Dmitri Mereschkowski
Julianus Apostata
Dmitri Mereschkowski

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Erster Teil

I.

Zwanzig Stadien von Cäsarea in Kappadocien entfernt, an den waldigen Vorsprüngen des Berges Argaeos befand sich in der Nähe der römischen Heerstraße eine heiße heilkräftige Quelle. Die griechische Inschrift auf einer Steinplatte mit roh ausgehauenen menschlichen Figuren meldete, daß diese Quelle einst den Brüdern Kastor und Pollux geweiht gewesen war. Die noch unversehrten Darstellungen der heidnischen Götter galten jetzt als die der christlichen Heiligen Kosmas und Damianus.

Der heiligen Quelle gegenüber, auf der anderen Seite der Landstraße, lag ein kleines Wirtshaus – eine mit Stroh gedeckte elende Hütte, mit einem schmutzigen Viehhof und einem Verschlag für Hühner und Gänse. Im Wirtshaus gab es nur Ziegenkäse, halbweißes Brot, Honig, Olivenöl und einen recht herben Landwein. Das Wirtshaus gehörte dem schlauen Armenier Syrax.

Ein Vorhang trennte die Gaststube in zwei Hälften: die eine war für das gemeine Volk, die andere für bessere Gäste bestimmt. An den rauchgeschwärzten Deckenbalken hingen geräucherte Schinken und Bündel wohlriechender Bergkräuter. Syrax' Frau, Fortunata, war eine gute Wirtin.

Das Haus stand in schlechtem Rufe. Niemand blieb dort über Nacht; es wurden auch verschiedene Schauergeschichten verbreitet, die sich in dieser Hütte zugetragen haben sollten. Syrax war aber nicht so dumm, daß man ihm etwas nachweisen könnte: er verstand es, am richtigen Platze zu schmieren, und kam immer mit heiler Haut davon.

Den Vorhang bildete Fortunatas alte verschossene Chlamys, die an zwei dünnen Säulen gespannt war. Diese Säulen waren der einzige Schmuck der Gaststube und ein besonderer Stolz des Syrax; die Vergoldung, die sie einst schmückte, war abgeblättert und wies zahlreiche Sprünge auf. Das einst grell-violette, nun aber graublaue Gewand war mit unzähligen Flecken in allen Farben und mit Spuren verschiedener Frühstücke, Mittag- und Abendessen bedeckt, die der tugendsamen Fortunata eine ständige Erinnerung an die zehn Jahre ihrer glücklichen Ehe waren.

In der besseren Abteilung hinter diesem Vorhang lag auf dem einzigen Ruhebett, das schmal und zerfetzt war, der römische Kriegertribun von der neunten Kohorte der sechzehnten Legion, Marcus Scudilo; vor ihm standen eine große zinnerne Weinkanne und mehrere Becher. Marcus war ein typischer Stutzer aus der Provinz, einer von jenen, die den übermütigen Sklavinnen und den billigen Hetären der Vorstadt den Ausruf des einfältigen Entzückens entlocken: »Welch ein schöner Mann!« Auf dem gleichen Ruhebette saß zu seinen Füßen in ehrfurchtsvoller, doch höchst unbequemer Stellung ein dicker Mann mit rotem Gesicht; es war der Centurio der achten Centurie, Publius Aquila. Er war asthmatisch, hatte einen vollkommen kahlen Schädel und spärliches, rauhes Haar, das vom Nacken nach den Schläfen zu gekämmt war. In einiger Entfernung von diesen beiden saßen auf dem Fußboden zwölf römische Legionäre, mit Würfelspiel beschäftigt.

»Beim Herkules,« rief Scudilo aus, »ich würde vorziehen, der Letzte in Konstantinopel zu sein, als der Erste in diesem Loch. Publius, ist denn das ein Leben? Sag es mir auf Ehrenwort, ist denn das ein Leben? Man hat ja hier nichts anderes in Aussicht, als das ewige Exerzieren, Kaserne und Feldlager. In diesem stinkenden Sumpf kann man verfaulen, ohne etwas von der Welt gesehen zu haben!«

»Ja, man darf wohl sagen, daß dieses Leben wenig Reiz bietet,« stimmte Publius zu. »Dafür hat man hier aber seine Ruhe.«

Der alte Centurio interessierte sich für das Würfelspiel der Soldaten; er tat so, als ob er dem Geschwätz des Vorgesetzten lausche und machte ab und zu Zwischenbemerkungen; dabei verfolgte er aber aufmerksam das Spiel und dachte: »Wenn der Rote jetzt geschickt spielt, so gewinnt er mit einem Wurf die Partie.« Nur um den Anstand zu wahren, fragte Publius den Tribunen, als ob es ihn wirklich sehr interessierte:

»Warum, glaubst du, zürnt dir der Präfekt Helvidius?«

»Wegen eines Weibes, mein Freund, alles wegen eines Weibes.«

Im Anfalle geschwätziger Offenheit teilte Marcus dem Centurio geheimnisvoll und im Vertrauen mit, daß der Präfekt, »dieser alte Bock Helvidus«, auf ihn wegen einer zugereisten Hetäre, einer Lilibäerin, eifersüchtig sei; nun wolle er, Scudilo, sich mit irgendeiner wichtigen Dienstleistung das Wohlwollen des Präfekten wiedergewinnen. – In der Festung Macellum, die in der Nähe von Cäsarea lag, wurden die Vettern des regierenden Kaisers Constantius und Neffen Konstantins des Großen, Julianus und Gallus, die letzten Sprößlinge des unglückseligen Flaviergeschlechtes, gefangen gehalten. Als Constantius den Thron bestieg, ließ er aus Furcht vor Nebenbuhlern seinen Onkel Julius Constantius, den Vater von Julianus und Gallus und den Bruder Konstantins, ermorden. Noch viele andere Opfer mußten fallen. Seine Vettern verschonte er aber und verbannte sie in die entlegene Feste Macellum. Der Präfekt von Cäsarea, Helvidius, befand sich in einer recht schwierigen Lage. Er wußte, daß der neue Kaiser die beiden Jünglinge, die ihn beständig an sein Verbrechen erinnerten, hasse; er wollte den Willen des Kaisers erraten und fürchtete ihm zuvorzukommen. So lebten Julianus und Gallus in fortwährender Todesgefahr. Der schlaue Tribun Scudilo, der sich durch irgendein Verdienst beim Hofe auszeichnen wollte, hatte aus verschiedenen Andeutungen des Präfekten begriffen, daß dieser nicht die schwere Verantwortung auf sich nehmen wolle und von den Gerüchten über eine angebliche Verschwörung zur Entführung der Erben Konstantins eingeängstigt sei. So entschloß sich Marcus, mit einer Abteilung Legionäre nach Macellum zu gehen und die Gefangenen auf eigenes Risiko unter Bewachung nach Cäsarea zu bringen. Er glaubte, daß er von den beiden minderjährigen, verlassenen, vaterlosen Knaben, die dazu noch dem Kaiser verhaßt waren, nichts zu befürchten habe. Mit dieser Tat hoffte er das Wohlwollen des Präfekten Helvidius, der ihn wegen der rothaarigen Lilibäerin zürnte, wieder zu erlangen.

Marcus hatte dem Publius übrigens nur einen Teil seiner Absichten verraten und dies auch nur mit der größten Vorsicht.

»Was willst du nun eigentlich tun, Scudilo? hast du denn aus Konstantinopel irgendwelche Vorschriften erhalten?«

»Ich habe keinerlei Vorschriften; niemand weiß dort etwas Bestimmtes, Aber es schwirren Tausende von Gerüchten herum. Tausende von Erwartungen, Andeutungen, Drohungen und Geheimnissen, unzählige Geheimnisse! Was man einem direkt vorschreibt, kann ja jeder Dummkopf ausführen. Nun soll man aber den stummen Willen des Kaisers erraten; nur das bringt eine entsprechende Belohnung ein. Wir wollen sehen, versuchen, raten. Jetzt heißt es entschlossen und tapfer vorzugehen, und zwar unter dem Zeichen des Kreuzes. Auf dich verlasse ich mich vollkommen, vielleicht werden wir bald bei Hofe einen Wein trinken, der süßer ist, als dieser . . .«

Durch das kleine vergitterte Fenster fiel der trübe Schein des regnerischen Abends herein; der Regen rauschte eintönig.

Eine dünne Lehmwand mit vielen Rissen trennte die Gaststube vom Stall; er roch nach Dünger, die Hennen gackerten, die Schweine grunzten; man hörte Milch in ein Gefäß strömen: wahrscheinlich melkte die Hausfrau eine Kuh.

Die Soldaten gerieten wegen des Spielgewinnes in Streit und schimpften im Flüsterton aufeinander. Unten an der Wand, dicht am Fußboden, wo der Lehm vom Weidengeflecht ganz abgebröckelt war, guckte die zarte und rosige Schnauze eines Ferkels herein; es war in die Enge geraten, konnte den Kopf weder vorwärts noch rückwärts bringen und winselte jämmerlich.

Publius dachte:

»Nun, vorläufig sind wir dem Viehhofe viel näher als dem Kaiserhofe.«

Seine Unruhe war gewichen. Der Tribun war von dem unendlichen Geschwätz ermüdet und langweilte sich. Er blickte auf das Fenster mit dem regnerischen Himmel, auf die dumme Schnauze des Ferkels, auf den sauren Rest des elenden Weines im Zinnbecher, auf die schmutzigen Soldaten, und eine schwere Unmut bemächtigte sich seiner.

Er schlug mit der Faust auf den Tisch, der auf den ungleichen Beinen wackelte, und schrie:

»Syrax! Du Spitzbube, gottloser Schurke! Komm mal her. Was ist das für ein Wein, du Taugenichts?«

Der Wirt eilte herbei. Er hatte pechschwarzes, fein gekräuseltes Haar und einen schwarzen blauschimmernden Bart; Fortunata pflegte in Anwandlungen ehelicher Zärtlichkeit diesen Bart mit einer süßen Weintraube zu vergleichen; ein zuckersüßes Lächeln umspielte immer seine roten Lippen; er war wie eine Karikatur auf Dionysos, den Weingott, und schien durch und durch schwarz und süß.

Der Wirt schwor bei Moses und Dindymene, bei Christus und Herkules, daß sein Wein ganz ausgezeichnet sei; der Tribun aber erklärte, er wisse ganz genau, in wessen Hause der Kaufmann Glabrio aus Pamphylien ermordet worden sei, er werde den Armenier schon einmal anzeigen. Der erschrockene Wirt eilte wie der Wind in den Keller und brachte mit feierlicher Miene eine Flasche von ungewöhnlicher Form herbei: sie war breit, unten flach und hatte einen dünnen mit Schimmel und Moos umsponnenen Hals; sie sah aus, als wäre sie vor Alter ergraut. Durch den Schimmel konnte man hie und da das Glas erkennen, das undurchsichtig war und in allen Farben des Regenbogens schimmerte; auf dem Brettchen aus Cypressenholz, das am Flaschenhalse befestigt war, konnte man mit einiger Mühe die Worte entziffern: »Anthosmium« und »annorum centum«, d. h. hundertjährig. Syrax aber beteuerte, der Wein sei schon zu Kaiser Diokletians Zeiten über hundert Jahre alt gewesen.

»Ist er schwarz?« fragte Publius respektvoll.

»Schwarz wie Pech und duftend wie Ambrosia. He, Fortunata, zu diesem Weine gehören die Sommerbecher aus Kristall. Und bring uns noch aus dem Eiskeller reinen weißen Schnee.«

Fortunata brachte zwei Becher. Sie hatte eine angenehme gelbliche Hautfarbe, die an fetten Rahm gemahnte, und strotzte vor Gesundheit; sie schien einen Duft ländlicher Frische, den Geruch von Stall und Milch auszuströmen.

Der Schenkwirt blickte die Flasche mit großer Andacht an und küßte ihren Hals; dann entfernte er vorsichtig das Wachssiegel und zog den Korken heraus. In die Kristallbecher wurde etwas Schnee gelegt. Der anthosmische Wein floß in einem dicken, schwarzen, duftenden Strahle heraus, und der Schnee schmolz bei der Berührung mit dem feurigen Naß; die Kristallbecher wurden trübe und liefen vor Kälte an. Scudilo, der eine höchst mittelmäßige Bildung genossen hatte, und imstande war, Hekuba mit Hekate zu verwechseln, rezitierte den einzigen Vers Martials, den er noch wußte:

Candida nigrescant vetulo crystalla Falerno.

»Warte nur, es wird noch besser!«

Syrax holte aus seiner tiefen Tasche ein winziges Fläschchen, das aus einem einzigen Stück Onyx gefertigt war, und fügte mit wollüstigem Lächeln dem Weine einen Tropfen kostbaren arabischen Cinnamons bei; der Tropfen fiel wie eine weiße Perle in den schwarzen Wein und löste sich in ihm auf; ein seltsamer süßlicher Duft erfüllte sofort das Zimmer.

Während der Tribun langsam und entzückt den Wein schlürfte, schnalzte Syrax mit der Zunge und wiederholte in einem fort:

»Alle Weine aus Biblos, Maronea, Lacene und Ikarien sind nichts im Vergleiche zu diesem!«

Die Dämmerung brach an. Scudilo gab den Befehl aufzubrechen. Die Legionäre legten ihre Panzer an, setzten ihre Helme auf und schnallten an das rechte Bein eiserne Beinschienen; darauf ergriffen sie ihre Speere und Schilde und machten sich marschbereit.

Hinter dem Vorhange saßen vor dem Herde einige isaurische Hirten, die eher wie Banditen aussahen; vor dem römischen Tribunen standen sie ehrerbietig auf. Er sah in der Tat höchst majestätisch aus; sein Kopf war ihm schwer und in seinen Adern spielte noch der feurige Wein.

An der Schwelle nahte sich ihm ein Mann in einem seltsamen morgenländischen Gewande: er trug einen weißen Mantel mit roten Querstreifen und einen hohen Kopfputz aus gewalkter Wolle, eine persische turmförmige Tiara. Scudilo blieb stehen. Der Perser hatte ein feines, schmales, mageres, olivengelbes Gesicht; in seinen durchdringenden Schlitzaugen schienen tiefe und hinterlistige Gedanken zu wohnen; alle seine Gebärden drückten Ruhe und Würde aus. Es war einer von jenen herumirrenden Astrologen, die sich stolz Magier, Chaldäer, Feuerzauberer und Mathematiker nannten.

Er begann damit, daß er dem Tribunen seinen Namen – Nohodares – nannte und mitteilte, daß er sich bei Syrax nur auf der Durchreise aufhalte: er reise aus dem fernen Anadiabena an die Gestaden des Ionischen Meeres, zu dem berühmten Philosophen und Theurgen Maximus von Ephesus. Der Magier bat um Erlaubnis, seine Kunst zeigen und dem Tribunen sein Schicksal weissagen zu dürfen.

Man schloß die Fensterläden. Der Perser machte sich auf dem Boden etwas zu schaffen und plötzlich vernahm man ein leises Knistern; alle wurden sofort still. Eine rötliche Flamme stieg einer langen, schmalen Zunge gleich aus dem weißen Rauch, der den Raum füllte. Nohodares legte eine Doppelflöte aus Rohr an seine blutleeren Lippen und begann zu spielen; es waren schmachtende, klagende Laute, die an die lydischen Trauergesänge gemahnten. Die Flamme war, gleichsam unter dem Eindrucke der Klagetöne, gelb und trübe geworden und leuchtete plötzlich in einem zarten blaßblauen Scheine auf. Der Magier warf eine Handvoll trockenes Gras ins Feuer, und ein starker angenehmer Duft zog durchs Zimmer; auch der Geruch stimmte traurig: so duften an nebeligen Abenden die welken Gräser auf den toten Steppen von Arachosien und Drangiane. Vom klagenden Flötenton herbeigelockt, kam aus einem schwarzen Kasten, der zu den Füßen des Zauberers stand, langsam eine große Schlange geschlichen; raschelnd entrollte sie ihre grünlich schimmernden elastischen Ringe. Jetzt begann der Perser ein eintöniges leises Lied, das aus der Ferne zu kommen schien; er wiederholte in einem fort das Wort: »Mara, Mara, Mara.« Die Schlange wickelte sich um seinen schmächtigen Leib und näherte, gleichsam liebkosend, ihren flachen, grünschuppigen Kopf mit zärtlichem Zischen dem Ohre des Magiers; ihre Augen leuchteten wie Karfunkel, ihre gespaltene Zunge schnellte blitzartig dicht am Ohre vorbei, als wolle die Schlange ihrem Herrn etwas zuflüstern. Der Zauberer ließ seine Flöte fallen. Die Flamme erfüllte den Raum wieder mit weißem Rauch, dem diesmal ein schwerer betäubender Geruch, der Geruch des Grabes entströmte, und plötzlich war alles erloschen. Es war dunkel und unheimlich geworden. Alle waren aufs höchste bestürzt. Als man aber die Läden wieder öffnete und das bleierne Licht der Dämmerung ins Zimmer fiel, waren die Schlange und der schwarze Kasten auf einmal spurlos verschwunden. Alle Gesichter schienen leichenblaß.

Nohodares trat an den Tribun heran und sagte:

»Frohlocke! Deiner harrt eine große und unerwartete Gnade des göttlichen Augustus, des Kaisers Constantius!«

Einige Augenblicke lang musterte er aufmerksam Scudilos Hand; dann beugte er sich schnell zu seinem Ohr und flüsterte ihm so leise zu, daß es niemand von den Umstehenden hören konnte:

»Das Blut, das Blut des großen Cäsars auf dieser Hand!«

Scudilo erschrak.

»Wie unterstehst du dich, verfluchter chaldäischer Hund? Ich bin ein getreuer Sklave . . .«

Jener blickte ihn aber beinahe spöttisch mit seinen klugen Augen an und flüsterte:

»Was fürchtest du dich? . . . Nach vielen Jahren . . . Und gibt es einen Ruhm ohne Mut? . . .«

Die Soldaten verließen das Wirtshaus. Scudilos Herz war von Stolz und Freude erfüllt. Er näherte sich der heiligen Quelle, schlug andächtig ein Kreuz, trank von dem heilkräftigen Wasser und betete inbrünstig zu Kosmas und Damianus; denn er glaubte in der Tiefe seines Herzens, daß an der Weissagung des Persers doch etwas Wahres sein müsse. Dann bestieg er einen prächtigen kappadocischen Hengst und gab den Legionären das Zeichen zum Aufbruch. Der Fahnenträger – »Draconarius« – erhob die Fahne, einen Drachen aus Purpurstoff. Der Tribun wollte auf das Publikum, das ihm aus dem Wirtshaus gefolgt war, einen Eindruck machen. Obwohl er wußte, daß es nicht ungefährlich sei, konnte er sich doch nicht enthalten, sein Schwert zu ziehen und damit die Richtung zu der nebelbedeckten Schlucht zu zeigen. Er war von Wein und Stolz berauscht und sagte laut:

»Nach Macellum!«

Ein Flüstern des Erstaunens ging durch die Menge; es wurden auch die Namen von Julianus und Callus genannt.

Der Trompeter an der Spitze des Zuges stieß in seine kupferne »Buccina« – eine gleich einem Widderhorn gewundene Trompete.

Der gedehnte Ton der römischen Kriegstrompete zog durch die Schluchten und erweckte einen langanhaltenden Widerhall im Gebirge.


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