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Um Bismarck wehte eine eiskalte Luft, und der Doktor Bucher hatte von dem scharfen Zugwind das Reißen in der Seele bekommen. Es war nicht mehr wie zu der Zeit, wo ihm die Rückzugs- und Hinterseite von der honduresischen Tropensonne bestrahlt worden war, als von einer schon in die Gegenwart wirkenden Wärmequelle der Zukunft. Er war jetzt ein schon recht empfindliches Männlein mit Reißen in der ganzen zweibeinigen Verpackung seines unsterblichen Teiles, mit Magenschwäche, Husten, Zahnweh, Gicht, und vor allem einem ganzen Katzenklavier äußerst übellauniger und gequetschter Nerven. Er hatte Moos angesetzt wie ein alter Kahn im Wasser, er war ausgewetzt wie eine alte Stufe, über die viele Füße hinweggeschritten sind, er war innerhalb morsch und hohl wie eine alte Weide, mit dem weidenmäßigen Vorzug, bei Nacht leuchten zu dürfen, wobei er manchmal, in seiner Arbeit innehaltend, über seine eigene Gespensterhaftigkeit erschrak. So ging er vorläufig in seiner eigenen Haut dahin, aber was überhaupt noch von Leben in ihm war, das war Bismarck: nicht zu sieben Teilen von achten wie früher, sondern zu neunundneunzig vom Hundert.
Am Schluß eines jeden solchen Tagnachtwerkes schwor er sich zu, ein Ende zu machen, und am nächsten Morgen warf er sich doch wieder mit einem Ruck in die Stränge, wie ein Droschkengaul, der mit geknickten Beinen dasteht, aber auf den Zungenschlag und den Peitschenhieb des Kutschers erwacht und seinen Trott aufnimmt. Dem Fürsten war die Arbeit von der wohltätigen Tyrannei des schwarzen Doktors einigermaßen gedämmt und geregelt worden. Ihm aber gebot kein Schweninger Halt und Vernunft und am wenigsten Bismarck selber, dem nachgerade alle Einsicht in die beschränkten Möglichkeiten einer Menschenkraft abzugehen schien. Es gab nur mehr eine Richtschnur, einen Maßstab, eine einzige Zeitenuhr auf der Welt: Bismarcks Willen, der ging schnurstracks durch das Universum, und was er etwa an Anfeindungen erfuhr, krabbelte im chaotisch Unwesentlichen. Es kam nicht seinem wirklichen Bestande nach, sondern nur so weit in Betracht, als man sich den Anschein geben mußte, es der Form nach mit Gründen abzutun, da man nun schon einmal parlamentarisch regiert war.
Unter solchen Gedanken räumte Bucher die drei Vogelhäuser aus, die er nach Kissingen in das Haus des Hofrates Streit mitgenommen hatte. Doktor Bucher füllte die Näpfe mit Futter und Wasser, breitete frisches Papier auf die Blechböden und strich frischen Flußsand aus der Saale darüber. Der Star Max schaute mit geneigtem Kopfe und, bei aller Anerkennung des sorglichen Waltens, vor Ärger gesträubtem Schopfe auf die ordnende Hand; und als diese zurückgewichen war, stürzte er mit einem Satze von der obersten Sprosse zu seinen Ameiseneiern.
Auf der Straße wurde ein Wortwechsel laut, der Bucher an das Fenster zog. Eine Bäuerin stand da, mit breitem Rockgefältel und rotem Regenschirme, und schien in einem Handgemenge mit einem Gendarmen begriffen. »Stoßen S' mich net«, schrie sie zornrot, »ich laß mich net stoßen. Ich kann stehn, wo ich will.«
»Hier dürfen Sie nicht stehen«, sagte der Gendarm, indem er die abgeschüttelte Hand wieder auf die Schulter der Frau legte.
»Warum denn net?«
»Weil Sie hier nicht stehen dürfen«, erklärte der Mann im Vollbewußtsein der An- und Fürsichgültigkeit jeglicher behördlichen Maßnahmen, die am besten durch sich selbst begründet ist.
»Ich bin sechs Stund g'laufen, und ich will den Bismarck sehen: ich zahl' mei Steuer, und ich will den Bismarck sehn.«
Steuerzahlen war eine immerhin achtunggebietende Tatsache, aber eine polizeiliche Verfügung eine noch weit achtunggebietendere; es gab also kein Schwanken im Wesen, höchstens eine Milderung in der Anwendung. »Sehn S', hier vor dem Hause darf niemand stehn, weil in Kissingen schon einmal auf den Fürsten geschossen worden ist. Verstehen Sie, liebe Frau!« Das war mit tunlichster Umgänglichkeit gesagt, und die liebe Frau war eine außerordentliche Zuwendung von Höflichkeit mit Rücksicht auf das Steuerzahlen.
Aber die Bäuerin trug einen Frankenschädel auf den breiten Schultern, und einen frauenzimmerlichen Frankenschädel dazu. »Ich schieß' net auf 'n Fürsten!« beharrte sie, und sichtlich waren ihre Beine bestrebt, gleich denen Daphnes, im Boden Wurzel zu schlagen. Ihr verfolgender Apollo mit dem Raupenhelm aber sah plötzlich in einem Fenster des behüteten Hauses einen Zuschauer stehen, als Zeugen eines Auftrittes, dessen königlich bayerische Gemütlichkeit sicher nicht nach norddeutschem Geschmack war. Man sollte ihm nicht lässige Pflichterfüllung vorwerfen können, man hatte auch seine Schneid, wenn es nötig war, der Zorn des Gesetzes schwoll an und brach über die Hartnäckige herein: »Überhaupt«, brüllte er plötzlich wie der bayerische Löwe in eigener Person, »ich werde Sie aufschreiben. Wie heißen Sie denn eigentlich?« Ein unmäßig dickes Meldebuch wurde aus seinem Verstecke am Busen des Wackeren mühsam zwischen Uniformknöpfen hindurch ans Licht gezerrt.
»Ich bin die Schöllhoferin aus Brückenau«, sagte die Beanstandete trotzig.
In diesem Augenblick entschied der Zufall oder das besonders freundliche Geschick der Schöllhoferin zu ihren Gunsten. Eine Staubwolke qualmte auf der Straße, als deren Kern ein Wagen sehr flott heranrollte. Wagen samt Staubhülle hielten vor dem hofrätlichen Haustor; Engel öffnete den Schlag, der Fürst und die Fürstin stiegen aus, der Gendarm stand stramm, die Schöllhofbäuerin riß die Augen auf.
»Sehn S'«, sagte sie, nachdem das mit Arretierungsgefahr ertrotzte Schauspiel überraschend schnell zu Ende war, »jetzt hab' ich eam doch g'sehn.« Hierauf warf sie den Frankenschädel zurück, nahm den roten Schirm unter den andern Arm, zog die Beine aus dem Pflaster und verließ die Stätte ihres Sieges.
»Beliebtheit!« dachte Bucher, während er die Akten in die Mappen ordnete, »was ist Beliebtheit? Man wird zum Gegenstand der Schaulust, wie ein Menagerieeinwohner. Die Wächter klappern mit den Schlüsseln, alle Tage zweimal Vorstellung, die Tiere zu füttern und zu reizen ist verboten, vor der Freiheit ist ein Gitter. Was wissen sie allesamt von ihm, was kennen sie als das Fell und die Stimme?«
Die kurze Erholungspause, die an die unbefangenen Vogelseelen gewandt werden konnte, war vorüber, der Star Max pfiff den Chopinschen Trauermarsch, und Bucher begab sich zum Vortrag.
Der Trauermarsch als Einleitungsmusik schien ein übles Vorzeichen gewesen zu sein. Es wehte ein besonders scharfer Wind aus großen Höhen. Der kam von einer großen Sorge, von einem Ärgernis, von einer philosophischen Einsicht und von einer Geduldsprobe her. Die große Sorge betraf Frankreich, das wieder einmal zu rüsten begonnen hatte, weil Boulanger das Revanchefeuerchen anblies. Das Ärgernis kämpfte sich an Herberts Ernennung zum Staatssekretär im Auswärtigen Amte; das war ein Anlaß zum Geschrei über Verwandten- und Günstlingswirtschaft, und Herbert hatte die Richterschen und Windthorstschen Püffe auszuhalten, die ihm nach dem Grundsatz: den Sack schlägt man und den Esel meint man, verabreicht wurden. Die philosophische Einsicht hatte sich vor einer peinlichen Begegnung eingestellt, eine etwas grimmig wehmütige Einsicht, wie sie kommen kann, wenn man sich selbst in Eisen gegossen auf einem Denkmalssockel stehen sieht. Zu alledem hatte die Fürstin heute besonders viel Klebestoff an den Sohlen gehabt und war aus den Läden, in denen sie Einkäufe machte, fast überhaupt nicht wiedergekommen. Das war die Geduldsprobe, die Zeit gegeben hatte, Sorge, Ärger und Denkmalsphilosophie hübsch gründlich durcheinanderzurühren und daraus eine keineswegs wohlschmeckende Seelenspeise zu bereiten.
»Wo haben Sie Ihren Kopf gehabt?« fragte der Fürst, als Bucher seinen ersten Vortrag beendet hatte, »das ist konfuses Zeug. So kann das nicht bleiben.« Es war ein Akt über Polenpolitik und mit Buchers bestem Wissen nach des Fürsten galoppierenden Vorsagen nachgeschrieben und bearbeitet. Jetzt tat Gamaliel, als erkenne er seine eigenen Gedanken nicht wieder, und sein durchdringender Blick sagte unzweideutig: Du wirst alt, mein Lieber.
Ja, der Kopf! der Kopf! Den hatte man in der Schlinge, im Löwenrachen, aber man würde ihn herausziehen, zur rechten Zeit, ehe er ganz verlorenging. Und nun kam etwas Überraschendes: eine neue Anweisung über die Aufgaben der Ansiedelungskommission, die war gestern noch Buchersches Gedankeneigentum gewesen, als solches verworfen und geringschätzig abgetan, jetzt aber wurde sie bismarckisch vorgebracht und in einem nur etwas veränderten Gewande als gut und heilsam befunden.
Die zweite Mappe enthielt alte Zeitungsblätter und nebenher eine etwas boshafte Genugtuung für Bucher. »Durchlaucht haben vor einiger Zeit bei einem parlamentarischen Frühschoppen geäußert, die nationalen Zeitungen hätten sich beim Nobilingschen Attentat sehr lau benommen, und die Nationalzeitung habe sogar geschrieben, sie stehe der Angelegenheit ›kühl bis ans Herz hinan‹ gegenüber. Das ist dem Doktor Dernburg zu Herzen gegangen, er hat alle Artikel über das Attentat gesammelt und legt sie hier vor, um zu beweisen, daß nichts dergleichen in seiner Zeitung steht.«
»Steht nichts davon drinnen? Wirklich nicht?«
»Kein Wort«, sagte Bucher mit Zeugenwürde.
»Wie erklären Sie das?«
»Der Ausdruck stammt, wie ich mich erinnere, von Durchlaucht selbst. Er ist dann in einem Artikel der ›Norddeutschen Allgemeinen‹ aufgenommen worden. Dort haben ihn Durchlaucht gelesen, haben dann den Eindruck behalten, daß etwas Gedrucktes vorliege, und haben dann nur die ›Norddeutsche‹ mit der ›Nationalzeitung‹ verwechselt. Eine kleine psychologische Verschiebung.« Ach, es war immerhin eine Wohltat, den Unfehlbaren einmal als fehlbar aufzuweisen, es wurde einige Bitterkeit hinweggebrannt, wenn der stets das Recht Behauptende einmal im Unrecht stand.
»So so!« sagte Bismarck zerstreut und gar nicht sonderlich angegriffen. Der fürstliche Bleistift, groß wie ein Spazierstock, klapperte auf dem Tisch. »Hören Sie, Bucher, würden Sie sich darüber freuen, in Eisen gegossen und auf dem Marktplatze in Neustettin aufgestellt zu werden? Da bin ich heute an dem Denkmal vorbeigekommen, das mir die guten Kissinger errichtet haben. Was erübrigt sich noch von einem Leben, wenn es einmal denkmalsreif ist? Man ist verkrustet und fossil geworden, steht daneben, und es bleibt nichts übrig, als zu denken, du kannst tun, was du willst, etwas Neues kann nicht mehr daraus werden. Man hat einen Abdruck von dir genommen, man hat deine Vergangenheit ausgestopft und ins Museum gestellt. Man sollte einem Lebenden kein Denkmal setzen dürfen, es bringt ihm die Zukunft um. Fast hätte man Lust, etwas ganz Ungeheuerliches zu tun, nur damit diese begrenzte Gestalt nicht mehr paßt und zerbrochen werden muß.«
Bucher erbebte bis in die Grundfesten seines Wesens. Fühlte dieser gefährliche Zauberer etwas davon, daß da einer im Begriff war, sich ihm zu entziehen und den Rest seines Ich zu retten? Und versuchte er, die Bande wieder zu festigen, indem er alles Menschliche verstärkte, das eine so bezwingende Gewalt übte? Jetzt nur keine Weichheit, flehte Bucher zu seinem Schicksal, keine Weichheit und kein Zurückweichen.
»Kommen Sie nachher wieder«, sagte der Fürst abgewandt, »wir setzen dann fort.«
Bucher ging, aber nicht an die Arbeit, sondern mit umgehängter Botanisiertrommel, wie ein gänzlich Unbeschwerter, ins Freie. Die grünlackierte Unabhängigkeitserklärung blieb freilich bloß äußerlich angehängt, denn sein Herz schlug gewaltig und keineswegs siegesgewiß der Entscheidung entgegen. Vierzehn Stunden tägliche Arbeitszeit, keine Sonntagsruhe, höchstens dreimal in der Woche ein ruhiges Mittagessen, das waren Beschwernisse, die nun ihrem Ende entgegen gingen; aber dabei waren allerlei Bauchredekünste des Gewissens nötig, um sich von der Unumgänglichkeit des Ausganges ins Freie zu überzeugen. Er verdüsterte sich innerlich ins Mitternächtliche und Balladenhafte und hielt die Parade der politischen Leichen ab, der von Bismarck Abgemurksten, Verbrauchten und Erledigten, mit Camphausen, Delbrück, Hobrecht, Falk und vielen anderen. Und wer kam da als jüngstes Gespenst der nächtlichen Heerschau, in ein Leintuch gehüllt, die Kerze in den Händen? Er selbst, der Doktor Lothar Bucher, der Ausgesogenste von allen.
Während dieser spukhaften Aufführung auf der Bucherschen Seelenbühne war die Welt ringsum sehr lustig. Es war ein Fronleichnamsvorabend, mit halber Feiertäglichkeit und allerlei guten Wetterversprechungen. Bucher ging aus dem Ort hinaus, durch Wälder, immer weiter, bis er auf der Klaushöhe angekommen war. Eine alte Eiche stand da, um deren Stamm sich eine hölzerne Treppe wand. Man kam so durch das Ästegeknorr bis in den Wipfel des Baumes, und von dort sah man weit über Tal und Berg. Bucher stützte die Hände auf das Holzgeländer und schaute in die Ferne. War das wirklich die Wartburg dort am Abendhimmel, die Lutherburg? War es wirklich Schicksalswille, daß alle Großen des deutschen Bodens alte Formen zerschlagen mußten, daß sie sich, und ihren Nächsten Not und Gefahr brachten, um ihr Werk zu tun? Mit Goldsäumen dunkelte die Welt, Todesbangigkeit kroch aus düsteren Tälern, darüber war der Himmel selig in sich und seine lichte Freiheit versunken.
Mit leerer Botanisiertrommel und frommem Herzen kam Bucher heim; der Fürst hatte schon einigemal nach ihm gefragt, aber er wurde ohne Vorwurf empfangen, und die Arbeit ging glatt und ohne Zwischenfälle ihren Weg.
»Wünschen Sie noch etwas, Doktorchen?« fragte der Fürst, als der Geheime Legationsrat nach abgefertigter Aktenfolge noch dastand.
Doktorchen! O nein, jetzt war es zu spät für Honig und Wundsalbe, ein Herz war von seinen Ankern gerissen und trieb dem Meer der Freiheit zu. Krampfhaft dachte Bucher an den Sitz im Eichenwipfel und den selig sich selbst genügenden lichttrunkenen Himmel. Menschenfresser! knirschte er verbissen, während er dabei den Druck einer schwarzen Faust in seinem Unterirdischen fühlte; Menschenfresser! Plötzlich warf er sich aus all dem Seelentumult blindlings ins Geschehen: »Ich bin krank, Durchlaucht. Ich muß Sie um Urlaub bitten.«
Überlegsam betrachtete der Fürst den Getreuen, weit offen standen die Augen dem Blick: »Das heißt, Sie bereiten Ihren Abschied vor, Bucher.« Das war gelassene Erkenntnis eines Unabänderlichen, klare Einsicht und Wissenschaft um längst vorbereitete Herzenswege, vielleicht noch früher beleuchtet und im Geiste begangen, ehe sie dem Abtrünnigen selbst als möglich erschienen waren. Sehr klug und ungemein sehscharf, wie dies war, bereitete es Bucher dieselben kalten Schauer, wie er seit je vor dem Messer eines Chirurgen oder der Zange eines Zahnarztes gehabt hatte. Wer den menschlichen Dingen so auf den Grund zu sehen vermochte, hatte sich ihrer zu gutem Teil selbst entäußert. Über all dem Erschrecken versäumte Bucher ganz und gar die Gelegenheit, zu leugnen, was ihm der Fürst als des Urlaubes letzten Sinn auf den Kopf zu vermutet hatte. Sein Schweigen schien die Bestätigung zu geben.
»Sie haben es gut, Bucher«, fuhr der Fürst fort, »Sie können gehen, wenn Sie genug haben. Ihr Tagwerk ist zu Ende. Sie machen Feierabend, hängen den Rock um, zünden die Pfeife an und gehen ins Wirtshaus zur ›Goldenen Freiheit‹. Viel Glück, mein Lieber. Sie haben sich das Ausruhen redlich verdient. Ich will Ihnen den Urlaub nicht vorenthalten.« Das war weder zornmütig noch wehmütig, war kein stürmisches Brausen und kein werbendes Lüftchen, es war kalter, stiller, glasklarer Winterfrost, der erstarren machte und insofern dem großen Entschluß förderlich war, als er jede Regung des Lebens ertötete.
Zu seiner eigenen Überraschung befand sich Bucher auf der Urlaubsbrücke, ohne Schwierigkeit, ohne Kampfgetümmel, ohne besondere Umstände, und wie er jetzt die Sachlage betrachtete, schien es ihm beinahe, als sei er weniger durch seinen eigenen Willen als durch einen fremden dahin geschoben worden, wo er jetzt stand. Und sein Gefühl war gar nicht so beschwingt, wie er es sich ausgemalt hatte, als er jetzt die Depesche schrieb, die einen vorläufigen Nachfolger an die Seite des Fürsten berief. Er ging eine Weile in seinem Zimmer auf und ab, setzte sich dann auf den großen Reisekoffer und befühlte mit den Fingern die gediegene, feste, tüchtige Glätte der Messingecken. Was für ein braver, zuverlässiger Koffer das war, der dahin fuhr, wohin man ihn sandte. Es ging mit ihm nicht das mindeste Zauberhafte vor, er entführte einen nicht durch die Lüfte, er war kein Flügelwesen für einen Ritt ins Unbekannte.
Der Star Max, der vom Lichtschein erwacht war, kratzte sich mit dem einen Bein hinter dem Kopf, saß eine Weile geduckt und begann dann leise und traumhaft den Chopinschen Trauermarsch vor sich hin zu pfeifen.
Ja, da hatte man den Kopf aus der Schlinge gezogen. Aber es war einem dabei ergangen wie dem Fuchs im Eisen, der davonkam, aber ein gut Stück Haut samt Haaren darin ließ.