Ludwig Tieck
Kaiser Octavianus
Ludwig Tieck

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Spaziergang mit Bäumen.

Richard allein.
Welch wild Gedräng' ist dorten auf dem Markt
Von Rossen und von Menschen! schöne Hengste!

Claudius und Gumprecht kommen.

Claudius. Nun, Gott bewahre! könnt ihr denn nicht sehn,
Daß ihr die Leute müßt so schrecklich stoßen?

Gumprecht. Ich hab' nicht Zeit, vor jedem Narren Umweg
Zu suchen, seht euch selbst ein bischen vor. ab.

Claudius. Solch Schlächtervolk ist grobe Nation,
Und ist nun Viehmarkt vollends, meinen sie,
Die ganze Welt ist nur für Ochsen da.

Richard. Da seid ihr ja, ich wollte bei euch wechseln,
Ich hab' heut eine Summe zu bezahlen.

Claudius. Ich kriege gleich das Geld, kommt nur nachher,
Mein edler Herr, jetzt richt' ich meinen Tisch. ab.

Richard. Doch lang' zu warten hab' ich keine Zeit. geht.

Rudolf, Emmerich kommen.

Rudolf. Glaubt mir, das ist der böseste Hallunke
Von allen, die mit Pferden zu uns kommen.

Emmerich. Er weiß sie anzubringen, auszustreichen,
Die Augen ordentlich kann er bezaubern,
Die Preise macht er übermäßig hoch,
Man thu' auch, was man will, man wird betrogen,
Erfährt er's dann, so lacht er sich halb todt.

Wolfhart kommt.

Wolfhart. Nun, meine gnäd'gen Herrn, ist euch der Hengst
Denn nicht anständig? Seht, bei meiner Seele,
Das ist ein Pferd für einen König, stark,
Gewandt in Schenkeln, kleinen Kopf, die Mähne
So rein, gedrungner Hals und breite Brust;
Dabei zum Springen, Laufen abgerichtet,
Voll Kraft und Muth, das wäre zum Turnier,
Zur Pracht, Wettrennen wohl für euch ein Pferd.

Rudolf. Doch deine Preise sind ja immer jüdisch.

Wolfhart. Es kostet mich fast selbst, was ich gefodert.

Rudolf. Laßt's uns noch mal vorführen.

Wolfhart.                                                   Ja, sehr gerne
Und kommt dahin, genau es zu betrachten.

sie gehn.

Bertrand tritt auf.

Bertrand. Tausend! da wird ein schönes Pferd geritten..
So eins war auf dem ganzen Markte nicht!
Wie viel der Kaufmann dafür fodern mag.

Wolfhart kommt zurück.

Wolfhart. Ja, tanz nur, tanz nur, Schwarzer; wie er schnaubt,
Wie er die Füße setzt, was das gebaut ist!

Bertrand. Was fordert ihr denn für den Rappen da?

Wolfhart. Ihr Gnaden, straf mich Gott, unter vierhundert
Kann ich ihn meinem Bruder selbst nicht lassen.

Bertrand. Ihr seid nicht klug. Was gilt es, um dreihundert
Ist er euch feil und das ist noch zu viel.

Wolfhart. 'S geht nicht, mein Herr, das Futter ist zu theuer.

Florens kommt mit dem Geldsacke.

Florens. Es wird heut heiß und das Gedräng' ist groß,
Der Jahrmarkt macht die Menschen alle wild. –
Welch schönes Roß! das trabt und springt so muthig,
Daß mir das Herz mitspringt in meiner Brust.
Glückselge Creatur, die auf dem Pferde
Ausreiten dürfte, über Gräben springen,
Hoch von der Erde unter sich zu fühlen
Den stolzen Gang, das Schnauben und das Prusten
Zu hören! Wie es halb sich wehrt, halb spielt
Gegen den blanken Zügel! Wär's doch mein!
Ach, das muß große, große Summen kosten,
Die kann ein Ritter nur, ein Graf erschwingen.
Sieh, wie er bäumt! Mir däucht, ich sollte besser
Ihn reiten, daß es adeliger stünde.
Was hilft's doch nur, die Gelder immer zählen,
Umwechseln und von neuem wieder wechseln,
Könnt' ich mir jemals solch ein Roß nur kaufen!

Bertrand. Dreihundert funfzig, seht, das ist das Letzte –

Wolfhart. Ich kann nicht, edler Herr, ich setzte zu.

Bertrand. Ihr werdet euch besinnen, wenn ich weg bin. geht.

Wolfhart. Käufer genug, nur fehlt es stets am Besten,
Die jungen Leute sind nicht recht bei Gelde.

Florens. Das ist das schönste Pferd, das ich im Leben
Gesehn, mich wundert sehr, daß es die Herrn
Nicht besser schätzen.

Wolfhart.                           Das hat seinen Haken.

Florens. Wie theuer ist denn wohl das schöne Thier?

Wolfhart. Er gilt mir ziemlich viel, vierhundert Pfund.

Florens. Vier hundert?

Wolfhart.                       Ja, keinen Dukaten wen'ger.

Florens. Nicht mehr? Was sind doch nur vierhundert Pfund?
Mein Herr, ich muß euch sagen, mich verwundert,
Wie ihr solch herrlich Pferd so wohlfeil laßt,
Denn das ist Unrecht, seht, in diesem Beutel
Sind richtig eingezählt fünf hundert Pfund,
Wollt ihr's nicht übel nehmen, wenn ich euch
So schlechtes Geld anbiete und euch bitte,
Ihr mögt das edle Roß mir dafür lassen?

Wolfhart. Ja, junger Herr, der Handel wär' mir recht!

Florens. Kommt, tretet unter's Kirchendach mit mir,
Da ist es ruhig, da will ich aufzählen. sie gehn.

Rudolf, Emmrich.

Rudolf. Das Pferd kauf' ich in meinem Leben nicht.

Emmrich. Es ist schon fort. – So viel Geld ist's nicht werth.

Rudolf. So rar ist auch die ganze Bestie nicht,
'S ist nur, daß man solch Pferd gar gerne hätte.

Emmrich. Je nun, ein andermal, 's ist öfter Markt.

sie gehn.

Wolfhart kömmt zurück mit dem Geldbeutel.
Das muß ich sagen! Was man nicht erlebt!
Konnt' ich mich doch des Lachens kaum enthalten.
Er giebt mir hundert mehr, als ich gefodert
Und bittet noch, ich soll nicht böse werden.
Der junge Mensch ist wohl im Kopf nicht richtig,
Besoffen, oder hat das Geld gestohlen.
Mir eins, ich geh' davon, es könnt' ihn reuen,
Er kommen und den Beutel wieder fodern. ab.



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