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(Bei Thale.)
Unweit Thale, nach Neinstedt zu, stand einst ein großes und schönes Schloß, das einem mächtigen König gehörte, der dort mit seinen sieben Töchtern wohnte. Die sieben Kinder waren wohlgeraten, von gleicher Schönheit und Anmut, heitrem Sinn und treuer Liebe zu einander. Und alle sieben waren ihrem gütigen und mächtigen Vater in kindlicher Ehrfurcht zugetan, der mit stolzem Auge und starker Hand über seiner Töchter Leben und Weben wachte, als seines königlichen Herzens reinstem und kostbarstem Schatze.
Viele Ritter, Edle und Königssöhne aus weiten und nahen Landen kamen jahraus, jahrein zu diesem Harzkönig gezogen und waren seine Gäste und Freunde bei Hof und Jagd und ritterlichem Waffenspiel. Und mancher edle Jüngling verlor sein Herz an eine der blühenden Jungfrauen, deren aber keine die Schwestern zu verlassen vermochte, noch von der lieben Heimat erinnerungsreichen Gefilden zu scheiden.
Da kamen eines Tages sieben Prinzen aus Engelland und zogen in dem Schloß des Harzkönigs ein, mit Pauken und Drommeten, unter lustig flatternden Wimpeln und Standarten. Die sieben jungen Herren waren wohl geraten, von gleicher Kühnheit und Tapferkeit, heitrem Mut und männlicher Treue zu einander. Und alle sieben waren dem weisen und großen König in ritterlicher Ehrerbietung zugetan, der mit huldvollem Auge und gastfroher Hand den hochedlen Freiem Haus und Hof geöffnet hielt. Sie warben mit Anstand um des Königs Töchter und fanden ein jeder ein Herz, das für ihn schlug, fanden des Königs väterliche Neigung und führten sich jeder entbrennen in glücklicher Liebe zu seiner ihm anverlobten Braut. Und die sieben Bräute waren bereit, eine die andere und jede den Vater und alle der lieben Heimat erinnerungsreiche Gefilde zu verlassen. Erinnerung und Heimat, Schwester und Vater, alles verging ihnen im neugefundenen Glück, mit fliegenden Standarten und geschwellten Segeln an der Seite des geliebten Mannes einer hoffnungsvollen Zukunft entgegenzueilen.
Die Prinzen wollten alsbald nach Engelland zurück, die siebenfache Hochzeit vorzubereiten, und nahmen für diese kurze Zeit ihren Abschied von dem König und seinem Schloß, da sie ihr Glück gefunden hatten, trennten sich in schmerzlicher Seligkeit von dieses Glückes leibhafter Gestalt, von ihren schalkhaft zur Eile und baldigen Wiederkehr mahnenden Bräuten. Sieben Wimpel grüßten aus dem Tal herauf, sieben weiße Tüchlein vom Söller hinunter, allein stand der König und war doch glücklich, würde er gleich gar bald ganz einsam sein.
Am Walde aber, durch den die Prinzen auf ihrem Heimweg mußten, lagen alle abgewiesenen Freier, die Grafen, Ritter, Edeln und Königssöhne, denen kein Herz der Königstöchter zugefallen war, im Hinterhalt und ließen die sieben Glücklichen vorüberziehen, folgten ihnen dann auf verschiedenen Wegen nach, griffen sie mitten im Walde geschwind und unvermutet von mehreren Seiten an und schlugen sie, die ganz in dem Traum ihres Herzens eingesponnen, fast der Gegenwehr vergaßen, bis auf den letzten Mann.
Die Kunde davon kam zu des Königs Schloß, und sogleich gingen die Jungfrauen hinaus in den Wald, wo sieben Wimpel traurig an der zerspellten Lanzenspitze auf moosigem Grunde lagen. Die weißen Tüchlein in ihrer Hand preßten die Königskinder auf Mund und Augen, als sie ihre toten Liebsten begruben, dann aber weinten sie ohne Schranken und ohne Ende, daß die heißen Tränen in Moos und Blumen sprangen gleich sieben Waldquellen. Allein stand auf seinem Söller der König, der einsam und unglücklich geworden war, und schaute hinüber nach dem Wald, wo die sieben Quellen sprangen aus bitterstem Herzeleid.
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