Iwan Andrejewitsch Krylow
Fabeln
Iwan Andrejewitsch Krylow

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91. Der Wolf und der Kater

Ins Dorf lief Isegrim gar schnell,
zu Gaste nicht – nein, sich zu retten.
Er zittert für sein Fell,
denn auf der Spur sind ihm der Jäger Ketten.
Er wäre in ein Hoftor gern gerannt,
doch allerorten
sind zugesperrt die Pforten.
Da sah er, auf dem Zaune stand
ein Kater.
Er sprach ihn an: »Mein Freund, sei mein Berater,
wer von den Bauern hat wohl so viel Mitleidsdrang,
vor meinen Feinden mich zu schützen?
Hörst du Gebell und Hörnerklang?
Mir gilt's.« – »So frag nur an bei Fritzen,
ein guter Kerl, der dich vielleicht verbirgt.« –
»Ach, dem hab' einen Hammel ich erwürgt.« –
»Versuch es dann beim Peter.« –
»Der schreit auch, fürcht' ich, Zeter,
ein Böcklein schleppt' ich jüngst ihm fort.« –
»Der Steffen wohnt gleich dort, gib dem ein gutes Wort.« –
»Dem Steffen?
Ich möchte nicht mit ihm zusammentreffen,
weil ich ein Lamm ihm nahm.« –
»Schlimm! Nun, vielleicht tut Paul es dir zu Willen.« –
»Nein, nein, dem raubte ich ein Füllen,
das in den Wurf mir kam.« –
»Ja, Freund, du hast dir's eingebrockt bei allen.
Wie konntest du nur hoffen hier auf Heil?
Nein, dir wird Rettung nicht zuteil.
Es sind die Bäuerlein nicht auf den Kopf gefallen
fürwahr,
daß sie zu eignem Schaden die Gefahr
von dir entfernten:
Was du gesät hast, mußt du ernten.«


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