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51.
Der Tanzteich.

(Bei Niedersachswerfen.)

Kalt und unheimlich ist die Höhle, in deren Tiefe das Ziegenloch wie ein offener Rachen auf der Lauer liegt, um das unvorsichtige Opfer zu verschlingen, wie einstmals den armen Hirtenjungen, dem wohl eine Ziege hineingelaufen sein mag, die er wiederholen wollte. Oder ist's ein Bock gewesen, der übermütige Sprünge machte, als er im Grundwasser des Ziegenloches die bösen, lockenden Weisen des Tanzteiches murmeln hörte?

Der Tanzteich hat unterirdische Verbindung mit der Höhle. Wo heute sein unheimlich schwarzes Wasser den Teich bildet, stand einst eine Schänke, darin es mehr als lustig zugegangen ist. Einmal auch, da eine überlaute Gesellschaft den Raum mit Tabaksqualm und keckem Worte füllte, zog ein Gewitter von Wolfleben herüber und blieb schwarz – so wie der Teich jetzt ist – gerade über dem Wirtshaus stehen. Warnend jagten scharfe Blitze dahin, drohend rollte ihnen der Donner nach. Mit Hohngelächter und lästerlichem Spott antworteten die wüsten Kerle. Der Tanz auf harter Diele, zu dem sich Männlein und Weiblein gefunden hatten, ging heftiger weiter, und sein Dröhnen wollte die Sprache des Himmels übertönen. Da leckte es herauf zwischen dem Bodenbelag, züngelnde Flämmchen und beißender Qualm; aus schwarzer Wolke fuhr rasend ein Blitz, und unter gewaltigem Donnerkrachen versank auf der Stelle das frevelhafte Haus mit Sang und, Klang und allen, die darinnen waren, im berstenden Erdboden.

Heute noch gurgelt es in der Tiefe und zieht in tückischen Wirbeln ewig gebannten Tanzes den Wagehals hinab, der über den lockenden glatten Spiegel hinfahren will. Ja, der Berg, unter dem der Tanzteich dahingleitet, beginnet zuweilen zu kreisen vor wagemutigen Augen.

* * *


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