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8

Sultl war keineswegs ein Musterhund.

Seit dem frühzeitigen Hinscheiden des sanften Flörchens, das mit einem allzu hastig verschlungenen Knochen in der Luftröhre zu den ewigen Jagdgefilden abgegangen war, hatten seine sittlichen Grundsätze etwas Schaden genommen, eine Verwahrlosung, die zumal nach zwei Richtungen hin deutlich zutage trat. Zunächst darin, daß er, des zärtlichen Ehejoches ledig, ein etwas ungezügeltes Witwerleben zu führen begann und den vierbeinigen Schönen des Dorfes Varzin öfter, als seinem guten Ruf zuträglich war, Besuche abzustatten sich unterfing. Daß er durch diesen lockeren Wandel offenbar unter Zwei- und Vierbeinern Anstoß und Mißfallen erregte, zeigte sich darin, daß er von solchen zytherischen Unternehmungen mit Löchern im Fell heimkehrte, die nicht bloß von Zähnen, sondern auch von Steinen herzurühren schienen. Die andere Richtung, in der sich seine sittliche Haltlosigkeit entwickelte, verlief in die Gegend der Speisekammer, wo Sultl mit einer bei seinem sonst biederen Charakter überraschenden Schlauheit allerlei Spitzbubenstreiche verübte, durch die er sich in den unrechtmäßigen Besitz von zu anderem Zweck aufbewahrten Eßbarkeiten zu setzen wußte.

Heute saß Sultl in der Herbstsonne auf dem Hof und kratzte sich mit dem linken Hinterfuß unter dem Halsband, daß mit den Flöhen zugleich die Haare flogen; wobei er, wie es bei leichtsinnigen Gemütern vorzukommen pflegt, mit keinem Gedanken an sein Kerbholz dachte, sondern sich durchaus nur dem Wohlgefühl des Kratzens im und der Sonne auf dem Pelz hingab. Plötzlich hielt er mit dem Kratzen inne, daß der linke Hinterfuß einen Augenblick starr in die Luft stand, und schaute gespannt nach dem blauweiß gestreiften blechernen Zeltdach, unter dem eben Bismarck hervortrat, mit einem Ding in der Hand, das nicht zu verkennen war, und das aus einem festen Griff in ein biegsames Ledergeflecht auslief. Beim Anblick dieses Dinges, dessen Beziehung auf das eigene sündhafte Fell ein für allemal feststand, fiel nun freilich dem leichtsinnigen Reichshund das besagte Kerbholz ein, auf dem sich in der Helligkeit dieser Sekunde eine halbe, noch unabgerechnete Spickgans verzeichnet fand. Um die Wahrheit zu sagen, Sultl wünschte sich bei dieser Erkenntnis weit von hier hinweg; da jetzt aber wohl jede Möglichkeit eines unangefochtenen Entrinnens vollkommen ausgeschlossen war, stand er in aller Zerknirschung auf, legte die beiden Ohrendreiecke so eng als es anging an den Kopf, krümmte das Rückgrat, zog den Schweif zwischen die Beine und erwartete sein Geschick.

Es war schon vor ihn hingetreten, mit der Peitsche in der Hand und einem eisernen Griff nach dem Halsband. »Du elender Köter!« sagte Bismarck zornrot und kurzatmig, »du willst Spickgänse stehlen? Willst du das Mausen nicht den anderen überlassen, was? Hast du keine Scham im Leibe, du Satanshund?« Und damit zog Bismarck dem Sünder eins über den gekrümmten Rücken. Anstatt das Strafgericht in stummer Gefaßtheit zu ertragen, wodurch er vielleicht den Zorn des Richters zum Teil besänftigt hätte, heulte Sultl in der Hoffnung auf Mitleid und Barmherzigkeit übertrieben wehleidig auf. Aber Bismarck war nicht in der Stimmung, sich ohne weiteres vom Mitleid zur Schwäche verführen zu lassen, und da er der allzu einfältigen Heuchelei auf den Grund sah, faßte ihn eine maßlose Erbitterung über die Verderbnis auch dieser biederen Seele. Er riß den Hund am Halsband zu sich her, nahm den Kopf zwischen seine Knie und begann die größere Sultanshälfte, die da herausstand, mit der Peitsche des langen und breiten zu bearbeiten, mehr als vielleicht nötig gewesen wäre, wobei es schien, als sei es ihm ganz gelegen, allerlei bisher noch nicht an den Mann gebrachte rote Zornblütigkeit wenigstens an den Hund zu bringen.

Diesem Regen gegenüber gewann Sultl seine spartanische Standhaftigkeit zurück, er hielt den Rücken samt Fortsetzung zitternd aber schweigend unter dem Guß, bis mit Bismarcks Kraft auch sein Zorn einigermaßen verronnen war. »So«, sagte er, »das wirst du dir merken, mein Bester, nicht wahr? Die Spickgänse, die begehrt man nicht, darum ist ein Hundeleben noch lange kein Hundeleben. Es ist ein Irrtum, zu meinen, daß man zum Glück geboren sei.«

Damit bekam Sultl einen nun schon wieder freundschaftlichen Klaps auf die Schnauze und war entlassen. Zunächst begann der versohlte Reichshund mit einer eingehenden Ausbeutelung seiner äußeren Umhüllung, wobei er ganz vorn anfing und ganz hinten mit der Schwanzspitze aufhörte. Nachdem er dergestalt die sichtbare Verfassung wiederhergestellt hatte, wandte er sich der inwendigen Seite seines Wesens zu. Es muß bekannt werden, daß besagte Innerlichkeit keineswegs durchaus mit der Einsicht in die Schwärze seines Vergehens angefüllt war; Reue und Leid waren höchst mangelhaft erweckt, es war recht viel Justament hineingemischt. Die Spickgans war bezahlt mit Hieben, die in keinem rechten Verhältnis zum gehabten Vergnügen standen, somit hatte man auf seiner Rechtsseite noch einigen Anspruch auf Vergnügen gut, man war trostbedürftig und beschloß, diesen Trost unten im Dorf zu holen. Mit einem schiefen Blick auf den Herrn fuhr Sultl ab, zu einer, die Bella hieß und in aller Gefahr, die ihretwegen zu bestehen war, heiß geliebt wurde.

Bismarck bemerkte nichts davon; er stand mit den Händen auf dem Rücken und schlaff herabhängender Peitsche vor einigen Männern in blauen Blusen, die mit einer höchst seltsamen Verrichtung beschäftigt waren. Während einige von ihnen eine Leiter an die Hausmauer gelehnt hatten und nun in der Höhe des ersten Stockwerkes mit Meißel und Hammer Löcher in die Ziegel schlugen, lockerten andere aus einem großen Drahtgewinde einzelne Schlingen und legten sie auf dem Hofe zurecht.

»Wohin geht der Draht?« fragte Bismarck.

»Immer mang nach Berlin«, sagte der Blusenmann, der zwei der Drahtschlingen wie eine Lassoleine wurfbereit am Arm trug.

»Wie lange wird es dauern, um mit Berlin sprechen zu können?« fragte Bismarck.

»So schnell können Sie jar nich denken, wie det jeht, Herr Reichskanzler!« Es war eine äußerst ehrfurchtsvolle Belehrung, immerhin eine Belehrung, und der Mann freute sich, in einem Belang dem überlegen zu sein, der allen Zeitgenossen im Wissen der großen Wichtigkeiten um ein solches Stück voraus war. Es war eine geheimnisvolle und höchst bedeutsame Merkwürdigkeit, die auch nach der blusenmännischen Erklärung zurückblieb, und Bismarck hätte ihr gern weiter nachgefragt, aber in diesem Augenblick kam die Gerichtskommission in zwei Wagen angerasselt, und der Lerneifer mußte hinter den staatsbürgerlichen Pflichten zurückstehen.

Peinliches war auf Varzin geschehen. Lange schon hatte das Ziffermännlein dem Gutsherrn zugeflüstert, daß irgendwo und irgendwie in den fürstlichen Kassen lange Finger am Werke seien, Leimspindeln für Talervögel, an denen im Laufe der Jahre erkleckliche Summen klebengeblieben sein müßten. Eine plötzliche und gründliche Untersuchung hatte dem Ziffermännlein recht gegeben, ein ungetreuer Verwalter war entlarvt worden, und als einer, der beim Aufdecken der Karten seinen Bankerott einsehen mußte, war er hingegangen und hatte sich durch einige Tröpflein eines gediegenen Elixiers allen Weiterungen entzogen. Nun waren die Sendboten der Gerechtigkeit da: Staatsanwalt, Kreisrichter und Kreisphysikus, um festzustellen, daß und wie da ein Mensch dem Machtbereich der Justitia entkommen sei. Sie glaubten alle, durch die feierlichen Amtsmienen ihre Entrüstung hindurchblicken lassen und jenseits der Unparteilichkeit Partei sein zu müssen; aber Bismarck zeigte sich dem Verlust gewachsen und nahm den Fall nur als weiteres Beispiel für eine ihm längst feststehende Gesetzmäßigkeit, so daß sie mit einigem Erstaunen vor diesen verschlossenen Türen stehenblieben.

Dieser Mittagstisch in Varzin war reichlich besucht. Außer den Herren der Kommission saßen die vier Telephonbeamten da, und neben Herbert hantierte Lothar Bucher mit Messer und Gabel sehr vorsichtig über den etwas allzusehr aufs Gediegene und Magenbeschwerliche gestimmten Bismarckschen Tafelgenüssen. Nur der Platz auf dem Boden neben Bismarcks Stuhl war leer, Sultls mausgraues Fell fehlte dem niedergleitenden Blick seines Herrn.

»Ah«, dachte Bismarck, »er ist beleidigt. Er hat Ehre im Leib und büßt die Spickgans durch Fasten.«

»Es ist alles Varziner Eigenbau«, sagte die Fürstin hausfraulich stolz, »es kommt nichts auf unseren Tisch, als was bei uns selbst gewachsen und gezogen ist. Was Sie hier sehen, stammt von unseren Feldern, aus unseren Gärten und Forsten.«

»Bis auf den Wein und den Kognak, natürlich«, sagte Bismarck, »so weit haben wir es noch nicht gebracht. Gott wollte die Pommern nicht zu übermütig werden lassen, dem Menschen muß eine Sehnsucht übrigbleiben.«

Ein Wildschweinkopf kam angerückt, dem war die natürliche Grimmigkeit durch eine sachgemäße Behandlung mit allerlei Kräuterwerk und Brühen ins Wohlschmeckende gewandelt.

»Den hat Herbert geschossen«, sagte Bismarck, und Herbert errötete über das hinter den ungeschminkten Worten schwingende Jägerlob.

»Nein«, wehrte Johanna dem fürstlichen Gabelangriff auf das Gewild, »du darfst nicht, Otto! Du weißt doch, das schadet dir. Du kannst dann nicht schlafen.«

Gehorsam, aber wehmütig ließ Bismarck ab; immerhin versuchte er ein Rückzugsgefecht: »Die Schlaflosigkeit, Liebste, die kommt vom Ärger.«

»Nein«, beharrte sie, »darüber sind die Gelehrten verschiedener Meinung. Ich glaube, der Ärger kommt von der Schlaflosigkeit. Und woher die Schlaflosigkeit kommt … das weiß ich.«

Der Staatsanwalt glaubte die Zeit da, um das Thema des fürstlichen Ärgers mit besonderem Bezug auf die menschliche Nichtswürdigkeit durch einige schneidige Geschichten von betrügerischen Angestellten und ihrer Entlarvung zu bereichern. Bismarck, hatte aber eine viel tiefere und philosophischere Ansicht über die Niedertracht menschlichen Wesens zu gut in sich selbst gegründet, als daß sie ihm durch staatsanwaltschaftliche Histörchen hätte irgendwie bemerkenswert ausgebaut werden können; so wandte er sich den vier schweigsamen Telephonbeamten zu; die waren bisher bloß Auge und Ohr gewesen und Mund nur insofern, als er für eine gewissenhafte Anteilnahme an den Varziner Selbsterzeugnissen notwendig war. Nun sollten sie sich dieses Werkzeugs zu technischen Erklärungen bedienen, und darüber wurden sie befangener, als der Arbeitsmann in der blauen Bluse gewesen war. Immerhin kam einiges zustande, aus dem hervorging, wie großartig diese neue Erfindung den Verkehr förderte und welche Umwälzung es mit sich bringen mußte, wenn man über Entfernungen hinweg, die sonst vom schnellsten Eisenbahnzug nur in Stunden zurückgelegt werden konnten, mit jemandem zu sprechen imstande war, der am anderen Ende des Drahtes stand. Das Unbegreifliche war Wirklichkeit geworden, und dadurch, daß die vier Adepten der neuen Zauberkunst etwas verwirrt von Membranen und elektrischen Strömen sprachen, wurde es nur gerade so beiläufig obenauf erhellt, im tiefsten aber noch dunkler von Genialität und Unglaubwürdigkeit.

Ob man nicht einen Versuch machen könne, fragte der Fürst.

Ja, es sei wohl so weit, daß man aus dem Park ins Haus ein Gespräch halten könne, sagten die vier nach kurzer Beratung, und es bedürfe nur einiger Vorbereitung. Hierauf zogen sie eilfertig ab, und ehe noch die Zigarre des Fürsten so weit war, daß sie die Fingerspitzen sengte, kam der Sprecher wieder, ein langer, blonder Mensch, der jetzt ein Gesicht wie vier Wochen Urlaub machte, weil er mitteilen konnte, es sei wirklich so weit.

Etwas aufgeregt beschloß man, daß die Fürstin am diesseitigen Ende zurückbleiben solle, während der Fürst und Herbert sich an des Wunderdrahtes anderen Pol zu begeben hätten. Die Gerichtsherren baten um Entschuldigung, der außerordentlichen Vorführung nicht beiwohnen zu können, nun müßten sie wohl Lokalaugenschein und Totenbeschau vornehmen und nachher in die Stadt heimkehren; der Fürst gab ihnen Abschied, wollte Sultl pfeifen, der war noch immer nicht da, so ging er mit Herbert und dem blonden Adepten in den frühe dämmernden Novembernachmittag.

Ganz hinten im Park bei der Rodung hatten sie einen morschen Gartentisch ins Gestrüpp gestellt, auf dem war ein kleines schwarzes Kästchen in aller Bescheidenheit hingetan, eines vom Geschlecht derer, die in ihrer Unscheinbarkeit Schicksalsmächte bergen. Der blonde Sprecher stammelte eine Erklärung, durch welche die Konfusion noch größer wurde, drehte an einer Kurbel, worauf ein heftiges Geklingel in dem Kästchen ausbrach. Das nächste, was er tat, war, daß er eine Muschel vom Haken ans Ohr hob und seinen Mund einem runden, mit Draht vergitterten Loch im Kasten näherte.

»Hallo!« sprach er hinein, zum Unsichtbaren hin, »verbunden?«

Es war ein ganz großer Augenblick, zwei Adepten führten zwei wissensdurstige Jünger in den Tempel der neuen Zeit, und eine Anzahl dienender Leviten in blauen Blusen stand in einer Art von Ergriffenheit gruppenweise herum. Das große Unsichtbare, das angerufen worden war, schien inzwischen geantwortet zu haben, denn mit einer Geschwindigkeit, als gälte es, etwas Warmes möglichst ohne Verlust an seinen gehörigen Ort zu bringen, riß der blonde Telephonjüngling die Muschel von seinem an Bismarcks Ohr. »Ich bitte«, sagte er; was Bismarck daraufhin hörte, war nur ein anhaltendes Geknurr und Gefauche, als sei da irgendwo in dem Kästchen ein großer Topf siedendes Wasser oder als sei ein Bienenschwarm eingesperrt; was aber ganz apart und eigentümlich dabei war, das war ein heftiges Geschnalze, das aus dem Sieden und Brummeln aufspritzte und unangenehm in die Ohren sprang. Eine Weile hörte Bismarck geduldig hin, und als eben seine Gläubigkeit auszugehen anfing und er die Muschel zurückgeben wollte, um zu sagen, daß man wohl diesen neuesten Kulturfortschritt nur mit einem vom Herrn Reichspostmeister eigens gelieferten Gehörsinn verstehen könne, gerade da war es, als lösten sich aus dem wüsten Geschnarche Laute los, die waren nach menschlicher Weise geordnet, Selbstlauter und Mitlauter hübsch der Reihe nach, wie sie einander in wohlgefügten Gruppen zugehören.

»Otto!« sagte es in der Muschel an seinem Ohr.

Das war beim heiligen Thurn-Taxis, das war ja Johannas Stimme, in der Welt draußen, jenseits des Bienenschwarmes und Wassertopfes, und sie kam, alles Hineinschnalzens und Sprühens ungeachtet, mit einem Rest von persönlichem Wohlklang und in verschleierter Lieblichkeit daher, als stünde Johanna leiblich irgendwo in der Nähe.

»Ja!« sagte Bismarck verblüfft geradeswegs in die Luft hinaus.

»Hier hinein, Durchlaucht!« wies der Jüngling auf das Loch im Kasten.

»Ja!« sagte Bismarck zu dem Loch herabgebeugt, als rede er mit einem kleinen Kind. »Bist du da, Johanna?«

»Ja, ich bin da! Und bist du da?« kam es aus der Muschel wieder.

»Ja. Wo bist du?« sagte Bismarck.

»Ich bin in deinem Arbeitszimmer …« krrrch, pfchch trr … trr … paff … »und wo bist du?«

»Ich bin hinten in der Rodung.«

»Du lieber Himmel … ist das nicht merkwürdig!« Pfff, chchrrr, rr … paff … trrr.

»Ja, es ist sehr merkwürdig«, bestätigte der Fürst.

»Durchlaucht können auch etwas hinein singen«, flüsterte der Telephonbändiger, »man hört jeden Ton.«

Diese Möglichkeit zu erproben, war ungemein verführerisch, und Bismarck begann nachzusinnen, welche Art von Gesang er loslassen solle, und ob »Nun danket alle Gott« oder »Was kommt dort von der Höh« dieser Gelegenheit angemessener wäre. Aber da ging das unablässig wogende Geknister und Gesummse in ein solches Toben über, als solle die hölzerne Muschel durchaus entzweigerissen werden und das Trommelfell mit. »Hören Sie nur«, sagte er bestürzt und reichte dem blonden Jüngling die Muschel; der ließ dieses Wirrsal sekundenkurz gegen das Ohr anknallen, sagte dann mit einer ärztlichen Miene »Störung« und begann an die Leviten Befehle auszugeben, die den Fürsten überzeugten, daß jede besondere Fachfertigkeit ihr eigenes Rotwelsch habe.

Somit war die Vorführung für diesmal beendet, und man konnte das Feld mit dem Bewußtsein räumen, nun an einer vollkommen neuen Lebensrechnung höheren Grades einigermaßen wissenden Anteil zu haben. Es war ja keineswegs ein so bedeutsames und feierliches Gespräch geführt worden, wie es der Größe des Augenblickes entsprach und wie es die Chorpersonen vom Protagonisten vielleicht erwarteten; aber wenn man sich auch nicht wie der erste Napoleon benommen hatte, der jederzeit auf die Weltgeschichte hinschielte und auf ihre gute Meinung von sich, so hatte man andererseits auch nicht jene kannibalenmäßige Verblüfftheit gezeigt, die den Donner der Kugelbüchsen für die Stimme Gottes hält und nach Art der Affen hinter den Spiegel greift, um den zu fangen, der ihnen daraus entgegengrinst.

Was aber die Einordnung der neuen Erscheinung in die allgemeine Kulturgeschichte der Menschheit anlangte, so begnügte sich Bismarck fürs erste mit einem einzigen Wort, das lautete »Schwefelbande« und war in Anbetracht der anderen Namen, die er in der letzten Zeit für die engere Naturgenossenschaft gehabt hatte, eine Wendung zu anerkennender Einschätzung.


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