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8. Kapitel

Von Lubow ging der König über Dukla, Krosno, Lanzut nach Lemberg. Sein Gefolge bestand außer dem Kronenmarschall aus vielen Bischöfen, Edelleuten, Senatoren, dem Garderegiment und den Adjutanten. Wie ein mächtiger Strom in seinem Laufe durch das Land alle kleineren Gewässer aufnimmt und mit sich fortführt, so schlossen sich dem königlichen Zuge immer neue Heerscharen an; teils einzeln, teils in geordneten Haufen zogen Herren vom Adel, bewaffnet, Soldaten, die von ihren Regimentern versprengt waren, und Bauern, die der Haß gegen die Schweden zu wilden Thaten entflammte, herbei, um unter dem Schutze der Majestät weiter zu wandern.

Der Aufstand war inzwischen überall ausgebrochen. Man begann im ganzen Lande, Ordnung in die Bewegung zu bringen. Konstantin Lubomirski, der Marschall der Ritterschaft, und Johann Wielopolski, der Kastellan von Wojnitz, hatten von Sontsch aus datierte Proklamationen an den Adel der Krakauer Wojewodschaft erlassen und zu den Waffen gerufen. Nun wußte man, um wen man sich scharen konnte, und da nach dem allgemeinen Landrecht denjenigen Strafe drohte, welche dem Aufruf nicht Folge leisteten, so strömte alles, was nur einen Arm rühren konnte, zur Fahne. Das Aufgebot des Königs endlich trieb auch die Lässigen aus ihrer Ruhe auf.

Es bedurfte auch keiner Drohungen, denn ein wahrer Feuereifer hatte sich aller, ohne Unterschied des Standes, bemächtigt. Greise wie Kinder stiegen zu Pferde, die Frauen opferten freudig ihre Kleinodien und Schmucksachen, einzelne unter ihnen griffen sogar zur Wehr.

In den Feldschmieden hämmerten die Zigeuner Tag und Nacht, um Pflugschare und anderes Wirtschaftsgerät in Waffen umzuarbeiten, Städte und Dörfer lagen öde und still da, weil die Männer in den Krieg zogen, und von den Karpathen her zogen ungezählte Scharen der wilden Bergbewohner heran. Die Kriegsmacht des Königs wuchs von Stunde zu Stunde.

Sein Zug durch das Land glich einem Triumphzuge, denn überall kam dem Könige die hohe und niedere Geistlichkeit mit Prozessionen entgegen, sogar jüdische Deputationen mit ihren Rabbinern fanden sich ein und es schien ihnen allen Freude zu machen, wenn sie gute Nachrichten überbringen konnten.

In allen Teilen des Reiches, in den fernsten Provinzen, in der Steppe erhob die Rachelust dreist ihr Haupt. Je tiefer das Volk gesunken war, je schmachvoller es seine Erniedrigung empfand, desto höher richtete es sich nun empor und scheute sich in seinem Enthusiasmus nicht, kaum vernarbte Wunden aufzureißen, damit mit dem Blut auch die vergifteten Säfte der Verblendung und der Untreue davonfliegen konnten.

Immer lauter verbreitete sich die Kunde von einem mächtigen Bündnis zwischen Volk und Adel. An die Spitze der Truppen sollten gestellt werden: der alte Großhetman Reverenzius Potozki und der Landeshauptmann Lanzkoronski, der Wojewode von Reußen, Herr Paul Sapieha, der Wojewode von Witebsk und der Fürst-Truchseß von Litauen, Herr Michael Radziwill, welchen sehnlichst darnach verlangte, die Schande, die Fürst Janusch auf sein Geschlecht gehäuft, wieder auszulöschen; ferner noch Herr Krystof Tyschkiewitsch, der Wojewode von Tschernichow, und viele andere Senatoren und Beamte von Adel.

Zwischen diesen Herren herrschte bereits ein lebhafter Briefwechsel, welcher vom Herrn Kronenmarschall eingeleitet worden war, da dieser einer so bedeutungsreichen Bewegung nicht fern bleiben wollte. Mit immer größerer Sicherheit traten die Gerüchte von den Unterhandlungen dieser Herren auf, bis endlich durch das ganze Land die Kunde erscholl, daß sämtliche Hetmane samt ihren Truppen sich von den Schweden losgesagt, und zum Schutz der Königlichen Majestät und des Vaterlandes die Konföderation von Tyschowietz zustande gekommen sei.

Dem Könige und der Königin waren die Bemühungen, dieselben ins Leben zu rufen, nicht verborgen geblieben. Sie hatten selbst eifrig, wenn auch indirekt, an dem Zustandekommen der Konföderation mitgearbeitet und erwarteten nun sehnlichst den Zusammentritt derselben, da sie persönlich daran nicht teilnehmen konnten. Ehe der König noch Lemberg erreichen konnte, kamen dann auch Herr Domaschewski aus Domaschewitsche, der Oberrichter von Lukow und Herr Sluschewski bei ihm an, und brachten im Namen der Konföderierten das Gelöbnis der Dienstwilligkeit und Treue, nebst dem Vertrage der Konföderation, zur Bestätigung.

Der König las den Vertrag der Versammlung der Senatoren und Bischöfe, welche er zu diesem Zweck zusammenberufen, laut vor. Aller Herzen jubelten vor Freude und dankten Gott, denn diese Konföderation, die in der Geschichte der Polen für ewige Zeiten verzeichnet bleiben wird, sollte der schlagendste Beweis dafür werden, daß das ganze Volk nicht nur sich aus seiner Versumpfung aufzuraffen begann, sondern daß die Nation, von welcher man sagte, sie besitze weder Treue noch Glauben, nicht Vaterlandsliebe noch Gewissen, nicht Ausdauer noch Ordnungssinn, dennoch nicht vollständig bar sei der Tugenden, welche Reichen und Nationen allein zum Schmucke dienen.

Das Zeugnis für diese Tugenden lag in der Form des Konföderationsvertrages im Original nun dem Könige vor. Die Kommission der Konföderation erwog in diesem Vertrage alle die widerrechtlichen Handlungen, deren sich Karl Gustav schuldig gemacht, und erklärte von nun an gegen die schwedischen Eindringlinge zu kämpfen bis auf den letzten Mann. Wie der Erzengel seine Posaune am Tage des letzten Gerichts erschallen lassen soll, so solle das allgemeine Aufgebot alle, die Ritter, Adligen und Standesherren, zum Vernichtungskriege gegen die Schweden auffordern. Doch nicht sie allein, sondern auch die Verbrecher und Verbannten seien verpflichtet, dem Rufe des Vaterlandes Folge zu leisten. Die Ritter sollen zu Pferde steigen, ihren Arm in den Dienst des Vaterlandes stellen und von ihren Besitzungen so viele Fußsoldaten mit sich führen, als jeder nach seinem Vermögen zu halten vermöge.

Da in diesem Lande Leiden und Freuden alle gleich treffen, so sind auch alle verpflichtet, die Gefahren dieses Krieges zu teilen und keiner, der sich Edelmann nennt, sei er angesessen oder nicht, darf sich der Pflicht entziehen, den Kampf gegen den Feind der Republik mitzukämpfen.

Da wir nun aber alle vom Kleinadel auch mehr oder minder verantwortungsvolle Aemter bekleiden, so werden sie, und mit ihnen wir, eingedenk der genossenen Würden und Ehren in eigener Person uns dem Dienste des Vaterlandes unterstellen.

Auf diese Weise proklamierte der Vertrag die Gleichheit des Adels. Der König, die Bischöfe und Senatoren, welchen längst schon eine Aufbesserung der Zustände in der Republik am Herzen lag, bemerkten zu ihrer frohen Verwunderung, daß die Nation jetzt reif geworden, den neuen Weg zu beschreiten, der das Reich in geordnete Geleise führen konnte, daß die Zeit gekommen war, wo jeder wohlgesinnte Mann bemüht sein werde, den Rost und Schimmel von den Waffen zu wischen, ein neues Leben zu beginnen.

Der Vertrag schloß mit den Worten:

»Es wird somit einem jeden Gelegenheit geboten, durch dieses Bündnis mit uns zu Ehren, Rechten und Auszeichnungen zu gelangen, die geeignet sind, den Stand der Adligen zu schmücken.«

Als dieser letzte Absatz des Vertrages vorgelesen wurde, entstand eine lautlose Stille. Diejenigen, welche die Ansicht des Königs, daß das Recht der höheren Stände auch den niederen Ständen zugänglich gemacht werden müsse, und gefürchtet hatten, daß noch Jahre schwerer Kämpfe bis zu dem Zeitpunkte vergehen würden, wo man wagen dürfte, mit diesem Plane an die Oeffentlichkeit zu treten, ihn dem auf seine angeborenen Rechte so eifersüchtigen hohen Adel vorzulegen, waren erstaunt, eben diesen Adel mit weit geöffneten Armen dem grauröckigen bäuerlichen Kleinadel entgegen kommen zu sehen.

Wie von prophetischem Geiste umweht, erhob sich der Erzbischof und sprach:

»Darum, weil ihr diesen letzten Punkt dem Vertrage einverleibt habt, wird dieses Vertrages von allen kommenden Geschlechtern gedacht werden. Sofern aber jemandem einfallen sollte, diese Zeit eine Zeit des Verfalles der alten polnischen Tugenden zu nennen, den will ich im Hinweis auf diesen Vertrag eines Besseren belehren.«

Der Probst Gembizki, welcher krank war, konnte nicht sprechen; er streckte nur seine zitternde Hand aus, um gerührt den Vertrag und die Gesandten zu segnen.

»Ich sehe den Feind schon mit Schimpf und Schande abziehen,« sagte der König.

»Gebe Gott, daß das sehr bald geschieht!« riefen die beiden Gesandten.

»Ihr begleitet Uns sogleich nach Lemberg, Meine Herren,« sprach der König wieder. »Dort wollen Wir den Vertrag beglaubigen und noch einen anderen schließen, den selbst die Mächte der Hölle nicht zu zerstören vermögen.«

Die Gesandten und Senatoren blickten sich verwundert an. Sie hätten gern erfahren, um welche Dinge es sich noch handeln könne. Doch der König schwieg, nur sein Gesicht leuchtete und nahm einen immer froheren Ausdruck an, während er den Vertrag in den Händen haltend, lächelnd fragte:

»Nun, habt ihr viele Opponenten gehabt?«

»Allergnädigster Herr!« antwortete Herr Domaschewski, »die Konföderation wurde durch die Herren Feldhauptleute, den Herrn Wojewoden von Witebsk und den Herrn Tscharniezki eingeleitet und keiner der Herren vom Kleinadel hat auch nur ein Wort dagegen geredet; die Konföderation wurde einstimmig proklamiert, die Liebe für das Vaterland und für Ew. Majestät ist mächtig entflammt und der Haß gegen die Schweden groß und allgemein.«

»Wir haben von vornherein erklärt,« fügte Herr Sluschewski hinzu, »daß wir keinen Reichstag abzuhalten gedenken, sondern die ganze Nation aufgefordert sei, zu erscheinen. So konnte keine Opposition laut werden; es hätte nur einer wagen sollen zu widersprechen, man hätte ihn gemordet; denn darin sind wir alle einig, daß diesem Widerspruchsgeist ein Ende gemacht werden muß.«

»O, das ist ein goldenes Wort, das Ew. Liebden da sprechen!« sagte der Erzbischof. »Ist erst eine Besserung in der Gesinnung der Bevölkerung eingetreten, so kann uns kein Feind mehr schrecken.«

»Wo befindet sich jetzt der Wojewode von Witebsk,« frug der König.

»Er ist sogleich nach Unterzeichnung des Vertrages in sein Heerlager bei Tykozin abgereist, wo er den Verräter, den Wojewoden von Wilna, belagert. Zu dieser Stunde muß er übrigens seiner schon habhaft geworden sein, sei es tot oder lebendig.«

»War er denn seiner Sache so gewiß?« frug der König weiter.

»Er war dessen so sicher, wie daß auf die Nacht der Tag folgt. Der Verräter ist bereits sogar von seinen treuesten Dienern verlassen. Er hat nur noch eine Handvoll Schweden zu seinem Schutze bei sich. Zuzug oder Entsatz für ihn lassen wir nicht heran. Herr Sapieha auf Tyschowietz sagte uns in der Versammlung: ›Ich hätte mich gern um einen Tag hierher verspätet – bis zum Abend wäre ich mit Radziwill fertig geworden – aber die Angelegenheit hier erschien mir doch von größerer Wichtigkeit, denn ihn wird man auch ohne mich bekommen, eine einzige Fahne wird genügen, ihn gefangen zu nehmen.‹«

»Gott sei gepriesen!« rief der König, »Wo aber befindet sich Herr Tscharniezki?«

»Das vermögen wir nicht zu sagen. Es haben sich sogleich eine Menge Männer freiwillig bei ihm gemeldet, so das; er schon am zweiten Tage ein ansehnliches Regiment übernehmen konnte. Mit diesem ist er gegen die Schweden ausgerückt.«

»Und die Herren Feldhauptleute?«

»Die Herren Feldhauptleute erwarten sehnlichst die Befehle Ew. Majestät. Inzwischen beraten sie, wie der kommende Feldzug am vorteilhaftesten einzuleiten sei, und bemühen sich, mit dem Herrn Starosten von Samoschtsch abzurechnen. Sie führen ihre Kompagnieen trotz Eis und Schnee ihm entgegen.«

»Also fallen alle von den Schweden ab?«

»So ist es, Allergnädigster Herr! Sogar der Herr Koniezpolski, welcher seinerzeit zu Karl Gustav übergegangen ist und zur Leibgarde des Königs kommandiert wurde, scheint nicht übel Lust zu haben, zu seiner Pflicht zurückzukehren, obgleich der König weder mit Schmeichelworten noch Versprechungen kargt. Er hat bereits wiederholt Abgesandte an die Feldhauptleute geschickt. Diese berichteten, daß sie ja nicht sogleich den Rückzug in unser Lager antreten konnten, doch die erste beste Gelegenheit benutzen wollten, es zu thun.«

»Das sind ja überaus gute Neuigkeiten aus allen Gegenden,« sagte der König. »Die heiligste Jungfrau sei gelobt! Das ist heute der glücklichste Tag Meines Lebens; der zweite kommt, wenn die Schweden bis auf den letzten Mann das Land verlassen haben werden.«

Herr Domaschewski griff bei diesen Worten des Königs an seine Schärpe.

»So Gott will, geschieht das nicht!« sprach er feierlich.

»Was soll das heißen?« frug mit Staunen der König.

»Ew. Majestät sagen, wenn die letzte Pluderhose auf eigenen Füßen die Grenzen der Republik hinter sich haben wird? Das darf nicht geschehen, Allergnädigster Herr! Wozu hätten wir denn unsere Säbel?«

»Ihr habt den Schelm im Nacken,« erwiderte heiter der König. »Eine solche Kriegslust lasse Ich Mir gefallen!«

Herr Sluschewski, welcher nicht hinter dem Herrn Domaschewski zurückstehen wollte, rief nun auch:

»So wahr ich lebe, das darf nicht geschehen. Wir wollen uns mit ihrem Davonlaufen nicht begnügen, wir wollen ihnen folgen!«

Der Erzbischof schüttelte das Haupt und sagte gutmütig:

»O! O! Der Adel sitzt hoch zu Rosse und reitet und reitet! Nun, Gott segne euren Ritt, nur reitet nicht zu schnell! Immer langsam, langsam! Noch befindet sich der Feind innerhalb der Grenzen.«

»Er soll es nicht lange mehr sein!« riefen die beiden Gesandten.

»Ein neuer Geist ist bei uns eingezogen, der Erfolg wird sicher nicht ausbleiben!« sagte der Probst Gembizki mit leiser Stimme.

»Bringt Wein!« befahl der König. »Laßt Uns auf die vollzogene Wandlung trinken!«

Der Wein wurde gebracht. Zugleich mit den Edelknaben, welche ihn hereintrugen, trat der erste Kammerherr des Königs in das Gemach.

»Allergnädigster Herr,« meldete er. »Soeben ist Herr Kschystoporski aus Tschenstochau angekommen; er bittet Ew. Majestät um Audienz.«

»Führe ihn schleunigst herein!« befahl der König.

Einen Augenblick später trat ein hochgewachsener, magerer Mann ein, welcher die Versammlung sehr von oben herab betrachtete. Zuerst verbeugte er sich tief vor dem Könige, worauf er die übrigen Anwesenden herablassend grüßte. Darauf sagte er:

»Gelobt sei Jesus Christus!«

»In Ewigkeit, Amen!« antwortete der König. »Was giebt es neues?«

»Es ist fürchterlich kalt, Allergnädigster Herr. Die Wimpern frieren einem an die Backen an.«

»Um Gotteswillen, sprecht von den Schweden und nicht von der Kälte!« rief Johann Kasimir ungeduldig.

»Von denen giebt es nichts zu erzählen, seit sie von Tschenstochau vertrieben sind,« erwiderte Herr Kschystoporski barsch.

»Das wurde Uns bereits erzählt,« sprach der König erregt. »Doch wissen Wir nicht, ob der Bericht nur bloßes Gerede ist, oder auf Wahrheit beruht. Wenn ihr aus Tschenstochau selbst kommt, dann waret ihr einer der Verteidiger und Augenzeugen der Kämpfe dort.«

»Jawohl, Allergnädigster Herr! Ein Teilnehmer an den Kämpfen und ein Augenzeuge der Wunder, welche die heilige Gottesmutter gethan.«

»Ihre Gnade ist grenzenlos!« sagte der König, indem er zum Himmel emporblickte, »suchen Wir dieselbe immer mehr zu verdienen.«

»Ich habe viel erlebt,« fuhr Kschystoporski fort, »aber so augenscheinliche Wunder, wie die zu Tschenstochau geschehenen, sah ich noch nie. Der Probst Kordezki hat Ew. Majestät in diesem Schreiben ausführlich darüber berichtet.«

Johann Kasimir nahm hastig den Brief, welchen Kschystoporski ihm reichte, in Empfang und begann zu lesen. Von Zeit zu Zeit unterbrach er das Lesen, um ein Gebet zu murmeln, dann las er um so eifriger weiter. Sein Gesicht spiegelte die freudigen Gefühle, die ihn erfüllten, wieder. Endlich richtete er den Blick wieder auf Kschystoporski und sprach:

»Der Probst Kordezki schreibt Uns, daß ihr dort einen tapferen Ritter namens Babinitsch verloren habt, welcher die große schwedische Kolubrine in die Luft gesprengt hat.«

»Er hat sich für uns alle geopfert, Allergnädigster Herr! Es laufen zwar Gerüchte um, daß er lebt; man erzählt sich Gott weiß was über ihn. Da wir aber keine Gewißheit haben, so beweinen wir ihn als Toten, denn ohne seine Heldenthat wäre Tschenstochau und wir mit ihm verloren gewesen.«

»Ihr dürft aufhören, ihn zu beweinen. Herr Babinitsch lebt: er ist bei Uns. Er war es, der Uns zuerst die Nachricht brachte, daß die Macht der Schweden an Tschenstochau zerschellte, daß sie die Belagerung aufgeben mußten. Nachher hat er Uns so wichtige Dienste geleistet, daß Wir kaum Mittel besitzen, sie ihm zu lohnen.«

»O, das wird den Probst Kordezki freuen!« rief der Edelmann, selbst hocherfreut. »Wenn Herr Babinitsch lebt, so muß er bei der allerheiligsten Jungfrau in ganz besonderer Gunst stehen ... Das wird den Probst freuen! Kein Vater kann seinen Sohn so lieben, wie er diesen Menschen liebt. Ew. Majestät erlauben mir doch, den Ritter zu begrüßen, den größten Haudegen, den die Republik aufzuweisen hat.«

Der König las indessen weiter.

»Was erfahren Wir?« rief er nach einer Weile. »Man hat nach dem Abzuge der Schweden noch einmal versucht, das Kloster zu umgehen?«

»Ja, das hat man. Miller zwar hat sich nicht mehr dort blicken lassen, aber Wrestschowitsch erschien ganz plötzlich, wahrscheinlich, weil er hoffte, die Thore offen zu finden. Das war auch der Fall, doch die Bauern hieben gleich so gewaltig auf die Soldaten ein, daß ihr Führer bald mit Schimpf und Schande abzog. Es war fabelhaft, wie die gewöhnlichen Männer im offenen Kampfe Stand hielten. Später kam dann Herr Peter Tscharniezki mit Herrn Kulescha heran, welche seine Kompagnie vollständig aufhoben.«

Der König wandte sich an die Senatoren:

»Da seht ihr, Meine Herren, welch schwache Kräfte selbst sich in den Dienst des Vaterlandes stellen.«

»Und wie sie herzueilen!« sprach Kschystoporski weiter. »In der Gegend von Tschenstochau stehen ganze Dörfer leer, weil die Bauern mit ihren Sensen zu Felde gezogen sind. Die Schweden dürfen sich einzeln nicht blicken lassen, nur in geschlossenen Kolonnen wagen sie sich noch hervor, seit den Tagen von Tschenstochau.«

»Es soll von nun an in diesem Lande niemand mehr unterdrückt werden von allen denen, die ihr Leben dem Vaterlande weihen,« sagte der König feierlich, »das helfe Uns Gott vollbringen!«

»Amen!« setzte der Erzbischof hinzu.

Plötzlich schlug sich Kschystoporski an die Stirn:

»Wahrhaftig!« sagte er, »mein Gedächtnis scheint eingefroren zu sein, daß ich vergessen konnte zu melden, der Wojewode von Posen ist plötzlich gestorben.«

Bei dieser Nachricht wandten sich aller Augen dem Könige zu. Dieser schien davon nicht sonderlich berührt zu sein, sondern sagte ganz ruhig:

»Herr Johann Leschtschinski ist schon seit langem für die Wojewodschaft Posen bestimmt, schon zu Lebzeiten Opalinskis. Möge er dieses Amt würdiger vertreten, als sein Vorgänger. Gott scheint Gericht halten zu wollen, über diejenigen, welche dieses arme Land zum Gegenstand gemeiner Spekulationen gemacht haben ...«

Und zu den Senatoren gewendet fuhr er fort:

»Aber es wird Zeit! Laßt Uns ans Werk gehen! Ich brauche euren Rat und eure Hilfe!«


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