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»Mein Herzensnachbarlein,
so iß doch noch, oh, sag nicht nein!« –
»Freund ich bin übersatt.« – »Was will das sagen?
Ein Tellerchen faßt immer noch der Magen:
Das Süppchen ist doch wohl ein leckrer Schmaus?« –
»Ich aß drei Teller voll.« – »Ach, wer wird zählen?
Laß es am rechten Eifer nur nicht fehlen,
lang tapfer zu, mach reines Haus!
Sieh, auf der Brühe glänzt so gelb das Fett,
als wäre sie mit Bernstein überzogen;
iß mir zuliebe, Freund, sei so gewogen,
sieh, da schwimmt Brachsen, da ein Stück Sterlet –
nur ein paar Löffel noch – so hilf doch bitten, Frau!«
So setzt Demjan dem Nachbar Foka zu
und gönnt ihm weder Rast noch Ruh.
Dem Foka perlt der Schweiß schon auf der Stirn wie Tau,
trotzdem nimmt er den Teller noch,
rafft seine letzte Kraft zusammen
und leert ihn. – »Nun, das heiß' ich Freundschaft doch«,
ruft froh der Wirt, »das Sprödetun muß man verdammen.
Nun noch ein Tellerchen, mein Lieber!«
Da packt's den armen Foka wie ein Fieber,
wohl ißt er Fischbrüh' gern,
doch daß vor solcher Marter er sich schütze,
greift er blitzschnell zum Gürtel und zur Mütze
und ist schon fern
und rennt nach Haus in atemloser Hast –
Demjan sah niemals wieder seinen Gast.
Wohl dir, wenn dir des Schaffens Gabe eigen,
doch weißt du nicht zu rechter Zeit zu schweigen,
dem Ohr des Nächsten Schonung zu erzeigen,
so ist umsonst all deine Mühe:
Denn deine Verse sowie deine Prosa –
ich sag' es dir sub rosa –
sind unwillkommner als Demjansche Brühe.