Ludwig Tieck
Kaiser Octavianus
Ludwig Tieck

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Dorf.

Hornvilla, Alivus

Alivus. Und immer brummen, immer schelten,
Ich halt's nicht länger aus, potz Velten!
Ich laufe in die Wüst' hinein,
Dann bleib' für dich, du volles Schwein!
Besoffen kömmt er stets nach Hause,
Dann macht er Lärmen und Gebrause,
Bei Tag, bei Nacht, niemals nicht Ruh,
Verdruß und Schläge noch dazu.

Hornvilla. So ist es recht, das heißt ja eben
Im Wehestand, im Ehstand leben,
Jezt bin ich voll und ziemlich froh
Drum geht dein Schimpfen dir noch so
Im Stillen hin, besinn' ich mich,
So schlag ich dafür morgen dich.

Alivus. Nie bist du still, ein ewig Zanken,
An Einigkeit, Ruh, kein'n Gedanken,
Was willst du denn? Was hast du vor?
Besinne dich, du bist ein Thor!
Was soll das Toben, Fluchen, Rasen?

Hornvilla. Mir drehst du warlich keine Nasen,
Ich sehe alles wie es ist,
Mein' Ehre, die liegt auf dem Mist,
Du hast mich doch, trotz allen Schlägen,
Daß du dich oft nicht konntest regen,
Trotz aller Vorsicht, aller Wacht,
Zu einem Hahnrei doch gemacht.

Alivus. Das ist nicht wahr, ich liebe dich
Zu meinem Leid zu inniglich.

Hornvilla. Wie kommt's denn also wohl, du Narr,
Daß wir noch immer ganz und gar
So ohne Kinder, ohne Erben?
Mit mir wird wohl mein Stamm aussterben.

Alivus. Es wär' ja Schade um die Art.

Hornvilla. Nach mir bleibt nicht mal ein Bastard;
Sonst hätt' ich doch noch Vaterfreuden,
So plagen mich nun alle Leiden,
Liegt's denn an mir? Sprich Wahrheit raus!

Alivus. Ich hab's genug und geh in's Haus. ab.

Ein Soldat kömmt.

Soldat. Seid ihr der Herr von dieser Schenke?

Hornvilla. Nun ja, mein Freund, so wie ich denke.

Soldat. Es werden Truppen ausgehoben,
Die Türken fangen an zu toben,
Ich geh umher und suche Leut',
Die tüchtig sind in Kriegeszeit.

Hornvilla. Soll ich denn etwa mit euch gehn?

Soldat, Da müßtet ihr anders aussehn,
Ihr wäret der Miliz ein Schänder,
Ihr taugt nicht mal zum Marketender.

Hornvilla. Nu, nu, ich tracht' nicht nach der Ehren.

Soldat. Ich will hier was bei euch verzehren,
Ist eure Frau denn ausgegangen?

Hornvilla. Die werdet ihr doch nicht verlangen,
Um unter euch Dienste zu thun?

Soldat. Ich will bei euch die Nacht ausruhn,
Die Frau ist mir seit längst bekannt;
Ihr seid nur dumm, sie hat Verstand,
Und seht, es ist euch zugeschworen,
Macht ihr viel Lärmen und Rumoren,
Ich greif euch alsbald bei dem Kragen,
Stoß euch die Hellpart in den Magen. ab.

Hornvilla. Ich fürcht' zwar sonst den Teufel nicht,
Jedoch mir hier mein Muth gebricht,
Soldaten niemals Spaß verstehn,
Da muß man durch die Finger sehn,
Von je hab' ich mit Wehr und Waffen
Nicht gern gehabt etwas zu schaffen;
Solch Ding geht auch gar plötzlich los
Und giebt euch einen Stich und Stoß,
Im Bauch hat man so mancherlei,
Lung, Leber, Herz und Magen frei,
Das treibt mitsammen sein Handthieren,
Da kann man's Leben leicht verlieren;
Das Schwert mag gehn grad oder krumm,
Irgend etwas trifft's immer drum. –
Was kommt denn da so klägelichen
Mit Beten, Weinen angeschlichen?

Ein Mönch kommt.

Mönch. O schützt, um Gott's Barmherzigkeit!
Mich Armen in der Einsamkeit,
Wenn ihr zu Christum euch bekennt
Und seinen Unterthan euch nennt.

Hornvilla. Wer seid ihr denn mit eurem Greinen?

Mönch. Wer sollte doch anjezt nicht weinen?
Es streifen durchs Gebirg die Heiden
Und thun den Mönchen tausend Leiden,
Die Einsiedler entfliehen all,
Der Libanon ertönt vom Schall
Des Kriegs, er ist von Waffen voll,
Kein Frommer weiß, wohin er soll,
Die Klöster stehn in Angst und Pein.
O Lieber, nehmt die Nacht mich ein,
Laßt mich in euer Haus eintreten
Und vor dem Sturm und Frost mich betten.

Hornvilla. So kommt nur 'rein, ein Christenmann
Ist drin, der all uns schützen kann,
Ein Krieger, tapfer, ohne Graun,
Er sizt daheim bei meiner Fraun.

beide ab.



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