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Vierter Teil.

 

Oh, von den Teuersten die Besten, die wir liebten,
Die Zeit und Schicksal zum Geschenk uns macht',
Den Kelch des Lebens, ach, zu schnell entleerten
Und ruhen nun vor uns in stiller Grabes Nacht.

 

Erstes Kapitel.

Der Tag der Gesetzverkündigung sollte als ein allgemeiner Feiertag betrachtet werden. Hundert Packpferde mit Zelten und Vorräten beladen waren am vorhergehenden Tage von der kleinen Hauptstadt nach Thingvellir entsandt worden. Das im Fjord ankernde dänische Kriegsschiff hatte die Hälfte seiner Flaggen, und der Orden der Tempelritter alle seine Abzeichen geliehen. Es sollte ein großartiges, prächtiges Schauspiel werden.

Vor Tagesanbruch schon war die ganze Stadt auf den Beinen, und die älteren Leute begannen auf ihren langsamen Ponys sich auf den Weg zu machen. Jedermann war zu Pferde, denn es war eine lange Reise, und Island hatte nur wenige Landstraßen und keine Postverbindung. Der Gouverneur, im dreieckigen Hut und in einem mit Schwertgurt versehenen Inverneß-Überrock über seiner blitzenden, goldgestickten Uniform, bestieg gleich nach Morgengrauen sein Pony. Neben ihm ritt der Faktor und der Bischof; der Oberrichter und die meisten Thingmitglieder bildeten sein Gefolge. Die Idee, die große Zeremonie vergangener Tage wieder neu zu beleben und mit den gewaltigen Toten über die Kluft von tausend Jahren hinüber sich die Hand zu reichen, hatte die Einbildung aller gewaltig belebt.

Oskar Stephenson, dem als erster dieser Gedanke gekommen war, ging als einer der letzten. Er war nach dem Hause des Faktors gegangen, um nach dem Kinde zu sehen und Helga abzuholen. Die Sonne begann den Himmel über den östlichen Bergen zu färben, als sie ihre jungen, flinken Ponys bestiegen. Es war ein ruhiger Morgen und versprach, ein strahlender Tag zu werden.

Helga trug ihre wollene Sturmmütze und einen Pelzkragen über einer weißen Jerseytaille. Oskar war im Reitanzug mit seinem neuen italienischen Mantel lose über die Schulter geworfen. Der einzige Weg aus der Stadt hinaus führte sie am Gouvernementsgebäude und an Thoras Schlafstubenfenster vorüber, unter dem Oskar Halt machte und »Hallo! Hallo!« hinauf rief.

»Ist es wert sie aufzuwecken?« fragte Helga.

Das Fenster öffnete sich jedoch, und Annas Gesicht erschien in ihm.

»Es ist Oskar,« sagte sie, sich in das Zimmer zurückwendend.

»Adieu, Thora! Wir kommen heute abend zurück.«

Ein unverständliches Gemurmel von innen antwortete, und dann sagte Anna: »Thora sagt Lebewohl, und ihr möchtet euch ihretwegen nicht mit dem Nachhausekommen eilen.«

Oskar lachte und antwortete: »Wir werden schon sehen, wir werden schon sehen.« Und dann gaben die Reiter ihren Pferden die Sporen und jagten davon. Helga war übersprudelnder Laune, Oskars Stirne aber bewölkt, und alle Versuche ihn aufzuheitern waren vergeblich.

»Es geht doch alles gut, nicht wahr?« fragte Helga.

»Das mag Gott wissen,« sagte Oskar. »Sie ist jedenfalls ruhig und scheinbar gefaßt. Ihre Augen jedoch sind tränenlos, ihre Lippen weiß und ihre Wangen bleich und hager.«

»Was anderes etwa kannst du vier Tage nach der Entbindung erwarten?« fragte Helga.

»Ganz recht, ich habe sie aber nie vorher so gesehen. Es scheint fast, als ob eine Eismauer sich um ihre Seele gelegt und sie erstarrt habe.«

»Du hast nach meinem Rat gehandelt, nicht wahr?«

»Ja, das habe ich.«

»Und was sagte der Gouverneur?«

»Er sagte, Magnus' Einmischung sei eine Unverschämtheit, und er wolle kein Wort davon hören.«

»So wird also alles beim alten bleiben?«

»Ja, beim alten,« sagte Oskar.

»Und was wegen Magnus selbst?«

»Magnus ist auf dem Pachthof.«

»Wenn er aber, während alle fort sind, zurückkehren sollte?«

»Heute kann er nicht zurückkommen – seine Gäste werden ihn gänzlich in Anspruch nehmen.«

»Wenn er es trotz alledem aber tun sollte?«

»In dem Falle,« sagte Oskar gedämpfter Stimme und sich umsehend, »hat der Kreisrichter Anweisung, wie mit ihm zu verfahren.«

Mittlerweile hatten sie das Ende des vor ihnen aufgebrochenen Zuges erreicht, und der Staub und Lärm der schwatzenden Reiterschar waren Helga unerträglich.

»Laß uns um die heißen Quellen herum reiten und ihnen vorauskommen,« sagte sie, und sie galoppierten einen Pfad zur linken hinab, wo über einem fließenden Strome der Dunst schwebte. Eine halbe Stunde darauf hatten sie die Landstraße wieder erreicht, eine Furt durchwatet und am anderseitigen Ufer den Hügel erklommen. Sie waren den Reitern nun eine gute Strecke voraus und hatten die kleine Hauptstadt mit ihren aus Holz gebauten, bis zum grauen Fjord sich erstreckenden Häusern und die sie umschließenden, bis an die glänzende Linie des Meeres und Himmels heranreichenden, schneebedeckten Bergarme weit hinter sich gelassen.

»Nun!« sagte Helga stillhaltend und Oskar mit blitzenden Augen ansehend.

»Arme kleine Thora! Es tat mir so leid, sie zu verlassen. Aber ich hoffe, es wird alles gut gehen,« antwortete Oskar.

»Sicher wird es das,« sagte Helga.

»Ist das ein Dampfboot da draußen – dort an der Spitze?« fragte Oskar.

»Unzweifelhaft ist es eins,« erwiderte Helga.

»Die ›Laura‹ hat sich um einen Tag verspätet – sie hätte gestern einlaufen sollen.«

»Dann ist es sicher die ›Laura.‹«

Die Sonne war nun aufgegangen, Oskar aber schauderte wie vor Kälte zusammen. »Ich muß ein elender Feigling sein, Helga, daß der bloße Anblick eines Postdampfers mir Schrecken einjagt,« sagte er.

Helga jedoch lachte nur und erhob warnend die Hand.

»Laß uns heute nicht davon sprechen, Oskar – heute wenigstens nicht. Sieh!« rief sie, auf den Zug sich fortbewegender Gestalten deutend, der auf dem braunen, die Fläche der schwarzen Lava durchschneidenden Weg sichtbar wurde. »Sieh deine Sippe dort unten. Kommst du dir nicht wie der nach Mekka zurückkehrende Mahomed vor? Oder wie der den Berg Gilead ersteigende Jakob mit seinen Scharen von Herden und –«

»Und seinen Weibern,« sagte Oskar.

»Ja, und seinen Weibern,« lachte Helga, und dann lachten beide zusammen.

Sie spornten ihre Pferde wieder an, und Helga sang beim Weitertraben vor sich hin.

»Welch ein Narr ich bin,« dachte Oskar. »Weshalb sollte ich dem Unglück auf halbem Wege entgegen kommen? Weshalb sollte ich mich derartig um Thora quälen? Ist nicht Helga ebenfalls sehr zu beklagen? In der elenden Verwicklung unseres Schicksals ist ihr Knoten gerade derjenige, der nie entwirrt werden kann. Und doch, wie glücklich sie aussieht! Weshalb sollte ich nicht ebenfalls glücklich sein?«

»Helga,« sagte Oskar, als sie einen ruhigeren Schritt angenommen hatten, »du würdest nicht gern in jenen alten Tagen gelebt haben, wie?«

»Gewiß würde ich das,« sagte Helga.

»Was? Und deinen Gatten mit einer andern Frau geteilt haben?«

»Das ist gar nichts. Die Frauen des heutigen Tages tun dasselbe, das kann ich dir sagen.«

Und dann lachten sie wieder, wenngleich in gezwungener Heiterkeit und brachen von neuem in einen Galopp aus.

»Ich bin ein Schurke,« dachte Oskar, »und wie sehr ich Thora auch zu nahe getreten bin, mein Unrecht gegen Helga ist noch entsetzlicher. Für sie gibt es keine Hoffnung, keine Aussicht, keine Zukunft. Sie muß nach Dänemark zurück, und ich muß meiner Pflicht nachgehen. Weshalb aber sollten wir vorher nicht einen Tag des Glückes haben? Einen Tag der Wonne, ehe der Traum vorüber ist?«

Sie hielten, um ihre Pferde zu tränken, bei einem neben dem Weg herlaufenden Fluß still und entledigten sich, da es jetzt heller Sonnenschein und laue Luft war, ihrer Mäntel und schnallten sie hinter die Sättel.

»In einer Weise hatten die Patriarchen einen merkwürdigen Standpunkt,« sagte Oskar.

»In welcher Weise?« fragte Helga.

»Sie hielten es augenscheinlich für durchaus möglich, daß ein Mann mehrere Frauen lieben könne.«

»Und kann er das nicht?« fragte Helga.

»Das frage ich dich,« sagte Oskar, »kann ein Mann nicht mehrere Frauen lieben?«

»Weshalb nicht? Ist es uns nicht immer gelehrt worden, daß wir einer den andern lieben sollen?« lachte Helga, und dann hob Oskar sie in seinen Arm hoch und schwang sie auf ihren Sattel zurück, und sie setzten ihre Reise von neuem fort.

Ihr Weg führte durch ödes, unfruchtbares Land, an roten Hügeln vulkanischen Sandes und zackigen Schlünden ausgebrannter Krater vorbei, über ein tiefes, von Pfaden durchkreuztes und von Spalten zerrissenes Tal, das jedoch hier und da durch einen Pachthof mit seinem gründachigen Elthaus und seinen hügeligen, wie Edelsteine in einer Wüsteneinöde schimmernden Feldern belebt wurde.

Beim letzten dieser Pachthöfe machten Oskar und Helga, da sie nun halbwegs nach Thingvellir und die übrigen Reiter weit hinter ihnen zurück waren, Halt, um ihre Pferde auszuruhen und sich selbst zu erfrischen.

Ein unsauberer Mann in Hemdsärmeln nahm ihnen die Ponys ab, und eine schlumpige Hausfrau mit einer schmutzigen Schürze brachte ihnen Milch und Skyr. Sie war noch jung, hatte aber schon drei Kinder. Eines derselben wimmerte an ihrer Brust, ein anderes zerrte ihr am Rockschoß, und das dritte schrie vom oberen Stockwerk aus nach ihr. Sie kam aus der Hauptstadt und hatte damals für eine Schönheit gegolten, nun aber war sie sieben Jahre verheiratet und hatte seit sechs Jahren die Stadt nicht gesehen.

»Da!« sagte Oskar, als sie ihren Weg von neuem aufgenommen hatten, »das ist das patriarchalische Leben.«

»Dann habe ich genug davon,« sagte Helga. »Brr! Allein der Gedanke schon, jahraus, jahrein, an einem solchen Platz mit drei Kindern und einem Mann begraben zu sein! Das wäre etwas für Thora, mir aber gib Leben, Leben, Leben!«

»Und der Mann, der dir das gibt, darf dich mit Körper und Seele vielleicht besitzen?« sagte Oskar.

»Mit Körper und Seele,« lachte Helga.

Für die nächste Stunde führte ihr Weg über eine fast unbetretene, wie eine Wüste kahle und wie ein Binnensee flache Heide. Die sie begrenzenden Berge, nach der einen Seite hin in steile Klippen abfallend und nach der andern in dampfenden, dem glitzernden Schnee entsteigenden Dunst gehüllt, lagen starr und kalt und in weite Ferne gerückt da. Kein Haus war weit und breit zu sehen, kein Baum, keine Blüte, Blume oder Pflanze, kaum ein Grashalm, sondern nur eine weite Fläche Silbermoos, bleiern und farblos wie eines Toten Angesicht. Kein Vogel sang in dieser Abgeschiedenheit, nur ab und zu schickte der Saatvogel seinen langgedehnten Liebesruf über die Einöde, oder durchsegelte ein wilder Schwan mit unheimlichem Gekreische hoch oben die Luft, und manchmal ließ ein Rabe im melancholischen Gekrächze sich auf einen Stein nieder. Eine Reihe von Wahrzeichen, alt und zerbrochen, jedes mit einem hervorspringenden, einem amputierten Arm ähnlichen Stein, wies die Richtung des Weges an und verlief wie ein nach verlorener Schlacht hintereinander marschierender Trupp Soldaten ins Unendliche. Mitten auf der Heide stand ein Rasthaus für etwaige von Winterstürmen überraschte Reisende – eine kleine, halb Schlafgemach, halb Stall bildende Hütte mit nichts als einem Plankenbett und einem Bündel Heu darin.

»Lieber Himmel, welch ein verlassener Ort, sich vor einem Schneesturm zu bergen,« sagte Helga.

»Aber welch ein Land für Saga und Lied,« sagte Oskar, »und wenn jemand es musikalisch, gewaltig wie seine Gletscher und wild wie seine Feuer wiederzugeben verstände, das würde die Welt im Sturm erobern.«

»Tue du es, Oskar, tue du es, und ich werde dich lieben,« rief Helga.

»Wie man uns gelehrt hat, einander zu lieben?« fragte Oskar.

»Vielleicht,« lachte Helga; und als er sie wieder in den Sattel hob, glitt ihre Hand von seiner Schulter herab, und seine Lippen berührten ihre Wange.

Darauf sangen sie beide im Weitergaloppieren, denn zu der Zeit hatten sich die Wolken auf Oskars Stirne verzogen; und war auch der Erdboden grau, so war doch der Himmel blau und ihr Blut rot und warm.

Aber plötzlich eröffnete sich zu ihren Füßen eine neue Szene – eine tiefe Ebene mit einem leuchtend blauen, in der Mitte über und über wie Flecken auf eines Adlers Flügeln, mit Inseln besäten und von sanften, grünen Hügeln umschlossenen See. Es war wie ein Traum in der Wüste, wie eine Zisterne aus Sonnenstrahlen, um die herum sich, gleich weißgekleideten, Gottes Ehre lobsingenden Chorknaben, zahllose schneebedeckte Gipfel reihten. Auch die schwarze Lava fehlte hier, wie sonst nirgends, und das Tal war mit Erdhügeln übersät, mit Furchen durchzogen und von Spalten zerrissen; die Blutwurzel aber wuchs in den Klüften der zackigen Felsen, und die Blaubeere hing zur Seite der klaffenden Schlünde; es war fast, als ob ein Engel über die durch Erdbeben gespaltene Oberfläche geschwebt sei und sie mit dem Hauche seiner Flügel gestreift hätte. Dies war Thingvellir, der Ort der Proklamation, der Thingplatz der Nordländer, der Schauplatz von tausend Sagas, der Gegenstand von tausend Liedern.

Oskar und Helga waren nun dem Ende ihrer Reise nahe und warteten auf die Städter. Eine halbe Stunde später näherte sich ihnen die in eine Staubwolke gehüllte Reiterschar, gutmütig lärmend und heißhungrig nach ihrem Frühstück. Es wurden den Pionieren einige Bemerkungen und zweideutige Schmeicheleien zugerufen. Oskar jedoch hörte nicht auf sie, und Helga machte sich nichts aus ihnen. Sie nahmen ihre Plätze hinter dem Gouverneur ein und ritten in seinem Gefolge die Gesetzes-Ebene hinab.

Der Weg dorthin führte durch einen weiten Abgrund, dessen parallele Wände wie zerstörte Straßen einer vorgeschichtlichen Stadt zu beiden Seiten des tiefen Hohlweges emporstrebten, nur, da sie direkt dem Schoße der Natur und dem Leibe der Erde entsprungen waren, viel großartiger und ehrfurchtgebietender als irgend ein Werk aus Menschenhand. Man sah große, torgleiche Öffnungen, leere, fenstergleiche Zwischenräume, zerbrochene, giebelähnliche Kuppen und merkwürdige, wie gemeißelt aussehende Steine, alle wie aus den Fugen geraten und im Fallen begriffen, und über ihnen wehten von Seite zu Seite die lustigen Wimpel des dänischen Kriegsschiffes, während zwischen sie hindurch die strahlenden Schwerter der Morgensonne glänzten.

Halbwegs den Schlund hinab stand eine tribünenähnliche Bergkuppe (»der Berg der Gesetze«, wie Oskar Helga erklärte) mit einem Teich am Fuße, dessen klare, grüne Tiefe inmitten der sie verdunkelnden Klippen kalt und eisig erschien.

»Das ist der Ertränkungs-Teich,« sagte Oskar. »Wenn eine Frau ihrem Manne untreu ward, schleuderte man sie von dem Felsen ins Wasser hinab.«

»Und was tat man mit den untreuen Männern?« fragte Helga lachend.

Vom Saume des Teiches stürzte mit donnerndem Getöse ein schäumender Fluß über einen Abhang ins Tal hinunter, wo er, in viele Arme sich verzweigend, dem Rande des Sees zustürmte. Jenseits dieses Sturzbaches lag die zerklüftete Ebene, die jetzt mit Zelten übersät schien, sonst aber nur zwei Häuser aufzuweisen hatte – das kleine, aus Holz gebaute Pastorat mit seiner winzigen, aus Steinen und Schiefer erbauten Kirche, und die Pacht-Ausspannung von Magnus Stephenson.

Magnus selbst stand, nachdem er die ganze Nacht hindurch mit seinem Knecht Hans Vidalin gearbeitet und für seine Gäste vorbereitet hatte, gewaschen und sauber angezogen wartend da, und als Oskar ein wenig erregt und verlegen herangeritten kam, empfing er ihn mit dem glücklichen Gesicht eines Menschen, der mit seinem Bruder Frieden geschlossen hat und ihn zu halten beabsichtigt.

»Wie geht es Thora heute?« fragte Magnus, während er Oskars Sattelgurt löste, und Oskar antwortete nervös: »Besser – das heißt – nun, vielleicht nicht ganz so gut heute, Magnus.«

»Man hat ihr das Kind zurückgegeben?« fragte Magnus.

»Noch nicht,« sagte Oskar. »Die Wahrheit zu gestehen, der Gouverneur –« dann stammelte er die Folgen seines unerfüllten Versprechens heraus. Magnus' Gesicht verfinsterte sich und er sagte:

»So ist der Doktor also überhaupt nicht um Rat gefragt worden?«

»Nein, angesichts der Befehle des Gouverneurs war es einfach unmöglich –«

»Und Thora ist noch im Gouvernementshaus und das Kind beim Faktor?«

»So ist es.«

Magnus blickte von Oskar zu Helga, die nun neben ihm stand, und sein Gesicht verfinsterte sich mehr und mehr. »Hans Vidalin,« rief er mit heiserer Stimme dem hinter ihm stehenden Manne über die Schulter zu, »sattle mein Pferd – ich will nach Reykjavik.«

»Aber Magnus,« sagte der Knecht, »bei all der Arbeit und all dem einlaufenden Gelde heute –«

»Sattle es sofort,« rief Magnus, wie ein Mensch, der nach Atem ringt.

»Magnus,« sagte Oskar, »um deiner selbst willen halte ich es nur für recht, dir zu sagen –«

Magnus aber schnitt ihm, sich kurz umwendend, das Wort ab.

»Laß ihn gehen,« sagte Helga, und ehe die Leute in den Zelten und in der Pacht-Ausspannung sich zum Frühstück niedersetzten, war Magnus auf seinem Wege zur Stadt zurück.

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