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Durch eines Mühldamms Leck das Wasser floß.
Der Schade wär' leicht zu kurieren,
wenn man sich wacker wollte rühren;
der Müller aber legt die Hände in den Schoß.
Von Tag zu Tage ärger wird das Leck,
das Wasser strömt wie aus 'nem Eimer.
Auf, Müller, sei kein Träumer,
sonst gibt es einen großen Schreck.
Der Müller spricht: »Das hat doch nichts zu sagen,
ich brauche ja doch keinen Ozean;
das Wasser reicht bei meinen Tagen.«
So wird auch wirklich nichts getan.
In raschem Fortgang wächst das Übel,
schon stürzt das Wasser wie aus einem Kübel,
und endlich ist das Unheil da.
Der Mühlstein steht, die Mühle kann nicht mahlen.
Als das der Müller sah,
gereute ihn sein töricht Prahlen.
Und freilich nun
sucht ernstlich Einhalt er zu tun.
Als er am Damme sich den Riß besieht,
erblickt er seinen Hühnerhaufen,
der an den Fluß zu trinken zieht.
»Verwünschtes Federvieh, vertrackte Brut«,
so schreit der Müller, der in Zorn geriet,
»müßt ihr das Wasser vollends mir aussaufen?«
Er wirft mit einem Scheite in den Schwarm
und trifft ihn gut.
Was aber richtete damit er aus?
Er kommt nach Haus,
an Wasser wie an Hühnern arm.
Ich kenne wunderliche Herren,
und ihres Treibens eingedenk,
mach' ich die Fabel denen zum Geschenk,
die sich durchaus nicht sperren,
für Plunder Tausende zu geben –
dagegen meinen sie, die Wirtschaft sehr zu heben,
wenn sie das Endchen einer Kerze hüten
und mit der Dienerschaft drob wüten.
Ist nicht bei solchem Sparsystem verständlich,
daß bald im Hause alles schwankt,
bedenklich wankt,
und daß der Umsturz folget endlich?