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Im Prunkgemach, am offnen Fenster, stehn
in buntbemalten Vasen
bei echten Blumen künstliche; sie glänzten schön
auf ihren Stengeln, die von Draht geflochten,
und waren aufgeblasen,
weil sie auf diesen Schimmer pochten.
Da träufelt nieder Regen.
Die taftnen Blumen wollen Zeus bewegen,
daß er dem Regen wehrt,
und man hat sofort schmälen sie gehört.
»O Zeus«, so flehn sie, »mach ein Ende,
was soll der Regen nützen?
Wir wüßten nicht, wer dran Vergnügen fände,
er wandelt ja die Straßen nur in Pfützen.«
Doch Zeus bot ihrer Torheit nicht die Hände.
Der Regen hielt nun seinen Strich,
vor ihm die Schwüle wich,
er kühlt die Luft, belebet neu Natur,
die Pflanzen stehn verjüngt auf weiter Flur.
Da hat nun auch der echten Blumen Flor
am Fenster schöner sich gestaltet,
der Regen hat gar prächtig sie entfaltet,
so Duft wie Fülle lockte er hervor.
Die künstlichen jedoch sind bar
des Reizes und, fürwahr,
man wirft sie in den Hof hinunter
als Plunder.
Ein echt Talent fühlt nie sich durch Kritik gekränkt:
Das Schöne schlägt sich nicht in Splitter –
es ist gemachter Blumen Flitter,
der sich durch Regen sieht bedrängt.