, ob ich mich zu dir bekehren werde – werden ja sehen!

»Sehen Sie,« sagte Papa Nöhring, mit beiden Backen kauend, »was mir an unsrer Zeit so mißfällt, was mir geradezu greulich ist, das ist, daß es noch nie eine Zeit gegeben hat, wo der Individualität des Dichters so alle Berechtigung abgesprochen worden ist wie heutzutage. Die Poesie, um mich so auszudrücken, ist doch wie ein Garten, und in einem Garten blüht alles durcheinander, und das gerade gibt ihm doch seinen Reiz. Wenn nun ein Mensch käme, der nur eine bestimmte Sorte Blumen mag, und darum alles andre, was die Blumenart nicht ist, ausrisse und zertrampelte – na, sehen Sie, man würde solchen Hottentotten doch am Kragen nehmen und hinausjagen auf Nimmerwiedersehn. In der Literatur aber, da ist es erlaubt. Da kommen diese Kerle mit ihren verfluchten sogenannten ›Richtungen‹, und damit wird alles, was nicht in die Richtung paßt, kurz und klein geschlagen! Ist das erlaubt, frag' ich?«

»Pereant!« rief Percival Nöhring, indem er sein Glas an Schottenbauers Glas anstieß und dann auf einen Zug austrank.

»Percy,« mahnte Freda, »gieß den Wein doch nicht so hinunter; es bekommt dir ja nicht.« »Ah was,« erwiderte Percival, »im Keller ist noch mehr.«

»Im Keller ist noch mehr,« erklärte Herr Regierungsrat Nöhring, indem er mit der Hand auf den Tisch schlug, »und solch ein Abend kommt nicht alle Tage!«

Er wandte sich an Schottenbauer.

»Trinken Sie aus, Dichter, trinken Sie aus! Der Wein da ist wie Ihr Stück, beides Originalgewächs, das gehört zusammen beides!«

Er drückte ihm das Glas in die Hand; dann, nachdem Schottenbauer getrunken, klopfte er ihn auf die Schulter.

»Und das, sehn Sie, ist's, was mir an Ihnen gefällt, daß Sie nicht rechts noch links sehen, nicht nach Hinz und Kunz fragen, sondern geradeaus gehen, Ihren eigenen Weg, so wie der Gott Sie treibt, der in Ihnen ist. Und es ist ein Gott in Ihnen, das sage ich Ihnen, und das können Sie einem alten Manne glauben, der noch mit Goethe und Schiller im Leibe groß geworden ist!«

In überwallender Zärtlichkeit nahm er Schottenbauers Kopf zwischen beide Hände und küßte ihn auf die Stirn.

Dann trat ein allgemeines, beinahe verlegenes Schweigen ein, wie es zu geschehen pflegt, wenn das Gefühl der Menschen einen Höhepunkt überschritten hat.

Man tafelte schweigend zu Ende, jeder in seine Gedanken versunken, und dann rückte Percival mit Zigarren an.

»Aber nun habe ich noch eine Bitte,« sagte Papa Nöhring, indem er seinem Gaste die Kiste darbot, »lassen Sie mir Ihr Manuskript noch ein paar Tage da. Ich möchte das Stück gern in aller Gemütsruhe noch einmal für mich lesen.«

Schottenbauer erwiderte anfänglich nichts, dann erhob er sich von seinem Stuhl.

»Herr Regierungsrat,« sagte er, und seine Worte kamen stockend hervor wie Tropfen aus einem übervollen Gefäße, die sich durch eine enge Ausgußröhre drängen, »solch ein Manuskript, über dem man Wochen und Monate gesessen hat – sehn Sie, das ist etwas Merkwürdiges. Solch ein Mensch wie ich, der so einsam durch die Welt läuft – ich habe nämlich nicht Vater noch Mutter mehr und überhaupt keine Verwandte – ja, nun – der hat doch auch, wie andre, ich möchte sagen zivilisierte Menschen, ein Bedürfnis, irgendwo zu Hause zu sein. Und sehn Sie, da kann ich's Ihnen nun nicht anders beschreiben: das Manuskript da ist mir Haus und Heimat gewesen. Als ich hier ans Gericht her versetzt worden und in die Stadt hier gekommen bin, die ich nicht kannte, und wo niemand mich kannte, sehn Sie, da schrieb ich schon an dem Stück, das ich Ihnen heute vorgelesen habe, und das Manuskript hatte ich im Koffer stecken. Und wie ich den ersten Abend auf meiner einsamen Stube gesessen habe und die neue fremde Welt mir in die Fenster geguckt hat, und wie sich mir das Herz im Leibe vor Einsamkeit zusammengezogen hat, da habe ich mein Manuskript vorgeholt und auf den Tisch gelegt und die Lampe angezündet, und mit einemmal, sehn Sie, bin ich nicht mehr verlassen und nicht mehr einsam gewesen. Und so ist's dann weitergegangen, die ganze Zeit, daß ich nun hier bin; wenn ich auf dem Gericht gesessen, habe ich an die gelben Bogen zu Hause gedacht; wenn ich spazierengegangen bin, habe ich an mein Manuskript auf meinem Tisch zu Hause gedacht. In den Seiten von dem Manuskript – ich kann's Ihnen nicht anders beschreiben –, da habe ich drin gewohnt! Und indem ich jetzt zu Ihnen spreche, ist mir, als schlüge ich Seite für Seite um; da kenne ich jedes Wort, jeden Strich, jeden Klecks. Das ist, wie wenn man durch den Ort geht, wo man vorzeiten an der Hand der Mutter hindurchgegangen ist; da kennt man jeden Pflasterstein. Hier ist mir der Gedanke gekommen und hier der und da der. Und nun sehn Sie, Herr Regierungsrat, das alles sage ich Ihnen nicht, weil ich mir einbilde, daß das Manuskript etwas für andre besonders Wertvolles wäre, sondern nur, um Ihnen zu zeigen, daß es für mich auf der Welt nichts Teureres gibt, keinen größeren Schatz, nichts. – Und nun – Herr Regierungsrat –« Seine Stimme wurde immer stockender, dann verstummte er für einen Augenblick plötzlich, und eine dunkle Glut überströmte sein Gesicht. »Und nun – Herr Regierungsrat – wie ich heute zum erstenmal in Ihr Haus gekommen bin und oben in Ihr Zimmer – ich weiß nicht, wie es gekommen ist, aber – mir ist so eigentümlich ums Herz geworden – ich kann's Ihnen nicht beschreiben – und indem ich denke, daß mein Manuskript da oben in Ihrem Zimmer, auf Ihrem Tische liegt, ist mir das ein so – liebes Gefühl, so – als ob es nirgends besser aufgehoben sein könnte; als ob ich's nirgends lieber wissen möchte – und weil Sie mir nun gesagt haben, daß Sie es gern noch ein paar Tage behalten möchten – und weil ich Ihnen für alles, was Sie mir heute gesagt haben und – und – wie Sie zu mir gewesen sind, so recht, recht danken möchte – und weil ich denke, daß Ihnen vielleicht ein Gefallen damit geschieht – so möchte ich Sie bitten – das heißt – ich wollte sagen – ich – wenn Sie es haben wollen – ich schenke Ihnen mein Manuskript!«

Papa Nöhring griff nach Schottenbauers Hand.

»Schenken wollen Sie's mir? Ich soll's behalten?«

Schottenbauer nickte stumm; sein Gesicht war in Glut getaucht; er lächelte wie ein schämiges Kind.

Papa Nöhring sprang auf und riß ihn an seine Brust.

»Schottenbauer, Sie machen mir ein königliches Geschenk! Ich danke Ihnen! Und das verspreche ich Ihnen: Ihr Manuskript soll gut aufgehoben sein in meinem Hause! Gut!«

Er ließ ihn aus den Armen; beide setzten sich; zwei dicke Tränen liefen Schottenbauer über die Wangen.

Alles schwieg. Der ganze Vorgang hatte einen merkwürdigen Eindruck gemacht.

So ungekünstelt waren die Worte herausgekommen, so holperig und eigentlich ungeschickt; vielleicht hatten sie dadurch gerade so gewirkt. Es war gewesen, als bräche der Sprechende mit jedem Wort ein Stück von seinem Herzen ab. Eine Liebeserklärung an das ganze Haus Nöhring. Seines Lebens besten und einzigen Besitz legte er darin nieder; für alle Zeiten würde seine Seele, diese feueratmende Seele, von nun im Hause Nöhring wohnen.

Nach längerer Pause stand Percival Nöhring von seinem Platze auf; das gefüllte Glas in der Hand, kam er um den Tisch herum auf Schottenbauer zu. Nach alter Studentenart steckte er den Arm durch dessen Arm, bedeutete ihn mit den Augen, sein Glas zu ergreifen, und so, Ellbogen in Ellbogen gekreuzt, tranken sie ihre Gläser aus.

»Fiducit, Bruder!« sagte er dann, indem er Schottenbauers Hand ergriff und schüttelte, als wollte er ihm den Arm aus der Schulter reißen, »möge es dir so ergehen, wie du's verdienst, das heißt bene, melius, optime!«

»Bravo, Junge, das war recht!« rief Papa Nöhring mit feuchtglänzenden Augen, während Schottenbauer mit freudig verwirrtem Ausdruck in Percivals über ihn gebeugtes Antlitz aufblickte.

Lautlos saß inzwischen Freda und schaute dem allem zu. Von ihren Zügen war das Lächeln verschwunden; als sie sah, wie Percival mit jenem Brüderschaft trank, wurde sie leichenblaß, ihre stahlblauen Augen sahen plötzlich ganz dunkel aus und glühten aus dem weißen Gesicht hervor. Aber die Anwandlung ging rasch vorüber; mit aller Kraft des Willens zwang sie die aufwogende Brust zur Ruhe; gleich darauf, als Percival zu seinem Platze zurückgekehrt war, saß sie wieder lächelnd, kühl und gleichgültig, wie sie vorhin gesessen hatte.

Schottenbauer hielt den Kopf gesenkt; es war, als getraute er sich jetzt noch weniger denn zuvor, zu Freda hinüberzublicken.

»Aber nun sagen Sie mir, junger Freund,« begann Papa Nöhring wieder, »wenn Sie mir Ihr Manuskript lassen – Sie werden Ihr Stück doch nicht so im Winkel liegenlassen wollen? Das muß doch an die Bühnen geschickt werden! Brauchen Sie denn Ihr Manuskript dazu nicht?«

»Oh,« erwiderte Schottenbauer, »das hat keine Gefahr. Ich habe mir eine Abschrift davon anfertigen lassen, und die habe ich dem Theater eingeschickt.« Er lachte wieder kurz auf, wie er es vorhin getan hatte, »aber – ich hätt's auch ebensogut bleibenlassen können.«

»Sie haben's abgelehnt?«

Schottenbauer nickte. Freda rückte näher an den Tisch heran.

»Welchem Theater hatten Sie's denn eingereicht?«

»Dem Königlichen Schauspielhause in Berlin«, versetzte Schottenbauer.

»Und das hat's abgelehnt?« fragte Papa Nöhring mit dem Tone äußersten Erstaunens. »Ja, aber mein Gott, warum denn nur?«

Schottenbauer trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. Es zuckte ihm etwas um den Mund, halb wie Ärger und Wehmut, halb wie ironischer Spott. Dann warf er den Kopf in die Höhe und sah Freda geraden Blicks in die Augen.

»Weil's ein historisches Stück und noch dazu in Versen wäre. Das zöge nicht mehr heutzutage.«

Alle hatten verstanden, warum er Freda bei den Worten ansah; und weil er die Sache mit Humor nahm, brach alles in lautes Lachen aus. Am lautesten lachte Freda selbst; und während sich in Papa Nöhrings und Percivals Lachen ein Ton des Bedauerns mischte, klang das ihrige ganz hell und seelenvergnügt.

Sie hatte den Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hand gestützt, und indem sie Schottenbauer ins Gesicht sah, bannte sie diesen förmlich mit ihrem Blick, so daß er unverwandt zu ihr hinüberschauen mußte.

Was war das nur mit diesem Weibe?

Ihr Lachen hatte doch geradezu geklungen, als freute sie sich, daß sein Stück abgelehnt worden sei; in ihrem Lächeln war eigentlich ein feindseliger, beinahe bösartiger Ausdruck – und während er sich das alles sagte, überkam ihn der Gedanke, wie es sein müßte, wenn er diesen höhnischen Mund unter seinen Lippen begraben und unter seinen Küssen ersticken könnte. Und indem er das dachte, taumelten ihm Leib und Seele zusammen. Der Schweiß trat ihm auf die Stirn; die Gestalten seines Stücks standen vor seinem Geiste auf und sahen ihn mit staunenden Augen an; er fühlte sich wie in einem Bann, einem knechtischen, und beinahe gewaltsam riß er die Augen von dem Weibe los, von dem er in diesem Augenblick wußte, daß es sein Feind war. Sein Gesicht verfinsterte sich, und seine Hand, die auf dem Tische lag, ballte sich zur Faust.

»Und dennoch,« sagte er grollend, »es hilft ihnen nichts. Die Zeit kommt doch, wo sie kommen und meine Stücke aufführen werden – weil sie müssen!«

Seine Worte stachen sonderbar gegen seine bisherige Bescheidenheit ab. Vielleicht trug der schwere Wein dazu bei, dem er unverdrossen zugesprochen hatte. Eine finstere Leidenschaftlichkeit war in ihm erwacht. Die böse Stunde kam ihm in Erinnerung, als er sein Manuskript aus Berlin zurückerhalten und mit wütenden Tränen den kalten, einfältigen, ablehnenden Bescheid gelesen hatte.

Je wilder er aber wurde, um so ruhiger ward Freda.

Da war ja die Stelle, wo der Pfeil in diesen vom Dünkel umpanzerten Menschen eingedrungen war, und an der Stelle tat es ihm weh.

Sie lehnte sich im Stuhle zurück.

Nun fing er auch gar noch an zu prahlen; halb und halb war er also schon besiegt.

»Renommiere du nur; sie werden dich darum doch nicht aufführen, und deine Stücke werden im Tischkasten liegenbleiben.«

Sie fühlte sich im Geiste als Bundesgenossin der Theaterintendanz in Berlin.

Papa Nöhring und sein Sohn Percival bliesen trübsinnig den Zigarrendampf vor sich hin. Seitdem Schottenbauers gute Laune versiegt war, hatte die gehobene Stimmung nachgelassen, die bisher geherrscht hatte.

Schottenbauer schien es zu empfinden. Bei seiner Gutmütigkeit war es ihm ein unleidlicher Gedanke, daß er seinen Wirten den Abend verdarb. Er raffte sich auf. »Noch aber«, sagte er, indem er lächelnd umhersah, »ist nicht alle Hoffnung verloren. Ich habe einen Schritt getan – wenn der fehlschlägt – na – dann – aber noch ist's nicht entschieden.«

Nöhring Vater und Sohn reckten die Köpfe auf.

»Was haben Sie unternommen?«

»Ich habe mein Stück dem Herzog von Meiningen geschickt«, erwiderte er. »Sie wissen, das ist heutzutage der Hoffnungsstern für alle Dramatiker Deutschlands.«

»Ausgezeichnete Idee!« rief Herr Regierungsrat Nöhring und »Famos! famos!« bestätigte Percival.

Schottenbauer sprang erregt auf; die beiden Männer taten ihm gleich, und nun gingen alle drei, rauchend, durcheinandersprechend, mit den Händen in der Luft herumfuchtelnd, im Zimmer auf und ab.

Freda sah von ihrem Platze aus dem aufgeregten Treiben zu und stellte für sich fest, daß es unglaublich komisch aussah.

»Der Meininger nimmt das Stück an! Der Meininger nimmt es an!«

»Wir wollen's hoffen wenigstens.«

»Der Meininger reist mit dem Stück!«

»Wir wollen's hoffen wenigstens.«

»Verlassen Sie sich darauf! Verlassen Sie sich darauf!«

»Ich habe gewiß nichts dagegen.«

»Dann kommt er nach Berlin damit! Dazu fahren wir alle hinüber! Das wird groß! Das wird groß!«

»In besseren Händen könnte das Stück jedenfalls nicht sein.«

»Darauf wollen wir noch einmal anstoßen!«

Alle drei ergriffen ihre Gläser.

»Der Stern von Meiningen möge darüber aufgehen und die Sonne der Welt darüber leuchten!«

Die Gläser schlugen klirrend aneinander und wurden leer.

»Und nun sagen Sie: Sie haben noch mehr solche Stücke zu Hause liegen?«

»Eins davon«, erwiderte Schottenbauer, »könnt' ich Ihnen vorlesen; es ist fertig.« »Großartig!« sagte Papa Nöhring, indem er bewundernd vor Schottenbauer stehenblieb. »Also, wann wollen wir's lesen? Heute in acht Tagen?«

»Heute in acht Tagen – gern.«

»Soll ein Wort sein!« Und sie schlugen Hand in Hand.

»Aber nun noch eine Bitte«, fügte Papa Nöhring hinzu. »Ich habe da einen alten Freund, der sich enorm für Literatur interessiert; Herr Major Bennecke und seine Frau –«

»Tante Löckchen?« unterbrach Schottenbauer lächelnd.

»Jawohl – kennen Sie sie?«

»Habe oft von ihr gehört.«

»Um so besser – haben Sie was dagegen, wenn die das nächste Mal zuhören? Es würde ihnen ein enormes Vergnügen bereiten.«

»Herr Regierungsrat,« erwiderte Schottenbauer, »jeder einzige, den Sie dazu einladen, ist mir lieb und recht; vor allen aber Frau Tante Löckchen.«

»Sie – sind nicht nur ein Dichter von Gottes Gnaden, Sie sind auch ein lieber, famoser Mensch!«

Und noch einmal in stürmischer Zärtlichkeit riß Papa Nöhring den jungen Mann in seine Arme und an die Brust.

Dann sah man nach der Uhr und stellte fest, daß es halb zwei nach Mitternacht war.

»Also auf Wiedersehen heute abend in acht Tagen!«

»Heute abend in acht Tagen.«

Damit trennte man sich.

Freda war aufgestanden. Schottenbauer trat auf sie zu, ihr seine Verbeugung zu machen; sie reichte ihm zum Abschied die Hand.

Es war ihm, als wäre die Hand noch schmaler als vorhin; lautlos schlüpfte sie, wie eine weiße kühle Schlange, in seine heiße Hand. Sein Gesicht und die Gesichter der beiden andern waren vom Wein erhitzt, das ihrige war weiß und klar, wie es gewesen war. Und indem sie jetzt vor ihm stand und, ohne zu sprechen, ihn mit den lächelnden, lauernden Augen ansah, war ihm, als sprängen diese Augen zu ihm hinüber in seine Brust, bis in sein Herz, und als bissen sie sich darin fest mit kleinen, weißen, scharfen, reißenden Zähnen. Er fühlte den Schmerz; aber dieser Schmerz war ein so glühendes Wonnegefühl, daß ihm beinahe der Atem versagte und er an sich halten mußte, um ihr nicht zu Füßen zu fallen oder sonst eine Tollheit zu begehen.

Seiner selbst kaum bewußt, preßte er ihre Hand mit einem leidenschaftlichen Griff zusammen; dann drehte er sich kurz um und war hinaus.

Freda blieb stehen, wie sie gestanden hatte, bis daß die Tür hinter ihm ins Schloß fiel; dann warf sie den Kopf mit einem kurzen Lachen auf und wandte sich ab.

Percival hatte dem Gast das Geleit gegeben; sie war mit dem Vater allein.

»Daß man so etwas auf seine alten Tage erlebt!« sagte dieser, noch immer auf und nieder gehend. »Ich möchte am liebsten die ganze Nacht aufbleiben, mich hinsetzen und das Stück gleich von Anfang bis zu Ende noch einmal lesen.«

Freda trat auf ihn zu, und wie sie es mit Percival gewohnt war, hielt sie jetzt den Vater an beiden Schultern fest.

»Aber Papachen – nachgerade, mein' ich, wär's doch nun endlich genug mit der Begeisterung!«

»Das mußt du aber doch selbst zugeben,« versetzte er, »daß es geradezu wie ein Wunder ist, die ganze Geschichte. Ein kleiner unscheinbarer Referendar – und das kommt einem plötzlich ins Haus – und liest einem solch ein Stück vor –«

Freda machte ein ironisch-tragisches Gesicht.

»Solch ein Stück – die vom Königlichen Schauspielhaus in Berlin scheinen ›solch ein Stück‹ nicht so hoch anzuschlagen.«

»Ach, was verstehen denn die?« knurrte Papa Nöhring. Jetzt ließ sie die Hände von seinen Schultern und lachte hell auf.

»So viel wie wir doch wohl noch!«

In diesem Augenblick kam Percival zurück. Geraden Schrittes ging er auf die Schwester zu.

»Na, Herr Oberlehrer? Was sagen Sie nu?« Er sah sie mit funkelnden Augen an. Statt aller Antwort strich sie ihm die Stirnlocke aus dem erhitzten Gesicht.

»Was ich sage? Daß ich neugierig bin, wer von euch beiden morgen früh den größeren Kater haben wird.«

Percival faßte ihre beiden Hände und hielt sie beinahe ingrimmig gepackt.

»Was du von ihm sagst? Und von seinem Stück? Und von – dem allem?«

Sie sah ihn mit dem unzerstörbaren Lächeln an, das sie den ganzen Abend gezeigt hatte.

»Daß er Talent hat.«

»Also wirklich? doch?« lachte Percival zwischen den Zähnen.

Sie nickte ihm zu, als wollte sie sagen: »Ja, geliebter Dummkopf.«

»Und daß, wenn er so viel Talent hätte,« fuhr sie fort, indem sie dem Heißsporn fortwährend in die Augen sah, »als er sich einbildet – Shakespeare gegen ihn ein Waisenknabe wäre.«

Ihre schlanken Hände entschlüpften den Händen des Bruders, und als sie die beiden Männer verblüfft dastehen sah, flog sie plötzlich wie ein gänzlich verwandeltes Wesen, wie ein tolles, ausgelassenes Kind erst auf den Vater, dann auf den Bruder zu, schlang die Arme um sie und küßte sie wie wild.

»Und nun zu Bett, ihr Zechbrüder!« rief sie, und ehe man sich's versehen, hatte sie die große Hängelampe heruntergezogen und mit einem Griff ausgedreht.

»Aber Freda!« rief Papa Nöhring halb ärgerlich, halb lachend, »solche Kindereien!«

Schon aber klappte in der Dunkelheit eine Tür; ein kicherndes »Zu Bett! zu Bett!« kam wie ein Echo von dorther, und dann vernahm man, wie ein Kleid durch die Tür rauschte, der Treppe zu, die zu Fredas Schlafzimmer hinaufführte.


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