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An Georg August Ebell

Wohlgeborner Herr, Hochzuverehrender Herr Hofrat,

Teurester Freund,

Gewiß habe Ich, Ich schuld, das weiß ich, ohne in mein Sünden-Register zu sehen. Meine Korrespondenz liegt größten Teils. Mit einem Wort, ich kann zuweilen nicht schreiben. Vergeben Sie mir, gütiger, lieber Mann, wo nicht, so werden Sie mir doch verstatten mich Ihren Freund zu schreiben, wie sich die Großen der Erde nach Ländern schreiben, die sie ehmals besessen und verloren haben. O was habe ich für Freunde verloren! Endlich wird mir nichts bleiben als der König von Jerusalem.

Ich sehe den guten Blumenbach sehr selten, zuweilen schießen wir uns auch auf Billete ein wenig, ohne Sekundanten. Er ist ein sehr guter Mann. Sobald ich ihn sehe, will ich den Vermitteler so gut als möglich machen, doch wünschte ich ein klein wenig mehr informiert zu sein von meinem Herrn Konstituenten, sonst kann ich auch generaliter traktieren.

Am 3ten Jänner hatten wir hier eine Kälte von -18 und gegen das Feld zu -20 Reaumur, das war fürchterlich und heute nachmittag stund es schon wieder auf o simpliciter, kein Wunder, wenn der Körper über solchem Wechsel unter das große Zero, ich meine

herunter fällt!!! Mir ist heute fast so.

Herzlichen Dank für die Nachricht von der lieben Prinzessin Irene. Gott gebe, daß sie Frieden bringt, ich gehöre auch ein wenig unter die Contrebandiers. Ich habe nun gottlob! lange genug gelebt zu wissen, daß das eifrige Sprechen von Fortsetzung des Kriegs weiter nichts ist als eine andere Form von herzlichem Verlangen nach Frieden.

Leben Sie recht wohl, teuerster Freund, und vergessen Sie nicht

ganz den Ihrigen
G.C.Lichtenberg

Göttingen, den 5ten [Januar] 1795

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