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Ein Wort auf den Weg.

Wir wollen nicht unbescheiden sein: unser Büchlein mit seinen fünfzig Sagen vom Harz steht in seiner Art nicht allein da.

Es hat auch den gleichen Weg, wie verwandte Ausgaben: in der Hand des Harzwanderers den Suchenden an den Orten sagenhafter Vergangenheit die Schauer einer Zeit fühlen lassen, die an ursprünglicher Kraft, Romantik und Poesie reicher war, als unser Jahrhundert ist. Aber es soll noch mehr sein, wenn auch nicht im Sinne des zünftigen Forschers, dessen Aufgaben nicht unsere Aufgaben sind.

Wir wollen nicht nur sammeln, sichten und ordnen, sondern diesen ursprünglichen Kindern deutscher Volkserzählung den Weg bereiten zum Herzen des Menschen von heute, der die kurze und handlungsreiche Darstellung liebt. Wir hoffen aber auch, daß es uns gelungen ist, die mit Recht von den guten Geistern verworfene Straße vermieden zu haben, auf der flach und weitläufig entwickelte Geschichten wandeln, denen durch gar zu »freie Bearbeitung« jeder Hauch naiver Volkskunst genommen ward.

Vielartig und stark, wie das naturwüchsige Volk des Harzes, voll von Schauern außermenschlicher Mächte des Himmels und der Unterwelt, die die Harznatur und ihre Menschen geformt und belebt haben, so mögen die wiedererzählten Sagen vom Harz ihre Freunde suchen und finden. Daß das in reichem Maße der Fall sein möge, verdient vor allem auch der Verleger um des Mutes willen, im Taumel des Radiozeitalters eine Lanze zu brechen für das schlichteste, älteste Volksgut: die Sage.

Der Verfasser.

Magdeburg, Ostern 1926.

Geleitwort zur 3. Auflage.

Schon ein Jahr nach Herausgabe der »Sagen vom Harz« ließ der Verleger eine neue, größere Auflage folgen, die den Vorzug einer noch schöneren Bebilderung hatte. So kurze Zeit nach erstmaligem Erscheinen sahen wir bei der zweiten Auflage von einem Geleitwort ab; es konnte füglich das zu Ostern 1926 Gesagte noch gelten. Nun, da seit fünf Jahren die »Sagen vom Harz« ihre alten Freunde haben und immer wieder neue finden, sei dieser Neuauflage abermals ein »Wort auf den Weg« mitgegeben.

Es soll vor allem den Lehrern gedankt sein, die den geschichtlichen, kulturellen und landschaftschildernden Stoff im Fach verwenden. Und zwar nicht nur in unserer Provinz, sondern bis hin zum westlichen Industriebecken, hinab zur Wasserkante und fort bis zur Oder. Weit über den niedersächsischen Kulturkreis, der ja im Sagengebiet des Harzes einen unbestreitbaren Mittelpunkt dieser Art hat. Wünschen und Anregungen folgend, veranlaßte der Verleger auch diesmal Ergänzungen aus bisher stiefmütterlich behandelten Quellengebieten; so sind seit der ersten Auflage nun sieben neue Erzählungen aufgenommen, allerdings auch diesmal Häufungen durch Ausfall einiger Sagen entgegengearbeitet worden, ferner wurden durch einige Umstellung der Reihenfolge landschaftliche Gruppen klarer betont.

Reißen auch Stürme dieser Notjahre manches Blatt vom Deutschen Baume, die Wurzel greift umso tiefer in das angestammte Erdreich und bildet neue Kräfte zu künftigem Gedeihen unseres Volkes heran.

Hanns Trautner.

Magdeburg, im Frühjahr 1931.

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