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s. Bildunterschrift

J. A. Lasinsky, Rüdesheim (1828).

Die goldne Brücke

Von Emanuel Geibel

Am Rhein, am grünen Rheine, da ist so mild die Nacht,
Die Rebenhügel liegen in goldner Mondespracht.
Und an den Hügeln wandelt ein hoher Schatten her,
Mit Schwert und Purpurmantel, die Krone von Golde schwer.
Das ist der Karl, der Kaiser, der mit gewaltger Hand
Vor vielen hundert Jahren geherrscht im deutschen Land.
Er ist heraufgestiegen zu Aachen aus der Gruft
Und segnet seine Reben und atmet Traubenduft.
Bei Rüdesheim, da funkelt der Mond ins Wasser hinein
Und baut eine goldne Brücke wohl über den grünen Rhein.
Der Kaiser geht hinüber und schreitet langsam fort
Und segnet längs dem Strome die Reben an jedem Ort.
Dann kehrt er heim nach Aachen und schläft in seiner Gruft,
Bis ihn im neuen Jahre erweckt der Traubenduft.


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