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44. Kapitel

Im Affenhaus war einer von den Wärtern krank geworden. Sein Vertreter war ein behender Mensch, den man niemals müßig sah. Bei ihm ging alles flott und hintereinander, und eine Arbeit, zu der seine Kollegen eineinhalb Stunden brauchten, die schaffte er in einer Stunde. Trotzdem sah alles ordentlich und sauber aus.

Doch es war ein Mangel bei seinem Arbeitsgalopp, der Kopf arbeitete nicht so exakt wie die Hände.

Als der Mann die kleinen Käfige der selteneren Meerkatzenarten säubern wollte, geschah folgendes:

Oben, außerhalb des Käfigs, waren elektrische Heizsonnen angebracht, die den wertvollen Affen das Klima ihrer Heimat teilweise ersetzen sollten.

Der Hilfswärter setzte flink seine Geräte ab, stieg über die Barriere, und mit einem Griff eines der Gittertüren öffnend, mit der anderen Hand gleichzeitig die Heizsonnenschaltung bedienend, wollte er sich in den Käfig schwingen. Doch in diesem Moment schlugen drei Körper schwer auf den Boden, denn wie vom Blitz erschlagen waren drei Meerkatzen heruntergestürzt. Die vierte saß auf einem runden Holzsitz, als die Käfiggenossen aber so plötzlich niederstürzten, wechselte auch diese ihren Platz und hängte sich oben an das Gitter. Augenblicklich wurde auch dieses Tier von einer unsichtbaren Kraft zu Boden geschleudert.

Da lagen nun alle Affen in verkrampfter Stellung und bewegten sich kaum. Der elektrische Strom war durch eine Ungenauigkeit des Wärters in die Eisenteile des Käfigs geleitet worden, und die Meerkatzen hatten schwere elektrische Schläge erhalten.

Schnell schaltete der Mann den Strom aus und sah sich das Unglück an. Seine Bestürzung ließ bald nach, denn die Affen erholten sich einer nach dem anderen ziemlich schnell.

Zuerst richteten sie sich mühsam auf und standen schwankend auf den Beinen. Dann erklommen sie ihre gewohnten Sitzplätze und kamen nach und nach wieder zu sich.

Ein anderes Mal mußte derselbe Mann die Agutis umsetzen. Agutis sind tropische Nagetiere, die je nach der Art grau-grünliche oder braun-orangefarbene, glatt anliegende Haare haben. Ihre Gangart erinnert etwas an die kleiner Gazellen. Diese hübschen Tierchen sollten von einem Zoorevier ins andere überführt werden. Nachdem die flinken Nager mit großen Keschern eingefangen waren, steckte der Wärter alle sechzehn Agutis in zwei große Säcke, legte sie auf eine Karre und fuhr sie zu ihrem neuen Gehege.

Dort angelangt zeigte sich jedoch, daß alle Tiere in schwerer Apathie und mit feuchten Haaren durcheinanderlagen.

Fünf von ihnen waren bereits tot, und vier weitere starben noch am selben Tage.

Erst die Hetzjagd mit den Netzen und dann die erstickende Enge hatte die Agutis an Herzschlag eingehen lassen.

Das dritte Mißgeschick traf den Mann dann selbst.

Beim Ausmisten des Greifstachlerkäfigs fuhr ihm einer der ausgefallenen Stacheln in den Finger. Immer in Eile, ging es ihm mit dem Mistrechen nicht schnell genug, und obwohl er wissen mußte, daß in diesem Käfig Stacheln zwischen Streu und Mist lagen, nahm er die Hände.

Mehrere Tage ging er mit dem immer röter und dicker werdenden Finger nicht zum Arzt. Dann aber war die Blutvergiftung so weit vorgeschritten, daß wiederholte Operationen nötig wurden, und schließlich blieben die Muskeln des ganzen Armes schlaff, und der Mann mußte seine Stellung im Zoo aufgeben, da er der Arbeit nicht mehr gewachsen war. Glücklicherweise geriet er nicht in Not, er machte mit Hilfe eines Freundes einen Zigarrenladen auf, der ihm seinen Lebensunterhalt gab.


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