Ludwig Tieck
Kaiser Octavianus
Ludwig Tieck

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Haus.

Clemens, Susanne.

Clemens. Der Herr Ludwig ist ein guter Mann, ich komme immer mit recht vergnügtem Herzen von ihm.

Susanne. Er weiß so viele Neuigkeiten zu erzählen.

Florens kommt mit dem Sperber.

Florens. Vater! seh Er da!

Clemens. Wo kommst du her, Blitzjung! Hast die Rinder schon geschlachtet?

Florens. Ei nein! das ist meines Thuns nicht. Ich kam in die Metzig, da fuhren sie mich mit losen Worten an und drohten mir gar mit Schlägen, da ging ich wieder fort.

Clemens. Und wo hast du denn meine Rinder gelassen?

Florens. Aber seh der Vater doch nur den Vogel an! ein gar schöner vornehmer Sperber, der kann in die Luft steigen und den Reiger herunter holen, von wo ihn kein Auge mehr sieht, dazu hat er Schellen an den Beinen, die klingen, so wie er sich im Fluge bewegt.

Clemens. Und die Ochsen?

Florens. Nun die hab' ich dem Herrn gegeben dafür. Schaut nur! wenn ich ihn so auf der Hand trage, dürfte man mich wohl für einen Edelmann halten.

Clemens. Jung, bist unsinnig? bist toll? O meine schönen Ochsen! dummer Jung! Gelbschnabel! Das hat man davon, wenn man Schafköpfen was anvertraut. In ganz Paris find' ich so schöne feiste Ochsen nicht wieder, so großköpfig, so krummhornicht, so vollwampig. Ei, daß dich! du Blitzkröt! schaff' mir die Ochsen wieder.

Florens. Haben wir doch den Vogel dafür.

Clemens. Was Vogel, du Lausjung! ich bin kein Jäger, es ist nicht meines Amtes zu beizen und zu jagen. Mir vergehn die Sinne noch.

Florens. Nicht wahr, weil er so schön ist? Aber wo laß ich nur den herrlichen Vogel? Ich denke, auf meiner Kammer wird er am besten sein, da widerfährt ihm gewiß kein Leid. Hat er dem Vater nicht auch schon das Herz gestohlen? Seht, Mutter! ein Falke, man heißt ihn auch einen Sperber.

Clemens. Du thörichter Knabe, ich muß fast über dich lachen. – Was hilft's, daß ich eifre und schelte, er hört gar nicht einmal darauf. Nun versorg nur deinen Vogel und iß nichts, als was er dir einbringt, so wirst du schon gewahr werden, welchen herrlichen Kauf du gethan hast.

Florens ab.

Susanne. Hast du dich geärgert, lieber Mann?

Clemens. Wenn ich den Schaden verschmerzt habe, ist es mehr zum Lachen. Sag' ich's, es wird aus dem Kinde nichts, der Kopf sitzt ihm nicht auf dem rechten Fleck. Ich denk, ich laß ihm eine Weile die Geldsäcke dem Claudius nachtragen, unterdeß findet sich für ihn wohl eine andre Bestimmung.

Susanne. Das ist das beste, sonst könnte sich der Claudius mal erhitzen von dem Gewicht, darauf erkälten und krank werden. Aber dem Florens thut gar nichts Schaden.

beide ab.



 << zurück weiter >>