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An Johann Andreas Schernhagen

Göttingen, den 17. September 1778

So wie sich der heutige Tag für mich angefangen, wünsche ich nicht viele in meinem Leben anzufangen. Diesen Morgen um 5 Uhr wurde ich durch ein entsetzliches Rufen von Feuer! Feuer! aus dem Schlafe geweckt, und zwar war es nicht das Schreien laufender Leute, sondern ein stillstehendes aus wenigstens 30 Kehlen, so daß ich daraus auf die Nähe des Feuers schließen konnte. Als ich das Fenster aufriß, hörte ich zwar das Schreien deutlicher, allein ich sah noch kein Licht, aber auf einmal brach es los, und die Funken flogen turmshoch. Es war in Bossiegels Hause, der, wie Sie wissen, ein Buchhändler ist; hart an ihm wohnt Wiederholt, einer unsrer besten Buchbinder, dieser macht das Eckhaus, und dann die enge Straße herüber wohnt Dieterich. In des Buchbinders Hause ist noch überdies eine bunte Papier-Manufaktur, so daß alles recht angelegt war, ein großes Feuer zu machen. Da es indessen Windstille war, oder das wenige, was wehete, von uns abführte, so ließ ich nichts packen, obgleich dienstfertige Leute genug da waren, meine Instrumente zu zerbrechen. Da ich aber aus der Erfahrung weiß, was für ein großer Schutz selbst eine enge Gasse bei einem Feuer ist wo kein Wind weht, so durfte mir kein Mensch etwas anrühren. Ich suchte indessen in meiner Stube, in die ich mich eingeriegelt hatte, die Bücher zusammen, die ich von der Bibliothek hatte, und einige Manuskripte, und sah ruhig zu. Die Häuser meiner Wohnstube gegenüber waren in der größten Gefahr, da die Hintergebäude derselben gerade auf Bossiegels Hintergebäude stoßen, und zwei Hauptsprützen stunden unter meinem Fenster, und man hatte die Schlange davon über die Deelen derselben hinten in die Gärten geleitet. Das Feuer sah, der Bücher wegen, fürchterlich aus, allein da man endlich die beste Sprütze bei Böhmers Hause in die Gärten brachte, mit einem derben Anbringer an der Leine, so war es bald vorbei, und um halb 7 Uhr stunden schon alle Sprützen still. Von Bossiegels Hause ist das Dach und der Erker, und das Haus eines Schneiders Müller auf der Seite von mir, ganz niedergebrannt. Bossiegels Laden ist gerettet, allein von einer Bibliothek von 5000 Bänden, die man von Hannover zur Auktion hierher geschafft, ist wenig oder nichts geborgen worden. Ich habe eine Probe beigelegt. Sind die Bücher nicht besser als das, wovon dieses ein Fragment ist, so ist der Verlust nicht groß.

Wie es angegangen, ist noch sehr ungewiß. In Bossiegels Hause haben sie Mus gekocht, allein das Feuer kam am andern Ende, nach dem Schneider zu, aus. Bossiegel wurde vorigen Sommer, während ich in Hamburg war, von des Schneiders Tochter bestohlen; sie kroch oben über, das Mädchen wurde weggebracht, und nun glauben einige, der Schneider, dessen Haus in der Brandkasse ist, habe das Feuer angelegt. Weiter weiß man noch nichts. Der Lärm ist noch nicht vorbei, da ich dieses schreibe.

Es war gerade heute das Anniversarium der Universität. Gatterer ist noch sehr übel....

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