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Zweites Kapitel.
Ein Pflegevater

Ich war auf ihn zugegangen, um ihn zu küssen, aber er hielt mich mit seinem Stock von sich fern.

»Wer ist denn der? Du hattest mir doch gesagt ...«

»Nun ja, aber ... es war nicht wahr, weil ...«

»Ah, nicht wahr, nicht wahr!«

Mit erhobenem Stock trat er einige Schritte auf mich zu, und ich wich unwillkürlich vor ihm zurück. Was hatte ich denn gethan? Warum empfing er mich so, wenn ich ihm doch einen Kuß hatte geben wollen?

Ich hatte aber keine Zeit, diese Fragen, die sich in meinem kleinen Kopf überstürzten, näher zu überlegen.

»Ich sehe, daß ihr Fastnacht feiert,« sagte er, »das trifft sich ganz gut, denn ich habe einen gehörigen Hunger. Was hast du denn zum Nachtessen?«

»Ich wollte eben Krapfen backen.«

»Das sehe ich wohl, aber das ist kein Nachtessen für einen Mann, der zehn Meilen in den Beinen hat.«

»Ich habe nichts andres, wir haben dich nicht erwartet.«

»Wie, nichts, gar nichts zum Nachtessen?«

Er sah sich um.

»Da ist ja Butter!«

Nun blickte er an die Decke hinauf, an der einstens die Speckseiten gehangen hatten, aber seit lange war der Haken leer, und nur noch einige Bund Zwiebel und etliche Knoblauchzehen hingen herunter.

»Da sind auch Zwiebeln,« sagte er und schlug ein Bund herunter; »vier oder fünf Zwiebeln, ein Stück Butter, und wir haben eine gute Suppe. Nimm deine Krapfen heraus und dämpfe uns die Zwiebeln in der Pfanne.«

Die Krapfen aus der Pfanne nehmen! Mutter Barberin entgegnete nichts – im Gegenteil, sie beeilte sich, zu thun, was ihr Mann verlangte, während dieser sich auf die Ofenbank niederließ.

Ich hatte nicht gewagt, mich von dem Platz zu rühren, an den mich der Stock getrieben hatte, und betrachtete, an den Tisch gelehnt, meinen Vater.

Er war ein Mann von etwa fünfzig Jahren, mit einem harten, rohen Gesicht; infolge der erlittenen Verletzung trug er den Kopf auf die rechte Seite geneigt, und dies machte seine Erscheinung nicht vertrauenerweckender.

Mutter Barberin hatte die Pfanne wieder aufs Feuer gesetzt.

»Mit diesem bißchen Butter willst du uns eine Suppe machen?« fragte er.

Dann ergriff er den Teller mit der Butter und ließ den ganzen Klumpen in die Pfanne fallen.

Keine Butter mehr, also gab's auch keine Krapfen! Zu jeder andern Zeit hätte eine derartige Katastrophe mich tief betrübt, aber im Augenblick dachte ich nicht mehr an Krapfen und Aepfelküchlein, und der einzige Gedanke, der mich erfüllte, war der, daß dieser harte Mann mein Vater war.

»Mein Vater, mein Vater!« wiederholte ich mechanisch.

Eigentlich hatte ich mir nie einen genauen Begriff von einem Vater gemacht, und nur gedacht, es werde etwa eine Mutter mit einer tiefen Stimme sein; aber als ich jetzt den Vater betrachtete, der mir sozusagen vom Himmel gefallen war, fühlte ich mich von schmerzlichem Schrecken ergriffen.

Ich hatte ihn küssen wollen, und er hatte mich mit seinem Stock von sich abgewehrt – warum denn? Mutter Barberin stieß mich nie zurück, wenn ich sie küssen wollte, im Gegenteil: sie schloß mich in ihre Arme und drückte mich an ihr Herz.

»Statt dazustehen wie eine Salzsäule, kannst du den Tisch decken,« sagte er zu mir.

Schleunigst gehorchte ich. Die Suppe war schnell fertig, und Mutter Barberin schüttete sie in die Teller.

Dann verließ er die Kaminecke, setzte sich an den Tisch und fing an zu essen, wobei er ab und zu eine Pause machte, um mich zu betrachten.

Ich war so bestürzt und beunruhigt, daß ich nicht essen konnte und ihn ebenfalls betrachtete, aber nur ganz verstohlen.

»Ißt er immer so wenig?« fragte er plötzlich und wies mit dem Löffel auf mich.

»O nein, es schmeckt ihm recht gut.«

»Desto schlimmer! Wenn er wenigstens nichts essen würde!«

Natürlich hatte ich keine Lust zu sprechen, und Mutter Barberin, die hin und wider ging und ihren Mann aufmerksam bediente, schien ebensowenig zu einer Unterhaltung aufgelegt zu sein.

»Also du hast keinen Hunger?« fragte er mich.

»Nein.«

»Nun, dann leg' dich zu Bett und suche sofort einzuschlafen, sonst werde ich böse.«

Mutter Barberin warf mir einen Blick zu, der mich ohne Widerrede gehorchen hieß, aber dies wäre überflüssig gewesen – ich dachte nicht daran, mich zu widersetzen.

Wie dies in einer Menge von Bauernhäusern der Fall ist, diente unsre Küche gleichzeitig als Schlafzimmer. In der Nähe des Herdes befand sich alles, was man zum Kochen brauchte: der Tisch, der Backtrog und der Küchenschrank; auf der andern Seite des Raumes standen die Möbel, die zum Schlafen dienten: in einer Ecke das Bett der Mutter Barberin, und diesem gegenüber das meine, das hinter einem roten Vorhang in einer Art Wandschrank untergebracht war.

Eiligst zog ich mich aus und kroch in mein Bett, aber mit dem Einschlafen war es eine andre Sache. Man schläft nicht auf Befehl; man schläft, wenn man müde und sorglos ist, und ich hatte keinen Schlaf und war nicht sorglos.

Im Gegenteil, ich war furchtbar beunruhigt und fühlte mich sehr unglücklich.

Wie, dieser Mann war mein Vater? Warum behandelte er mich dann so barsch?

Das Gesicht an die Wand gedrückt, gab ich mir redlich Mühe, diese Gedanken loszuwerden und einzuschlafen, wie man mir befohlen hatte, aber es war unmöglich, der Schlaf wollte nicht kommen, und noch nie war ich so wach gewesen.

Nach einiger Zeit, ich weiß nicht, nach wie langer, hörte ich, daß sich jemand meinem Bette näherte. Der langsame, schleppende, schwere Tritt verriet mir sofort, daß es nicht Mutter Barberin war.

Ein warmer Hauch streifte meine Wangen.

»Schläfst du?« fragte eine unterdrückte Stimme.

Ich hütete mich wohl, zu antworten, denn die fürchterlichen Worte: »sonst werde ich böse«, klangen mir noch immer in den Ohren.

»Er schläft,« sagte Mutter Barberin; »sobald er in die Federn kommt, ist er auch eingeschlafen. Du brauchst keine Angst zu haben, daß er dich hört.«

Ohne Zweifel hätte ich jetzt sagen sollen, daß ich nicht schlief, aber ich wagte es nicht, denn man hatte mir ja befohlen, zu schlafen, und ich schlief nicht, befand mich also im Unrecht.

»Wie steht's mit deinem Prozeß?« fragte Mutter Barberin.

»Verloren! Die Richter haben entschieden, daß ich gar nichts unter dem Gerüst zu suchen gehabt hätte, und daß mir der Unternehmer keine Entschädigung schulde.« Dabei schlug er mit der Faust auf den Tisch und fing an zu fluchen, sprach aber kein vernünftiges Wort.

»Der Prozeß verloren,« fing er bald wieder von neuem an, »unser Geld verloren, ich verkrüppelt, das Elend vor der Thür! Und als ob das noch nicht genug wäre, finde ich noch ein Kind! Willst du die Güte haben, mir zu erklären, warum du nicht gethan hast, was ich dich geheißen habe?«

»Weil ich es nicht gekonnt habe!«

»Du hast das Kind nicht ins Findelhaus tragen können?«

»Ein Kind, das man mit seiner Milch genährt und das man lieb hat, kann man nicht auf diese Weise verlassen.«

»Es war nicht dein Kind.«

»Ich wollte schließlich thun, was du verlangtest, aber da ist er gerade krank geworden.«

»Krank?«

»Ja, krank, und da konnte ich ihn doch nicht fortschaffen, um ihn umzubringen, nicht wahr?«

»Und als er wieder hergestellt war?«

»Er war eben nicht so schnell wieder hergestellt. Auf diese erste Krankheit folgte eine zweite: der arme Kerl hustete, daß es herzzerreißend anzuhören war. Daran ist unser kleiner Nikolas gestorben, und es war mir, als müsse dieser auch sterben, wenn ich ihn nach der Stadt brächte.«

»Aber später?«

»Die Zeit war darüber hingegangen, und ich dachte, wenn ich so lange gewartet hätte, könnte ich auch noch ein bißchen länger warten.«

»Wie alt ist er jetzt?«

»Acht Jahre.«

»Gut, dann wird er eben mit acht Jahren dahin kommen, wo er schon lange hingehört hätte, und es wird ihm dadurch nicht angenehmer werden.«

»Ach, Jérôme, das wirst du nicht thun!«

»Das werde ich nicht thun! Wer soll mich davon abhalten? Meinst du denn, wir könnten ihn für immer behalten?«

Nun wurde es einen Augenblick still, und ich versuchte aufzuatmen, denn die Aufregung erstickte mich fast.

Bald begann Mutter Barberin wieder: »Wie du dich in Paris verändert hast! So hättest du früher nicht gesprochen.«

»Vielleicht. Jedenfalls steht es fest, daß ich in Paris mich nicht nur verändert habe, sondern daß ich dort auch zum Krüppel geworden bin. Wie jetzt seinen, deinen und meinen Lebensunterhalt verdienen? Wir haben kein Geld mehr; die Kuh ist verkauft. Müssen wir, wenn wir selbst nichts zu essen haben, ein Kind ernähren, das nicht uns gehört?«

»Er ist mein Kind.«

»Er ist so wenig dein Kind als meines. Er ist überhaupt nicht das Kind eines Bauern. Ich habe ihn während des Essens genau beobachtet: er ist zart und mager, seine Arme und Beine taugen nichts.«

»Es ist das hübscheste Kind im Ort.«

»Hübsch – das will ich nicht bestreiten. Aber kräftig! Macht ihn sein hübsches Aussehen wohl satt? Wird man mit solchen Schultern ein tüchtiger Arbeiter? Er ist ein Stadtkind, und Stadtkinder brauchen wir hier keine.«

»Ich sage dir, er ist ein wackerer Junge: klug wie eine Katze, und hat ein so gutes Herz. Er wird später für uns arbeiten!«

»Mittlerweile müßten aber wir für ihn arbeiten, und ich kann nicht mehr arbeiten.«

»Und was willst du sagen, wenn ihn seine Eltern zurückfordern?«

»Seine Eltern! Hat er denn Eltern? Wenn er welche hätte, würden sie ihn in diesen acht Jahren gewiß längst gesucht und gefunden haben. Ja, das war eine kolossale Dummheit von mir, daß ich glaubte, er habe Eltern, die ihn eines Tages zurückfordern und uns dafür bezahlen würden, daß wir ihn aufgezogen haben. Ein Esel, ein Schafskopf war ich! Daß er in schöne, mit Spitzen besetzte Windeln gewickelt war, bewies doch noch nicht, daß seine Eltern ihn suchen würden. Sie sind vielleicht auch tot.«

»Aber wenn sie es nicht sind? Wenn sie nun doch einmal kämen und ihn zurückforderten? Es ist mir immer, als ob sie kämen.«

»Wie eigensinnig doch die Frauen sind!«

»Aber wenn sie kommen?«

»Nun, so schicken wir sie ins Findelhaus! Aber jetzt ist genug geschwätzt! Die Geschichte langweilt mich! Morgen führe ich ihn zum Schulzen. Jetzt gehe ich und begrüße François; in einer Stunde bin ich wieder zurück.«

Die Thür wurde geöffnet und wieder geschlossen.

Er war fort.

Da richtete ich mich lebhaft auf und rief der Mutter Barberin: »Mama, ach Mama!«

Sie kam eiligst an mein Bett. »Läßt du mich wirklich ins Findelhaus bringen?«

»Nein, mein lieber, kleiner Remi, nein.«

Sie küßte mich zärtlich und schloß mich in ihre Arme. Diese Liebkosung machte mir wieder ein wenig Mut und meine Thränen versiegten.

»Du hast also nicht geschlafen?« fragte sie sanft.

»Ich kann nichts dafür.«

»Ich zanke dich ja auch nicht! Dann hast du also alles gehört, was Jérôme gesagt hat?«

»Ja, du bist nicht meine Mama, aber er ist auch nicht mein Vater.«

Ich sprach diese Worte nicht alle in demselben Ton, denn wenn es mich auch tief betrübte, zu erfahren, daß sie nicht meine Mutter war, so fühlte ich mich doch glücklich, beinahe stolz darüber, daß er auch nicht mein Vater war. Daraus entstand ein Widerspruch in meinen Gefühlen, der auch aus meiner Stimme hervorklang.

Mutter Barberin schien dies nicht zu beachten.

»Vielleicht hätte ich dir die Wahrheit mitteilen sollen,« sagte sie; »aber du warst so ganz mein Kind, daß ich dir nicht ohne Veranlassung sagen mochte, ich sei nicht deine rechte Mutter! Du hast ja gehört, armer Kleiner, daß man deine Mutter nicht kennt! Lebt sie, oder ist sie tot? Man weiß es nicht. Als Jérôme in Paris eines Morgens durch die Avenue Breteuil, eine breite, mit Bäumen bepflanzte Straße zur Arbeit ging, hörte er ein Kind schreien. Das Weinen schien von einer Gartenthüre herzukommen. Es war im Monat Februar und es dämmerte erst. Als er sich der Thüre näherte, sah er ein Kind auf der Schwelle liegen, und als er sich umblickte, um jemand herbeizurufen, entdeckte er einen Mann, der hinter einem dicken Baum hervorkam und sich aus dem Staub machte. Ohne Zweifel hatte sich der Mann hier versteckt, um zu beobachten, ob das Kind, das er selbst unter die Thüre gelegt hatte, von jemand gefunden würde. Jérôme befand sich nun in großer Verlegenheit, denn das Kind schrie aus Leibeskräften, als hätte es begriffen, daß nun Hilfe gekommen sei, und als wollte es sich diese durchaus nicht wieder entwischen lassen. Während Jérôme sich überlegte, was zu thun sei, gesellten sich noch andre Arbeiter zu ihm und sie beschlossen, das Kind auf die Polizeistation zu tragen. Es hörte nicht auf zu schreien: offenbar litt es unter der Kälte. Aber da es auf der Polizeistation sehr warm war und das Weinen doch nicht aufhörte, dachte man, es habe Hunger und holte eine Nachbarin, die ihm die Brust gab. Gierig fing es an zu trinken: das arme Kindchen war völlig ausgehungert. Dann wurde es am Feuer entkleidet.

»Es war ein schöner, strammer, dicker, rosiger Knabe von fünf oder sechs Monaten; das Weißzeug und die Windeln, in die er eingewickelt war, verrieten, daß er reichen Eltern gehörte. Offenbar war er gestohlen und dann ausgesetzt worden. Wenigstens erklärte der Polizeikommissär den Fall auf diese Weise. Was war nun mit dem Jungen anzufangen? Nachdem er alles aufgeschrieben hatte, was Jérôme wußte, und auch noch eine genaue Schilderung des Kindes und seiner Windeln, die nicht gezeichnet waren, sagte der Kommissär, er wolle es ins Findelhaus schicken, wenn keiner unter den Anwesenden die Sorge dafür übernehme, es sei aber ein schönes, gesundes, kräftiges Kind, das nicht schwer aufzuziehen wäre, und sicherlich würden seine Eltern, die natürlich Nachforschungen anstellten, denjenigen freigebig belohnen, der für ihren Jungen gesorgt hätte. Daraufhin trat Jérôme vor und sagte, er wolle die Sache auf sich nehmen, und man übergab ihm das Kind. Ich hatte gerade einen Knaben in dem nämlichen Alter und Nahrung genug für zwei. So bin ich deine Mutter geworden.«

»Ach, Mama!«

»Nach drei Monaten verlor ich mein Kind, und von da an hatte ich dich noch viel lieber und vergaß ganz, daß du nicht wirklich unser Sohn bist. Unglücklicherweise hat aber Jérôme es nicht vergessen, und als er nach drei Jahren sah, daß deine Eltern dich nicht gesucht oder wenigstens nicht gefunden hatten, wollte er dich ins Findelhaus thun. Du hast gehört, warum ich ihm nicht gehorcht habe.«

»Ach, nur nicht ins Findelhaus,« schrie ich und klammerte mich an sie an. »Mutter Barberin, nicht ins Findelhaus, ich bitte dich!«

»Nein, mein Kind, du sollst nicht ins Findelhaus kommen. Ich werde das schon zu stande bringen, denn Jérôme ist kein böser Mensch, das wirst du schon sehen; er ist nur gereizt durch das Unglück und die Angst vor Entbehrungen. Wir werden arbeiten und du auch.«

»Jawohl, alles was du willst! Aber nur nicht ins Findelhaus!«

»Du sollst auch nicht hinkommen unter der Bedingung, daß du jetzt gleich schläfst. Wenn er heimkommt, darf er dich nicht wach finden.«

Nachdem sie mir noch einen Kuß gegeben hatte, drehte sie mir den Kopf nach der Wand.

Gerne wäre ich eingeschlafen, aber ich war zu tief erschüttert und bewegt, als daß ich hätte Schlaf und Ruhe finden können.

Also Mutter Barberin, die immer so gut, so lieb gegen mich gewesen, war nicht meine rechte Mutter! Was war dann aber eine rechte Mutter? Noch besser, noch liebevoller? O nein, das war gar nicht möglich!

Was ich aber ganz genau verstand und lebhaft fühlte, das war, daß ein Vater weniger hart gewesen wäre, als Barberin, und mich nicht mit erhobenem Stock so kalt angeblickt hätte.

Er wollte mich durchaus ins Findelhaus schicken – ob Mutter Barberin ihn wohl davon abhalten konnte?

Im Dorfe gab es zwei Kinder, die man nur die Findelhauskinder nannte; sie trugen ein Blechtäfelchen mit einer Nummer darauf um den Hals und waren immer schlecht gekleidet und schmutzig; man verhöhnte und schlug sie, und die andern Kinder jagten oft hinter ihnen drein wie hinter einem verlaufenen Hund, den man hetzt, weil es einem Spaß macht und wohl auch, weil er niemand hat, der ihn in Schutz nimmt.

Ach, ich wollte nicht sein wie diese Kinder! Ich wollte keine Nummer um den Hals tragen und wollte nicht, daß man hinter mir drein lief und schrie: »Ins Findelhaus! Ins Findelhaus!«

Bei dem bloßen Gedanken schüttelte mich das Entsetzen. Und ich schlief nicht und Barberin konnte jeden Augenblick heimkommen.

Glücklicherweise kam er nicht so bald, wie er gesagt hatte, und der Schlummer suchte mich heim, ehe er wiederkehrte.


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