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s. Bildunterschrift

I. A. Lasinsky, Ruine Katz und St. Goarshausen (1828).

Das Tagebuch des Pfarrers Plebanus aus dem Dreißigjährigen Krieg

In diesen Tagen ist ein überaus böser Anfang zu diesem Jahre l636 bei den Miehlenern gewesen. Das kaiserliche Volk mit etlichen Regimentern, Fußgängern und Reitern, hat unterschiedliche Male über Nacht dort im Quartier gelegen. Sie haben in den noch übrigen unverbrannten Häusern niemand als einzig und allein die Kranken angetroffen, wohl auch den einen oder den anderen ausgehungerten, ohnmächtigen Menschen, der der Kranken wartete.

Sie sind unbarmherzig, ja barbarisch mit den Kranken verfahren, haben sie in den Betten um- und herausgeworfen, Geld und Brot haben wollen.

Im Oberdorf sind auch etliche Häuser und Scheuern wieder in Asche gelegt worden.

Mir haben sie im Pfarrhaus mehr Schaden getan als vielen andern.

Am Ende des Januar ist Margaretha, Michel Rörichs, des Bäckers Frau, sechzigjährig zu Miehlen verstorben. Sie hat einen Tag oder mehr in Hans Schreiners Haus unbegraben gelegen, weil sich kein Mensch im Dorf hat sehen lassen dürfen. Endlich ist Katharine, Hans Schreiners Frau, die mit ihrem Sohne krank gelegen hat, des Gestankes müde geworden. Sie hat mit Hilfe ihres Sohnes die Leiche die Stiege hinuntergeworfen und sie in ein anderes Gemach geschafft; Hunde und Katzen haben die Tote bis auf den Kopf aufgefressen und die Gebeine verschleppt. Nicht mehr als ein Röhrenknochen von ihr ist noch gefunden worden. Es sollen die Hunde mit ihren Händen auf der Gasse umhergelaufen sein. Dergleichen furchtbare Dinge hat man in diesen Tagen mehr gehört.

Adam Huntzeler, früher Kirchenältester der Kirche zu Miehlen, ein sehr verständiger und für einen Bauern wohlberedeter Mann, hat in seiner und seiner Tochter Schwachheit und großem Hunger nicht ein Schnittlein Brot haben können. Als er mit seinem einzigen Kinde vor Hunger verkommen war, blieb er acht Tage und länger unbeerdigt liegen. Es war auch kein Sarg zu bekommen, weil die auf- und abreitenden, laufenden und streifenden Rotten keinem so viel Zeit gaben, daß jemand einen Sarg hätte machen können. So sind sie denn erbärmlich in Stroh eingebunden und zum Kirchhof geschleppt worden.

Den 26. Februar bin ich mit meiner Hausfrau und etlichen geflüchteten Miehlenern wiederum nach Miehlen gegangen. Wir hofften, daß die Kroaten in Wellmich uns so viel Ruhe geben möchten, daß wir besehen könnten, wie innerhalb der fünf Wochen, da wir zum letztenmal dort waren, gehaust worden wäre. Wir haben in Miehlen niemand mehr antreffen können als in zwei Häusern und in der Obermühle einen Haufen kranker Leute, die dem Tode viel ähnlicher waren als lebendigen Menschen.

Vier der Kranken krochen, als sie von meiner Ankunft hörten, in das Pfarrhaus. Sie baten mich, ich möge ihnen und den andern das heilige Abendmahl reichen. Diese Leute waren so entstellt, daß ich sie mit großem Schrecken und mit Verwunderung ansah. Ich hätte sie nicht erkannt, wenn sie sich nicht durch die, die mit mir nach Miehlen gekommen waren, hätten anmelden lassen.

Ich habe ihnen – o der großen Armut! – das Abendmahl nicht reichen können, denn es war weder Wein zu haben noch Abendmahlsbrot. Das hatten die Soldaten in der Kirche gefunden und genommen. Aber selbst wenn ich es zur Hand gehabt hätte, so wäre mir dazu keine Zeit gelassen worden, denn einer der Kranken kam und zeigte mir an, daß jenseits des Baches, bei Johann Hahns Haus, in dem ungefähr sieben oder acht Kranke waren, sich Soldaten gezeigt hätten, die von Boppard kämen. Ich habe also alles stehen und liegen gelassen und bin in großer Furcht mit meiner Frau nach St. Goar geflüchtet.

Den 29. Februar bin ich abermals gen Miehlen gegangen, um meine Kranken zu trösten. Weil jedermann sich gefürchtet hat mitzugehen, bin ich allein meines Weges geschritten. In drei Häusern habe ich zwanzig Leuten, besonders Kranken, das Abendmahl gereicht und mit ihnen gebetet. Die unter den Kranken noch gesund waren und vorher den Kranken zur Hand gingen, haben sich bald nach dem Abendmahl auch gelegt.

In meinem Hinübergehen nach Miehlen kam ich nach Endlichhofen. Ich habe darin keinen lebendigen Menschen angetroffen. Vor Michelengens Haus standen zwei starke Hunde, die mich gräßlich anfletschten. Darüber habe ich mir meine Gedanken gemacht und gemutmaßt, daß tote Menschen in dem Hause liegen. Mit Furcht habe ich das Haus betreten, denn gleich im Eingang des Hauses lag ein Mensch, dem der Hals, Achsel und Arme abgefressen, das Hemd bis auf die Füße heruntergerissen waren. In der Stube haben ein paar alte Lumpen auf dem Boden gelegen, ferner Gebeine von Kindern. Bis jetzt sind in diesem Dörflein schon acht Menschen in das bestialische Gedärm der Hunde begraben.

Die Kühhirtin zu Ruppertshofen hat in diesen Tagen einen Hund geschlachtet und gegessen. Der Kommandant auf Rheinfels, Herr Obrist-Wachtmeister Junker Görg Philipp von Buseck, hat mir von dieser Frau erzählt, daß sie von ihrem toten Manne ein Stück Fleisch gerissen, solches gekocht und mit ihren Kindern verspeist habe. Auch von der Leiche ihres Vaters habe sie die Schenkel abgehackt, gewaschen, gesotten, desgleichen den Kopf gesotten, aufgetragen und gegessen. Als sie gefragt worden sei, wie es geschmeckt habe, habe sie geantwortet, wenn sie nur ein wenig Salz gehabt hätte, hätte es gut geschmeckt.

In diesen Tagen sind die Burgen Lahnstein und Stein Nassau von den Kaiserlichen blockiert und belagert worden.

In Miehlen sind die Hasen, gleichsam als ob sie zahmgemacht wären, auf den verbrannten Plätzen haufenweise Tag und Nacht herumgelaufen.

Den 23. März bin ich von St. Goarshausen mit meiner lieben Hausfrau zu Schiff ausgezogen, um mich nach Frankfurt und von da nach Butzbach zu begeben, damit wir unsere Gesundheit rascher wiederherstellen könnten. Wir haben die Reise gern angetreten, um uns auch so der unbilligen, übermäßigen Teuerung einigermaßen zu entziehen. Am Sonntag Lätare, mittags um 12 Uhr, kamen wir in dem Hause meines Bruders zu Frankfurt an und wurden sehr freundlich empfangen.

Hier in Frankfurt kann man sehen, wie die Krämer uns übervorteilt und bewuchert haben. Sie sind hier nach Frankfurt gefahren und haben Käse, Butter, Stockfisch und andere Lebensmittel zentnerweise eingekauft und für ein Vielfaches in St. Goar wieder verkauft. Deshalb lobe ich mir die Geistlichen zu St. Goar, daß sie diese große Schinderei der Wucherer und den übermächtigen Hochmut und Kleiderstolz ihrer Weiber mit eifrigem Ernste rügen. Wenn hier in Frankfurt zwanzig Bürgersweiber trauern, so verkleiden sie nicht so viel Stoff an sich als dort eine schlichte Bürgerin. Da muß alles vorn und hinten mit reiner Leinwand bis zur Erde behangen sein. Ein ehrlicher Mann kann zwischen einer solchen Bürgerin, die vielleicht eines Schusters oder Schneiders Frau ist, und einer Edelfrau oder Gräfin in der Kleidung keinen Unterschied finden.

Wegen der großen Unsicherheit zu Wasser und zu Lande konnte ich erst am 7. Juli in einem Kahn, der nur des Nachts fuhr, nach St. Goarshausen zurückkehren. Mit betrübtem Herzen vernahm ich nun von dem traurigen Zustande der armen, noch übriggebliebenen Miehlener. Es war nicht mehr ein einziger Mensch zu Miehlen. Die streifenden Parteien ließen niemand unbehelligt, und außerdem hatten die zu Nassau liegenden kaiserlichen Soldaten von den wenigen noch lebenden und vor Hunger schier verkommenen Miehlenern eine Kontribution von 52 Reichsgulden gefordert, die sofort erlegt werden sollte. Peter Beilstein, der das Schultheißenamt zu Miehlen zu verwalten hatte, und Roderich Schmitt, der Nassau-Saarbrückische Oberschultheiß im Vierherrischen, waren von einem kaiserlichen Leutnant gefangen genommen und eine Zeitlang herumgeführt worden. Endlich schleppte man sie nach Bingen und ließ sie erst los, als sie versprachen, daß die Ämter Nassau, Miehlen, Schönau und die Vierherrische Gemeinschaft eintausendundsechsunddreißig Goldgulden bis Michaelis erlegen wollten. Als Sicherheit mußten sie alle in diesen Orten noch lebenden Männer, Weiber, Kinder, Barschaft, Wälder, Felder, Acker, Wiesen, kurzum alles als Pfand verschreiben.

Da flüchtete jedermann. Die armen Leute halten sich entweder in den Mauern der Städte auf, oder sie liegen in der Einöde und Wildnis in großer Furcht und leiden bitteren Hunger. Hasen, Füchse und andere wilde Tiere lassen sich in den zerstörten, leuteentblößten Dörfern haufenweise sehen.

Hans Scharpfrichter zu Nastätten erzählte mir, daß er in Nastätten, wo er tags zuvor gewesen war, einen Hasen von dem Steg, der vor dem Rathaus über den Bach führt, geschossen habe. Der Hase sei in den Bach gepurzelt. Nach dem Schuß sei ihm eine solche Angst angekommen, daß er nicht länger gesäumt, sondern sich bald von bannen gemacht habe.

Ich habe schon oft gehört, daß denen, die in ein zerstörtes und öde gewordenes Dorf kommen, in den verlassenen Wohnstätten eine viel größere Angst und Bangigkeit kommt, als wenn sie draußen im wilden Walde allein sind. Das Grauen, das in den Wüstungen wohnt, ist furchtbar.

Am 15. Oktober bin ich mit meiner Frau nach Butzbach zurückgekehrt und schon am 16. zu Wehen angekommen. Es ist eine rechte Wüstenei in dem Flecken und Schloß, ja in dem ganzen Wehener Grund. Es war kein Mensch zu sehen. Diejenigen aber, die noch am Leben sind, halten sich wegen des stetigen feindseligen Anlaufens, Schlagens, Plünderns und Hungerns im Rheingau, zu Langen-Schwalbach, Diez, Hohenstein oder zu Idstein auf.

Den 20. Oktober habe ich Herrn Georg Pistorius, den Pfarrherrn zu Strinz-Margaretha, zu Grabe geleitet. Bei diesem Leichenbegängnis ist es schier erbärmlich zugegangen. Aus dem ganzen Grund waren kaum so viel Mannspersonen zusammenzubringen, daß das Grab ordentlich gemacht und die Leiche aus dem Pfarrhaufe die wenigen Schritte getragen werden konnte. Wegen einer streifenden Rotte mußten wir schon bald vom Kirchhof entlaufen. Nur mit Hilfe eines Geleitbriefes kam ich ungeplündert davon. Nun ist in der ganzen Idsteiner Gegend kein Pfarrer mehr außer mir. Auch in Kettenbach, Michelbach, Dörsdorf, Rettert, Miehlen, Welterod, Strinz-Trinitatis, Strinz-Margaretha, Breithardt, Bleidenstadt, Wehen, Bechtheim, Auroff, Wörsdorf, Esch und Walsdorf fehlen die Geistlichen. Im Vierherrischen ist keiner, zu Eichrod, Wallmenach, Marienfels, Dornholzhausen, Obertiefenbach und Kördorf. Auch in der Niedergrafschaft Katzenelnbogen sieht es so traurig aus. Es ist an den meisten Orten kein Gottesdienst mehr gehalten worden.

Da flüchtete jedermann. Die armen Leute halten sich entweder in den Mauern der Städte auf, oder sie liegen in der Einöde und Wildnis in großer Furcht und leiden bitteren Hunger. Hasen, Füchse und andere wilde Tiere lassen sich in den zerstörten, leuteentblößten Dörfern haufenweise sehen.

Hans Scharpfrichter zu Nastätten erzählte mir, daß er in Nastätten, wo er tags zuvor gewesen war, einen Hasen von dem Steg, der vor dem Rathaus über den Bach führt, geschossen habe. Der Hase sei in den Bach gepurzelt. Nach dem Schuß sei ihm eine solche Angst angekommen, daß er nicht länger gesäumt, sondern sich bald von bannen gemacht habe.

Ich habe schon oft gehört, daß denen, die in ein zerstörtes und öde gewordenes Dorf kommen, in den verlassenen Wohnstätten eine viel größere Angst und Bangigkeit kommt, als wenn sie draußen im wilden Walde allein sind. Das Grauen, das in den Wüstungen wohnt, ist furchtbar.

Am 15. Oktober bin ich mit meiner Frau nach Butzbach zurückgekehrt und schon am 16. zu Wehen angekommen. Es ist eine rechte Wüstenei in dem Flecken und Schloß, ja in dem ganzen Wehener Grund. Es war kein Mensch zu sehen. Diejenigen aber, die noch am Leben sind, halten sich wegen des stetigen feindseligen Anlaufens, Schlagens, Plünderns und Hungerns im Rheingau, zu Langenschwalbach, Diez, Hohenstein oder zu Idstein auf.

Den 20. Oktober habe ich Herrn Georg Pistorius, den Pfarrherrn zu Strinz-Margaretha, zu Grabe geleitet. Bei diesem Leichenbegängnis ist es schier erbärmlich zugegangen. Aus dem ganzen Grund waren kaum so viel Mannspersonen zusammenzubringen, daß das Grab ordentlich gemacht und die Leiche aus dem Pfarrhaufe die wenigen Schritte getragen werden konnte. Wegen einer streifenden Rotte mußten wir schon bald vom Kirchhof entlaufen. Nur mit Hilfe eines Geleitbriefes kam ich ungeplündert davon. Nun ist in der ganzen Idsteiner Gegend kein Pfarrer mehr außer mir. Auch in Kettenbach, Michelbach, Dörsdorf, Rettert, Miehlen, Welterod, Strinz-Trinitatis, Strinz-Margaretha, Breithardt, Bleidenstadt, Wehen, Bechtheim, Auroff, Wörsdorf, Esch und Walsdorf fehlen die Geistlichen. Im Vierherrischen ist keiner, zu Eichrod, Wallmenach, Marienfels, Dornholzhausen, Obertiefenbach und Kördorf. Auch in der Niedergrafschaft Katzenelnbogen sieht es so traurig aus. Es ist an den meisten Orten kein Gottesdienst mehr gehalten worden.

Den 16. Juli ist das ganze Fußvolk der Armee des Grafen Johann von Werth nach Langenschwalbach und von da in den Wehener Grund gekommen, ohne daß wir verwarnt worden wären. Im Grund hat sie niemand eher gesehen als ich. Ich habe ihr Kommen auch zu Wehen als erster angezeigt. Als wir nämlich Martin Flam, den Schultheißen zu Bleidenstadt, zu Wehen bei der Kirche begraben hatten, lud Philipp Flam, sein Vater, mich und die, die beim Begräbnis geholfen hatten, in sein Haus zum Essen und zu einer Kanne Wein ein. Die anderen gingen mit, ich aber ging vor den Flecken auf das Feld, um die Sommerfrucht zu besehen und festzustellen, was die Mäuse für Schaden getan hätten. Indem ich nun von einem Stück zum andern spazierte, fiel mir ein Traum ein, den ich am Morgen gehabt hatte. Er schlug mir zu Herzen, daß mir angst und bange wurde. Indem kommt ein großer Haufen schreiender Raben. Fast fünfzig setzen sich auf den nächsten Eichbaum in der Wingsbacher Hohl, wenden sich mit ihrer Stimme zu mir, eilen aber wieder davon. Einer aber bleibt sitzen und ruft mir immer zu: Grab! Grab! Da dachte ich: das heißt Trab! Trab! Deswegen machte ich mich eilends auf den Weg nach dem Flecken. Wie ich auf den Damm auf dem untersten Weiher komme, sehe ich nicht ohne Furcht auf den Hahner Weg zurück. Siehe, da kommen auf Wehen zu spornstreichs fünf Reiter geritten. Kaum war ich in den Flecken geschritten und hatte den Trauerleuten von meiner Wahrnehmung erzählt, als auch schon die Reiter bei der Oberpforte hereinbrechen. Kaum war ich im Schloß und hatte rasch etwas zur Flucht gerichtet, auch dem Philipp Flam mit einem Pferd ausgeholfen, da marschierte auch schon das Fußvolk in hellen Haufen ein. Alles, was die armen Leute an Sam- und Eßkorn und andern Lebensmitteln dort wieder mit großer Mühe zusammengetragen und verborgen hatten, wurde geplündert und weggenommen. Auch nicht ein einziges Bett, nicht ein Kissen oder Überzug, der noch etwas getaugt hat, ist übrig gelassen worden. Das andere haben sie zerrissen, die Federn auf die Gasse oder sonstwohin gestreut, der kranken Müllerin die Kleider vom Leibe gerissen, die Balbiererin elendiglich geschlagen und keinen Kranken geschont. Auf dem neuen Bau in meiner Stube haben sie alles zerstört, die Bettüberzüge, Kissen, kurzum alles mitgenommen und zerrissen, desgleichen einige meiner wertvollsten Bücher, ferner zwei Wämser meiner Hausfrau, alle Lebensmittel, die wir in Mainz gekauft hatten, das Brot, das wir am vorigen Samstag gebacken hatten. In meinem Gemach haben sie alle Schubladen, Briefregister und Bücher herausgeworfen und zerstreut. Ja, sie ließen sogar den Graben ab und suchten darin nach versteckten Sachen. So haben sie das Zeugnis hinterlassen, daß solche barbarische Räuber und rasende Höllenhunde noch nie nach Wehen gekommen seien. Diese Plünderung hat von ein Uhr an bis in die finstere Nacht gewährt.

Es ist zu Langenschwalbach und auch anderswo bei den armen, ausgeplünderten Leuten jetzt große und allgemeine Klage darüber geführt worden, daß niemand von den Beamten und der Obrigkeit sie wegen des Kommens der Räuber gewarnt habe. Ein Bauer am hiesigen Ort hat gesagt, die Raben seien viel besser als die Obrigkeit, denn sie warnten vor den Kriegern, den räuberischen Vögeln, während die Obrigkeit stillschweige.

Von diesen Völkern haben zwei Regimenter, wohl an dreieinhalb tausend Mann, zu Langenschwalbach gelegen. Es sollen der Weiber und Buben, die sie begleiteten, so viel oder beinahe noch mehr als der wirklichen Soldaten gewesen sein. Zu Lindschied lag ein Fußregiment, zu Born ein Regiment, zu Hahn ein Regiment. Wehen ist zur Plünderung freigegeben worden. Es ist allenthalben, sowohl im Landgräflichen wie im Nassauischen rauh zugegangen, rauher als es bisher je geschehen ist. Was der arme Mann im Feld oder in der Scheuer gehabt hat, das ist hinweggenommen und jämmerlich verderbt worden. Es ist zu befürchten, daß wegen Mangel an Saatkorn an vielen Orten der Brachacker unbesamt liegen bleiben wird, und daß von den wenigen Menschen, die noch im Lande übrig sind, entweder viele verkommen oder nun davonziehen müssen.

Jesus Christus, unser Heiland und Friedensfürst, der der Könige und Fürsten Herzen in seiner allmächtigen Regierungshand hat, wolle das kaiserliche Herz, wie auch die Herzen der Kurfürsten, Fürsten und Stände des Reiches und auch aller derer, deren Einsprüche, Räte und Anschläge in diesem Konvent gelten, so regieren, daß der lang erbetene und erwünschte Friede in unserm lieben Vaterland der deutschen Nation mit wohlgegründeter Sicherheit wieder aufgerichtet und aller Orten eingeführt werde. Das wird geschehen, wenn die hohen Häupter erkennen werden, was aus den hitzigen und verkehrten Räten, Anschlägen und Anstiftungen der Lärmenbläser und Friedensstörer für eine erbärmliche Tragödie folgt.


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