Ludwig Tieck
Kaiser Octavianus
Ludwig Tieck

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Saint Germain, die Matte, Lager, Zelte, Trommeln und Kriegsmusik.

Clemens, Florens, Claudius.

Clemens. Das ist ein Lärm mit Pauken und Trompeten,
Spektakel da mit Hörnern und mit Trommeln,
Man kann sein eigen Wort davor nicht hören.
Wie hat sich unsre Ruhe, Haus und Wiese
Auf einmal so verwandelt? Lager, Zelte,
Pferd' und Soldaten laufen hier herum,
Man kann nicht aus dem Hofe gehn, so kömmt
Solch bärt'ger Kerl einem sogleich entgegen,
Die Mutter kann kaum aus der Thür mehr kucken,
So fürchtet sie das Zeterwesen.

Florens.                                             Vater,
Jetzt könnt' das Roß sein Geld wieder verdienen,
Wenn ich so in die Türken ritte!

Claudius.                                           Daß
Sie dich zusammt dem Rosse auch todt schlügen!

Clemens. Ja wohl, ja wohl! wie haben sie gehaust
Im ganzen Lande, alles umgebracht,
Das, dummer Junge, ist kein Spaß, ein Krieg
Hat mehr wohl zu bedeuten. – Kinder, seht,
Was sind denn das für Leute, die da aufziehn,
So roth und schön mit fliegenden Panieren?

Florens. Engländer sind's, die über's Meer herkommen,
Ihr König Edward führt sie an. – Der Sultan
Steht sieben Meilen nur noch von Paris,
Ein ander Lager steht der Stadt ganz nahe.
Den Sultan möcht' ich sehn!

Clemens.                                     Ei, Gott bewahre!
Das ist ein grimmer Mann, in lauter Gold
Gewappnet und Demanten einher ziehend,
Auf seinem Rosse sitzend, das so weiß
Wie Schnee ist und vor allen Pferden vorragt;
Das Roß hat auf der Stirn ein scharfes Horn,
Scharf, wie geschliffner Stahl, womit es manchen
Todt nieder rennt, unten in Gold gefaßt:
Der Türke sitzt mit mächtig dickem Kopf
Und großen wilden Augen oben drauf,
Sein weißer Bart reicht bis zum Sattelknopf
Und wen er ansieht, muß des Todes sterben. –
Was ist das für kuriose Feldmusik?
Ganz hübsch. Was sind denn das für grüne Leute
Mit Federbüschen, blitz'nden Hellebarden?

Florens. Das sind die tapfern Männer aus Provence,
Berühmte Ritter und Soldaten, Armand,
Der kühne junge Graf ist ihr Anführer.

Clemens. Wenn so die Heiden das Gewirr hier sehen,
Das mancherlei Getöse durch einander,
Fußvolk und Reiter, grimm'ge Marketender,
So liefen sie im Augenblick davon.

Florens. Der große Riesenkönig wird nicht laufen,
Der ist noch größer als der Sultan, allen
Ragt er hervor, so wie der Schäfer thut,
Wenn er vor seiner Heerde Schaafe steht.
Der will des Königs Haupt, es seiner Braut
Statt Morgengabe heimzubringen: wer
So glücklich wäre, dem eins zu versetzen!

Claudius. Da ziehn die span'schen blauen Truppen aus,
So stolz im Gang, so prächtig in der Rüstung.

Clemens. Ja, ja! die sind noch von den alten Gothen.

Claudius. Ach, was sie von der Marcebill erzählen!
Die, Vater, soll das schönste Mädchen sein,
Die je auf Erden ging, und grimmig, wild,
Ein Haar, wie vom feinsten Dukatengold,
Fließt ihr in vielen Ringeln um die Schultern,
Die Backen roth, der Mund wie eine Kirsche,
Dabei in lauter Gold und Schmuck gekleidet,
Ihr Anzug ist ein Königreich wohl werth!
Vater, wenn die mal so hier bei uns säße
In unsrer Putzstub' auf dem Ruhebette.

Florens. Ja, hundert Meilen sollt' ein junger Bursch
Laufen, die Marcebille anzusehn.
Ich krieg's nicht aus dem Kopf, dreihundert Jungfraun,
Alle so schön, so reich geschmückt, herrlich zu Pferde
Begleiten sie; ei ja, die Türken sind nicht schlimm,
Sie haben auf der Welt die schönsten Weiber. –
Vater! nun, Vater, seht! in feuerfarb
Prächtig und strahlend kommen da die Römer,
Das edelste Geschlecht, die Tapfersten,
Der weltberühmte Kaiser Octavianus
Führt sie aus Welschland her, ein schöner Mann,
Ach, welche Truppen! Welche edle Ritter!
O dürft' ich mich doch unter sie gleich stellen.

Clemens. Nun, nun, sei nur nicht wild, laß dir nur rathen,
Tretet schnell ein, es nahn die Potentaten,
Und du wärst dumm genug und gar nicht blöde,
Du mischtest dich wohl gar in ihre Rede.

sie gehn in das Haus.

König Dagobert führt den Kaiser Octavianus an der Hand.

Kg. Dagobert.
Wie dank' ich euch für eure schnelle Hülfe,
Ihr führt den größten Zug zur Stadt heran.

Octavianus. Doch kam ich fast zu spät, rings eingeschlossen
Ist von der Heidenschaar die ganze Gegend.

Kg. Dagobert.
Das größte Heer steht schon zu Dammartin,
Ein andres hat sein Lager aufgeschlagen
Ganz nahe zu Montmartre, auf dem Berge,
Auf dem der heil'ge Dionysius litt:
Unwill' und Schmerz ringt mir in trüber Seele,
Daß diese Stätte Heiden frech entweihen.
Doch kommt hieher, mein edler Fürst, hier steht
Das Zelt für euch, wenn ihr nicht mit mir wollt
Und eure Ruhe nehmen in der Stadt.

Octavianus. Vergönnt mir heut, daß ich bei meinen Truppen
Den ersten Tag und auch die Nacht verbleibe.

Kg. Dagobert.
Wie freut es mich, das kaiserliche Antlitz,
Das theure, vielerwünschte, nah zu sehn,
Doch theilt ihr meine Freude nicht, in Trauer
Und stille Schwermuth senkt sich euer Auge,
Auf euch vertrau' ich und die Christenheit,
Wir werden siegen, dies weiß ich gewiß,
Euch werd ich's danken, darum seid getrost.

Octavianus. Wie gern seh' ich in euch verschönert wieder,
In eurer frischen Jugend, was auch Jugend
In mir einst war: doch nicht das gegenwärt'ge,
Nicht dieses Unglück, diese Noth allein
Ist das, was mich bedrängt; mein ganzes Leben,
Ja aller Menschen Leben scheint mir nur
Ein schwerer Traum, seit ich das Herz des Lebens,
Die Liebe, die der Inhalt alles Seins ist
Und mit ihr meine Tugend auch verlor.
Mein edler König, ihr habt ja vielleicht
Von meinem Schicksal mancherlei vernommen,
Des Glückes Liebling war ich und verzogen
Ward ich von ihm, wie Kindern es geschieht;
Alles gelang mir, was ich wünschte, dachte,
Erfüllung kam mir glänzend reich entgegen,
Wenn ich noch oft kaum meine Hoffnung kannte.
So ward ich übersättigt, eitel, launisch,
In mir erwachten tausend Leidenschaften,
Auch kein Gelingen wollte mehr genügen
Und die Erfüllung meiner Wünsche war
Mir nichts, denn ohne Inhalt war mein Wunsch;
Ich warf hinweg, verdarb, was meinem Herzen
Das nächste war, freute mich auf Verlust,
Auf das Gefühl, daß ich etwas verloren:
Und so wie Eltern, wenn sie Kinder lang
Verzogen, sie durch übertriebne Strenge,
Ja Grausamkeit endlich zu bessern suchen,
Wie sie zuerst mit Mühe sie verdarben,
So macht' es auch das Glück mit mir, ich bin
Erblos und ohne Kinder, die mich liebten.
Doch warum klag' ich nicht mich selber an?
Ich selber war Urheber meines Schicksals. –

Bertrand kommt.

Bertrand. Mein König, eben nahen euch die Fürsten,
Die mit den Völkern euch zu Hülfe zogen,
Doch durch das Lager kommt vom Feld geritten
Ein türkisch Scheusal als ein Ausfodrer,
Auf einem magern schlechten Klepper sitzend,
Den er mit Geißelhieben statt mit Sporen
Antreibt, er selber bucklicht, ungestalt,
Auf beiden Augen schielend, grob und bäurisch,
Fragt er nach unserm König Dagobert.

Kg. Dagobert. So laßt ihn vor. –

Bertrand ab.

Zu ihnen tritt Edward, König von England, Rodrich, König von Spanien, Armand, Graf von Provence.

Kg. Dagobert.
Seid mir, ihr edlen Fürsten, hochbegrüßt,
Edward von England, Rodrich Spaniens Herr,
Graf Armand von Provence, für den Christ
Seit ihr geschmückt glänzend in eurer Wehr.
Bringt den Pokal nun, der der schönste ist,
Ihr Schenken, voller Wein zum Zelte her:
Die Botschaft, die vom Türken angekommen,
Sei hier indeß in unserm Zelt vernommen.

Hornvilla. tritt ein.

Hornvilla. Man sieht, hört, spürt keinen einz'gen Maulaffen,
Der mir sagt, wo steckt König Dagobert.

Kg. Dagobert.
Sei ruhig nur, du Bote mißgeschaffen,
Er ist es, der sein Antlitz zu dir kehrt.

Hornvilla. Eure Armee steht wohl nur da zu gaffen,
Als wär' ich ein ausländisch wildes Pferd;
Doch weil ich nunmehr steh' vor Frankreichs Könige,
So höre denn von mir nur Worte wenige.

    Mein frommer König, vor dir knie ich nieder,
Weil das einmal gebräuchlich ist und Mode,
Doch sind die Türken alle dir zuwider
Und lechzen schon nach deinem bald'gen Tode,
Nicht lange mehr, so liegen deine Glieder
Zerstückt, verhaun, wir helfen dir vom Brode,
Drum denke nur auf Zeugen deines Testaments.
Dich frißt Mord, Hunger, Raben, Geier, Pestilenz.

    Denn draußen stehn, wie Meereswogen brausend,
Die wilden Schaaren, ohne Maaß und Zahlen,
Die hundert tausend und noch hundert tausend,
Die heller als die Sonn' in Waffen strahlen,
Entbrannt, begeistert, eure Köpfe lausend,
Euch Hirn und Mark so wie Mehl zu zermahlen,
Darum ergieb dem Sultan dich von Babylon,
Sonst, warlich, haben dich die Geier im Schnabel schon.

    Dies, glaube mir, mein Bester, kann nicht fehlen,
Geschworen haben's draußen die Schwadronen,
Drum solltest du dein armes Volk nicht quälen,
Die Bauern und den Adelstand verschonen;
Denn aller deiner Unterthanen Seelen
In ihren Leibern nur zur Miethe wohnen,
Laß rüsten sich zur Ewigkeit das Hackemack,
Sie müssen räumen das Quartier mit Sack und Pack.

    Hauptsächlich aber schickt mich Marcebille,
Des Sultans Tochter, welche drauf geschworen,
Es ruhe nicht ihr Herz und nicht ihr Wille,
Sie fasse denn dein Haupt bei seinen Ohren,
Und daß sich dies Gelüst ihr bald erfülle,
Hat einen Riesen man apart geboren,
Groß, wie ein Haus, stark, wild, wie ein Rhinozeros,
Grimmig und unbesiegbar für Stich oder Stoß.

    Draußen steht der, erwartend deiner Ritter,
Wer es wohl wagt, daß er sich im Duelle
Mit Lanze, Schwerdt dem Kampfes-Ungewitter
Mit unverzagtem Sinn entgegen stelle;
Doch fodert er, verlanget, wünschet, bitt't er
Um Sicherheit für seines Kampfes Stelle,
Daß einer nur, nicht mehr, zugleich, mag rächerisch
Ansprengen ihn von Helden hier großsprecherisch.

    Auf denn, ihr Edle, Fürsten, unverzagend,
Draus steht ein Feld voll Ehre dick aufblühend;
Frisch, muntre Jugend! die du gerne schlagend
Mit Herzenslust bist zu Gefahren ziehend;
Doch kenn' ich schon die feige Brut, nur klagend,
Für Wein und Huren nur lustvoll entglühend,
Denn wer es wagt, ausgeht und frisch zum Streite kam,
Nicht frisch zurück der kehrt vom Riesen-Bräutigam.

Kg. Dagobert.
    Genung der tollen übermüth'gen Worte,
Ich gebe dir Verheißung, daß der Wilde
Mag sicher sein, daß dem bestimmten Orte
Nur einer nahen mag in Helm und Schilde.
Alsbald geh wieder aus der Vestung Pforte,
Verkünde dies dem ungeheuern Bilde,
Doch wird der Himmel Sieg und Glück uns schenken,
Laß ich für deinen Uebermuth dich henken.
        Hornvilla ab.
    Bei Gott, es ist ein schnöder, frecher Hohn,
    Ich kann ihn nimmer, nimmer tragen,
    Kampf anzusagen
    Dem Frechen treibt mich an das heiße Blut,
    Mich trägt und hebt mein Muth,
    Ich will ihn schlagen
Oder nicht sitzen auf dem väterlichen Thron.

Kg. Edward. Das soll man nie von Männern aus Englands Lande sagen,
Daß sie gefürchtet hätten, mit Riesen sich zu schlagen,
Ich will mich fort begeben, und sehn wie er gestaltet,
Es kostet ihn sein Leben, wenn Tapferkeit noch waltet.

Kg. Rodrich.
Wie der Falke sein Gefieder
Schüttelt und die Schellen klingen,
Er mit seinen kühnen Schwingen
Aufsteigt, auf die Beute nieder
Stürzet aus der Höhe, wieder
Sich emporreißt ungeblendet
Und dem Tag den Blick zuwendet,
Also will ich zu ihm fliegen
Und den Grimmigen besiegen,
Alle Furcht ist dann geendet.

Graf Armand.
Wer Muth und Andacht kennet,
Im innern Herzen fühlend,
Der ist zürnend entbrennet:
Und mit Gefahr und Blut und Tod nur spielend,
Kann ihm kein Feind die süße Freude rauben,
Und wenn auch tausend drohen, er gehet kühn hinaus und siegt im Glauben.

Octavianus. Wer nicht mehr lebt, wem alles will entweichen,
Was uns verknüpft in Glauben, Liebe, Hoffen,
Der wird auch nie von Furcht und Angst getroffen,
Nie kann ein Zittern seine Wangen bleichen:
Wie kein Verlust ihn nie mehr mag erreichen,
So steht dem Unglücksel'gen auf dem schroffen
Gebirge doch die ganze Welt nun offen
Und er bleibt unverletzt von allen Streichen,
Die ihm ein Schicksal könnte vorbehalten;
Wenn Muth'ge zittern dürfen, die im Leben
Noch Leben, Liebe, Hoffnung, Glauben finden,
Ist dem Verarmten dieses doch gegeben,
Daß ihn umsonst die wildesten Gestalten
Andräun, nein, ihm muß jede Furcht verschwinden.

Kg. Dagobert.
Doch laßt uns, Fürsten, weisern Rath ersinnen,
Nicht stürzen wir so unbedacht von hinnen,
Denn unserm Wohl ist Wohlfahrt und das Leben
Der Völker und des Reiches übergeben.

Bertrand und Richard kommen.

Richard. Besinnt euch nur, denn das ist nicht gering.

Bertrand. Gefährlich, Freund, ist wohl ein jedes Ding;
Nein, wir Franzosen sind nur feige Dirnen
Und nicht von höherm Werth als faule Birnen,
Wenn wir den Trotz des Uebermüth'gen tragen
Und nicht mit Hand und Faust und Schwerdt drein schlagen.
Mein mächt'ger König, Fürst von großen Ehren,
Willst du mir meine Bitte wohl gewähren?
Vergönne, daß ich alsobald von hinnen
Mag reiten, mit dem Riesen Kampf beginnen.

Kg. Dagobert.
Mein junger Freund, habt ihr euch auch besonnen?
Das ist kein Ding plötzlich zum Scherz begonnen,
Der Riese ist der stärkst' im ganzen Heere,
Seid ihr besiegt, kränkt ihr auch unsre Ehre.

Bertrand. Mein König, gebt nur meiner Bitte Raum,
Dies ist mein Wunsch am Tag, bei Nacht mein Traum.

Kg. Dagobert.
So geht, und wandle mit euch alles Glücke,
Bringt uns des Ungeheuers Haupt zurücke.
        Bertrand ab.
Jezt, edle Freunde, mag ein jeder gehn,
Den Posten, den er übernahm, versehn.

König Edward, König Rodrich und Graf Armand gehn ab.

Kg. Dagobert.
Ihr bleibt und habt euch diesen Ort beschieden,
Die feindumgebne Stadt allhier zu schützen.

Octavianus. Sagt mir, mein König, wessen ist dies Haus,
Das wir dort vor uns sehn? Es ist nicht groß
Genug für einen Ritter, zu geräumig
Für ein gewöhnlich Bürgerhaus, die Lage
Ist angenehm.

Kg. Dagobert.       Es baute sich's ein Bürger
Vor ein'gen Jahren.

Octavianus.                 Wie beglückt ist diese
Beschränkung, dieser wiederkehr'nde Wechsel
Des Lebens, fern von großen Unglücksfällen
Und großem Glück, im Kreise seiner Kinder
Mit dem erworbnen Gut mit heiterm Sinn
Sicher dem Tode so entgegen gehn. –
Mein König, wollen wir das Lager mustern?

Kg. Dagobert.
Ich fürchte sehr für unsern jungen Ritter.

sie gehn.

Clemens, Hornvilla.

Hornvilla. Mir ist wohl gar, ich soll euch kennen?
Mögt ihr euch nicht den Clemens nennen?

Clemens. Herr Clemens, sagen art'ge Leut'.
Doch seid ihr nicht – du liebe Zeit!
Mit diesem Turban auf den Ohren
Hätt' ich wohl stets für euch geschworen,
Ihr seid der Mann, der Bräutigam,
Als ich her von Jerus'lem kam.

Hornvilla. Gar recht, wir waren damals froh.

Clemens. Wie seh' ich euch denn jezt also?
Ihr seid ein Türke, kommt mit Heiden?

Hornvilla. Ja, Freund, ich ließ mich gern beschneiden,
Die Ceremonie ward gelitten,
Daß sie mir nicht den Kopf abschnitten.

Clemens. Ihr seid, wie man's nennt, Renegat.

Hornvilla. Was sollt' ich thun? Ein jeder hat
Im Herzen seinen eignen Sinn,
Der eine läuft zum Grabe hin
Und läßt für Christum sich todtschlagen,
Der wagt für Machmud Hals und Kragen,
Doch was sie beide je gelehrt,
Hat mir noch nie den Kopf beschwert,
Ich halte alles nur für Fratzen.

Clemens. Ihr werd't euch hinter's Ohr mal kratzen,
Wenn so der jüngste Tag reinbricht
Und ihr wißt keine Antwort nicht.
Seid wohl nie in der Schul' gewesen
Und könnt nicht beten und nicht lesen.

Hornvilla. Ich sag' euch, lesen, singen, beten
Und alle die Curiositäten,
Das sind mir alles Narrenpossen.

Clemens. Ihr paßt zum Heiden wie gegossen,
Es weist eure Constellation,
Für euch ist nicht die Religion.
Doch tretet was bei mir herein
Und trinkt 'ne Kanne kühlen Wein. –
So geht's in dieser Welt, im Traum
Wäre mir eingefallen kaum,
Daß ich bewirthen als Bekannten
Sollt' einen türkischen Gesandten.

sie gehn in das Haus.



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