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Der alte Wolf gedachte, seinen Sohn
zum Wolfsgewerbe zuzustutzen.
Er schickt ihn aus, er soll zu seinem Nutzen
durchspähen jene Waldregion.
Vielleicht will es das Glück,
daß man mit List und Ränken,
mag's auch den Schäfer kränken,
zum Imbiß oder Mittagsmahl erschnappt ein Stück.
Das Bürschlein kommt nach Hause:
»Papa«, spricht es, »komm, säum nicht lang,
am Bergeshang
da gibt es was zum Schmause.
Da gibt es Schafe, o wie nett,
wie fett,
man braucht nur eins zu klemmen,
um recht zu schlemmen;
es sind so viele, daß man kaum sie zählt,
gar leicht ist eins gewählt.« –
»Halt«, spricht der Wolf, »erst muß ich wissen,
wie's mit dem Hirten steht.« –
»Ei nun, die Rede geht,
er sei nicht übel, sei des Amts beflissen;
doch als ich um die Herde strich von allen Seiten,
da schienen mir die Hunde gar nicht rege,
sie waren mager und sind, glaub' ich, träge.« –
»Nun, der Bericht kann mich noch nicht verleiten«,
versetzt der alte Wolf, »die Herde lockt mich nicht.
Ist wirklich gut der Hirt und tut er seine Pflicht,
so hält er keine schlechten Hunde;
da setzte es für uns wohl manche Wunde.
Nein, komm, ich bringe dich zu einer Herde,
die schafft uns weniger Beschwerde.
Zwar gibt's da Hunde Kopf an Kopf,
allein der Schäfer ist ein Tropf,
und diese Lehre schöpfe:
Da, wo der Hirt ein Tropf, sind auch die Hunde Tröpfe.«