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Weingrenze

Von Ernst Bertram

Heilige Grenze des Rauschs, durch unseres Landes
Schöne Mitte schuf dich weise der Gott.
Hier verbrandete Süd mit Traubenwellen
An den Hügeln ebbend verschäumte sein Föhnsturm,
Und helle Götter im letzten Blau
Wagten den Ätherschritt
Nicht hinüber ins Nornendickicht:
Denn im Schauder welkt drüben, geliebt ihren Lippen,
Das klar lachende Wort, und bewußtlos ihres
Himmlischen Bildes hängt unter dem Erznord
Nur die Windharfe

Geheimes aufrauschend
Über den sprachlosen Wäldern.
Heilige Schranke des Traums, ins Wachende will, ins
Blaue Bild zu den hellen Göttern hinüber
All was eisern
Du im singenden Netze wirrst.
Aber nah dem Erwachen
Wird nur schmerzlich bunter der Traum, mit leisern
Fäden bindet der klingende
Den, der schon Träumer sich ahnt, nur unentrinnlicher.
Heimwehtönend schlafen gebannt unter der Windnacht
die weinlos traurigen Hügel,
Und unruhiger träumt
Das stumme Land,
Atmen am Mittagrand blau ihm herauf die
Traubenbühel.

Heilige Schwelle der Welt, mit Opferweinrot
Übersprengteste, selig immer vermählst du
Was du scheidest, im Sehnen,
Tief im Rausche des Traums.
Wein gießest du,
Daß es aufrede,
Ins stummere Herz,
Mit Harfentönen verflorst du,
Aus Schleiern zu singen,
Das götternackteste Bild,
Verwandelnd
Durch das verwandelte Land
Schuf dich weise der Gott. Verwandelte läßt du
Über die brennende Stufe
Groß ins Künftige ein.


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